Unabhängig davon, ob die Späne nun aus feinstjähriger Fichte sind oder nicht (ich wage zu bezweifeln, dass dies den großen Unterschied macht), glaube ich sogar, dass die Risse selber gar keinen sooo großen klanglichen Einfluss haben (weil sie nicht parallel zu den Saiten verlaufen), sondern eher die Begleiterscheinungen, wie nachlassende Resonanzbodenspannung.
Bei meinem alten S&S-O wurde das Gehäuse (ich glaube, nach Entfernung der Saiten usw.) vor dem Ausspanen in eine Trockenkammer gebracht, wo es bei sehr geringer Luftfeuchtigkeit weiter gequält wurde, bis sich auch der letzte Riss auftat oder geweitet hat. Auch jetzt, nach 20 weiteren Jahren, ist der Resonanzboden immer noch wunderbar, ohne auch nur den allerkleinsten Riss (obwohl ich seit Jahren auch keinen Luftbefeuchter mehr im Winter unter den Flügel gestellt habe) und in guter Spannung (wird bei jeder Stimmung mit Saitenwaage gecheckt).
Weiterhin, wenn Risse im Resonanzboden sind, kann es sein, dass eine entgegengesetzte Wölbung entsteht - der Resonanzboden hängt beim Flügel nach unten durch wie ein durchgesessenes Sofa statt nach oben in Spannung zu stehen. Das wichtigste aber beim Ausspanen erscheint mir - wie agraffentoni schon schrieb - dass die ursprüngliche konvexe Wölbung und damit Spannung im Resonanzboden erstmal ermittelt und dann wieder hergestellt werden sollte. Weil das sicherlich die größte klangliche Auswirkung der ganzen Aktion hat.
Für mich würde sich daher vielmehr die Frage stellen, ob ich bei einer gut sortierten Tischlerei mit Trockenkammer den entkernten Flügel oder das Klavier für mehrere Tage zum Heruntertrocknen unterstellen kann und wie die korrekte Wölbung wieder hergestellt werden kann, bevor ausgespant wird.
Bei meinem uralten Klavier im Ferienhäuschen sind ganze Resonanzbodenplattenteile auseinandergegangen, wodurch das Klavier anfängt, bei bestimmten Tönen und Luftfeuchtekonstellationen unangenehm zu rasseln. Ich habe mir erstmal beholfen gehabt, provisorisch Weinkorkenstücken an bestimmten Stellen zwischen Resonanzboden und Holzrahmen zu klemmen, bis es nicht mehr gerasselt hat. Ich hatte damals schon mit Klaviermacher telefonisch gesprochen, er wollte evtl. eine Runde über Norddeutschland und Rügen drehen, dann hätte er es gerichtet. Geht leider nicht mehr (seufz...). In dieses Oberdämpferklavier (Ende 19.Jhd.) will ich aber keine größeren Aufwendungen rein stecken, wie korrektes Ausspanen, vielleicht mache ich einen eigenen Faden auf bzgl. Tipps, das Rasseln auf niedrigerem Aufwandsniveau wegzubekommen.