Absolute Beherrschung und Vorspielfestigkeit bei einem Stück

  • Ersteller des Themas Dreiklang
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Doch! Die meisten hier machen nämlich genau das bis an ihr Lebensende und ziehen dann Bilanz "scheisse, jetzt bin ich tot".
Ein halbes Jahr ist aber auch schon recht riskant.
Ernsthaft...?

Beim Klavierspiel weiss ich wenigstens, dass ich auch ein bisschen was erreiche. Das war bei anderen Sachen in meinem Leben nicht immer so. Da hab' ich auch schonmal drei Jahre in irgendwas versenkt, bei dem ich überhaupt nicht gross vorangekommen bin...
 
Ein paar Ideen aus meiner Übepraxis zum Fadenthema:

- bei jedem Proben alles geben und mit voller Konzentration bei der Sache sein (man hat ja gerade sowieso nichts anderes zu tun)
- keine Passagen verschludern (habe festgestellt, dass es tatsächlich Passagen gab, die jedesmal schiefgingen, weil ich sie gar nicht wirklich jedesmal hinkriegen wollte - das darf natürlich nicht sein)
- bei jedem Proben eine Spitzenleistung erbringen wollen. Hat den Vorteil, wenn man dann eine Spitzenleistung wirklich erbringen muss (Aufnahme machen, oder Vorspielen), hat man das schon -zigmal gemacht und es ist (psychologisch gesehen) Routine

(diese Tipps müssen natürlich nicht jedem konkret etwas bringen, könnten aber hier und da nützlich sein)
 
Noch ein paar...

- das ganze ruhig als Anstrengung begreifen. So zu üben und zu proben ist anstrengend... Herumklimpern ist etwas anderes...
- GEDULD. Auch wenn es scheint, man kommt nicht vorwärts bei diesem Ziel: jedesmal, wenn eine Passage oder das ganze Stück gelingt, kommt man ein kleines Stückchen weiter... die Wahrscheinlichkeit, dass alles zusammen dann wirklich gelingen wird, steigt ständig...
 
Ich beginne zu ahnen, worauf alles hinausläuft...

a) die Bereitschaft, ein Stück noch lange zu üben, das man "schon kann". Wobei genau dieses "schon kann" recht oft ein Selbstbetrug sein dürfte...

b) die Bereitschaft, ein paar ganz besonders bittere Pillen zu schlucken.
Was macht man nämlich mit Passagen, die einfach nicht stabil werden wollen? Das ist immer ein Zeichen dafür, dass man sie lernmotorisch (noch) nicht gescheit bewältigt hat - denn sonst würden sie ja immer und zuverlässig laufen...
Also dann, zurück auf "Los", Metronom anwerfen, und nochmal von vorne. Das sind immer die bittersten Pillen... :heilig:
 
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Absolute Beherrschung und Vorspielfestigkeit bei einem Stück
Was könnte wohl noch dazu gehören?

Das Gefühl der "Sicherheit". Man hat solange an dem Stück gearbeitet und sich damit beschäftigt, dass man einfach die "Sicherheit" hat, dass alles klappen wird... weil man soweit ist, dass alles -zigmal geklappt hat... weil man sich über jede Spielsekunde des Stückes "sicher" ist, und weiss, wie man sie einwandfrei hinkriegt, und dass man sie einwandfrei hinkriegt

Und wohl auch: man kann sich relativ unaufgewärmt hinsetzen, und das Stück vom Fleck weg einwandfrei bringen.

Ich muss mich zumeist erst einspielen, bis alles gut klappt...

Man verzeihe mir das Palaver über dieses Thema... aber ich war halt noch nie an diesem Punkt (bei richtig schweren Stücken)
 
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Ok - natürlich war's die La Campanella, bzw. meine Version davon... :blume:
 
Ein krasser Fall von Beratungsresistenz....
 
Ach, ich seh' das eher als sowas wie "Streben nach Individualismus" und/oder "Selbstverwirklichung"...
 
Wozu dann überhaupt ein KL, zum Ärgern?
 
Man müsste Leute wie Lang Lang etc. ausquetschen, die genau das eben einfach können...

Genau, Leute, die es "einfach so können". :lol:

Solche Leute konnten mit 12 Jahren schon mehr als wir Spätberufenen aller Voraussicht nach je lernen werden. Nicht weil wir doof sind, sondern weil bestimmte Lernprozesse vor diesem Alter anders funktionieren.

Es gibt keinen "Trick", den einem jemand sagen könnte und dann wüsste man es und könnte es umsetzen. Das ist das Ende eines umfassenden Lernprozesses, der sehr früh begonnen werden und der auf eine naturgegebene Grundausstattung treffen muss. Was Du meinst, erfordert mehr als "wir" in diesem Leben noch leisten können. Du weißt vielleicht, was gerade Lang Lang hinter sich hat.

Äußerst sinnvoll wäre es daher für die Psychohygiene, sich darüber zu freuen, wenn unsereins ein anspruchsvolles Stück relativ gut beherrscht (und kein biographisches Packerl wie Lang Lang mit sich herumschleppt).

Wozu dann überhaupt ein KL, zum Ärgern?

Eben gerade nicht. ;-) Die Wege trennten sich ja.

@Dreiklang

Beschreib doch mal, wie Du Dir die Campanella ohne professionelle Unterstützung angeeignet hast. Die Einspielung (unabhängig von den von Dir vorgenommenen Änderungen) klang "vorspielfest", so weit ich sie in Erinnerung habe, ohne (für mich) erkennbare Holperstellen, und unserem @Henry hast Du sie live vorgespielt.

Jetzt mal egal, wie lange Du dafür gebraucht hast und was Du verändert hast – irgendwie hast Du es doch hinbekommen. Wie? Du wirst doch sicher nicht ernsthaft das Metronom ausgehend von 30 bpm peu-à-peu hochgedreht haben. :konfus::denken:

Ohne Häme: Interessiert mich.
 

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