Es hilft nichts, solche definitiven Aussagen unreflektiert nachzubeten; man muss den Einzelfall sehen. Was bringt es Keybitz, wenn er Noten lernt? Er hat, laut eigener Aussage, keine großen Ambitionen und möchte, das unterstelle ich jetzt, Stücke schnell spielen lernen (und wahrscheinlich nicht nur Bi-Ba-Butzemann).
Lieber joe,
ich habe nicht den Eindruck, dass Keybitz keine großen Ambitionen hat und keine Notenkenntnisse erwerben will. Er schreibt doch:
(...)mit der Musik neu anzufangen.
(...) Ist alles wahrscheinlich daran gescheitert, dass ich keine Noten lesen kann.
(...) Zur Zeit bin ich gerade dabei, mir das Notenlesen beizubringen. Ich denke, dass das wichtig ist, wenn man halbwegs flüssig spielen will.
(...) Das sind so gaanz kleine Anfänger-Stücke, die ich einübe. Alle immer so parallel. Also eins spielen, dann das nächste, dann das nächste ... usw.
Ist eben nicht so einfach. Dass ich kein Virtuose mehr werde, ist mir auch klar, aber es macht mir einfach Spaß zu spielen.
(...) Eigentlich weiß ich gar nicht, ob ich im clavio-forum richtig bin. Aber ich habe mich mal in diversen Keyboard-Foren umgesehen und festgestellt, dass dort sehr viel Wert auf die technische Seite gelegt wird. Und wenig (!) auf die musikalische.
Er hat halt kein Geld für Unterricht (hoffentlich aber etwas Geld für wenigstens ein gebrauchtes Digi), was ja nicht heißt, dass er nicht Noten lesen lernen will.
Obendrein wage ich die Behauptung, dass „nach Noten spielen“ für das Erlernen eines Instruments zum Auslaufmodell wird. Oder wie seht ihr das?
Wieso denkst du das?
Wenn man sich beim Erlernen eines Instruments damit beschäftigen will, was nicht wenige Leute mit diesem Instrument angestellt haben (Kompositionen), wenn man die Vielfalt der sog. klassischen Klavierliteratur kennen lernen will, wird man wohl kaum drumrum kommen... . Wo liegt überhaupt das Problem? Das, was wir hören, was wir uns vorstellen, unsere Gedanken, Ideen, Klänge, wollen wir festhalten. In unserer Sprache dient dazu die Schrift, in der Welt der Töne ist es eben die Notenschrift. Das wird sich nie ändern und schwer ist das auch nicht, es braucht nur Beschäftigung damit.
Auch wenn es gerade im Jazz hervorragende Musiker gibt, die nicht Noten lesen können, beantworte ich diese Frage
Womit wir bei einer pädagogischen Grundsatzfrage wären: Will ich Schüler mit „Paukerei“ „nerven“ und letztendlich vom Spielen eines Instruments abschrecken?
höchst erstaunt mit "Ja", wobei das Noten lesen in dreißig Jahren noch nie jemanden "abgeschreckt" hat.
Wenn Noten lesen lernen schon Paukerei sein soll, wird das Erlernen eines Instruments wohl zur Zwangsarbeit. :p Tatsächlich sind Schüler stolz, wenn sie kleine Kompositionen aufschreiben können, wenn sie zu Beginn Klänge graphisch darstellen können. Von Paukerei keine Spur.
Und: Wollen vielleicht bestimmte gesellschaftliche Eliten das Musikmachen oder das Instrumentalspiel für sich reklamieren, um sich gegenüber dem „Pöbel“ abzugrenzen?
Wieso sollte der "Pöbel" keine Noten lesen können und keine Noten lesen lernen wollen? Das wäre ja wohl der Inbegriff von Vorurteilen. Wenn ich lesen und schreiben kann, erschließen sich mir unendliche Welten und deshalb wird es als so wichtig angesehen, dass Schulen in Afrika etc. gebaut werden. Kann ich das Gleiche in musikalischer Hinsicht (Noten lesen und schreiben), erschließen sich mir ebenfalls unendliche Welten. Wenn dies jemand nicht will, ist das seine Sache und Entscheidung.
Ich glaube, dass Musikmachen und -hören unabhängig von Bildungsschichten ist. Die Art der Musik ist aber sehr unterschiedlich (klassischer Klavierunterricht, Rap, Hip-Hop ....). Ich hatte noch nie einen Hauptschüler .... . Ich bedaure das sehr, es bedeutet aber nicht, dass Eltern von Klavierschülern sich abgrenzen wollen gegenüber einem wie auch immer gearteten "Pöbel". Sie halten eine humanistische Bildung ihrer Kinder, eine Bildung, in der Kultur und Musik ihren Platz haben, für wichtig und haben meist selber einen entsprechenden Hintergrund und die finanziellen Möglichkeiten. Sie möchten ihren Kindern gern die Werte und die Erfüllung, die sie selbst darin sehen, weiter geben und darin ist nicht Elitäres. Eltern, die nie in Kontakt mit dieser Art von Musik kamen, kommen eher nicht auf die Idee, Instrumentalunterricht wäre etwas Wichtiges. Sie kennen es einfach nicht.
Sicher gibt es auch Menschen, die Instrumentalunterricht als Möglichkeit der Abgrenzung sehen. Wie auch Golf, Tennis ..... . Sie werden aber in der Minderheit sein, denn wenn man Klavier spielen als etwas derart Äußerliches betrachtet, wird man nie gut spielen können. :)
Liebe Grüße
chiarina