Armgewicht in die Finger bekommen?

Hi Kulimanauke,

das einzige deutsche Buch, das in die Richtung geht, das ich kenne:

Klavier-Choreographie von Seymour Bernstein

Hab' ich auch schon oft empfohlen.

Aber das Buch von Fink ist wirklich toll und sehr fundiert. Wer ein bischen Englisch kann, sollte sich das unbedingt zulegen. Oder halt die DVD.

Von Alan Fraser gibt es die DVD: Die Kunst Klavier zu Spielen mit deutscher Synchronisierung.
Habe ich nicht, ist aber, glaube ich, auch empfehlenswert. Ich habe sein Buch The craft of Piano playing. Es ist auf alle Fälle ein modernes Buch, dass neuere Kenntnisse verarbeitet und nicht auf alten (veralteten) Prinzipien beruht.
Auf Amazon hab ich gesehen, dass es das wohl demnächst in deutscher Übersetzung gibt:
Piano! Technik, Tiefe und Transparenz des Klavierspiels: «The craft of Piano playing» von Alan Fraser

Bei den deutschen Büchern zur Klavierpädagopgik hat man manchmal den Eindruck, dass es in den letzten 100 Jahren keine neuen Erkenntnisse zur Bewegungslehre, Psychologie, (Eigen)Motivation, etc. gegeben hat.
Das ist wirklich erschreckend (da wird z.B. immer noch Hanon empfohlen, über 100 Jahre alt! ;-) ).

Gruß
 
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Ich komme immer mehr zu der Überzeugung, daß die Anschlagsgeschwindigkeit zu wichtigen Teilen keine physische, sondern eine mentale (neurologische?) Angelegenheit ist. Die Koordination der Bewegungsabläufe findet im Kopf statt, es geht darum, die Aktions-/Reaktionsgeschwindigkeit zu erhöhen: rechtzeitig zu wissen, wo man hin will, was die Finger machen sollen. Bei einer Abfolge von zweit Tönen funktioniert das ja meist klaglos. Bei drei Tönen wird das Bewegungskonzept, das man sich erschaffen muß, schon um ein Vielfaches komplizierter ...

Der muskuläre Bereich spielt erst dann eine Rolle, wenn es um Ausdauer geht und die Fähigkeit, Spannungen möglichst schnell wieder aufzulösen.

Dem kann ich nur zustimmen!! Sehr wertvoller Beitrag, finde ich :p
Insofern irritiert mich die Fragestellung "Armgewicht in die Finger bekommen?". Nicht, dass ich nicht wüsste, was damit gemeint ist, aber der Einsatz des Armgewichtes steht an letzter, "nur" ausführender Stelle der vorangehenden Klangerzeugungs-Koordination im Hirn. Damit ist das Klavierspielen m.E. zur Hauptsache tatsächlich eine neurologische "Angelegenheit". Ich wage mal zu behaupten, dass bei elaborierter Klangvorstellung die Sache mit dem Armgewicht ganz automatisch kommt. Eben weil der Klang nur so und nicht anders zu erzeugen ist. Eine gewagte These??

LG, Sesam
 
Damit ist das Klavierspielen m.E. zur Hauptsache tatsächlich eine neurologische "Angelegenheit". Ich wage mal zu behaupten, dass bei elaborierter Klangvorstellung die Sache mit dem Armgewicht ganz automatisch kommt. Eben weil der Klang nur so und nicht anders zu erzeugen ist. Eine gewagte These??
Hallo Sesam,

überhaupt keine gewagte These! Wenn ich sehe, wieviele unterschiedliche z.T. vermeintlich abstruse Spieltechniken und sich widersprechende Theorien es gibt, und sie alle können offensichtlich zu hervorragenden musikalischen Ergebnissen führen, dann scheint doch offensichtlich die Art der manuellen Ausführung gar nicht so entscheidend zu sein. Der eine sitzt hoch, der andere tief, einer spielt perlende Läufe mit Hämmerchenfinger, der andere perlt nicht minder schön, indem er die Tasten mit flachen Fingern streichelt. Die Liste ließe sich beliebig fortsetzen.

Diese Beobachtung nährt schon seit längerem meinen Verdacht, daß das landläufige Technik-Verständnis (von Hanon angefangen) zu kurz greift. Vielleicht dient ja alles "Üben" letztendlich gar nicht der Schulung manueller Fertigkeiten, sondern lediglich dem Einprägen einer Klang- und Bewegungsvorstellung. Denn erstaunlich ist ja schon, daß man beim Einstudieren der vierundzwanzigsten Chopin-Etüde genauso dumm dasteht wie bei der ersten.

Das Thema gärt in mir ...
 
Hi koelnklavier,

ich muss deinem Post ein bischen wiedersprechen/ergänzen.

Natürlich ist der Kern des Klavier Spielens zur Hauptsache eine mentale Angelegenheit:

Ein innerlich gehörter Klang (Idee) wird durch nervlich ausgelöste muskuläre Prozesse (Bewegungen) in einen erwirkten Klang gewandelt.

Aber: Die möglichen Prozesse (Bewegungen, aber auch mentales), die man dazu benützt, unterscheiden sich in ihrer Effektivität.

Warum sollte man einen Prozess (Bewegung/Koordination) benützen, wenn es einen anderen gibt, mit dem man den gleichen Klang, aber mit weniger Aufwand erreichen kann?

Das Ziel der Klavier Technik ist, diese effektivsten Bewegungen (Prozess der Technik ist die Bewegung) zu ermitteln und zu lehren.

Ausserdem bin ich der Meinung, dass wir Menschen uns eigentlich sehr wenig in den grundsätzlichen Eigenschaften (Muskeln, Bewegungen, Psyche, etc.) unterscheiden. D. h. bestimmte Grundprinzipien (der Klaviertechnik, der Motivation, des Lernens, etc.) gelten für alle Menschen.
Unterscheiden tun wir uns, wie wir diese Grundprinzipien anwenden und kombinieren.

Gruß
 
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vom Streichinstrument her kan ich nur sagen, es gibt unterschiedliche Möglichkeiten, Klang zu erzeugen, alleine die Vorstellung reicht m.E. nach keinesfalls aus. Wenn man versucht, lauten Ton mit Druck zu erzeugen, so wird es nie gut klingen.
Das eine ist das Was, das andere das Wie.

Meine Erfahrung ist, dass die Vorstellung alleine nicht ausreicht.

Das nächste ist die Wirksamkeit der Ausführung. Wieviel Aufwand braucht es, um das ziel zu erreichen?
Und zu guter Letzt: wie sehr belastet die Spielweise den Körper.
 
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Hi violapiano,

das ist ja genau das, was ich sage:

Man muss die Bewegungen finden oder gelehrt bekommen, mit denen man den erwünschten Klang mit der grössten Einfachheit (Effektivität) erreicht.

Hast du mal die grundsätzlichen Bewegungen zum Anschlagen einer Taste ausprobiert?
Siehe hier:

https://www.clavio.de/forum/80525-post12.html

Würde mich interessieren, da ich es für sehr wichtig halte, sich das zumindestens mal klar zu machen.

Gruß
 
Der innere Lehrmeister ist der beste!

Wenn ich sehe, wieviele unterschiedliche z.T. vermeintlich abstruse Spieltechniken und sich widersprechende Theorien es gibt, und sie alle können offensichtlich zu hervorragenden musikalischen Ergebnissen führen, dann scheint doch offensichtlich die Art der manuellen Ausführung gar nicht so entscheidend zu sein. Der eine sitzt hoch, der andere tief, einer spielt perlende Läufe mit Hämmerchenfinger, der andere perlt nicht minder schön, indem er die Tasten mit flachen Fingern streichelt. Die Liste ließe sich beliebig fortsetzen.

Diese Beobachtung nährt schon seit längerem meinen Verdacht, daß das landläufige Technik-Verständnis (von Hanon angefangen) zu kurz greift. Vielleicht dient ja alles "Üben" letztendlich gar nicht der Schulung manueller Fertigkeiten, sondern lediglich dem Einprägen einer Klang- und Bewegungsvorstellung.

Sehr interessante These!
Habe zwar selber keine Erfahrungswerte von Schülern, da ich kein Klavierlehrer bin, aber mein Bauchgefühl, genährt aus ein paar Jahrzehnten eigener Spielpraxis, gibt deiner These vollkommen recht!

Ich würde deinem letzten Satz, den ich in fett gedruckt hervorgehoben habe, noch gerne einen Nachsatz verpassen:

Das nämlich das Einprägen der Klang- und Bewegungsvorstellung einhergehen sollte mit ständiger Selbstkontrolle auf möglichst entspannte Bewegungsabläufe. (Damit eingehend auf Violapianos Frage nach Aufwand und Belastung der Spielweise für den Körper, Zauberwort: Entspannung!).

Wenn man einen Bewegungsablauf so hinbekommt, dass er mit der gewünschten Klangvorstellung (die mgl. intensiv sein sollte) übereinstimmt, und dies mit entspannten Bewegungen einhergeht, hat man nichts falsch gemacht. Armgewicht hin- oder her, Fingerhaltung, Fingersatz - alles ist richtig, wenn es o.g. Bedingungen entspricht.

Von daher, die Selbstkontrolle auf entspannten Bewegungsablauf und Schärfung der Klangvorstellung ist m.E. der beste Lehrmeister überhaupt, weil er immer auf den richtigen Weg führt. Wenn man abweicht, ist entweder der Bewegungsablauf nicht entspannt oder die Klangvorstellung wird nicht verwirklicht.

Ist wohl bzgl. Armgewicht leider etwas OT, aber vielleicht von allgemeinem Interesse.
 
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Hi Mindenblues,

schade das du nicht auch auf meinen Post eingehst.
Hätte mich sehr interessiert, was du zu meinen Anmerkungen meinst.

Ich muss den folgenden Satz nochmal ergänzen:

"Vielleicht dient ja alles "Üben" letztendlich gar nicht der Schulung manueller Fertigkeiten, sondern lediglich dem Einprägen einer Klang- und Bewegungsvorstellung."

Das Üben/Spielen besteht aus einem mentalen (Klangvorstellung, Musikalität) und manuellen (Bewegung, Ausführung) Teil. Beides kann man nicht trennen, aber man kann es getrennt üben, oder sagen wir besser, man kann den Übungsschwerpunkt verschieben.

Der mentale Teil ist der wichtigere, weil, wenn man keine inneren Klangvorstellungen (Musikalität) hat, kann man diesen Klang natürlich auch nicht erzeugen.

Aber um die innere (mentale) Klanvorstellung zu realisieren, benötigt man manuelle Fertigkeiten, die man lernen oder verbessern kann. Allerdings sollte das Ziel sein, die natürlicherweise vorhandenen Bewegungen zu nutzen. D. h. die Technik (Bewegungsausführung) ist dann am besten, wenn sie möglichst einfach und ohne Anspannung zu realisieren ist.

Wenn man schon einen hohen Grad an manuellen Fertigkeiten besitzt (Mindenblues, koelnklavier), tritt das Üben der manuellen Fertigkeiten automatisch in den Hintergrund. Hier geht es aber um Beginner Fragen.

Gruß
 
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Hi Mindenblues,

schade das du nicht auch auf meinen Post eingehst.
Hätte mich sehr interessiert, was du zu meinen Anmerkungen meinst.

Ich muss den folgenden Satz nochmal ergänzen:

"Vielleicht dient ja alles "Üben" letztendlich gar nicht der Schulung manueller Fertigkeiten, sondern lediglich dem Einprägen einer Klang- und Bewegungsvorstellung."

Das Üben/Spielen besteht aus einem mentalen (Klangvorstellung, Musikalität) und manuellen (Bewegung, Ausführung) Teil. Beides kann man nicht trennen, aber man kann es getrennt üben, oder sagen wir besser, man kann den Übungsschwerpunkt verschieben.

Der mentale Teil ist der wichtigere, weil, wenn man keine inneren Klangvorstellungen (Musikalität) hat, kann man diesen Klang natürlich auch nicht erzeugen.

Aber um die innere (mentale) Klanvorstellung zu realisieren, benötigt man manuelle Fertigkeiten, die man lernen oder verbessern kann. Allerdings sollte das Ziel sein, die natürlicherweise vorhandenen Bewegungen zu nutzen. D. h. die Technik (Bewegungsausführung) ist dann am besten, wenn sie möglichst einfach und ohne Anspannung zu realisieren ist.

Wenn man schon einen hohen Grad an manuellen Fertigkeiten besitzt (Mindenblues, koelnklavier), tritt das Üben der manuellen Fertigkeiten automatisch in den Hintergrund. Hier geht es aber um Beginner Fragen.

Gruß

YES. so seh ich das auch. Einverstandene Grüße:p
violapiano
 
vom Streichinstrument her kan ich nur sagen, es gibt unterschiedliche Möglichkeiten, Klang zu erzeugen, alleine die Vorstellung reicht m.E. nach keinesfalls aus. Wenn man versucht, lauten Ton mit Druck zu erzeugen, so wird es nie gut klingen.
[...]

Meine Erfahrung ist, dass die Vorstellung alleine nicht ausreicht.

Hallo Violapiano!
Beim Streichinstrument mag die Klangerzeugung ganz sicher eine riesengroße Bandbreite von Ausführungsmöglichkeiten abdecken, beim Klavier/Flügel ist die Hinführung des Hammers zur Saite jedoch irgendwie begrenzter. Dass es auch da viele Nuancen gibt (beim Flügel nochmal mehr als beim Klavier), bestreite ich natürlich nicht, aber der Vergleich eines Klaviers mit einem Streichinstrument hinkt bzgl. der Klangerzeugung gewaltig. Allerdings betrifft dein Einwand ja auch nur das Mechanische der Klangerzeugung, insofern tangiert er Koelnklaviers (und meine) These nicht. Denn das Prinzip, dass du auch beim Bratschespielen zunächst "wissen" solltest, was du hören möchtest, hat unverändert Gültigkeit. Ob die Bogenführung so oder so oder doch ganz anders geschieht, hängt IMMER davon ab, WIE der Klang sein soll. Und diese Klangvorstellung liegt irgendwo zwischen deinen beiden Ohren und wenn sie dort nicht vorzufinden ist, dann wird sie vermutlich auch niemals in Armen und Händen ankommen. So sag` ich das mal sehr vereinfacht.

@ Bachopin: du hast in deinem letzen Beitrag etwas ganz Gutes gesagt:
Das Üben besteht aus einem mentalen (Klangvorstellung, Musikalität) und manuellen (Bewegung, Ausführung) Teil. Beides kann man nicht trennen, aber man kann es getrennt üben, oder sagen wir besser, man kann den Übungsschwerpunkt verschieben.

Der mentale Teil ist der wichtigere, weil, wenn man keine inneren Klangvorstellungen (Musikalität) hat, kann man diesen Klang natürlich auch nicht erzeugen.

Aber um die innere (mentale) Klanvorstellung zu realisieren, benötigt man manuelle Fertigkeiten, die man lernen oder verbessern kann. Allerdings sollte das Ziel sein, die natürlicherweise vorhandenen Bewegungen zu nutzen. D. h. die Technik (Bewegungsausführung) ist dann am besten, wenn sie möglichst einfach und ohne Anspannung zu realisieren ist.

Das nachträglich von mir Fettgedruckte ist halt die große Frage: Kann man die Klangerzeugung getrennt von der mentalen Klangvorstellung üben, oder eben den Übeschwerpunkt verschieben? Ich glaube nicht. Daher sind die Übungen, wie du sie eingangs beschrieben hast m.E. nicht wirklich geeignet, um das zu erreichen, wonach Violapiano gefragt hat. Was aber gut ist an deinen Vorschlägen, ist die implizite Aussage, dass man halt experimentieren soll UND dabei genauestens darauf achten soll, was mit dem Klang passiert. Um eben die manuelle Fertigkeit zu entwicklen, jeden erwünschten Klang erzeugen zu können.
Einfacher als mit abstrakten, aus dem musikalischen Kontext gerissenen Übungen geht das alles natürlich anhand von "echter" Musik. Ich übe die Klangerzeugung in allen möglichen Varianten NUR in Kompositionen, die eine musikalische Aussage haben. Wie sonst würde ein Klang zum Klang?

Was deinen Einwand betrifft, es handele sich hier um "Beginner-Fragen": das kann ich überhaupt nicht gelten lassen, es gibt genügend Klavierliteratur, die Klangerzeugung auf allen Niveaus MUSIKALISCH üben lässt. Da sind die Klavierlehrer gefordert, das Richtige auszuwählen.

LG, Sesam
 
Beim Streichinstrument mag die Klangerzeugung ganz sicher eine riesengroße Bandbreite von Ausführungsmöglichkeiten abdecken, beim Klavier/Flügel ist die Hinführung des Hammers zur Saite jedoch irgendwie begrenzter.

Das kommt auf die Sichtweise an. Ein ahnungsloser Anfänger wird erstaunt sein, wieviel Möglichkeiten es gibt, Tasten runterzudrücken. Und diese Möglichkeiten erlauben einem ja erst, eigene Vorstellungen zu entwickeln, denn wenn man sie nicht kennt, weiß man ja überhaupt nicht, was möglich ist. Und dazu kommen dann noch diejenigen Pianisten, die "unmögliche" Vorstellungen auch noch möglich machen.

Kann man die Klangerzeugung getrennt von der mentalen Klangvorstellung üben, oder eben den Übeschwerpunkt verschieben?

Natürlich nicht, aber die Reihenfolge kann und muß man gelegentlich umstellen. Wenn man Technik lernt, muß man auch lernen, was sie bewirkt. Eine Technik, die man nicht kennt, kann man nicht verwenden und eine Vorstellung, die man nicht umsetzen kann führt zu nichts, ganz egal, wie gut sie ist.

... es handele sich hier um "Beginner-Fragen": das kann ich überhaupt nicht gelten lassen, es gibt genügend Klavierliteratur, die Klangerzeugung auf allen Niveaus MUSIKALISCH üben lässt. Da sind die Klavierlehrer gefordert, das Richtige auszuwählen.

Immer diese Angst, technische Übungen könnten die Musikalität zerstören, daher kommen vermutlich auch wirre Lehreraussagen àla "man darf keine Popmusik hören". Wichtig ist jedenfalls, daß man auch die technische Seite des Klavierspielens beherrscht, sonst bringt die ganze Musikalität nichts - aber die muß natürlich auch weiterentwickelt werden. Ich halte rein technische Übungen für sehr sinnvoll, wenn man neue musikalische Ausdrucksweisen (das Ergebnis der Techniken) lernen will, denn so lernt man sie unabhängig von der Musik und kann sich selbst ein Bild davon machen, was sie bewirkt. Technik nur in "musikalisch wertvollen" Übungen zu lernen, kann auch in "Malen nach Zahlen" ausarten, wenn das musikalische Verständnis nicht vorhanden ist.
 

Bei den deutschen Büchern zur Klavierpädagopgik hat man manchmal den Eindruck, dass es in den letzten 100 Jahren keine neuen Erkenntnisse zur Bewegungslehre, Psychologie, (Eigen)Motivation, etc. gegeben hat.
Das ist wirklich erschreckend (da wird z.B. immer noch Hanon empfohlen, über 100 Jahre alt! ;-) ).
Unglaublich, dass man heutzutage noch Bach spielt. Der ist ja schon mehr als 200 Jahre alt!!! :roll:

lg marcus
 
schade das du nicht auch auf meinen Post eingehst.
Hätte mich sehr interessiert, was du zu meinen Anmerkungen meinst.

Habe mir alle deine Beiträge hier nochmal durchgelesen. Es ist nichts dabei, wo ich direkt widersprechen würde (das will schon was heißen bei mir). :D

Also, deine Armgewichtsübung und insbesondere auch deine 4 Varianten der Bewegungen zum Anschlag einer Taste mit dem Tip des Übens einzeln und in Kombination finde ich sehr gut! J.S.Bach hat übrigens noch eine 5. Variante in petto gehabt, und zwar das sogenannte "Fingerschnellen". Dabei macht der Finger beim Anschlag eine sehr schnelle Kreisbewegung nach innen. Er hat das für das Staccato-Spiel bei schnellen Noten benutzt, und ist insbesondere beim Orgelspiel eine interessante Alternative zum "normalen" reinen Fingerspiel, wie du es beschrieben hast.

Auch der Gedanke, Bewegungsabläufe zu separieren, die Anschlagstechniken einzeln zu üben, getrennt von der Musik, klingt erstmal logisch. Guendola sieht das offensichtlich auch so:

Technik nur in "musikalisch wertvollen" Übungen zu lernen, kann auch in "Malen nach Zahlen" ausarten, wenn das musikalische Verständnis nicht vorhanden ist.

Trotzdem, irgendwie sehe ich das wie Sesam, ich übe sowas viel lieber an konkreten Musikstücken. Z.B. ein schöner Choral, wie z.B. Schumann, Album für die Jugend, Stück Nr. 4 "Ein Choral", oder Chopin, Prelude 28/20, sind sicher geeignete "Objekte" für Armgewichtsübungen, und schöne Musik obendrein.

Was bei der ganzen Diskussion zwar hier und da mit erwähnt wird, aber für meinen Geschmack viel zu kurz kommt, ist das ständige Hineinleuchten in sich selbst, ob man bei dieser oder jener Technikvariante wirklich mit entspannten Muskeln spielt.

Man kann sich 100 Klavierprofis ansehen, mit 100 verschiedenen Klaviertechniken. Sie mögen alle völlig unterschiedliche Haltung haben, unterschiedliche Techniken nutzen. Aber sie werden alle eines gemeinsam haben: man sieht es ihnen an und man hört es ihnen an, dass ihnen ihr Klavierspiel leicht fällt. Weil es für sie leicht ist. Es ist leicht für sie, weil sie entspannt dabei sind und nicht verkrampft. Das ist für mich der entscheidende Punkt, der über allen Technikdingen steht, dass ist der innere Lehrmeister, in den selbst ein äußerer Lehrer nur bedingt hineinkriechen kann. Was nützt z.B. eine Armgewichtsübung, wenn sich herausstellt, dass die Schultern nicht entspannt sind, sondern angezogen? Nur als Beispiel.
 
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Hi all,

ich hatte mich irgendwie unverstanden gefühlt. ;-)

Jetzt ist einiges klarer, aber sehr Off Topic. Na ja muss auch mal sein.

Gruß
 
Hui violapiano,

das ist aber keine Anfängerfrage.
Oder dieses Forum hat ein so hohes Niveau, dass ich mit meinen Grad 8 Kenntnissen ein Anfänger bin. ;-)

Ich finde, wer Wert auf musikalisches Spielen legt, sollte gerade als Anfänger das Thema Klangerzeugung täglich in seine Übungen einfließen lassen.

Im Anfang meines Klavierunterichtes habe ich da auch noch nicht soviel Wert drauf gelegt, und habe angenommen, daß durch vieles spielen es von selbst kommt.
Aber dem ist nicht so! Spiele bereits viele kleinere Stücke, jedoch mit dem Klang bin ich immer noch nicht zufrieden, vor allem linke Hand bei Begleitung leise spielen!

Daher bin ich dankbar, in diesem Forum so professionelle Antworten dazu zu bekommen.

Ein Buch was ich zurzeit lese habe ich hier im Forum vorgestellt, aber darauf noch keine Antwort bekommen.

Übrigens bei der Gelegenheit:
Wie kann ich die Artikel ausdrucken?
Früher gab es einen Schalter "Druckausgabe", den finde ich nicht mehr?
 
Hi Gerd,

das ist absolut richtig, was du sagst. Ich wollte so etwas ähnliches sogar in meinem Post erwähnen. Ehrlich ;-)

Aber das Problem ist, dass ein Beginner, wenn er gleich alles berücksichtigen soll, einfach überfordert ist. Deswegen ist es sinnvoll Klaviertechnik in Stufen einzuteilen, damit es nach einander gelernt werden kann. Diese methodische Herangehensweise ist eine Hauptaufgabe der Klavierpädagogik.

Gruß
 
Hallo Violapiano,
habe den Post erst jetzt gelesen und bin etwas verwirrt.
Letzte Woche habe ich nach 2 Jahren meine KL gewechselt und bin von ihr darauf aufmerksam gemacht worden, dass ich zuwenig Kraft in die Fingerspitzen bekomme, da die Armhaltung nicht korrekt ist (ich soll nach ihrer Aussage das Armgewicht mit den Fingerspitzen halten - oder so ähnlich).
So wie ich sie verstanden habe, geht es hier genau um das in Deinem Post angesprochene Problem.
Ich spiele erst seit 2 Jahren und bin daher wohl noch Anfänger. Ist das denn nun eine Technik, die erst "Fortgeschrittene" erlernen oder habe ich von Anfang an die Armhaltung falsch gelernt?
:confused:
Liebe Grüße
Meckie
 
Hi Meckie,

meiner Meinung beschreibst du dein Problem nicht genau genug:

Es kann meiner Meinung nichts mit Kraft zu tun haben.
Siehe auch mein Post hier:
https://www.clavio.de/forum/forum-f...kraft-den-fingern-trainieren-2.html#post82336

Beschreibe doch dein Problem mehr von der musikalischen Seite:

Sind deine Melodiebögen nicht genug legato?
Sind ff Stellen zu leise?
Sind Passagen zu langsam?
Ist keine dynamische Entwicklung da?
Klingt der gespielte Ton nicht schön (zu spitz, zu mechanisch, zu verhaltend, ..)?

etc.


Oder ist es einfach nur eine Fehlhaltung, die die weitere Entwicklung behindern würde?
z.B.:
Angepresster oder stark abgespreizter Ellenbogen.
Eingeknickte Gelenke (Finger Handgelenk).
Starkes Abspreizen nicht benutzter Finger.

Gruß
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:

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