Orgel - Anfänger

Hallo Michaela,

Natürlich kannst Du mit Hauptwerk alle Stilrichtungen bedienen, das ist ja auch der große Vorteil gegenüber einer Digitalorgel. Die musst Du nehmen, wie sie ist, nachträgliche Änderungen der Klangbibliothek sind nicht bzw. nur für sehr viel Geld zu haben.
Gerade bekomme ich die Nachricht, dass ein niederländischer Sample Hersteller aufgibt und seine Sets kostenlos anbietet! Da ist auch viel brauchbares dabei (z.B eine Walcker Orgel).

Ich habe deshalb gefragt, weil Du bei sehr halligen Sets einen extrem straffen Rechner brauchst (der Hall muss schließlich auch in Echtzeit berechnet werden). Ich bin eher ein Freund der trockenen Sets, man hört jede Feinheit, aber natürlich auch den kleinsten Fehler. Deshalb reicht mir ein Rechner von der Stange.

Das Spiel in Waltershausen hat geklappt.
Ich war natürlich eine halbe Stunde eher da und konnte so noch einem Orgelschüler zuhören, ein junger Mann der begnadet gut mit dem Instrument zurecht kam. Gut, er spielt seit dem 5. Lebensjahr Klavier, hat 3,5 Jahre Unterricht beim KMD und will Kirchenmusik studieren. Jung müsste man noch mal sein!

Der KMD ist ein netter Mittdreißiger, übergab mir den Kirchenschlüssel und zog mit seinem Schüler zum Unterricht ab.

So war ich mit dem Instrument allein.

Zum Thema Ergonomie: Mir schmerzt jetzt noch mein Halswirbel! Das Hauptwerk befindet sich in der Mitte, so dass man ziemlich weit vorgebeugt spielen muss. Dabei kommen einem die Pedale schon sehr nah (die Leute waren halt früher viel kleiner). Die Obertasten sind ungewöhnlich hoch, so dass man die Füße schon ganz schön heben muss.
Vom tiefen bis zum hohen C ist es ein gewaltiger Spagat, den ich gerade noch so bewältigen konnte.
Die Manuale haben eine begrenzten Tonumfang und sind gefühlt etwa eine Oktave höher angeordnet, als erwartet. das schafft eine zusätzliche Verdrehung des Oberkörpers.

Das Hauptwerk spielt sich sehr schwergängig, wobei die Tasten nachfedern. Ich hatte auch den Eindruck, dass nicht alle Tasten gleich gewichtet waren. das Brustwerk spielte sich dagegen gut.

Mein Problem war, dass ich zu Hause das Hauptwerk auf das untere Manual gelegt habe und das Brustwerk darüber. So musste ich auch noch die Hände vertauschen. Ich hatte mir zum Glück die Screenshots des virtuellen Spieltisches mit den Registrierungen ausgedruckt und fand das im Original so bestätigt. Damit konnte ich die Registrierungen 1 zu 1 übertragen und musste nicht experimentieren.

Zum Klang: Im Kirchenschiff klingt die Orgel wunderbar! Am Spieltisch sieht das ganz anders aus. Das Brustwerk hämmert von links und rechts in die Ohren, wogegen man das Hauptwerk nur ungenau über dem Kopf vernimmt. Das erfordert auch erst mal eine Umstellung. Bezüglich des Samplesets kann ich sagen, dass Prof Maier das sehr gut umgesetzt hat. Die Aufnahmen mit dem Set klingen wesentlich besser als an der Spieltischposition. Ich habe auch Aufnahmen mit meinem Zoom aus dem Kirchenschiff gemacht, die mich allerdings nicht so richtig zufrieden stellen. Man ist halt schon sehr verwöhnt.

Das im Set verzögerte Ansprechverhalten einiger Bassregister konnte ich am Original nicht so extrem nachvollziehen, allerdings sind einige Pfeifen doch arg verstimmt und der etwas schnarrende Ton (ohne gezogene Zungenregister) im Set war auch im Original vorhanden.

Summa summarum: die Trost Orgel von OAM spielt sich in der heimischen Kemenate auf einem BDO Tisch wundervoll und klingt wie das Original. Der Original Spieltisch ist allerdings eine Herausforderung und man braucht eine ganze Weile, um mit der Pedalerie und den Manualen klar zu kommen. Germani-Technik ist da nicht unbedingt erste Wahl. Der Orgelschüler sagte treffend auf die Frage wo seine Orgelschuhe sind: das Ding kannst Du auch mit Gummistiefeln spielen. Na dann!

Bilder und Aufnahmen per PN

LG aus dem Vogtland
 
Sehr interessanter Bericht. Kommt man in Reinhardtsgrimma und Waltershausen so einfach an die Orgel ("Ich hab die Samplesets, kann ich mal das Original spielen?") oder braucht man da Kontakte über Bekannte, die wieder Bekannte haben ... ?
 
Hallo Klafierspieler,

Trost ist kein Problem, einfach dem KMD Theophil Heinke eine Mail schicken. Es wird ein Unkostenbeitrag von 15 Eu erhoben.

Bei Reinhardtsgrimma auf Prof. Maier verweisen und E-Mail an Pfarrer Johannes Keller.
 
@Klassikfreund

Freut mich, dass das Spiel in Walthershausen gut geklappt hat!

Ich war natürlich eine halbe Stunde eher da und konnte so noch einem Orgelschüler zuhören, ein junger Mann der begnadet gut mit dem Instrument zurecht kam. Gut, er spielt seit dem 5. Lebensjahr Klavier, hat 3,5 Jahre Unterricht beim KMD und will Kirchenmusik studieren. Jung müsste man noch mal sein!

Das denke ich mir auch manchmal ;) Vieles würde ich heute anders machen. Ich würde das Konservatorium besuchen und den Schwerpunkt auf das Singen, das Orgel spielen und Komponieren setzen - weil sie, neben der Fotografie, zu meinen größten Leidenschaften zählen.

Und es ist einfach so: umso früher du mit etwas beginnst, desto mehr kannst du später dann aus dir herausholen. Muss zugeben, dass ich dem manchmal schon etwas hinterher trauere. Gut, ich bin motiviert und bereit, viel zu tun - aber trotzdem: ich muss von 0 beginnen. Nicht nur, was das Orgelspielen anbelangt. Auch wenn es um das Thema Musiklehre/Harmonielehre geht, stehe ich noch nicht mal am Anfang. Ich hab zwar lange Violine gespielt, aber viel zu ungenau und oberflächlich - die grundlegenden Dinge beherrsche ich grade noch so.

Das Einzige, was ich schon von Kindesbeinen an in mir trage, ist eine gewisse musikalische Kreativität - darauf werde ich versuchen aufzubauen.

Im Übrigen finde ich es toll, dass sozusagen jeder auf diesen Orgeln spielen darf, wenn er denn anfrägt und einen kleinen Beitrag zahlt. Muss schon ein tolles Gefühl sein, auch der Herausforderung wegen, ein neues Instrument, eine neue Begegnung und Auseinandersetzung.

Vielen Dank für die Hörbeispiele, ich werde sie mir eingehend zur Gemüte ziehen und dir dann berichten - Ich freu mich schon darauf :)

Was ich noch fragen wollte: vielleicht ist es offensichtlich, aber ich hab mich im Internet dumm und dämlich gesucht und leider keine Antwort auf meine Frage gefunden. Die melodiöse Bandbreite einer Orgel kenne ich, so ungefähr. Ist ja auch immer wieder anders, von Orgel zu Orgel. Aber: wie sieht es denn bei den Pedalen aus? Ich spreche jetzt von der Reihenfolge der Töne... wir haben ja im Normalfall 30 Pedaltasten... beginnt die erste Pedaltaste links dann mit dem tiefen C, oder? Und dann einfach ganz normal weiter hochlaufen lassen... c, d, e, f, g, a, h... und die schwarzen Tasten dazwischen (bzw. die kleineren) wären demnach die Halbtöne? Rechts das cis, z.B. und links das ces?

Ich bin nämlich gerade dabei mir auf einem großen Karton alle Pedaltasten originalgetreu hinzumalen, um schon mal ein Gefühl dafür zu entwickeln, wo die Töne liegen, damit ich diese zumindest in der Theorie auswenig beherrsche.

Liebe Grüße,
Michaela
 
Muss zugeben, dass ich dem manchmal schon etwas hinterher trauere.


Niemals zurückdenken, immer nur vorwärts!


wie sieht es denn bei den Pedalen aus? Ich spreche jetzt von der Reihenfolge der Töne... wir haben ja im Normalfall 30 Pedaltasten... beginnt die erste Pedaltaste links dann mit dem tiefen C, oder? Und dann einfach ganz normal weiter hochlaufen lassen... c, d, e, f, g, a, h... und die schwarzen Tasten dazwischen (bzw. die kleineren) wären demnach die Halbtöne? Rechts das cis, z.B. und links das ces?


Die Anordnung ist tatsächlich so wie von Dir beschrieben, also genau wie auf dem Manual. Der tiefste Ton links ist immer C, der höchste rechts richtet sich danach, wieviele Töne überhaupt vorhanden sind - bei 30 Pedaltasten ist es F, bei 25 wieder C. Die kurzen Pedale entsprechen den Halbtönen, von links nach rechts also cis, dis, .. Dann gibt es bei historischen Instrumenten noch den Fall, das einzelne, selten benötigte Halbtöne weggelassen wurden, etwas das tiefste cis, aber das kannst Du im Moment vergessen.
 

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