der ständige K(r)ampf
Ja, da gebe ich dir auch vollkommen recht. Aber was ist, wenn meine Finger nicht das mitmachen, was ich will, weil sie verkrampfen (na gut, die Finger eher weniger, sondern mehr das Handgelenk und der Arm, manchmal auch das Bein)?
Sie verkampfen, weil ihnen ihr Besitzer nicht genau signalisiert, was sie tun sollen. Um es genau zu ergründen, solltest du mal ein Beispiel nennen, wann du das gefühl hast, dass die Finger verkrampfen und wie äussert sich das . Das klingt so unbestimmt. Werden einzelne Finger steif oder unbeweglich. Mir ist nicht ganz klar, was du direkt meinst. Eher kann ich mir vorstellen, dass der Unterarm so ein Gefühl zeigt, als ob er langsam fest geht. Und das kommt fast immer von sich gegenseitigen Überlappenden signalen, die gleichzeitig den Fingern wiedersprüchliche Bewegungen befehlen-
Geht das nur durch Jahrelange Übung oder kann man das auch irgendwie schneller erlernen? Dieses Gefühl von Entspanntsein, auch bei schnelleren Stücken?
Zur Diagnose solltest du die Trennlinie rausbekommen, ab wann so ein Verkrampfen wahrscheinlich wird. Passiert das ab einem bestimmten Tempo, welches du von dir verlangst oder bei anderen Anforderungen.
Solltest du eine Passage, wie eine längere Tonleiter ab einem gewissen Tempo nicht mehr locker spielen können, kann es auch damit zu tun haben, dass die Lagenwechsel der Hand nicht geschmeidig genug ausgeführt werden.
Kurzer Versuch einer Erklärung, was da physiologisch passiert, also technisch bzw mechanisch gesehen.
Wir nehmen als Beispiel zwecks besserer Anschaulichkeit eine einfache Tonleiter in C-dur über 4 Oktaven (oder auch 3)
Du beginnst mit c und wechselst dann bei g die Lage, dann wieder bei d und dann bei a usw,, also alle 4 Tasten. du kannst natürlich auch den üblichen c-dur fingersatz wählen mit daumen auf c un f, aber mit dem 4 Ton Lagenwechsel sparst du welche ein, die dir mehr Geschwindigkeit verleihen.
Jetzt musst du sehr fein und genau beobachten, was passiert.
Du beginnst also bei c und spielst 4 Töne, dann kommt die Hand in die neue Lage mit dem daumen auf g usw. Bei fast jedem Schüler ist es nun der Fall, dass er in der ersten Lage eine sehr entspannte Haltung einnimmt und diese erste Lage völlig richtig spielt. Bereits aber bei der 2. Lage ist die Hadn nicht mehr so entspannt, wie in der ersten, dabei wäre es doch logisch, dass die Hand bei jeder weiteren Lage die gleiche optimalen Position einnehmen muss, wie in der ersten Lage.
Woher kommt das ? Der Lagenwechsel, also der Daumenwechsel auf ddie neue Taste wird physiologisch nicht optimal gelöst. Es ist völlig gegen unseren Spielapparat gerichtet, eine solche Übungen nur mit den Fingern zu spielen. Der Unterarm, das Handgelenk und auch der Oberarm und letzendlich der ganze Körper sind beteiligt. Natürlich kann ein Pianist, selbst wenn man ihm die Hände auf eine Schiene fesselt, das noch einigermassen gut spielen, aber nach einiger zeit wird auch er festgehen und verkrampfen, weil die kaum sichtbaren minimalen Ausgleichsbewegungen entfallen, die für die Entspannung sorgen.
du musst also im Experiment herausbekommen, wie dieser Lagenwechsel ganz geschmeidig durch leichtes Mitarbeiten des Handgelenks und des Unterarms so auszuführen ist, dass du dich in jeder neuen Lage wieder genauso frei fühlst wie in der Ersten. Sollte die 2. Lage bereits eine nur minimale Verschlechterung der entspannten Haltung darstellen, dann werden sich diese Differenzen im Verlaufe der Passage weiter verstärken (die 3 . Lage ist noch schlechter und die 4. schon ganz schlecht)- nun wäre es gut jemanden zu haben, der das beobachten kann oder einem das zeigt.
Ein russischer Pianist zeigte mir das mal an einem Tisch:
er formte seine hand zu einer sehr lockeren Faust und bewegte sich quasi auf den fingermittelgliedern laufend (so stützen sich übrigens Gorillas ab, wenn sie länger dastehen, also nicht auf den fingergrundgelenken, sondern auf den Fingermittelgelenken) sehr schnell über den Tisch und das sah dann aus wie das Rennen eines tausenfüsslers oder auch einer Schlange.
Wichtig ist jedenfalls, dass diese Lagenwechsel sehr geschmeidig ausgeführt werden. Solange da noch etwas hakt oder sperrt, wird die Hand immer wieder verkrampfen, weil sie einfach zu ungenaue Nervensignale erhält.