1) Es war also nicht gemeint: Mach erst Geräusche, DANN klopfe mit den Händen auf dem Körper rum, und diese Abfolge zeigt dann irgendein Ergebnis oder so.
Lieber hasenbein,
danke!!! Jetzt habe ich es kapiert :D und da ist mir natürlich der Sinn vollkommen klar.
Das Ohr steuert nichts - es ist nur ein Sinnesorgan, ein Sensor. Dieser ganze Prozeß läuft andersherum ab: man will etwas spielen. Man fängt erst einmal an, mit den Fingern die Tasten entsprechend der Noten zu bedienen. Das klangliche Ergebnis ist am Anfang noch nicht so, wie man will - aus verschiedenen Gründen: die Finger machen noch kleine Fehler, man hat noch keine Erfahrung mit dem Stück usw.
Lieber Dreiklang, genau so sollte es nicht sein. Glaube mir, dass hasenbein in seinen Erläuterungen vollkommen Recht hat!
Ein Anfänger kennt in der Regel noch keine Noten. Und da geht es u.a. darum, erst einmal das Ohr zu schulen, das Instrument und die Vielfalt der möglichen Klänge kennen zu lernen. Und schon kann man (s. hasenbeins Übung) in der allerersten Stunde Klänge hervorzaubern, deren Notation einen in den Wahnsinn treiben würde. Über das Ohr kann der Schüler sofort Lieder nach Gehör spielen, alle Finger benutzen, kleine Begleitungen erfinden, die gesamte Tastatur zum Erklingen bringen in Improvisationen etc. etc.. Über Noten könnte er all dies nicht. Diese Komplexität funktioniert (s. hasenbein), weil z.B. die Klangvorstellung der Lieder schon sehr gut ausgeprägt ist (man nimmt natürlich ein dem Schüler bekanntes Lied). Irgendwann schreibt man dann die Lieder auf und die Klänge werden in Noten umgeschlüsselt. Die audiomotorische Herangehensweise zielt u.a. darauf ab, beim Anblick der Noten eine Klangvorstellung zu entwickeln. Das ist grundverschieden von dem, was du beschreibst. Du beschreibst die Auge-Hand-Koordination: den Noten, die ich lese, ordne ich bestimmte Tasten zu und höre DANACH, wie es sich anhört. Das ist der Grund, wieso man so oft mechanisches Klavierspiel hört. Ein Beispiel ist z.B. eine 7jährige Schülerin von mir, die seit 10 Monaten bei mir Unterricht hat und vorher von ihrer Mutter ein bisschen unterrichtet wurde. Sie spielte ihre kleinen Stückchen vollkommen mechanisch, klanglich unschön und ohne Sinn für die musikalischen Strukturen. Jetzt spielt sie sehr musikalisch, macht enorme Fortschritte, hört alle Intervalle außer Sexte und Septime, transponiert munter vor sich hin, komponiert ..... .
All dies gilt unabhängig von jeder Stilrichtung!
Findest du es nicht erstaunlich, wie einig wir Klavierlehrer uns hier sind?
Nur folgende Dinge: wir beide haben nicht immer die gleiche Auffassung davon, was musikalisch ist, und was nicht.
Das ist sehr wahr! :D
Ich komme nicht aus einer durch jahrzehntelanges Hören klassischer Musik, so wie sie über lange Zeit gespielt wurde, geprägten Vergangenheit, sondern ich habe mich Musik sehr universell genähert, vor allem auch über die Popmusik. Ich habe manchmal den Eindruck, letztere tut sich etwas leichter damit, wirklich musikalisch zu sein.
Das sehe ich nicht so.
Bitte achte ein wenig darauf, welche Analogien Du in Deinen Argumentationen verwendest. Du brachtest einmal Literatur, als es um Musik ging, ich glaube, auch Malerei, oder Bildhauerei, nun kommt das Tanzen lernen im Vergleich zum Klavierspiel (da gibt es wesentliche Unterschiede).
Ich achte immer sehr darauf, welche Analogien ich verwende und ich finde das Tanzen ausgesprochen passend. Nicht umsonst spricht man von der Choreographie auf dem Klavier..... .
Wenn jemand z.B. eine Aversion gegen das Metronom hat, wäre es das falscheste für ihn, damit zu arbeiten. Und so fort. Die Diskussion meiner Metronommethode (für die ich auch der alleinige Fachmann bin - ich habe sie ja entwickelt, erprobt, ergründet usf. im Gegensatz zu Dir, hasenbein, und chiarina) verschieben wir woandershin. In einem Faden für Anfängerfragen ist das schlecht aufgehoben, das gebe ich zu.
Lieber Dreiklang, die Metronommethode gibt es schon urlange! Was meinst du, warum ich dagegen bin, das Metronom für diese Zwecke einzusetzen. In meinem Praktikum während des Studiums war es Usus, dass die Schüler Tonleitern nach Metronom spielten, immer einen Metronomstrich schneller. Es führte dazu, dass die armen Schüler vollkommen gestresst und verkrampft waren, Akzente auf den Metronomschlägen machten und die Tonleitern demzufolge sehr unregelmäßig waren und schrecklich klangen. Von perlendem, fließendem und brillantem Spiel konnte nicht die Rede sein. Niemand der Schüler hat das gehört, noch nicht einmal die Klavierlehrerin, meine Mentorin. Ich bin aus solchen und noch anderen Gründen strikt gegen diese Methode. Sie behindert die Selbstwahrnehmung.
Lieber Dreiklang, ich kann mir vorstellen, dass die Diskussion nicht einfach für dich ist und du dich in der Defensive fühlst. Hier hat niemand etwas dagegen, wenn du die Dinge, die du für dich für richtig hältst, für dich auch in Anspruch nimmst. Aber wenn du deine
Meinung als ein Beispiel für gelungene Klavierdidaktik und -methodik nimmst, regt sich selbstverständlich erheblicher Widerspruch von Fachleuten, die - dem muss man einfach ins strahlend blaue Auge sehen :p - es besser wissen aufgrund ihrer Ausbildung. Deine subjektive Erfahrung sei dir unbenommen, aber mehr auch nicht!
Liebe Grüße :kuss:
chiarina