Das 3,5 -Oktaven-Teil von dem ich sprach, ist leider wirklich ein Toypiano. Mit Massivstäben. Der Hersteller war die erloschene Firma PianoHarp aus Korea. Vermutlich Anfang der 1980er Jahre gebaut. Als Celesta-Ersatz klanglich definitv nicht geeignet. Eher für John Cage & temporary / Neue Musik.
Richard Strauß' Musik erwartet einen typischen Schiedmayer/Mustel-Klang. Besonders in so ätherischen Stücken, wie den vier letzten Liedern - ganz große Gänsehautmusik - kann man nicht wirklich auf Alternativen hoffen. Kleinere Instrumente von Mustel gehen prinzipiell. In 443 Hz wurden sie nicht hergestellt, soweit mir das bekannt ist.
JenCo- und Boosey-Teile scheiden ebenfalls aus. Bei Strauß würde ich auch keine Yamaha-Celesta hören wollen.
Was keiner so recht hören mag: Glockespielklänge sind physikalisch gesehen recht einfach zu simulieren. Wenn Not am Mann ist, würde ich an Deiner Stelle vielleicht mit Keyboard, Laptop, guter externer Soundkarte, Verstärker und Boxen zum Konzert erscheinen,
Bei der ansich sehr guten Physical-Modeling-Lösung von Pianotec (
https://www.pianoteq.com/celeste) muss man ein wenig an den Parametern spielen, damit man es für Strauß-Kompositionen verwenden kann. Die Presets klingt nach "amerikanischem Spielfilm". So als hätte man die Hammerköpfe sehr hart intoniert. Stell Dir einen Hartholzschlägel vor mit einer dünnen Schicht Filz obendrüber.
Einen guten Klang kann man mit Ausprobieren hinkriegen.
Ein echter Geheimtipp ist die Firma Lippert Glockenspielbau.
Das ist zwar auch kein Mustel-Prinzip, aber die Celesten machen einen wirklich guten Eindruck und sind mit ca. 9000 Euro auch noch im Bereich dessen, was ein Nicht-Profiorchester zusammensparen könnte.
Was macht den Strauß-Klang auf Klangplattenebene aus?
Für den klassischen Schiedmayer-Klang ist meines Erachtens die Art der Mechanik (oberschlägig, unterschlägig, vorderschlägig...) nicht übermäßig relevant. Schiedmayer wirbt zwar damit, aber das halte ich eher für Marketing. Entscheidender ist der Aufbau der Bass- und Mittellagen-Klangplatten.
Während die amerikanisch/asiatische Klangrichtung sehr dicke Platten verwendet, die in der Mitte - wie bei Vibraphonen/Marimbas etc. - "ausgekehlt" sind, verbaut Schiedmayer ganz flache Platten, die am Ende ganz einfache Messinggewichte besitzen. In Verbindung sehr mit breiten, relativ weichen Hammerköpfen. Das hat erhebliche Auswirkungen auf das Obertonspektrum. Und an genau dieses Spektrum hat uns der Konzertbetrieb gewöhnt.
Kolberg-Platte (ähnlich Yamaha)
Man beachte die Dicke Platten (!)
http://www.kolberg.com/products/cache//600/135352356_02_celesta_det19_ausschnitt_px1000.png
Und zum Vergleich ein im Attachment ein Bild mit
einer Reihe von Schiedmayerplatten. Die
typischen dicken Messing-Kanten bei ansonsten
völlig flachen Stahlplatten ist gut erkennbar.
VG
Stefan