Ist man als Linkshänder am Klavier grundsätzlich ein wenig benachteiligt oder nicht??

  • Ersteller des Themas Debbie digitalis
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Ich bin Ambidexter mit vermutlicher Dominanz nach links, da ich nie sauber und schnell schreiben gelernt habe. Händigkeit war in meiner Kindheit nie ein Thema und deshalb wurde es auch nie anders als mit rechts probiert. Auch die typischen Persönlichkeitsveränderungen, die man verschütteten Links-/Rechtshändern zuschreibt, sind teilweise beobachtbar.

Daß ich ansonsten trotzdem relativ gut mit beiden Händen klarkomme, führe ich auf meinen frühzeitigen Klavierunterricht zurück. Der Balken, der beide Gehirnhälften verbindet, wird durch Klavierspielen gefördert. Dadurch sind dann auch die üblichen diagnostischen Tests, mit denen man Händigkeit feststellt, nicht mehr sonderlich aussagekräftig: Beide Hände sind gleich geschickt und es gibt keine klar feststellbare Präferenz, sondern diese wechselt je nach durchgeführter Aktivität.
 
Wenn das so schwer wäre, dann würden sowohl Rechts- als auch Linkshänder an der Tastatur eines Computers scheitern. Da es aber Milliarden von Schreibkräften auf der Welt gibt, scheint es kein Problem zu sein.
Ich hab ne Weile dran herumgedacht und mir folgende Theorie überlegt.
Früher wurden die Linkshänder umerzogen.
Dann hat man gesehen, dass manche durch die Umerziehung richtige Defizite körperlicher und seelischer Art bekommen haben. (Synchronisation der Gehirnhälften)
Daraufhin hat man die Linkshänder links schreiben lassen.
Das hat die Industrie gesehen und einen riesigen Markt für sich entdeckt.
Es folgte sowas wie die Emanzipation der Linkshänder mit allen seinen teils skurilen Auswüchsen.
Den Linkshändern wurde schon beinahe ein Kranhkeitsbewusstsein suggeriert, welches nur mit den richtigen Hilfsmitteln begegnet werden könnte. (Füller, Scheren .. und so weiter)
Natürlich tun sich Kinder schwer, wenn sie mit links schreiben müssen.
Aber sie tun sich auch schwer, wenn sie mit rechts schreiben müssen.
Ich für meinen Teil bin beidhändig! Das ist nur auf den ersten Blick gut .. auf dem zweiten ist das total verwirrend. Ich weiß nämlich ernsthaft nicht automatisch wo rechts oder links ist. War in der Fahrschule manchmal sehr erheiternd .... "das andere Links" ...
Ich kann Spiegelschrift lesen und schreiben.
Aber ich habe ein totales Problem mir zu merken, wie das mit den Fingersätzen ist Da es mir total wurscht ist ob es jetzt nach rechts und links geht weiß ich nie, ob der kleine Finger der linken Hand jetzt die 1 oder die 5 ist. Aber auch das ist erlernbar ... Es ist halt mühsam. Aber das ist es für ALLE!


Ich finde (und mache mich jetzt vielleicht bei der TE unbeliebt - stehe aber dazu) Ein Problem ist es erst, wenn man eins draus macht :super:
 
Das sind gar nicht so wenige. Spontan fallen mir Ravel, Schumann, Beethoven, Rachmaninoff und Mozart ein.

Beethoven war ziemlich sicher Rechtshänder.
Bei Mozart bin ich sehr im Zweifel. Wer will das herausgefunden haben?
War Ravel Linkshänder? Er schrieb ein Klavierkonzert für die linke Hand, allerdings für den einarmigen Pianisten Paul Wittgenstein.
Geschrieben hat er wohl mit rechts:
ravel.jpg
 
Ich bin zwar kein Ambidexter, aber beidhändig. Mit links schreibe ich und halte die Zahnbürste, mit rechts halte ich Schere und Messer, mit links einen Löffel und mit rechts halte ich den Nagel fest, den ich mit dem Hammer in der linken Hand einschlage. Schraubendreher: Lieber rechts, weil ich da mehr Kraft in der Hand habe.

Mal ist die eine Hand geschickter, mal die andere - je nachdem, was ich gerade mache. Das ist auch am Klavier so. Da ist manchmal die linke Hand besser, meist aber die rechte.
 
Manche sagen rinks und lechts kann man nicht velwechsern, werch ein Illtum. (Ernst Jandl)
Schreiben ist ja nicht das einzige was man macht. Nur in der Schule halt sehr wichtig, später Computertastatur. Auf jeden Fall hat man beim Radschlagen usw. eine gute und eine nicht so gute Seite.

Zufällig möchte ich grade jetzt doch noch zitieren und ihr lest es dann vielleicht zufällig:
Stefan Klein, Alles Zufall: Die Kraft, die unser Leben bestimmt.
Auf S. 230: "wie sehr gerade die assoziationsfreudige rechte Hirnhälfte zu negativen Gefühlen neigt, zeigte der britische Psychologe Stuart Dimond bereits im Jahr 1976. Er hatte spezielle Kontaktlinsen konstruiert, mit denen er Filme nur der rechten oder nur der linken Hirnhälfte vorführen konnte. Wenn die Versuchspersonen mit der rechten Hemisphäre sahen (linkes Auge), empfanden sie die Filme als unerfreulich, feindselig und sogar verabscheuungswürdig. Konnte aber die linke Hirnhälfte dieselben Szenen verarbeiten, sah die Welt gleich viel freundlicher aus - ebenso, wenn beide Hemisphären zugleich aktiv waren.
Eine Fülle von Untersuchungen über Hirnströme und Hirnaktivität hat seither bestätigt, dass die Systeme für Annäherung und Abscheu, Freude und Angst ungleichmäßig auf die beiden Hälften des Großhirns verteilt sind. Menschen, bei denen bestimmte Zentren auf der linken Hirnhälfte stärker tätig sind, fühlen sich im Allgemeinen ausgeglichener. Etwas plakativ formuliert haben wir eine Hirnhälfte für die angenehmen und eine für die unangenehmen Gefühle, links Glück, rechts Unglück.
Wie die Versuche mit den Kontaktlinsen demonstrieren, kann die linke Hemisphäre normalerweise die düstere Gefühlslage der rechten dämpfen. Bei Menschen jedoch, deren rechte Hirnhälfte übermäßig aktiv ist, gelingt der Ausgleich nicht immer. Unbegründete Ängste und phantasierte Bedrohungen sind oft die Kehrseite von Einfallsreichtum und einem Sinn für verborgene Bedeutungen."

Und dann dachte ich dran, dass ich Linkshänderin bin, da war doch irgendwas mit linker und rechter Gehirnhälfte. Und dann begann ich zu recherchieren. Also öfter mal ein Aug zudrücken. Je nachdem was man bezweckt, das linke oder das rechte.
s_02.gif
(oh, der Smiley drückt ja das rechte Aug zu und schaut durch das linke, warum lacht er dann noch, entweder weil er noch nie von diesen Studien gehört hat oder weil philosophieren und grübeln manchmal auch zu einem Glücksgefühl führen können, wenn man dadurch zu neuen beglückenden Erkenntnissen kommt.)
 
Ich mache alles mit rechts, ich bin wirklich durch und durch Rechtshänder-/-Füßerin :-)
Die linke Hand muss ich beim Klavierspielen mehr trainieren, auch, was Technik anbelangt. Sie ist eindeutig meine schwächere Hand. Sollte ich mir mal die rechte Hand verletzen, hätte ich ein echtes Problem. Ich beneide Leute, die mehr oder weniger beidhändig "agieren" können.
(Ich stelle mich auch saudumm an, wenn ich mit dem linken Fuß einen Ball schießen soll...)
Diese Händigkeit ist ja auch übers Gehirn gesteuert, bei Rechtshändern dominiert die linke, bei Linkshändern die rechte Gehirnhälfte.
Deswegen hat meine "umgewöhnte" Schwester damals oft geklagt, sie fühle sich, als hätte sie einen "Knoten im Hirn". Nachdem meine Mutter sich irgendwann gegen Lehrer und andere Leute gesperrt hat und meine Schwester mit der bösen linken Hand schreiben ließ, wurde es besser.
 
Beethoven war ziemlich sicher Rechtshänder.
Bei Mozart bin ich sehr im Zweifel. Wer will das herausgefunden haben?
War Ravel Linkshänder? Er schrieb ein Klavierkonzert für die linke Hand, allerdings für den einarmigen Pianisten Paul Wittgenstein.
Geschrieben hat er wohl mit rechts:
ravel.jpg

Keine Ahnung, ich habe gerade mal die große Suchmaschine befragt unter dem Stichwort Linkshänder Komponisten. Da werden die von mir genannten Komponisten als berühmte Beispiele genannt, auch noch weitere wie z.B. Prokofiev. Letztendlich ist es ja auch egal, die Frage war ja, ob sich das in der Notation niedergeschlagen hat und da wüsste ich nicht, wie das aussehen sollte.
 
Keine Ahnung, ich habe gerade mal die große Suchmaschine befragt unter dem Stichwort Linkshänder Komponisten.
Nicht alles, was die große Suchmaschine liefert, stimmt auch.
Aber viele befragen die große Suchmaschine und schreiben dann ungeprüft ab, was die Maschine liefert.
Und je mehr Leute ungeprüft abschreiben, was sie geliefert bekommen, desto mehr findet die Maschine.

Auch Prokofiev hat ein Klavierkonzert für die linke Hand geschrieben. Beauftragt wurde er von Paul Wittgenstein, genauso wie Ravel.

Sind alle Komponisten, die etwas für Wittgenstein geschrieben haben, Linkshänder?
 
Nicht alles, was die große Suchmaschine liefert, stimmt auch.
Aber viele befragen die große Suchmaschine und schreiben dann ungeprüft ab, was die Maschine liefert.
Und je mehr Leute ungeprüft abschreiben, was sie geliefert bekommen, desto mehr findet die Maschine.

Das ist mir wohl bewusst, auch kenne ich die Geschichte der von Dir genannten Klavierkonzerte;-). Bist Du denn der Ansicht, dass die Notation dadurch geprägt und erkennbar ist, ob jemand Rechts- oder Linkshänder ist?
 
Danke Alb, das war sehr schön und eindrucksvoll, dieses Stück möchte ich auch einmal lernen, wie heißt es, von wem? Da wird die linke Hand eindeutig ein "wenig" mehr gefordert als gewöhnlich, die rechte ruht sich mehr aus.
 

Danke Alb, das war sehr schön und eindrucksvoll, dieses Stück möchte ich auch einmal lernen, wie heißt es, von wem? Da wird die linke Hand eindeutig ein "wenig" mehr gefordert als gewöhnlich, die rechte ruht sich mehr aus.

Ich hab das nicht gespielt, hier der Direktlink:.youtube.com/watch?v=rYG-EawIfeQ
Es ist ein Linkshänderklavier, auf dem zwei Etueden von Liszt gespielt werden ;-)
LG
Alb
 
meine Güte, ja klar, links sind ja die hohen Töne. Das ist echt toll, danke für den Link. A wengal staadschauat gwesn, man rechnet ja nicht mit sowas.........
 
Ja, das "schöne Händchen". Rede momentan mit vielen Menschen, die ich so treffe. Ist überall ein Thema. Kenne innerhalb kürzester Zeit jetzt schon 7 Leute, die gezwungen wurden umzulernen. Einer wurde in der Schule die linke Hand mit einem Strick nach hinten gebunden, eine andere hatte mit 4 ihre Mutter verloren, wohnte dann bei ihrer Tante wo man sehr auf Manieren achtete, sie bekam einen Schlag auf die linke, wenn sie versuchte damit zu essen, eine andere hat einen Sohn der Linkshänder ist, ihre Mutter versuchte aber krampfhaft sie daran zu hindern ihn Linkshänder "werden zu lassen" , obwohl sie (die Großmutter) selber alles mit links macht, außer dem Schreiben und Essen, jetzt kam sie, die Mutter drauf, dass sie selbst wohl auch Linkshänderin gewesen wäre.

Beim damals herrschenden System hatte man wahrscheinlich fast keine Wahl, man ersparte den Kindern den Ärger in der 1. Klasse wenn man sie schon frühzeitig auf rechts gewöhnte, hätte ich vielleicht auch gemacht, da wusste man ja noch nichts über die Gehirnhälften. Viele wissen es sogar noch, ich war eigentlich Linkshänder, aber meine Eltern dachten, dass ich dann nicht geeignet wäre, für einen handwerklichen Beruf (Werkzeuge wie Schubleere, schreibt man das so?).....Eine durfte nicht Handarbeitslehrerin werden, weil sie zwar links schrieb aber rechts häkelte und strickte, und, und, und. Bestimmt interessiert mich das Thema so, weil ich Linkshänderin bin, kann verstehen, dass das alles einem Rechtshänder wahrscheinlich weniger sagt. Wären wirklich die Hälfte links, die Hälfte rechts, dann würde eh kein Hahn danach krähen.

So wie die Geschichte von dem Gipsarm weiter oben, wo die Lehrerin nicht wollte, dass man derweil mit links schreibt, lieber nichts schreibt, als mit links. Ja der Knoten im Gehirn, wie viele schlechte Noten kamen wohl von so einem "Knoten"? Wobei die Sache mit den Gehirnhälften auch keine Erklärung für alles sein kann. Jeder hat trotzdem noch seine individuelle Biographie.

So jetzt bin ich grad ein wenig ernüchtert. Scheinbar nuckeln 90 % der Kinder im Mutterleib am rechten Daumen (15. SSW), nur 10 % am linken. Aber vielleicht, vielleicht, vielleicht, gibt es trotzdem 50 % wo die rechte Gehirnhälfte dominant ist, sonst würden nicht so viele meiner Bekannten wie ich Roller fahren bzw. wie ich (also im Uhrzeigersinn am linken Bein stehend) die "drehende Frau" wahrnehmen, was scheinbar für ein Dominanz der rechten Gehirnhälfte spricht. Dann ist meine Tochter doch einfach eine Rechtshänderin, oder wie, hat wohl auch schon im Bauch am rechten Daumen gelutscht, da drinnen gab es keine Roller, Hula Hoop Reifen, Töpfe zum Abtrocknen und Tische zum Abwischen, wo sie beweisen hätte können, dass sie auch manches gerne mit links macht...:konfus::idee::super:
 
es lässt mir einfach keine Ruhe, das Internet gibt auch was anderes her:

STATISTIK

Die statistischen Angaben über den Linkshänderanteil in der Bevölkerung sind sehr schwankend. "Ältere Arbeiten tendieren eher zu niedrigeren Prozentsätzen, während sich in jüngeren Untersuchungen im Allgemeinen höhere Zahlen (bis zu 50%) finden. Gründe für die Unstimmigkeiten gibt es natürlich viele: zum Beispiel die Messmethoden (Selbsteinschätzung, Befragung, Beobachtung, Test) und der strengere oder lockerere Maßstab, der angelegt wurde. Weiter ist zu beachten, zu welcher Gruppe die umgeschulten Linkshänder (Pseudo-Rechtshänder) gezählt wurden (wenn dieser Befund überhaupt noch aufzudecken war). Mit Letzterem steht im Zusammenhang, dass Linkshändigkeit zeitweise als etwas Minderwertiges galt, was man seinem Kind schon früh auszutreiben hatte und was dann dieser Mensch in seinem weiteren Leben geflissentlich unterdrückt und verschwiegen" hat (Sattler, J.B. Links und Rechts in der Wahrnehmung des Menschen. Zur Geschichte der Linkshändigkeit, S. 242).
Untersuchungen am Arbeitsamt Wilhelmshaven stellten einen statistischen Anteil von Linkshänder von 22,2 % fest, wobei die Gruppe der umgeschulten Linkshänder nur unvollständig erfasst werden konnte (Sattler, Der umgeschulte Linkshänder, S. 134 f.). Manche Forscher halten auch einen Anteil von 50 Prozent Linkshänder zu 50 Prozent Rechtshänder für möglich.
Es zeigte sich in unserer Arbeit immer wieder, "welche bestimmende Rolle die Lernprozesse in der Sozialisation des Kindes und dem weiteren Leben des Menschen spielen; nur durch Mitarbeit der Interessenvereinigung für Linkshänder in der Beratungsstelle und im Forschungsprojekt war es möglich, empirisch auf die Problematik einzugehen und Grundlagenforschung zu realisieren. Die Vorteile dieser Art zu arbeiten liegen anscheinend außerhalb des Betriebs einer Universität, die praktisch wenig Möglichkeiten zur Datengewinnung aus einer so großen Anzahl an Untersuchungen unterschiedlicher Gruppen hat. Es wurde eine derartige Verbindung zwischen Praxis und der davon abgeleiteten Theorie geschaffen, dass die so gewonnenen Erhebungen wahrscheinlich in ihrem Umfang und Ergebnis die größte Linkshänderdatei - aus einer heterogenen Bevölkerungsgruppe - darstellen, die es auf der Welt gibt" (Sattler, J.B. Links und Rechts in der Wahrnehmung des Menschen. Zur Geschichte der Linkshändigkeit, S. 23).
 
die Frage war ja, ob sich das in der Notation niedergeschlagen hat und da wüsste ich nicht, wie das aussehen sollte.

Ich hätte spekuliert, dass ein linkshändischer Klavierkomponist automatisch/unbewusst der linken Hand ein höheres Maß an "virtuosem" Gebrauch zuschreibt (buchstäblich verstanden).

@rolf

Dein Beispiel ist musikalisch allerliebst:herz:, aber es taugt schlecht als Beispiel. Es ist eine ETÜDE. Dabei geht es neben großartiger Musik auch um das Üben bestimmter Herausforderungen. In diesem Fall: Das "Gefitzel" sowohl links als auch rechts als auch zusammen zu bewältigen. Ich könnte mir zum Beispiel vorstellen, dass ein Linkshänder sich in op. 10/12 wohler fühlt als ein Rechtshänder. (N.B. Ich rede NICHT davon, dass ein Rechtshänder das nicht genauso gut/schnell spielen kann!)
 

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