Alles über den Online-Chang, Erfahrungen, Diskussion

...hatte noch nie von Chang gehört, fang ja grad auch erst an mit Lernen, deshalb kurze Frage in die Runde: Ist es richtig, dass es die aktuelle Version des Buches (von 2016) nur auf Englisch (und Französisch) gibt, auf Deutsch aber nur die v2 von vor knapp 10 Jahren?
 
wie Barbie schon schrob: sieh dir seine Videos an. Mit seinen Schriften hat das nix zu tun. Aber wenn man nach dieser Anleitung derart scheiße spielt, dann ist er als Anleiter eben Laie.

Aber meinetwegen auch zwei Beispiele aus seinen Schriften: an einer Stelle schreibselt er, die Aufschlagenergie des freifallenden Arms eines unterernährten Kindes und die eines Sumo-Ringers seien gleich und würden deshalb den gleichen Ton produzieren. Ich muss sagen: ab in die Physikstunde - Mittelstufe etwa. An zweiter Stelle schreibselt er, man müsse sich nur die 1. Invention Bachs vorstellen und hätte dann ein fertig ausgebildetes relatives Gehör. Der Mann hat schwer Gehörbildung studiert, sach ich mal dazu. Einfach nur Invention Nr. 1 vorstellen und dann lecker Tristan nach Gehör aufschreiben...

Die physikalische Behauptung hier ist ein simpler Strohmann - das steht bei Chang in der englischen Online-Version (“gravity drop”) ganz anders und m.E. absolut richtig (Hinweis: elastischer vs. inelastischer Stoß). Bitte korrekt zitieren.
 
Interessiert dieser "Chang" überhaupt noch jemanden? ;-)
 
Es gab wohl im Web 1.0 mal einen kleinen Hype darum.

Inzwischen gucken sich die Leute lieber Tutorial-Videos von echten Klavierlehrern bei YouTube an.
 
Ich sehe das nicht als “entweder-oder”. Theorie hilft zum Verständnis und bei den Videos gibt es solche und solche. Ich muss sagen, dass ich Chang mit einigem Gewinn lese und zugeben muss, dass bspw. TO von keinem meiner zahlreichen Klavierlehrer wirklich erwähnt worden ist.

Lesen, Nachdenken, Sehen, Nachmachen, Verstehen - das gehört für mich zusammen. Es soll ja auch verschiedene Lerntypen geben... ;-)
 
Die physikalische Behauptung hier ist ein simpler Strohmann - das steht bei Chang in der englischen Online-Version (“gravity drop”) ganz anders und m.E. absolut richtig (Hinweis: elastischer vs. inelastischer Stoß). Bitte korrekt zitieren.
Fast, Slow muscles: Muscle bundles consist mainly of fast or slow muscles. The slow muscles provide strength and endurance. The fast muscles are for control and speed. Depending on how you practice, one set grows at the expense of the other. Obviously, when practicing for technique, we want to grow the fast muscles. Therefore, avoid isometric or strength type exercises that grow the slow muscles. Practice quick movements, and as soon as the work is done, rapidly relax those muscles. This is why any pianist can outrun a sumo wrestler on the keyboard, although the wrestler has a lot more muscle. Practicing Hanon type exercises for hours, "to strengthen the fingers" might grow more slow muscles.
Wie laut ein Ton auf dem Klavier erklingt hängt von der Geschwindigkeit ab, mit der der Finger nach unten schlägt, nicht von der Kraft, die dahinter steckt. Woher sollte denn auch die Saite wissen, wieviel Kraft der Pianist im Arm hat, sie reagiert nur die Geschwindigkeit des Hammers.
 
ich glaube nicht recht, dass ein 30km/h schnelles Staubkorn beim Einschlag auf dem mittleren C genauso viel Radau macht wie der gleichschnelle Amboss.
und dunkel erinnere ich mich an sowas wie "Kraft = Masse * Beschleunigung". insofern würde ich meinen, dass "Kraft" hier doch recht passend gewählt ist.
 
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ich glaube nicht recht, dass ein 30km/h schnelles Staubkorn beim Einschlag auf dem mittleren C genauso viel Radau macht wie der gleichschnelle Amboss.
und dunkel erinnere ich mich an sowas wie "Kraft = Masse * Beschleunigung". insofern würde ich meinen, dass "Kraft" hier doch recht passend gewählt ist.
Falsch verstanden. Je schneller die Taste niedergedrückt wird, desto lauter klingt die Saite. Wer die Finger nicht auf Schnelligkeit trainiert hat, kann noch so viel Kraft in den Armen haben, er kann nicht fff spielen. Auch z.B. beim Tennis ist ja die Ballgeschwindigkeit nicht von der Masse des Spielers abhängig, sonst wären ja Sumo-Ringer in Winbledon unschlagbar.
 
genau, die Ballgeschwindigkeit hat was zu tun mit der Beschleunigung der Masse des Balls. Mit Kraft also. ob diese Beschleunigung durch einen Sumoringer oder einen Spatz ausgelöst wurde, ist dabei irrelevant, denn es geht ja um die Kraft des bewegten Objektes, nicht um irgendwelche Muskeln oder Zahnräder im auslösenden.
 
Also hier muss wohl mal ein Physikbuch hervorgeholt werden (klassische Mechanik). ;-)

Zusätzlich muss man wohl auch die Sportwissenschaft bemühen, wo Maximalkraft, Kraftausdauer und Schnellkraft unterschieden werden. Gendau darauf hebt Changs Text ab und tut dies m.E, korrekt. Die Fähigkeit eines Gewichthebers, ein schweres Gewicht langsam zu heben verlangt ein anderes Training, als die Fähigkeit eines Kampfsportlers einen kurzen, schnellen, kraftvollen Impuls auszuführen (Schlag oder Stoß).

Kla ist jedoch: Wir reden stets über wirkende Kräfte, die seit Newton ja nicht im Gegensatz zur Geschwindigkeit stehen; nur Geschwindigkeit allein reicht niemals (Staubkorn oder Fliege).

Aber irgendwie verstehe ich den ganzen Sinn der Posterei nicht, denn das genau behauptet Chang doch korrekt?
 

Sogar viele Pianisten irren hier und behaupten, sie müssten mit aller Kraft zuschlagen. Aber gehen wir mal von der anderen Seite an die Sache heran. Wenn die Kraft ausschlaggebend wäre, müsste es doch leichter sein, mit dem kleinen Finger pianissimo zu spielen als mit dem Daumen. Ist aber umgekehrt, der kleine Finger bewegt sich von Natur aus zu schnell und damit pianissimo spielen braucht mehr Übung als mit dem Daumen. Erlebe ich jedesmal bei Chopin Etude op. 10,3, wo ja sehr oft LH die Oktave H-H gespielt wird. Mit 5 knallt der Bass oft über.
Ein anderes Beispiel: letzten Herbst lernten wir Frisbeegolf kennen. Ich bin schon immer ein lausiger Werfer gewesen, und bei meiner Frau fliegt die Scheibe immer weiter als bei mir, obwohl ich mehr Kraft in den Armen habe. Ich kann den Arm nicht schnell genug bewegen. Jetzt übe ich am Sandsack boxen, vielleicht hilft das meinen schnellen Muskeln. Die Scheibe wiegt ja nur 200 Gramm, Kraft braucht man dafür nicht.
 
Ein anderes Beispiel: letzten Herbst lernten wir Frisbeegolf kennen. Ich bin schon immer ein lausiger Werfer gewesen, und bei meiner Frau fliegt die Scheibe immer weiter als bei mir, obwohl ich mehr Kraft in den Armen habe. Ich kann den Arm nicht schnell genug bewegen. Jetzt übe ich am Sandsack boxen, vielleicht hilft das meinen schnellen Muskeln. Die Scheibe wiegt ja nur 200 Gramm, Kraft braucht man dafür nicht.

Beim Boxen boxt man ja nicht nur aus den Armen (Kraftlinie vom Boden, Hüfteinsatz ...).
Beim Werfen eines Frisbee ist das vielleicht auch so.

Grüße
Häretiker
 
Schnellkraft ist eben anders als Maximalkraft ausüben können - und Klavierspiel ist nun mal eine extreme Hand-Auge-Koordination-Disziplin. Der Daumen ist der beweglichste und flexibelste Fonger und insofern verwundert es nicht, dass wir mit dem Daumen viel kontrollierter (=feiner, genauer) anschlagen können, als mit dem 4. oder 5. Finger.

Entscheidend ist der Impuls (kurzer Kraftstoss) - gutes Beispiel wäre Billard. Ein guter Billardspieler muss wahrlich kein Sumoringer sein, aber es geht um kontrollierte und kurzzeitige Ausführung eines Kraftstoßes m.E.
 
...wenn das stimmt, dann wundert man sich doch sehr, warum diese angeblich irrende Spezies Klavier spielen kann...
Man kann falsche Vorstellungen haben und doch das Richtige tun. Viele glauben sicher, im Deutschen gäbe es Doppelkonsonanten und Ä würde anders gesprochen als E. Mutter wird aber nicht Mut-ter gesprochen, sondern "muter", und ä und e haben praktisch die gleiche Aussprache.

Im Übrigen ist diese ganze Diskussion ziemlich müßig, denn jeder, der einem Kind beim Klavierüben zugehört hat, weiß, dass man mit dem Kasten viel Lärm machen kann ohne Riesenkräfte. Meisterschaft liegt u.a. im Pianissimo, und besonders im Können, gleichzeitig mit dem einen Finger pp und mit dem anderen meinetwegen mf zu spielen. Wie ja auch der gute Sänger oder Trompetenspieler daran erkenntlich ist, dass er auch sehr leise gut singen bzw. spielen kann.
 
hat eigentlich schon mal jemand die Frage ins Spiel gebracht, wie denn nun genau die einzelnen Muskelfasern aussehen und ob überhaupt bzw. wie man sie gezielt trainieren kann? Dabei spielt nämlich die Art der Faser und auch die genetische Komponente keine kleine Rolle.

Manche Menschen können trainieren wie die Irren und werden trotzdem nur den Bruchteil der Muskulatur eines anderen Menschen erreichen, der eine andere genetische Ausstattung mitbringt. Auch das Geschlecht spielt eine Rolle. Obwohl die Muskulatur vom Aufbau her fast identisch ist, sind Männer i.d.R. im Vorteil, was das Massetraining anbelangt.

Letztendlich kommt auch noch die Technik dazu. Ein Sumoringer wird wohl Schwierigkeiten haben, eine Akkordfolge oder einen Lauf genauso forte, schnell und prononciert zu spielen wie z.B. @Stilblüte.
Apropos Technik: Kann sich noch jemand an den Finalkampf der Ringer bei der Olympiade 1972 in München erinnern?
View: https://www.youtube.com/watch?v=Ezx74WoS0AI
 
Ä würde anders gesprochen als E. Mutter wird aber nicht Mut-ter gesprochen, sondern "muter", und ä und e haben praktisch die gleiche Aussprache.
Langes ä wird im Hochdeutschen anders gesprochen als langes e. "Bären" spricht man anders als "Beeren":
https://books.google.de/books?id=G2O9BQAAQBAJ&pg=PA10&lpg=PA10&dq=bären+beeren+aussprache&source=bl&ots=Lj11A-hB_v&sig=ACfU3U2N4dlo8lug40dENO5NJItiZLF4Tw&hl=de&sa=X&ved=2ahUKEwjg5NT2lNzgAhVwMOwKHU9uD1w4FBDoATABegQICRAB#v=onepage&q=bären beeren aussprache&f=false

Es gibt Sprecher, die keinen Unterschied zwischen "Pfund" und "Fund" machen, es gibt Sprecher, die keinen Unterschied zwischen "Geisel" und "Geißel" machen, und es gibt Sprecher, die keinen Unterschied zwischen "Gewehr" und "Gewähr" machen. Nur ist das halt nicht "korrekt"...
 

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