Musikalische Gestaltung als Mittel zur Bewältigung manueller Schwierigkeiten

Deine Finger können nicht laut und leise spielen? Das wundert mich jetzt aber sehr.
Das kann eigentlich jeder, auch jemand der überhaupt kein Instrument spielen kann.

Wenn du bei jemandem an die Tür klopfst und es reagiert niemand darauf, dann klopfst du doch auch lauter. Da mußt du doch nicht erst ein Buch kaufen oder Klopfunterricht nehmen.

Das ist beim Klavier genau dasselbe...:rolleyes:

Im Prinzip hast Du recht. Allerdings gibt es durchaus Stellen, wo es nicht so einfach ist, "einfach" leise zu spielen.

Nehmen wir mal das hier:

Den Anhang Liebestod.pdf betrachten

Ich kenn das Stück, auch das Original. Der Tristan als Gesamtwerk ist mir auch nicht ganz unbekannt. Der Inhalt ist recht klar, Isolde stirbt ihren "Liebestod", das ist alles sehr tragisch und dramatisch.

Meine Klangvorstellung ist also recht klar, die läßt sich auch recht schnell erarbeiten, wenn man einfach Akkorde spielt, d. H. das Trem. wegläßt.

Den Anfang kann ich mehr oder weniger vom Blatt spielen.
Bei den letzten beiden Takten dieser Seite klemmt's. Nun ist es nicht so, dass ich das gar nicht spielen könnte. Es geht vielmehr darum leise genug zu tremolieren, damit das "Cello" noch rauskommt und dabei keinen Krampf zu kriegen.

Jetzt brauch ich mal einen Tipp von Dir, lieber Haydnspaß, (Klavigen, Rolf und alle anderen dürfen natürlich auch.)

Wie soll ich das üben?
Training? Experimentieren? Räsonieren? Meditieren? Beten? ;)

-------------------------------------------

PS: Was ich sicher nicht machen werde: Trem. Übungen von Hanon.
Dann studier ich lieber gleich die erste Paganinietüde.
 
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Im Prinzip hast Du recht. Allerdings gibt es durchaus Stellen, wo es nicht so einfach ist einfach leise zu spielen.

(...)

Es geht vielmehr darum leise genug zu tremolieren, damit das "Cello" noch rauskommt und dabei keinen Krampf zu kriegen.

Jetzt brauch ich mal einen Tipp von Dir, lieber Haydnspaß, (Klavigen, Rolf und alle anderen dürfen natürlich auch.)

Wie soll ich das üben?
Training? Experimentieren? Räsonieren? Meditieren? Beten? ;)

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PS: Was ich sicher nicht machen werde: Trem. Übungen von Hanon.
Dann studier ich lieber gleich die erste Paganinietüde.

hallo,

ein kostbares Beispiel - und bzgl. der Diskussion ein köstliches :)

...vermutlich ein Stück, an welchem man nichts sieht, weils nur den "Profis" zuzutrauen oder zuzumuten ist... also ein sehr schlechtes Beispiel :D

was die Noten betrifft: da fehlt eine sehr relevante Fußnote vom heiligen Liszt persönlich: "die Tremolos mit möglichst vielen Noten"

die Musikwissenschaftlerin Dorthea Redepenning schreibt, dass abgesehen von den Tannh.-Ouv. Liszt nur noch ein einziges mal (in seinen Bearbeitungen) derart die Grenzen des Instruments wie des Spielers austestet, nämlich im Liebestod (((ich kanns erst wörtlich zitieren, wenn ich wieder daheim bin))) - - das ist hier "musikalisch" wie "motorisch" durchaus der Fall, in beiderlei Sinn ist das ganze Stück nicht eben einfach!

(((später kommen dort noch Stellen, da... ... :) ... ...)))

allerdings hast Du völlig recht: hier (die Tremoli r.H.) hilft die Klangvorstellung eher wenig, weil sie zur manuellen Lösung nichts praktisches beiträgt (leider) - hier heisst es, nuanciert (chromat. Binnenstimme & Oberstimme) sehr rasch, sehr sehr leise tremolieren - - e basta (würde Verdi sagen)

ich hängs mal aus meinen Noten wegen der Fußnote Liszts an, bzgl. der Tremoli mein Fingersatz (ja, c-d-g mit 124 und g obendrüber mit 5 - c&d mit 1 halte ich für ungeschickt - zum Vergleich ein sehr sehr leises Tremolo mit ähnlichem Fingersatz: hier muss man "wegfühlen" vom starken "schwerfälligen" Daumen, alles ist passiv weich & locker).

liebe Grüße, Rolf

Nachtrag: Tippfehler im dritten Beispiel: bei Fis7 ist das Tremolo natürli 5 - 32
 

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Im Prinzip hast Du recht. Allerdings gibt es durchaus Stellen, wo es nicht so einfach ist, "einfach" leise zu spielen.

Nehmen wir mal das hier:
...
Wie soll ich das üben?
Training? Experimentieren? Räsonieren? Meditieren? Beten? ;)

Wunderbares Beispiel!

Räsonnieren finde ich in diesem Fall garnicht so verkehrt :)

Also: wieso ist es kein Problem, Tremolos leise zu spielen, wenn sie langsam sind, aber plötzlich wirds zum Problem, wenn sie schnell sind?

Ich muß wieder auf meine simple Aussage zurückkommen, die ich in bezug auf die Dynamik beim Klavierspiel immer mache: die Lautstärke hängt von der Geschwindigkeit des Anschlags ab! Nicht vom Gewicht des Arms oder vom Druck, sondern allein von der Geschwindigkeit!

Wenn man ein schnelles Tremolo spielt, hat dies oft zur Folge, daß auch der Anschlag schneller (und damit lauter!) wird.

Das "Problem" läßt sich nun also einfach darauf reduzieren, daß man trotz schnellem Tremolo die Tasten so langsam wie möglich anschlägt.

Bzw. man schlägt sie garnicht mehr an im herkömmlichen Sinne.
Die Finger liegen auf den Tasten und der Unterarm macht nur noch eine schnelle aber kaum merkliche Zitterbewegung in Form einer Drehung. Die Finger sind gestreckt, etwas fixiert, aber nicht zu sehr, sie sollen beim Anschlag nachgeben.
Und nun stellt man sich einfach eine Gruselszene vor, die einen erzittern läßt.

Natürlich kann man das nicht auf Anhieb, aber man kann es üben, das Üben besteht in erster Linie darin, den Arm (nicht die Finger!) zum Zittern zu bringen.
 
was die Noten betrifft: da fehlt eine sehr relevante Fußnote vom heiligen Liszt persönlich: "die Tremolos mit möglichst vielen Noten"

Das ist die Lösung: mit möglichst vielen Noten.

Ich werde also mein Möglichstes vollbringen. :D

(((später kommen dort noch Stellen, da... ... :) ... ...)))

Schon gesehen und "probiert" :rolleyes:

allerdings hast Du völlig recht: hier (die Tremoli r.H.) hilft die Klangvorstellung eher wenig, weil sie zur manuellen Lösung nichts praktisches beiträgt (leider) - hier heisst es, nuanciert (chromat. Binnenstimme & Oberstimme) sehr rasch, sehr sehr leise tremolieren - - e basta (würde Verdi sagen)

Das ist mir schon klar. Aber jetzt frag ich mal wie manchmal meine Schüler/-innen.

Gibt es da nicht den Trick? (den mit dem "ü" kenn' ich schon :))

ich hängs mal aus meinen Noten wegen der Fußnote Liszts an, bzgl. der Tremoli mein Fingersatz (ja, c-d-g mit 124 und g obendrüber mit 5 - c&d mit 1 halte ich für ungeschickt - zum Vergleich ein sehr sehr leises Tremolo mit ähnlichem Fingersatz: hier muss man "wegfühlen" vom starken "schwerfälligen" Daumen, alles ist passiv weich & locker).

c&d mit 1 war tatsächlich nicht so ideal, bei 124 ist die Spanne zwischen 4 und 5 halt sehr groß. Schaun wir mal.

Nachtrag: Tippfehler im dritten Beispiel: bei Fis7 ist das Tremolo natürli 5 - 32

Woraus ist Dein 3. Beispiel? Klingt nach Lohengrin. Hab die Stelle aber nicht gefunden.
 
Aus Anfängersicht

Ich lehne mich jetzt also aus dem Fenster und meine, dass all jene, die nun sagen die Klangvorstellung sei das Zugpferd einfach schon so weit sind.
Allerdings wage ich zu bezweifeln, dass dies ganz am Anfang (was vielleicht schon Jahrzehnte zurückliegt) auch der Fall war.

Also, da muss ich jetzt mal kurz aus Anfängersicht eine konträre Meinung einnehmen. :-)

Ich kann mich an meine allerersten Anfänge noch gut erinnern. Ist ja noch nicht so lange her.

Gespielt habe ich nicht erst Technik (z.B. Tonleitern), sondern einfach sofort einen kleinen Song, den ich kannte. Und selbstverständlich habe ich schon bei den allerersten Anfängen immer auch versucht, den Klang zu gestalten. So gut, wie es eben damals möglich war.
Bei Einüben der Technik stand immer parallel das Bemühen, damit den 'richtigen' Klang zu erzielen. Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass dies jemand anders handhabt.

lg Nora
 
Ich hab auch noch eine Stelle mit pp-Tremolos gefunden, die nicht ganz so abgehoben ist wie die Liszt-Bearbeitungen

Schubert Schwanengesang - Am Meer - Die originale Klavierstimme (ist in C-dur!)

schubert am-meer-seite3.jpg



http://www.youtube.com/watch?v=Gv3HH8jwZT4
 
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Man könnte vielleicht sich auf folgendes einigen:

Die musikalische Gestaltung über das Gehör zu kontrollieren, steuern und korrigieren ist nur dann sinnvoll (möglich), wenn der Ausführende zumindest die grundsätzlichen Anlagen für das, was er verbessern müsste, bereits hat und mit ihnen vertraut ist.
Wenn ich an einer pp-Stelle in die Tasten haue, weil ich nicht nachdenke oder die Vortragsbezeichnung übersehe, und mir meine Lehrerin sagt, ich soll hinhören (hingucken), dann möchte ich leise spielen, ergo kann ich auch leise spielen und tue es einfach (vorrausgesetzt, es handelt sich nicht um irgendwelche wirklich unbequemen Stellen, wie die eben besprochenen).

Wenn man aber einem unerfahreneren Klavierspieler irgendwelche gestalterischen Mittel aufträgt, die er sofort umsetzen soll, wenn er ihren Sinn verstanden hat, ohne das jemals mit den Fingern gemacht zu haben, ist das wohl zu hoch gegriffen. -- Selbst, wenn die anatomischen Vorraussetzungen und selbst das ausreichende Training von Muskeln / Sehnen bereits 100% vorhanden ist!
Wer nie gelernt hat, zu schwimmen, geht unter, auch wenn er eigentlich nur Arme und Beine zu bewegen braucht, wie man es jeden Tag unendlich oft genug tut.
Es mag sicher Menschen geben, die sich ans Klavier setzen, man sagt ihnen "spiel ein Staccato im piano", und sie tun es. Vermutlich sind die aber eher die Ausnahme... Hat man jedoch den Grundsatz dieser Spielweise verstanden, kann man sie bei einer "Hörkontrolle" auch einsetzen.

@ Klavigen
Was deine These zu den immer ausreichend trainierten Fingern angeht:
Vielleicht wiederholt man eine schwierige Stelle ja gar nicht zig mal, um die Muskeln zu trainieren, sondern um den Kopf zu trainieren?
Kann das nicht auch für Übungen gelten (z.B. Cortot)?
Ich sehe bei mir, dass ich erst viel Kraft benötige, wenn ich aber etwas kapiert habe, geht es mir ganz leicht und locker von der Hand.
Obwohl ich doch meine, dass man für manche Ausdauer-Stücke doch auch die Sehnen etwas stärken muss...?

Edit:
Ich habe übrigens noch fast nie besagte Tonleitern oder Arpeggien einzeln studiert, dafür bin ich viel zu faul 8)
 
Im 2. Notenbeispiel von Rolf würde ich das Tremolo cdg und c, wo er den fingersatz 1,2,4,5 schreibt immer mit entweder 1,3,5, oder 1,2,5 spielen, also die Töne c und d nur mit dem Daumen spielen ,, so wird das doch wesentlicher bequemer-

Wenn ich die Tremoloakkorde greife habe ich in den mittleren Stimmen, also den Fingern 2 und 4 meistens so einen Drehpunkt.
Haydnspaß beschrieb, wie das Tremolo gestaltet wird, indem der Arm leicht und kontrolliert hin un herzittert- man könnte auch sagen hin und her schwingt.

Es ist drauf zu achten, dass alle Finger möglichst tief in den Tasten gehalten werden und dass der Stütz- bzw Drehfinger möglichst kaum den Tastenboden verlässt. Je nach eingestellter Flügelmechanik wird auch dieser Stützfinger dann allmählich einen Ton repetieren- und selbst wenn er nicht jedesmal mit anschlägt, ist das kaum zu hören, denn das klangleiche Erlebnis ist immer auch ein Stück Einbildung und pure Magie.
 
Nur ganz am Rande und nicht wirklich von Bedeutung für die Diskussion hier

Es ist drauf zu achten, dass alle Finger möglichst tief in den Tasten gehalten werden und dass der Stütz- bzw Drehfinger möglichst kaum den Tastenboden verlässt.

Ich mach das nicht so. Es gibt bei mir keinen "Stützfinger", die Finger können tief in den Tasten sein oder aber auch hoch über den Tasten, das kann auch während des Tremolos wechseln.
 
Räsonnieren finde ich in diesem Fall garnicht so verkehrt :)

Ich auch nicht, bisher habe ich disbezüglich mehr räsoniert, als geübt. :D

Das "Problem" läßt sich nun also einfach darauf reduzieren, daß man trotz schnellem Tremolo die Tasten so langsam wie möglich anschlägt.

Genau dieser "Widerspruch", im schnellen Tempo langsam anschlagen, ist die Hürde und muss also überwunden werden.

Bzw. man schlägt sie garnicht mehr an im herkömmlichen Sinne.
Die Finger liegen auf den Tasten und der Unterarm macht nur noch eine schnelle aber kaum merkliche Zitterbewegung in Form einer Drehung. Die Finger sind gestreckt, etwas fixiert, aber nicht zu sehr, sie sollen beim Anschlag nachgeben.
Und nun stellt man sich einfach eine Gruselszene vor, die einen erzittern läßt.

Natürlich kann man das nicht auf Anhieb, aber man kann es üben, das Üben besteht in erster Linie darin, den Arm (nicht die Finger!) zum Zittern zu bringen.

Jetzt stellt sich die Frage, warum kann man es nicht sofort, wenn man weiß wie es geht.

Muss ich also doch ein "Trainingsprogramm" machen?
 
Es ist drauf zu achten, dass alle Finger möglichst tief in den Tasten gehalten werden und dass der Stütz- bzw Drehfinger möglichst kaum den Tastenboden verlässt. Je nach eingestellter Flügelmechanik wird auch dieser Stützfinger dann allmählich einen Ton repetieren- und selbst wenn er nicht jedesmal mit anschlägt, ist das kaum zu hören, denn das klangleiche Erlebnis ist immer auch ein Stück Einbildung und pure Magie.

In manchen Tremolo-Passagen (ich denke gerade speziell an die in der Tannhaeuser-Ouvertuere) bringt diese Stuetz-/Drehfinger-Idee schon erhebliche Gefahr mit sich, dass der Finget einfach liegenbleibt oder unkontrolliert vor sich "hinschlabbert". Wenn dann der untere Teil des Tremolo aus nur zwei statt drei Noten besteht, hoert man das sehr deutlich.

Ausserdem ist bei der Stuetz-/Drehfingervorstellung die weitere Gefahr gegeben, dass man zu starke Rotationsbewegungen macht, wodurch das Tremolo sofrt grobschlaechtig wird. In meiner Vorstellung ist es eher so, dass Handgelenk und Unterarm nicht versuchen, eine Rotation zu verhindern, sie aber auch nicht aktiv ausloesen - der Impuls kommt weiterhin aus den Fingern.

Ich finde die feinen pianissimo-Darstellung solcher Passagen auch recht schwer... Mir hilft es etwas, mit den Fingern den Druck der Tasten nach oben bei ihrem Zurueckschnellen vom Tastengrund zu erspueren. Dadurch achte ich auf jeden Finger und ausserdem spuert man diesen Druck nur, wenn es absolut keine Verkrampfungen gibt; das Erspueren hilft also auch, diese zu erkennen und zu vermeiden.

Das alles unter dem Vorbehalt, dass es sehr schwer ist, solche Vorgaenge zu beschreiben, und zwischen Selbstwahrnehmung und tatsaechlichem Vorgang oft grosse Unterschiede sind (bekanntestes Beispiel: der angeblich "frei fallende" Arm). Ich glaube aber, dass fuer einen selbst manchmal auch eine "falsche" Vorstellung sogar von Nutzen sein, um die Bewegungsvorstellung in eine Richtung zu lenken.
 

Jetzt stellt sich die Frage, warum kann man es nicht sofort, wenn man weiß wie es geht.

Muss ich also doch ein "Trainingsprogramm" machen?

Möglicherweise ein Entzugsprogramm :evil:

Du hast dir bestimmt früher die "künstlich aktiven" Finger mühsam antrainiert, und jetzt kriegst du die Aktivität nicht mehr weg 8)

(Zumindest ist das mein Problem, ich arbeite daran, aber ob ich es jemals ganz schaffe weiß ich nicht.)
 
Möglicherweise ein Entzugsprogramm :evil:

Du hast dir bestimmt früher die "künstlich aktiven" Finger mühsam antrainiert, und jetzt kriegst du die Aktivität nicht mehr weg 8)

(Zumindest ist das mein Problem, ich arbeite daran, aber ob ich es jemals ganz schaffe weiß ich nicht.)

In jedem Fall braucht's ein "Programm". Also irgendetwas, mit dem man sich über einen gewissen Zeitraum hinweg täglich beschäftigt.

Ich probier mal folgendes:

Alle Problemtremolos accel.-rit., cresc.-decresc. und in Kombination üben.
Ganz langsam anfangen und nur soweit beschleunigen bzw. steigern, wie es entspannt möglich ist.
Besonders beim decresc. an die Grenzen gehen.
Arm so leicht wie möglich.
leichte Zitterbewegung.
Intensiven Tastenkontakt
Wenn's langweilig wird, transponieren.

Vielleicht fällt Euch noch mehr ein.
 
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In jedem Fall braucht's ein "Programm". Also irgendetwas, mit dem man sich über einen gewissen Zeitraum hinweg täglich beschäftigt.

Ich probier mal folgendes:

Alle Problemtremolos accel.-rit., cresc.-decresc. und in Kombination üben.
Ganz langsam anfangen und nur soweit beschleunigen bzw. steigern, wie es entspannt möglich ist.
Besonders beim decresc. an die Grenzen gehen.
Arm so leicht wie möglich.
leichte Zitterbewegung.
Intensiven Tastenkontakt
Wenn's langweilig wird, transponieren.

Vielleicht fällt Euch noch mehr ein.

Bei Schachprogrammen gibt es eine Methode, die nennt sich "brute force" ("brutale Gewalt") - da wird einfach ohne jegliche Rücksicht darauf, ob es sinnvoll ist oder nicht, jeder mögliche Zug durchgetestet.

Ich finde, man sollte beim Üben den Fehlern auch eine Chance geben :evil:

Nicht versuchen, mit aller Gewalt einem Problem zu Leibe zu rücken.
Stattdessen ab und zu mal was ausprobieren, sich dann wieder anderen Dingen widmen.

Üben darf nicht ins Zwanghafte umschlagen!
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Im 2. Notenbeispiel von Rolf würde ich das Tremolo cdg und c, wo er den fingersatz 1,2,4,5 schreibt immer mit entweder 1,3,5, oder 1,2,5 spielen, also die Töne c und d nur mit dem Daumen spielen ,, so wird das doch wesentlicher bequemer-

langsam, wenn man sich Zeit nimmt (für den Daumen, der nach c&d anders gehalten sein muss, wenn er h spielt), dann ja - aber dort sollte keine "Atempause aus technischen Gründen" :) gemacht werden! wenn das trotz dieses mini-Moments von Daumen-Akrobatik geht, ok --- ich finds mit 124-5 und dann 12-45 deutlich leichter.

Gruß, Rolf
 
Arm so leicht wie möglich.
leichte Zitterbewegung.

hallo,

das ist doch schon ein prima Ansatz!

ich versuche, zu beschreiben, wie ich das mache (und ich hoffe, dass sich kein Unmut deswegen erhebt), und zwar genau die Stelle mit den Tremoli in der rechten Hand (zur Sicherheit nochma angehängt):
- die Klangidee dort (und die bedarf keiner sonderlichen Anstrengung im musikalischen Denkgehäuse) ist offensichtlich: die linke Hand spielt (klanglich gestützt von klein gestochenen Arpegg.) die Hauptstimme - innerhalb der Tremoli findet sich eine parallele Binnenstimme (c-cis-d-c-c-h-b), ansonsten bieten sie als Gesamtklang den oberen Klangrahmen (a-c-h-b)
- sehr leise sollten die Tremoli beginnen: das ist hier sogar angenehmer als am Anfang, denn je höher was liegt, umso einfacher wird es, bei dichtem Pedal leise zu spielen (((Pedal muss hier sein, ohne wirds scheusslich :) )))
- - - die Akkordgriffe der Tremoli ganz weich und schlaff anfassen, die Tasten nur halb herunterdrücken: sowohl dieses Gefühl mit der Klangidee "je leiser je schöner" spüren, als auch ohne zu sehen von Griff zu Griff quasi in halber Tstenhöhe rutschen --- ja, das ist eine "stumme" Übung für das angemessene Empfinden (!). was spürt man in den Fingern ganz besonders: dass man ganz dicht an der Auslösung ist, ja sie fast schon betätigt - aber nur fast (das hängt später davon ab, ob das Instrument eher leicht- oder schwergängig ist)
- - - das weich in (!!!) den Tasten "schweben" kann jetzt mit der schon erwähnten "Zitterbewegung" kombiniert werden: die Tasten werden nicht bis auf den Boden bewegt, und sie werden nicht losgelassen (je leichtgängiger das Instrument, dann werden sie nicht mal ganz hoch gelassen): also zittert/tremoliert man ungefähr an der "Auslösung"
- - - - - warum weich/schlaff? damits keine Mühe macht und damit im Spielapparat das Gefühl "weich=pianissimo" vorhanden ist und damits nicht durch Anspannung versehentlich laut wird

(ok: wer noch nie Tremoli, und schon gar nicht ppp-tremoli gespielt hat, der wird mit diesem äußerst anspruchsvollen Stück nicht glücklich...)

ich bin aber guter Dinge, dass Franz nicht eben wenig an manuellem Können mitbringt!!! :)

...ui ui, der böse Rolf: der nutzt ja ganz offensichtlich die Klangvorstellung - na ja, der hat auch nie behauptet, dass man sie nicht braucht: der hat nur erklärt, dass sie nicht automatisch die richtige Bewegungsweise hervorbringt und deren Training ersetzt! das Training hier - und das kann sehr sehr lange dauern! - wird nun darin bestehen, im beschriebenen "Schwebezustand" auch bei unbequemen Griffen weich & sehr schnell zu tremolieren (und dazu braucht man nun, nachdem das begriffen ist, die liebe Klangvorstellung nicht mehr -- jetzt braucht man viel Praxis, ganz normal beim sich gewöhnen an noch ungewohnte Bewegungsabläufe)

warum der depperte Fingersatz (die Schaukel 1234 // 5 sowie 12 // 45)? weil man in diesem Stück später ähnlich unbequem tremolieren muss und in derselben hand noch eine Oberstimme (Melodie) spielen muss; ähnliche Bewegungen mit ähnlichen Griffmustern!

die können ultrasoft (PPP) klingen - ach ja: hier sollte man, Liszts Anweisung befolgend, una corda spielen.

liebe Grüße, Rolf
 

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off topic - nur ums zu zeigen

weil man in diesem Stück später ähnlich unbequem tremolieren muss und in derselben Hand noch eine Oberstimme (Melodie) spielen muss

angehängt die fieseren Tremoli (man kann eine Melodie allein mit dem 5. Finger spielen, und sie klingt dennoch "legato" - ist in Chopins op.25 Nr.1 ja auch nicht großartig anders ((das Pedal machts)))

NACHTRAG: hab einen argen Tippfehler im Anhang übersehen - es muss im letzten Takt natürlich 12-4 und danach 12-45 heissen - - - tippen ist nicht so meine Stärke...sorry
 

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Wenn man ein schnelles Tremolo spielt, hat dies oft zur Folge, daß auch der Anschlag schneller (und damit lauter!) wird.

Das "Problem" läßt sich nun also einfach darauf reduzieren, daß man trotz schnellem Tremolo die Tasten so langsam wie möglich anschlägt.

Das empfinde ich als einen ausgesprochen zweckdienlichen Tip - danke dafür! Wie viele Probleme ist auch hier die Lösung, es auf die konkrete technische Aktion, die es erfordert, herunterzubrechen. Und ich bin auch überzeugt, wenn man einmal die konkrete Lösung verinnerlicht hat, das Ziel sozusagen, dann kommt man viel leichter auf den richtigen Weg zur Problemüberwindung (in diesem Fall, wie schafft man es eben, die Tasten möglichst langsam bei möglichst schnellem Tempo runterzudrücken). Und es zeigt weiterhin, dass oftmals die Lösung rel. einfach zu erklären ist - und trotzdem kommt man oft nicht gleich drauf.

Es wurde ja schon von Sesam und anderen eine Möglichkeit aufgezeigt, den Weg zu finden - durch Versuch und Irrtum, vom Ohr geleitet. Notfalls hilft auch ein guter Lehrer. :D

Ich würde gerne noch hinzufügen, dass man sich nicht nur vom Ohr, sondern von allen anderen Sinnen auch noch leiten lassen sollte- z.B. auf die Beobachtung, dass man trotzdem möglichst entspannte Aktionen durchführt und nicht verkrampft, z.B., auf den Tastsinn, auch mal hingucken - eben ALLE Sinne. Das Buch "The inner game of music" spricht hier von der Wahrnehmung, die geschärft werden sollte, nicht nur die aurale, auch taktile usw.
 
(in diesem Fall, wie schafft man es eben, die Tasten möglichst langsam bei möglichst schnellem Tempo runterzudrücken)

indem man eben nicht den ganze ganzen Tastenhub bewegt, sondern minimal an der Auslösung tremoliert - vorher ausführlich beschrieben. der weg wird geringer: nur 1-2 Millimeter anstelle der vollen Tastenhöhe - das jedenfalls ist die praktische Umsetzung (physikalisch: je größer der Hebel, desto länger der Weg - also den Weg verringern)

Gruß, Rolf
 

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