Wer in möglichst kurzer Zeit möglichst viel lernen will, für den ist das Buch sicher hilfreich.
Dann bin ich definitiv die Zielgruppe. Aber ehrlich gesagt geht es mir so, wie es hier auch schon von einigen anderen festgestellt wurde: Ich verstehe die Anweisungen oft nicht, weil sie ungeheuer weitschweifig sind. Es ärgert mich, wenn Dinge immer wiederholt werden, die ich schon weiß. Dafür sind andere Dinge, die ich noch nicht weiß, so kompliziert erklärt, dass ich mich frage, wie man das nachvollziehen kann. Ein paar Bilder oder Videos wären hilfreich gewesen.
Netterweise gibt es hier in dem Thread ja eine Zusammenfassung der Chang-Prinzipien (die nicht von Chang sind, das weiß ich auch), die ich mir jetzt herauskopiert habe. Das ist wirklich gut.
Gerade wenn man als Erwachsener anfängt und schnell vorankommen will - aber ohne jetzt so husch-husch vorzugehen -, sucht man ja immer nach dem Königsweg des Übens. Denn von nichts kommt nichts, und von selbst ergibt sich beim Klavierspielen ein Stück leider nicht.
Ich habe schon einen Klavierlehrer, der im Prinzip auch all das sagt, was Chang sagt. Somit ergänzt sich das. Aber so eine Liste, in der man das alles auf einer Seite sieht, ist schon sehr hilfreich.
Im Grunde möchte man ja nur nichts falschmachen, das Klavierspielen so angehen, dass man möglichst schnell zu den schönen Stücken kommt, die man unbedingt spielen will.
Deshalb fand ich eine Aussage im Chang wirklich sehr motivierend. Als er erzählt, wie die alte Klavierlehrerin seiner Töchter seine Tochter gefragt hat, welches Stück sie denn als nächstes spielen möchte. Chang, der selbst anscheinend mehr nach der preußischen Methode unterrichtet worden ist, wo man als Schüler nichts zu sagen hatte, aber vom Lehrer mit endlosen langweiligen Dingen gequält wurde, ohne erklärt zu bekommen, warum, war sehr erstaunt, dass diese Stücke zum Teil recht schwierig waren für die Zeit, die seine Tochter Unterricht hatte. Seine Tochter suchte sich denn auch ein Stück aus, von dem Chang meinte, dass das eben viel zu schwierig wäre.
Daraufhin zwinkerte die alte Mademoiselle seine Tochter an und meinte: „Der Schwierigkeitsgrad ist kein Problem, nicht wahr?“ Seine Tochter nickte, und sie waren sich offensichtlich einig.
Das ist faszinierend. Normalerweise geht man ja schon davon aus, ich jedenfalls, dass man einen gewissen Schwierigkeitsgrad erst einmal bewältigen muss, bevor man den nächsten angehen kann. So habe ich mich auch gefragt, was ich jetzt schon spielen könnte und was nicht. Glücklicherweise weiß mein Klavierlehrer das, aber als ich schon in der dritten Stunde die Clementi-Sonatine spielen wollte, hatte er doch Bedenken. Aber er meinte, ich könnte es ja mal versuchen.
Und es klappt gut. Was die Aussage aus dem Chang bestätigt. Wenn man die richtigen Übemethoden hat, kann man sehr schnell sehr viel bewältigen und Spaß daran haben. Allerdings ist nicht ganz klar, wie lang man dann tatsächlich an so einem Stück übt. Das wird nirgends gesagt. Bei Changs Töchtern ging das ja alles anscheinend ruck-zuck.
Ich komme mir jetzt nicht so ruck-zuck vor, aber andererseits, dafür, dass ich erst so wenige Klavierstunden hatte, bin ich schon sehr weit, habe ich den Eindruck. Ich muss ja auch die Grundlagen des Klavierspiels noch in meine Übezeit einbauen, da ich ja gleichzeitig Klavierspielen an sich lerne. Da waren Changs Töchter sicherlich schon besser ausgebildet als ich jetzt.