Aufnahmeprüfung in Schulmusik

Lieber @phil.lx ,

Nun auf einer längeren Zugfahrt (verspätet, überfüllt, den Rest erspare ich euch :D) habe ich mal Zeit, etwas ausführlicher zu antworten. Ich habe mich, wie du, hier im Forum als 17-jähriger "Grünschnabel" angemeldet. Damals war ich in einer ähnlichen Situation wie du: Klavierspielen fand ich toll, hatte den besten Musikschullehrer der Provinzmusikschule, fragte mich, ob ich wohl gut genug für Schulmusik sei. Ich hatte im Prinzip überhaupt keine Ahnung von gar nichts, mein ganzes Musizieren geschah ziemlich intuitiv, ich hatte aber sehr gute musikalische Anlagen (die sicher auch darauf gründeten, dass ich schon mein Leben lang Musik gemacht und gesungen habe).

Jetzt ist die Frage, wohin du abbiegen wirst, und dafür sind die nächsten Monate entscheidend. Für Schulmusik werden Universalisten gebraucht. Das heißt, du musst gut in Theorie sein, in Ensembleleitung, im Haupt- und Nebenfach. Es schadet allerdings nicht, sich im Hauptfach bestmöglich vorzubereiten, und dazu würde ich dir auch dringend raten. Wenn ihr im Klavierunterricht nur 20 Minuten an irgendwelcher Technik herumwerkelt, ist das höchstwahrscheinlich nicht ausreichend für die nötige Professionalisierung. Es gibt da Tiefen und Erkenntnisse, die du dir im Moment noch gar nicht vorstellen kannst, die aber wunderschön und auch gerade für mathematisch denkende Menschen faszinierend sind! Auch ich habe in deinem Alter einen guten Teil meines Taschengeldes für hochkarätigen Unterricht ausgegeben, und diese Ausgaben zählen zu den sinnvollsten und besten, die ich je getätigt habe.

So ging es bei mir weiter: Meine prognostizierten Chancen wanderten binnen Zweijahresfrist von Schulmusik über künstlerisch-pädagogisch zu einem künstlerischen Studium. Knapp anderthalb Jahrzehnte später stehe ich auf der anderen Seite und unterrichte selbst junge "Stilblüten", eine Entwicklung, die maßgeblich auf meinen gescheiten Unterricht zurückzuführen ist. (Ich möchte meine vorherigen Lehrer in keinster Weise degradieren - die haben gute Grundlagen gelegt. Aber jeder Kompetenzbereich endet irgendwo, und dann ist es Zeit, den Ort zu wechseln.)

Was deine Überlegungen zum Spielen auf "diesem" oder auf "anderem" Wege angeht: Das, was die musikalisch ungebildeten Leute in deinem Spiel schätzen, können eigentlich nur drei Dinge sein: 1) Sie mögen dich und deshalb auch dein Spiel 2) Ihnen gefällt das Stück 3) Sie nehmen deine natürliche Musikalität wahr, auch wenn die noch entwicklungsfähig ist.
Laienmusizieren hat in der Tat einen eigenen Reiz, wie ich zuletzt bei einem Clavio-Konzert mit gemischter Besetzung erleben durfte: Profis nutzen musikalische Werkzeuge routinierter und haben Strategien für Konzertsituationen entwickelt, hinter der sie ihre verletzliche Seite etwas besser verbergen können. Bei Amateuren kommt oft ungefiltert sehr viel Information beim Hörer an, die auch vom Menschen erzählt, und das schätze und mag ich sehr. Es ist ein bisschen so, wie wenn man Kinder auf die Bühne stellt: Ungefiltert, individuell, überraschend, manchmal unkontrollierbar.

Die Aufgabe der Profis (und eigentlich auch der Laien) ist es, Musik verständlich zu machen. "Diese" oder "jene" Interpretation ist genau das: Eine Interpretation des Notentextes an dem Punkt, wo die objektive Information endet. So wie verschiedene Schauspieler derselben Rolle mit demselben Text dennoch eine etwas andere Note verleihen. Je weniger weit man auf seinem Instrument ist, desto uninformierter, ungenauer, lückenhafter wird die Wiedergabe. Das bedeutet nicht, dass sie weniger wertvoll ist oder als weniger schön empfunden werden muss. Aber das Gerede von "Pianist A" und "Pianist B" ist auf dieser Verständnisgrundlage ein bisschen Blödsinn :003:
 
Meine ursprüngliche Kritik (da muss ich mir eingestehen, das habe ich nicht wirklich gut herübergebracht) sollte sich im Kern an den oft gehörten Kritiken alla "Chopin selbst würde bei einem heutigen Chopin-Wettbewerb wahrscheinlich nach der ersten Runde rausfliegen" orientieren, bei denen eben auch für die Daseinsberechtigung heute eher unkonventionellerer Interpretationen argumentiert wird.
Hier liegt ein Missverständnis vor. Es geht nicht um die Gegenüberstellung von "Pianist A spielt irgendwie, weil er keine Ahnung hat" und "Pianist B kann Klavierspielen". Chopin, sowie auch alle Teilnehmer des nach ihm benannten Wettbewerbs, zählen zu Kategorie B und wissen sehr, sehr genau, was sie tun und wie das Große Einmaleins des Klavierspielens funktioniert. Hier entscheiden andere Nuancen, und es ist eigentlich ein bisschen affig, sich auf diesem hohen Spielniveau noch zu vergleichen. Dazu kommt, dass die Wettbewerbsbranche teilweise mafiaähnliche Züge angenommen hat und längst nicht immer der / die "Beste" gewinnt. Ganz abgesehen davon, dass in solchen Wettbewerben die oberen 10%-20% sicher einen Platz auf dem Treppchen verdient hätten und hier der Zufall und Geschmack der Urteilenden eine große Rolle spielt.

PS: Noch ein Gedanke: Gerade als Schulmusiker oder Instrumentallehrer bist du das Bindeglied zur Gesellschaft und es ist besonders wichtig, dass du weißt, wie professionelles Musizieren funktioniert. Sonst wärst du wie ein Deutschlehrer, der keine Lust hat, Grammatik zu lernen, weil er doch intuitiv schon so gut sprechen kann... ;-)
 
dass man allen anderen Ansätzen jegliche Daseinsberechtigung abspricht
Darum ging es mir nicht.
Sondern eher darum:
Das allerwichtigste für jeden Musiker ist, sein Publikum ernstzunehmen.
Und diese Punkte hier finde ich auch relevant und möchte besonders den Gedanken mit dem Bindeglied unterstützen, denn ich sehe und erlebe das ähnlich.
Das, was die musikalisch ungebildeten Leute in deinem Spiel schätzen, können eigentlich nur drei Dinge sein: 1) Sie mögen dich und deshalb auch dein Spiel 2) Ihnen gefällt das Stück 3) Sie nehmen deine natürliche Musikalität wahr, auch wenn die noch entwicklungsfähig ist.

PS: Noch ein Gedanke: Gerade als Schulmusiker oder Instrumentallehrer bist du das Bindeglied zur Gesellschaft und es ist besonders wichtig, dass du weißt, wie professionelles Musizieren funktioniert. Sonst wärst du wie ein Deutschlehrer, der keine Lust hat, Grammatik zu lernen, weil er doch intuitiv schon so gut sprechen kann... ;-)
 
Sie wissen vlt. nicht was der Begriff Phrasierung bedeutet, sie hören aber wohl, ob jemand die Noten zu sinnvollen, nachvollziehbaren Einheiten formen, also Musik machen kann. Und genau das kannst Du, wie das Chopin-Nocturne zeigt, nicht. Vieles wirkt unverständlich, rhythmisch verzerrt, zusammenhanglos.
Hier von "Interpretation" zu reden, die halt nur etwas unkonventionell ist, dafür aber umso berührender, ist schon sehr kühn, vorsichtig ausgedrückt.
Ja stimmt, die richtige Phrasierung muss ich mir noch erarbeiten, ich bin mir schon durchaus bewusst, dass da noch einiges fehlt. Ich erspare mir mal weitere Rechtfertigungen, sonst verrenne ich mir nur noch in irgendwelche Dinge, die ich nicht mal so meine, ich denke meine Punkte konnte ich in den letzten beiden Beiträgen rüberbringen.
Jetzt ist die Frage, wohin du abbiegen wirst, und dafür sind die nächsten Monate entscheidend. Für Schulmusik werden Universalisten gebraucht. Das heißt, du musst gut in Theorie sein, in Ensembleleitung, im Haupt- und Nebenfach. Es schadet allerdings nicht, sich im Hauptfach bestmöglich vorzubereiten, und dazu würde ich dir auch dringend raten. Wenn ihr im Klavierunterricht nur 20 Minuten an irgendwelcher Technik herumwerkelt, ist das höchstwahrscheinlich nicht ausreichend für die nötige Professionalisierung. Es gibt da Tiefen und Erkenntnisse, die du dir im Moment noch gar nicht vorstellen kannst, die aber wunderschön und auch gerade für mathematisch denkende Menschen faszinierend sind! Auch ich habe in deinem Alter einen guten Teil meines Taschengeldes für hochkarätigen Unterricht ausgegeben, und diese Ausgaben zählen zu den sinnvollsten und besten, die ich je getätigt habe.
Danke für diesen Rat, ich werde mir das zu Herzen nehmen und mit den Beteiligten durchsprechen.
Noch eine Frage bezüglich Nebenfach (was ja in meinem Fall der Gesang werden muss): Denkst du, dafür reicht ein Jahr Gesangsunterricht? Ich kann zwar Melodien singen und dabei auch halbwegs die Töne treffen (aka ich bin eigentlich nie weiter als 35ct vom Ton entfernt), aber wirklich schön klingt das nicht, wohl hauptsächlich weil ich mich da eben noch nie mit der Technik beschäftigt habe.
So ging es bei mir weiter: Meine prognostizierten Chancen wanderten binnen Zweijahresfrist von Schulmusik über künstlerisch-pädagogisch zu einem künstlerischen Studium. Knapp anderthalb Jahrzehnte später stehe ich auf der anderen Seite und unterrichte selbst junge "Stilblüten", eine Entwicklung, die maßgeblich auf meinen gescheiten Unterricht zurückzuführen ist. (Ich möchte meine vorherigen Lehrer in keinster Weise degradieren - die haben gute Grundlagen gelegt. Aber jeder Kompetenzbereich endet irgendwo, und dann ist es Zeit, den Ort zu wechseln.)
Solche Werdegänge sind doch immer wieder schön zu hören :D
Was deine Überlegungen zum Spielen auf "diesem" oder auf "anderem" Wege angeht: Das, was die musikalisch ungebildeten Leute in deinem Spiel schätzen, können eigentlich nur drei Dinge sein: 1) Sie mögen dich und deshalb auch dein Spiel 2) Ihnen gefällt das Stück 3) Sie nehmen deine natürliche Musikalität wahr, auch wenn die noch entwicklungsfähig ist.
Laienmusizieren hat in der Tat einen eigenen Reiz, wie ich zuletzt bei einem Clavio-Konzert mit gemischter Besetzung erleben durfte: Profis nutzen musikalische Werkzeuge routinierter und haben Strategien für Konzertsituationen entwickelt, hinter der sie ihre verletzliche Seite etwas besser verbergen können. Bei Amateuren kommt oft ungefiltert sehr viel Information beim Hörer an, die auch vom Menschen erzählt, und das schätze und mag ich sehr. Es ist ein bisschen so, wie wenn man Kinder auf die Bühne stellt: Ungefiltert, individuell, überraschend, manchmal unkontrollierbar.
Ja, ich denke das trifft es ganz gut und das, was du im 2. Absatz beschrieben hast ist vermutlich (zusätzlich zu einer jeweils individuellen Mischung der ersten 3 Punkte) das Entscheidendste was vielen Hörern bei mir gefällt.
Hier liegt ein Missverständnis vor. Es geht nicht um die Gegenüberstellung von "Pianist A spielt irgendwie, weil er keine Ahnung hat" und "Pianist B kann Klavierspielen". Chopin, sowie auch alle Teilnehmer des nach ihm benannten Wettbewerbs, zählen zu Kategorie B und wissen sehr, sehr genau, was sie tun und wie das Große Einmaleins des Klavierspielens funktioniert. Hier entscheiden andere Nuancen, und es ist eigentlich ein bisschen affig, sich auf diesem hohen Spielniveau noch zu vergleichen. Dazu kommt, dass die Wettbewerbsbranche teilweise mafiaähnliche Züge angenommen hat und längst nicht immer der / die "Beste" gewinnt. Ganz abgesehen davon, dass in solchen Wettbewerben die oberen 10%-20% sicher einen Platz auf dem Treppchen verdient hätten und hier der Zufall und Geschmack der Urteilenden eine große Rolle spielt.
Danke für das Aufklären des Missverständnisses :D
PS: Noch ein Gedanke: Gerade als Schulmusiker oder Instrumentallehrer bist du das Bindeglied zur Gesellschaft und es ist besonders wichtig, dass du weißt, wie professionelles Musizieren funktioniert. Sonst wärst du wie ein Deutschlehrer, der keine Lust hat, Grammatik zu lernen, weil er doch intuitiv schon so gut sprechen kann... ;-)
Die Analogie gefällt mir! Und nur nochmal, damit kein falsches Bild entsteht: Ich werde mich in den nächsten Jahren mit all dem Beschäftigen, ich blockiere das nicht prinzipiell und bin auch offen dafür
 
-kurz offtopic-
Laienmusizieren hat in der Tat einen eigenen Reiz
Ein Satz, den mir Micha mal gesagt hatte, geht mir seit dem ständig und immer wieder durch den Kopf:
"Ich habe Anne viel lieber zugehört, als sie noch nicht so gut spielte. Jetzt ist sie zu perfekt".
Ich grübel ständig ergebnislos darüber nach. Ich weiß nur, dass es mir mit Häusern ähnlich geht.
-offtopic ende-
 
Ja stimmt, die richtige Phrasierung muss ich mir noch erarbeiten, ich bin mir schon durchaus bewusst, dass da noch einiges fehlt. Ich erspare mir mal weitere Rechtfertigungen, sonst verrenne ich mir nur noch in irgendwelche Dinge, die ich nicht mal so meine, ich denke meine Punkte konnte ich in den letzten beiden Beiträgen rüberbringen.

Ich glaube, du hast immer nicht verstanden, worauf es ankommt:
Richtig zu phrasieren ist nicht etwas, was man machen kann, damit es noch ein bisschen schöner wird, wenn man mehr oder weniger die Noten im Tempo spielen kann. Es ist die wesentliche Grundvoraussetzung für jedes musizieren. Schon ein Anfänger, der ein leichtes (einstimmiges) Lied spielt, muss richtig und sinnvoll phrasieren, was dann auch den "richtigen" und dem Stück angemessenen Klang mit sich bringt bzw. hilft ihn zu finden. Und ein guter Lehrer achtet von Anfang an darauf
M. Callas etwa konnte wie kaum eine andere phrasieren oder auch A. Rubinstein. Beides Künstler die nicht nur verkopfte Klavierprofessoren und andere Fachleute angesprochen haben, sondern auch das große Publikum, das von alldem angeblich so wenig weiß.
 
Ich glaube, du hast immer nicht verstanden, worauf es ankommt:
Richtig zu phrasieren ist nicht etwas, was man machen kann, damit es noch ein bisschen schöner wird, wenn man mehr oder weniger die Noten im Tempo spielen kann. Es ist die wesentliche Grundvoraussetzung für jedes musizieren. Schon ein Anfänger, der ein leichtes (einstimmiges) Lied spielt, muss richtig und sinnvoll phrasieren, was dann auch den "richtigen" und dem Stück angemessenen Klang mit sich bringt bzw. hilft ihn zu finden. Und ein guter Lehrer achtet von Anfang an darauf
Ja da hast du wohl recht. Dass ich das erste mal überhaupt mit diesem Begriff in Berührung kam war deutlich nach meinen ersten Unterrichtsjahren und da hatte ich eben niemanden mehr, der mir da weiterhelfen konnte, also habe ich das ganze meiner Intuition überlassen
 
Ja da hast du wohl recht. Dass ich das erste mal überhaupt mit diesem Begriff in Berührung kam war deutlich nach meinen ersten Unterrichtsjahren und da hatte ich eben niemanden mehr, der mir da weiterhelfen konnte, also habe ich das ganze meiner Intuition überlassen
Da die Eigenwahrnehmung bekanntermaßen nicht selten eine andere ist als das, was beim Zuhörer ankommt, braucht man unbedingt einen Lehrer, der gut hört, ob man verständlich, nachvollziehbar etc. phrasiert, zumal es ja im Detail durchaus verschiedene Möglichkeiten der Phrasierung geben kann.
 
Noch eine Frage bezüglich Nebenfach (was ja in meinem Fall der Gesang werden muss): Denkst du, dafür reicht ein Jahr Gesangsunterricht? Ich kann zwar Melodien singen und dabei auch halbwegs die Töne treffen (aka ich bin eigentlich nie weiter als 35ct vom Ton entfernt), aber wirklich schön klingt das nicht, wohl hauptsächlich weil ich mich da eben noch nie mit der Technik beschäftigt habe.
Ich hatte als zweites Instrument Gitarre und dies genau ein Jahr vorher ohne jegliche Grundlagen mit Unterricht und ca. 20 Minuten Üben pro Tag gelernt. Das hat locker gereicht.

Bei mir war Gesang obligstorisch, wenn man Gesang nicht als Hauptfach hatte. Dafür habe ich zwei Lieder ohne Unterricht auf eigene Faust vorbereitet.
 
Hallo Phil,

schön, dass Du Dich hier so wacker hältst. Du siehst, wir wollen alle nur das Beste für Dich. :blume:

Nach diesem A)B)C) glaube ich, dass die Leute letztlich Deine herzhafte Art des Spielens (optisch und akustisch) mögen. Bei professionellen Pianisten wird oft "kritisiert", dass sie glatt, gleichsam mit Parfüm, spielen.

Einer meiner großen Lehrer hat mich mit Debussys "La jeune fille aux cheveux de lin" gefoltert. Ist ganz, ganz leicht, das Stück! :egelTeufel:

Mal probiert? Und dann einen (evtl. französischen) Profi damit hören. Und ehrlich die Lichtjahre an Klangsinn ergründen, die einen davon trennen:009:

Diesen Klangsinn willst Du doch auch mal können, oder? :chr03:
 
Zuletzt bearbeitet:
schön, dass Du Dich hier so wacker hältst. Du siehst, wir wollen alle nur das Beste für Dich. :blume:
Jap sehe ich :D An dieser Stelle auch vielen Dank nochmal an euch alle dafür (und ich denke diese professionellen Ansichten könnten auch schon reichen, um meiner Mutter, zu erklären, dass sich was an meiner Unterrichtssituation ändern sollte 😉)
Nach diesem A)B)C) glaube ich, dass die Leute letztlich Deine herzhafte Art des Spielens (optisch und akustisch) mögen. Bei professionellen Pianisten wird oft "kritisiert", dass sie glatt, gleichsam mit Parfüm, spielen.
Auch eine interessante Ansicht, die ich nachvollziehen kann 🤔
Einer meiner großen Lehrer hat mich mit Debussys "La jeune fille aux cheveux de lin" gefoltert. Ist ganz, ganz leicht, das Stück! :egelTeufel:

Mal probiert? Und dann einen (evtl. französischen) Profi damit hören. Und ehrlich die Lichtjahre an Klangsinn ergründen, die einen davon trennen:009:

Diesen Klangsinn willst Du doch auch mal können, oder? :chr03:
Ja, das ist tatsächlich ein sehr schönes Stück. Und was du dazu so sagst ist auch absolut richtig
 

Noch eine Frage bezüglich Nebenfach (was ja in meinem Fall der Gesang werden muss): Denkst du, dafür reicht ein Jahr Gesangsunterricht? Ich kann zwar Melodien singen und dabei auch halbwegs die Töne treffen (aka ich bin eigentlich nie weiter als 35ct vom Ton entfernt), aber wirklich schön klingt das nicht, wohl hauptsächlich weil ich mich da eben noch nie mit der Technik beschäftigt habe.

Die Kommissionsmitglieder wollen zwei grundlegende Dinge wissen: 1. Ist die Stimme gesund und ausbildungsfähig? 2. Sind die musikalischen Grundlagen und der Wille, etwas daraus zu machen, da?

"35 Cent vom Ton entfernt" klingt schon sehr schief, da würde ich dringend dazu raten, etwas zu investieren. Finger weg von Bach-Arien und anderen schweren Sachen, auch an einfachen Liedern kann man hören, ob die Stimme sitzt und ob musikalisch gestaltet wird.

Die Dauer des Gesangsunterrichts spielt nicht die entscheidende Rolle, sondern die Qualität des Unterrichts und das zielgerichtete Üben.
 
@Pedall Ja, das halbwegs deswegen auch kursiv 😅, wobei die 35ct-Sachen aber auch Ausnahmen gerade bei nervigen Sprüngen und co. sind. Der Wille an sich ist durchaus da, Gesangsunterricht will ich eigentlich schon seit 1-2 Jahren (auch unabhängig vom Studium) nehmen. Danke für deine Hilfe :D
 
Ein Satz, den mir Micha mal gesagt hatte, geht mir seit dem ständig und immer wieder durch den Kopf:
"Ich habe Anne viel lieber zugehört, als sie noch nicht so gut spielte. Jetzt ist sie zu perfekt".
Tja, es ist schon gemein, wenn aus einem pflegeleichten kleinen klavierspielenden Mädchen eine respektable, ernstzunehmende Musikerin wird. Da muß Mann dann loslassen können.
 
Lieber phil.lx,

ich würde gern wissen, wie deine Lehrerin mit dir das Nocturne erarbeitet hat. Was waren die Schwerpunkte, wo sieht sie noch Verbesserungsbedarf? Hat sie mit dir am Puls/Timing/Rhythmus gearbeitet?

Du sitzt z.B. deutlich zu nah am Klavier und mich macht stutzig, dass deine KL das nicht geändert/bemerkt hat. Wenn man so nah sitzt, hat dieses große Konsequenzen im negativen Sinn für dein Spiel (Armeinsatz, Klangkultur, Geläufigkeit u.v.a.).

Du hast Talent, du hast Ausdruckswillen und Leidenschaft im Spiel, so dass du in einem Jahr auf jeden Fall die Aufnahmeprüfung bestehen könntest. Wenn du guten Unterricht hast! Momentan würdest du sie nicht bestehen.

Punkte, die deine Lehrerin unbedingt mit dir zusammen angehen müsste, sind:
  • Rhythmus, Timing - du verlierst bei beiden Stücken, besonders aber beim Nocturne den Puls
  • Phrasierung (Nocturne)
  • Geläufigkeit (die Läufe beim Beethoven sind ungleichmäßig und schlecht artikuliert - es liegt auch sehr an deiner mangelnden Armführung, das höre ich!)
  • Anschlags- und Klangkultur, besonders beim Beethoven, dort klingt vieles gleich laut und undifferenziert
Sagt deine Lehrerin Ähnliches? Wenn ja, welche Wege zeigt sie auf, das zu verbessern? Wenn da bisher nichts gekommen ist, solltest du auf jeden Fall wechseln.

An Musikschulen gibt es, es wurde hier schon gesagt, die vorberufliche Fachausbildung. Du bekommst zu einem sehr günstigen Preis Hauptfachunterricht, Theorie und Unterricht im Zweitfach. Du müsstest nur einen wirklich guten Lehrer finden, der auch schon Schüler auf Aufnahmeprüfungen erfolgreich vorbereitet hat. Besuch mal einen Meisterkurs, es gibt auch Meisterkurse, die auf Prüfungen vorbereiten etc.. Sehr empfehlen kann ich z.B. diesen hier: https://schlossakademie.com/masterclasses/prof-claudia-schellenberger-338

Knüpfe Kontakte zu Professoren, spiel ihnen vor und bitte sie um Feedback.

Dann wird es was!

Noch etwas, was mir sehr am Herzen liegt: ich wünsche mir mit meinen Fähigkeiten eine möglichst hohe Qualität meines Spiels! Warum? Keineswegs wegen irgendwelcher Wünsche eines Publikums, ob erfahren oder nicht! Sondern weil die Musik selbst es verlangt! Ich habe das Bedürfnis, dem, was ein Stück enthält, auf den Grund zu gehen, das Stück von möglichst vielen und verschiedenen Seiten zu erfahren. Wenn ich zufrieden bin, ist das schon viel wert. Besser geht immer und die Qualitäten eines Sokolovs u.a. werde ich nie erreichen. Aber ich möchte mich unbedingt bemühen, so weit zu kommen wie es nur geht. Eher so tief zu kommen, wie es nur geht. Ein Stück ist wie ein Topf voller Wunder - wenn ich mich zu schnell zufrieden gebe, habe ich gerade mal an der Oberfläche gekratzt. Wie schade! Und nur so entwickelt man sich weiter, das ist meine vollste Überzeugung (es hat z.B. eine unglaubliche Wirkung, beim Nocturne mit links einen fast unnachgiebigen Puls zu spielen. Dadurch bekommt das Stück eine ganz andere Qualität).

Liebe Grüße und viel Erfolg!

chiarina
 
Hallöchen chiarina,

ich würde gern wissen, wie deine Lehrerin mit dir das Nocturne erarbeitet hat. Was waren die Schwerpunkte, wo sieht sie noch Verbesserungsbedarf? Hat sie mit dir am Puls/Timing/Rhythmus gearbeitet?
Da ich mit der Nocturne erst vor knapp einem Monat angefangen habe und dann auch relativ bald Sommerferien waren, hatten wir noch nicht wirklich viel Zeit daran zu arbeiten. Bis jetzt haben wir hauptsächlich am Rhythmus bei den Oktavenläufen im mittleren Teil (wobei du dich vermutlich nochmal eher auf den ersten Teil beziehst, was Puls und co. angeht) und der Balance zwischen Melodie und Begleitung der rechten Hand im letzten Teil gearbeitet. Die Phrasierung hat sie (wenn auch mit einer relativ langen Umschreibung 😅) auch schon erwähnt und wahrscheinlich arbeiten wir dann nach den Sommerferien daran (wenn nicht von ihrer Seite aus, bitte ich sie natürlich selbst darum).
Du sitzt z.B. deutlich zu nah am Klavier und mich macht stutzig, dass deine KL das nicht geändert/bemerkt hat. Wenn man so nah sitzt, hat dieses große Konsequenzen im negativen Sinn für dein Spiel (Armeinsatz, Klangkultur, Geläufigkeit u.v.a.).
Danke für den Hinweis. Könnte eventuell auch daran liegen, dass ich gerade übergangsweise keine Klavierbank habe. Während den Unterrichtsstunden kam der Hinweis allerdings auch schon 2-3 mal.

Du hast Talent, du hast Ausdruckswillen und Leidenschaft im Spiel, so dass du in einem Jahr auf jeden Fall die Aufnahmeprüfung bestehen könntest. Wenn du guten Unterricht hast! Momentan würdest du sie nicht bestehen.
Vielen Dank für deine Einschätzung :)

Punkte, die deine Lehrerin unbedingt mit dir zusammen angehen müsste, sind:
  • Rhythmus, Timing - du verlierst bei beiden Stücken, besonders aber beim Nocturne den Puls
  • Phrasierung (Nocturne)
  • Geläufigkeit (die Läufe beim Beethoven sind ungleichmäßig und schlecht artikuliert - es liegt auch sehr an deiner mangelnden Armführung, das höre ich!)
  • Anschlags- und Klangkultur, besonders beim Beethoven, dort klingt vieles gleich laut und undifferenziert
Sagt deine Lehrerin Ähnliches? Wenn ja, welche Wege zeigt sie auf, das zu verbessern? Wenn da bisher nichts gekommen ist, solltest du auf jeden Fall wechseln.
Rückblickend muss ich sagen, dass sie zwar alle Punkte schon angesprochen hat, allerdings kaum spezielle Tipps (gerade was eben verschiedene Haltungen und ähnliches angeht) gegeben hat. Meistens war es eher ein kurzes Vorspielen einer Stelle des Stücks von ihr, welches ich dann imitieren sollte. Ob das daran liegt, dass auch in ihrem Empfinden zu wenig Zeit für Weiteres besteht oder ob es daran liegt, dass ich sie noch nicht gezielt um so etwas gebeten habe oder ob es dann tatsächlich doch an mangelnder Kompetenz liegt, weiß ich nicht. Am besten wäre es wahrscheinlich mal, mich mit jenen ihrer ehemaligen Schüler zu unterhalten, die ich schon kenne und die es auch schon für ihr Alter weit gebracht haben. (Hab ich da gerade etwa einen Satz gebildet, bei dem man das Wort jenen benötigt? Ich glaubs kaum 😝)

An Musikschulen gibt es, es wurde hier schon gesagt, die vorberufliche Fachausbildung. Du bekommst zu einem sehr günstigen Preis Hauptfachunterricht, Theorie und Unterricht im Zweitfach. Du müsstest nur einen wirklich guten Lehrer finden, der auch schon Schüler auf Aufnahmeprüfungen erfolgreich vorbereitet hat. Besuch mal einen Meisterkurs, es gibt auch Meisterkurse, die auf Prüfungen vorbereiten etc.. Sehr empfehlen kann ich z.B. diesen hier: https://schlossakademie.com/masterclasses/prof-claudia-schellenberger-338

Knüpfe Kontakte zu Professoren, spiel ihnen vor und bitte sie um Feedback.

Dann wird es was!
Vielen Dank für die Tipps, mit einem Theorie-Kurs sowie Gesangsunterricht fange ich sowieso ab September an und auch die Musikschule in Stuttgart bietet einen speziellen Kurs an, den ich ab Februar besuchen will. Ich werde mal in den nächsten Tagen den ein oder anderen Professor anschreiben und um Treffen bitten :D

Noch etwas, was mir sehr am Herzen liegt: ich wünsche mir mit meinen Fähigkeiten eine möglichst hohe Qualität meines Spiels! Warum? Keineswegs wegen irgendwelcher Wünsche eines Publikums, ob erfahren oder nicht! Sondern weil die Musik selbst es verlangt! Ich habe das Bedürfnis, dem, was ein Stück enthält, auf den Grund zu gehen, das Stück von möglichst vielen und verschiedenen Seiten zu erfahren. Wenn ich zufrieden bin, ist das schon viel wert. Besser geht immer und die Qualitäten eines Sokolovs u.a. werde ich nie erreichen. Aber ich möchte mich unbedingt bemühen, so weit zu kommen wie es nur geht. Eher so tief zu kommen, wie es nur geht. Ein Stück ist wie ein Topf voller Wunder - wenn ich mich zu schnell zufrieden gebe, habe ich gerade mal an der Oberfläche gekratzt. Wie schade! Und nur so entwickelt man sich weiter, das ist meine vollste Überzeugung (es hat z.B. eine unglaubliche Wirkung, beim Nocturne mit links einen fast unnachgiebigen Puls zu spielen. Dadurch bekommt das Stück eine ganz andere Qualität).
Das sind echt schöne Worte. Danke für die ganzen Anregungen.

Liebe Grüße
Phil
 
Musikschule in Stuttgart bietet einen speziellen Kurs an
Schau, dass du wirklich in eine SVA-Klasse kommst. Das bedeutet nicht nur ein Kurs in Musiktheorie und etwas Gehörbildung, sondern einen ganzen Strauß an Fächern / Unterricht. Ich habe hier vor Ort ein wenig Einblick und da sieht das Curriculum wie folgt aus:
- 75min Unterricht im Hauptinstrument (kann auf 2 Einheiten aufgeteilt werden)
- 30min Unterricht im instrumentalen Nebenfach oder in Gesang
- 60min / Woche Klassenunterricht in Gehörbildung / Musiktheorie
Erwartet werden außerdem
- regelmäßige Teilnahme an Orchester / Chor / Kammermusik / Korrepetition
- regelmäßige Teilnahme an Vorspielen der Musikschule und möglichst auch Wettbewerben
 
... das ist hier ebenso. Anmeldung bis Juni, Vorspiele / Aufnahmegespräch im Juli für das darauffolgende Schuljahr.
- Veranstaltet deine Lehrkraft regelmäßig Schülervorspiele? Falls ja: unbedingt mitnehmen.
- Gibt es einen Chor an deiner Schule oder in erreichbarer Nähe: Nimm unbedingt teil, um auch hier Erfahrung zu sammeln.

In Baden-Württemberg gibt es außerdem ein Musik-Mentoren Programm für Schüler, hierzu kannst Du deine Musiklehrkraft an der Schule ansprechen. http://lis-in-bw.de/,Lde/Schuelermentor_in+Musik
 

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