Leitfaden: Klavierkauf, (Miet-)wohnung und Ruhestörung

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Bunny

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18. Feb. 2009
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Hallo zusammen,

das Thema "Musizieren in der Wohnung" kommt ja sehr häufig auf und endet nicht selten in Frustration.

Daher dachte ich mir, ich schreibe einmal einen kleinen Leitfaden, was bei der Anschaffung eines Klaviers in einer Mietwohnung (oder auch Eigentumswohnung in Mehrfamilienhäusern) zu beachten ist.

TLDR: Ihr dürft mindestens 90 Min am Tag und 7 Tage die Woche spielen, egal was die Hausordnung sagt. Geht unbedingt vor dem Kauf zum Nachbarn und vermeidet den Eindruck, rücksichtslos zu sein. Versprecht auf keinen Fall, nicht laut zu spielen. Unten gibt's Urteile zum Lesen und Ausdrucken.

Wer noch da ist: Viel Spaß beim Lesen und hoffentlich trägt er dazu bei, Frustration auf allen Seiten zu vermeiden!

1. Grundsätzliches: Ein Klavier hört der Nachbar immer! Entscheidend ist, was das bei ihm auslöst.

Auch wenn die Lautstärke natürlich je nach Standort und Bausubstanz stark variiert: Irgendetwas kommt immer beim direkten Nachbarn unten, und wahrscheinlich auch nebenan, in der Wohnung an.

Die Frage ist daher eher: Was empfindet der Nachbar, und was passiert als nächstes. Ruhestörung ist aber ein extrem subjektiver Begriff. Die meisten Menschen bringt gar nicht so sehr der Lärm an sich in Rage, sondern das Gefühl der Ohnmacht gegenüber dem Lärmverursacher, sowie die Wut, dass da jemand so rücksichtslos ist.

Anders gesagt: Wenn die blond gelockte 7-jährige Nichte, die einem immer freudestrahlend von den neuen Errungenschaften in der Musik berichtet, oben auf dem Klavier rumhaut, bringt das bei vielen Menschen ein Lächeln aufs Gesicht und sie machen den Fernseher etwas lauter.

Wenn aber der Student, dessen Kumpels immer in die Geranien urinieren, zum Klavierspiel ansetzt, läuft der Kopf 2 Sekunden später rot an und der Besen wird ausgepackt. Auch wenn die Nichte Rachmaninoff übt und der Student die Träumerei.

Es gilt also unbedingt, den Eindruck der Rücksichtslosigkeit zu vermeiden. Und das fängt schon vor dem Klavierspielen an:


2. vor dem Klavierkauf: Rücksichtslosigkeit vermeiden.

Wie oben angesprochen, tun sich die meisten Nachbarn mit der Ohnmacht gegenüber dem Musiker sowie dessen empfundener Rücksichtslosigkeit schwerer als mit dem Lärmpegel, egal ob das jetzt 54 oder 65 dB Schalldruck sind.

Daher ist es ungemein wichtig, folgendes bereits vor dem Klavierkauf zu erledigen:
  • Hausordnung lesen
    Die Hausordnung kann das musizieren nicht über den gesetzlichen Rahmen hinaus einschränken (Siehe Urteile weiter unten). Das weiß aber keiner. Daher ist es wichtig, die Hausordnung zu lesen, um zu verstehen, von welchem Sachverhalt die Nachbarn oder Vermieter ausgehen. Wenn nichts oder großzügige Regelungen drin stehen, ist alles okay, ansonsten hat man mehr Überzeugungsarbeit zu leisten. Es ändert aber an der Rechtssituation wenig bis nichts.

  • Bei den Nachbarn klingeln und auf den bevorstehenden Einzug eines Klaviers hinweisen.
    Diesen Schritt gehen die wenigsten, aber es ist von allen Maßnahmen die absolut wichtigste! Egal ob es ein Kotzbrocken ist, ein Student oder eine alleinerziehende Mutter von 3 Kindern, die sofort Beschützerinstinkte weckt.


    Was erzählt man den Nachbarn nun, und mit welchem Ergebnis sollte man aus dem Gespräch rausgehen? Das hängt sehr vom Typen ab, aber ich empfehle in etwa:
    • Ihr kauft nächste Woche ein Klavier, da Ihr Euch so einen Kindheitstraum erfüllt/man das beruflich macht/die Kinder eins wollen/etc.

    • Ihr habt Euch bereits schlau gemacht, was es für Schallschutzmaßnahmen gibt, da ihr die Nachbarn so wenig wie möglich belästigen wollt, und daher legt Ihr einen dicken Teppich drunter / kauft Piattinos / habt ihr das Klavier an die äußerste Wand gestellt, auch wenn das für Euch doof ist/etc.

      Hier ist meiner Meinung nach etwas "Kreativität" gestattet um dem Nachbarn ein gutes Gefühl zu geben. Also könnt Ihr Euch ruhig etwas rücksichtsvoller darstellen als Ihr seid. Wenn ihr jetzt schon anfangt aufzuzählen, was man noch alles für zigtausend Euros machen könnte (Silent System, schallisolierter Raum), kommt ihr wieder in die "rücksichtslos" Schublade ;). Wichtig ist der Eindruck, dass Ihr bereits jetzt den Nachbarn wertschätzt und Rücksicht nehmt. Und egal wie die Rechtslage ist, das mit dem Teppich und der geschickt gewählten Wand gehört doch zum guten Ton! Also: Tut Gutes und redet darüber.

    • Bietet dem Nachbarn Eure Tel-Nr. an, damit er in Notfällen (Tag vor Prüfungen, Jobinterview, etc.) anrufen kann und Ihr hört dann natürlich sofort auf.

      Das hat mehrere Vorteile:
      Zum einen gehört es natürlich einfach zum guten Zusammenleben, dem Nachbarn diese Möglichkeit zu geben und Ihr solltet sie auch ernst nehmen.
      Zum zweiten wirkt Ihr damit weiter dem Eindruck der Rücksichtslosigkeit entgegen.
      Zum dritten nehmt Ihr dem Nachbarn so elegant die Möglichkeit, ohne Vorbehalte gegen die Heizung zu klopfen. Und wenn er möchte, dass Ihr aufhört muss er a) zum Hörer greifen und b) einen Grund nennen können, der über "es nervt" hinausgeht. Ihr war ja so nett, gleich Eure Tel-Nr. dafür herzugeben! Wenn er doch klopft, was sehr rücksichtslos vom Nachbarn ist, einfach weiterspielen.

      Steht er dann an der Tür: einfach scheinheilig Ahnungslosigkeit vortäuschen: "Ach ehrlich? Sie waren das? Das war für mich? Ich habe Ihnen doch extra meine Nummer für Notfälle gegeben. Warum haben Sie denn nicht angerufen? Steht morgen denn etwas Besonderes an?" :)
    Dieser Plan überlebt natürlich bei besonders widerspenstigen Nachbarn den Kontakt mit dem "Feind" nicht, aber wichtig ist es trotzdem, es zu versuchen. Auch wenn Euch schon vor dem Gespräch und dem vermuteten Tobsuchtsanfall graut. Stellt Ihr die Nachbarn vor vollendete Tatsachen, ist das immer schlechter, egal welcher Typ Eure Nachbarn sind.

Zusammenfassend: Lasst Euch nicht von Eurem Recht abbringen Klavier zu spielen, aber benehmt Euch nicht rücksichtslos und gebt dem Nachbarn ein gutes Gefühl.

3) Die Rechtslage
Es gibt unzählige, teilweise widersprüchliche oder auch sehr spezielle Urteile zum Musizieren in Mietwohnungen. Ich habe einmal die wichtigsten Urteile und Beschlüsse mit tatsächlichen Aktenzeichen zusammengetragen. Die Links findet Ihr unten im Post und ich habe sie auch noch einmal als PDF angehängt, da Links ja gerne mal ungültig werden...

Als "kleinster gemeinsamer Nenner" lässt sich Folgendes annehmen:
  • Das Musizieren auf einem angemessenen Klavier (nicht gedämpft, kein 274cm Konzertflügel) ist in einer Mietwohnung immer erlaubt, egal ob als Hobby- oder Berufsmusiker.
  • Das erlaubte Minimum sind 90 Minuten pro Tag, einschließlich Sonn- und Feiertage.
  • Ruhezeiten zwischen 9 und 20, mit 2h Mittagspause entweder von 12-14h oder von 13-15h, sind strikt einzuhalten.
  • Oftmals sind die Urteile und Hausordnungen deutlich entspannter und erlauben 8-20h außer in der Mittagspause, und bis zu 4h täglich (2h an Sonntagen). Aber das ist je nach Wohnsituation unterschiedlich. Mit den obigen Werten seid Ihr aber auf jeden Fall auf der sicheren Seite.
  • Hausordnungen dürfen das Musizieren nicht über den gesetzlichen Rahmen oder andere Geräuschquellen hinaus einschränken. Das ist wichtig, da eine Klausel "das Klavierspielen ist auch außerhalb der Ruhezeiten nur in Zimmerlautstärke gestattet" somit schlichtweg ungültig ist.

Für Näheres einfach die Urteile unten durchlesen!
 
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4) Welche Kompromisse sollte man eingehen?

Je nach Wohnlage und Nachbarn wird sich wohl irgendwann ein Kompromiss einstellen. Hier ein paar Tipps, wo man dem Nachbarn entgegenkommen kann, und wo nicht:

Sachen, die man versprechen kann
  • In außergewöhnlichen Situationen das Spielen zu lassen, wenn der Nachbar Bescheid sagt (Siehe "Erstkontakt" ;)
  • Sich an die Ruhezeiten zu halten. Das ist einfach zu versprechen, aber ruhig nochmal drauf hinweisen, dass Ihr kein Rowdy seid.
  • Zwischen gewissen Uhrzeiten nicht zu spielen, auch wenn es gesetzlich erlaubt ist. Wichtig ist hier, Eure eigenen Interessen nicht zu sehr zu verletzen. Wenn Ihr berufstätig seid und er das möchte, versprecht ihm seine Siesta von 15-17h stets zu respektieren, auch am Wochenende. Und dann haltet Euch dran, auch wenn Ihr mal Urlaub habt oder es Sonntag ist. Aber wenn Ihr jeden Tag nur eine 1h lang die Möglichkeit habt zu üben, dann lasst Euch diese nicht nehmen, egal ob er da Siesta macht.
  • Wenn es mehr als einen Nachbarn gibt, lasst Euch möglichst auch auf keinen Kuhhandel a lá "In der Mittagspause spielen ist okay, aber dafür nicht nach 17h" ein. Sonst beschwert sich der nächste und hat das Gesetz auf seiner Seite.

Auf keinen Fall versprechen:
  • Leise zu spielen

    Vor diesem Versprechen möchte ich wirklich eindringlichst warnen! Es geht einem nämlich sooo leicht über die Lippen, etwas zu sagen wie: "Klar, dann ich achte ich drauf, dass es nicht so laut ist" oder "ich halte mich schon etwas zurück" oder leicht abgewandelt: "Tonleitern spiele ich kaum und wenn dann natürlich etwas leiser, ist ja klar dass das nervig ist."

    Macht das nicht! Angst vor einem kräftigen Anschlag hat handfeste Nachteile was Eure Phrasierung, Eure Technik, Eure Ausdrucksstärke usw. angeht! Wenn ihr übt, dann ohne Gewissensbisse und Angst und wenn im Text "Fortissimo" steht, dann spielt Ihr Fortissimo. Und wenn Ihr 30 Minuten am Tag kräftige Tonleitern spielen wollt, dann macht das.

    Außerdem spukt Euch das Hinterfragen der Lautstärke bei einem einmal gegebenen Versprechen in jeder Sekunde vor dem Klavier im Kopf rum und ruiniert das für Euch.

    Also: Nehmt ruhig mehr Einschränkungen bei den Zeiten in Kauf oder kommt Eurem sonst wie entgegen. Aber wenn Ihr übt, dann so laut Ihr wollt. Alles andere könnt Ihr gleich ganz lassen.

    Es hilft auch, das wirklich so zu kommunizieren. Gerade wenn Ihr trotz allem ein schlechtes Gewissen beim Forte-Spiel habt. Macht Eurem Nachbarn klar, dass es einfach nicht anders geht.

  • Vorher anfragen ob es ok ist zu spielen
    Euer Nachbar kann gerne in Notfällen drum bitten, dass Ihr aufhört (finde ich persönlich). Aber auf keinen Fall solltet Ihr vereinbaren, kurz vor dem Üben anzurufen, ob Ihr dürft.

    Jedes Mal, wenn Ihr nicht 100% motiviert seid, zu üben (und das geht jedem mal so), würdet Ihr es dann ganz lassen ;)

    Und außerdem würde ich persönlich diese Pflicht nach und nach aufweichen lassen, und dann brecht Ihr eine mündliche Vereinbarung mit dem Nachbarn, welche vor Gericht sehr wohl Bestand haben. Und dann habt Ihr Euch wirklich eine Grube gegraben...

Außerdem noch als generellen Hinweis: Die Rechtssituation in Deutschland ist für Musiker extrem großzügig und das sollte man zu schätzen wissen. Auf einen Teil dieser Rechte zu verzichten, um dem Nachbarn entgegenzukommen, ist also durchaus hinnehmbar.

Für alles, was Ihr an Rechten "abgebt", solltet Ihr aber auch etwas bekommen. Wenn Ihr weniger oder in engeren Zeitgrenzen übt, dann soll der Nachbar gänzlich auf Wändeklopfen verzichten oder Ihr spielt so laut Ihr wollt. Wenn Ihr anbietet, in Notsituationen Rücksicht zu nehmen, dann lasst Euch in die sonstigen Zeiten nicht reinreden. Nehmt Rücksicht, aber erwartet das auch vom Nachbarn.

5. Rechtslage, Urteile

Hier nochmal die Urteile mit Aktenzeichen. Wenn es doch mal zum Äußersten kommt, ausdrucken und dem Nachbarn in die Hand drücken ;)

Landgericht Frankfurt am Main, Beschluss vom 03.06.2005, 2/11 T 36/05, "Klavierspielen in der Mietwohnung ist erlaubt"
Beschluss > 2/11 T 36/05 | Landgericht Frankfurt am Main | Klavierspielen in der Mietwohnung ist erlaubt < kostenlose-urteile.de

Amtsgericht Frankfurt am Main, Urteil vom 22.05.1996, 33 C 1437/96-28: "Klavierspielen in der Wohnung ist grundsätzlich erlaubt - hat aber Grenzen"
Urteil > 33 C 1437/96-28 | Amtsgericht Frankfurt am Main | Klavierspielen in der Wohnung ist grundsätzlich erlaubt - hat aber Grenzen < kostenlose-urteile.de

Bundesverfassungsgericht, Beschluss vom 17.11.2009, 1 BvR 2717/08: "Klavierspielen am Sonntag ist nicht zwangsläufig eine Ruhestörung"
Beschluss > 1 BvR 2717/08 | BVerfG | Hausmusik: Klavierspielen am Sonntag ist nicht zwangsläufig eine Ruhestörung - BVerfG kippt Bußgeld wegen Musizierens < kostenlose-urteile.de

Bundesgerichtshof, Aktenzeichen V ZB 11/98, "Hausordnung vs Rechtssprechung":
Kanzlei Prof. Schweizer Urteilsdatenbank

PDF-Versionen:
Den Anhang Beschluss 2 11 T 36 05 Landgericht Frankfurt am Main Klavierspielen in der Mietwohnung ist.pdf betrachten
Den Anhang Urteil 33 C 1437 96-28 Amtsgericht Frankfurt am Main Klavierspielen in der Wohnung ist gru.pdf betrachten
Den Anhang Beschluss 1 BvR 2717 08 BVerfG Hausmusik Klavierspielen am Sonntag ist nicht zwangsl&#228.pdf betrachten
Den Anhang Hausordnung und Gesetz zur Ruhestörung.pdf betrachten

Ich hoffe, dieser (unendlich langatmige) Leitfaden hilft einigen von Euch, und glaube fest, dass diese Tipp-Sammlung letztendlich auch im Interesse einigermaßen umgänglicher Nachbarn ist. Schließlich geht es darum, dass sich beide Parteien einig werden. Bis auf die Urteile ist das natürlich alles meine persönliche Meinung und wenn Ihr anderer Meinung seid, erzählt uns davon ;)

Bunneh
 
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Super, danke für diese ausführliche Darstellung! Eines ist zu betonen: Letztlich hängt das Krachmachen, pardon Musizieren, weniger von Gesetzen als von dem persönlichen Verhältnis untereinander ab, und wo kein Kläger ist, ist kein Richter! :)
 
Applaus für diese sehr durchdachten und hervorragend formulierten Gedanken und Informationen!

Auch in meiner Hausordnung steht, dass das Musizieren auf Zimmerlautstärke zu reduzieren sei, was natürlich sofort unwirksam ist, weil es einem Klavierspielverbot gleichzusetzen ist und somit gegen das Grundrecht zur freien Entfaltung der Persönlichkeit verstößt. So einfach ist das :D
 
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Danke Bunny für diesen wunderbaren Beitrag! Zum Glück habe ich keine Schwierigkeiten mit meinen Nachbarn.... vielleicht liegt es daran, dass ich so ca. in allen Punkten so vorgegangen bin, wie du es beschrieben hast.

In den vergangenen viereinhalb Jahren habe ich mich sehr strikt an diese Zeiten gehalten: nicht vor 11:00 Uhr vormittags, nicht zwischen 12:00 und 14:00 Uhr und nicht nach 20:30 Uhr. Damit verbleiben für mich 7,5 Stunden, in denen ich nach Lust und Laune Klavier spielen kann. Dadurch, dass ich diese Zeiten nie(!) überziehe (außer Michael zückt den Stimmhammer), wissen die Menschen um mich herum genau, wie lange sie es noch ertragen müssen. So habe ich sie mir "erzogen" und keiner hat sich je beklagt, auch wenn ich mal 3 Stunden am Stück ein und dieselbe Stelle übe.

Auch habe ich den Nachbarn angeboten, sie können jederzeit um Gnade betteln :D, also wenn ein Grund vorliegt, stelle ich das Üben gerne ein. Ich glaube, weil sie wissen, dass sie es könnten (mich zum Aufhören bewegen), sind sie schon ein ganzes Eck entspannter.

Einen Punkt, den du so schön beschrieben hast, möchte ich gerne unterstreichen: mit dem Gefühl, jemanden zu stören, lässt es sich nicht gut üben. Im Gegenteil, das ist ganz besch****. Man "zärtelt" nur noch über die Tasten und ist vollkomen verspannt. Auf die Musik kann man sich eh nicht einlassen und es besteht nicht die geringste Lust, in eine Stelle einzutauchen, weil man das Genervtsein der Nachbarn quasi "vorfühlt". Wenn man außerdem vermeint, jemand hört zu und ärgert sich, dann fürchtet man sich vor Verspielern, weil man ja denkt: wenn schon Nervensäge, dann wenigstens eine wohlklingende. Noch ein Grund um zu verspannen.

Für die späteren Abendstunden habe ich ein Digitalpiano. Das ist zwar kein optimaler Ersatz, aber ich würde es als Zumutung empfinden, wenn ich nach 20:30 eine Übesession starte. Das würde ich als Nachbarin auch nicht unbedingt haben wollen. An dieser Stelle bin ich also gerne zu Kompromissen bereit. Gesagt, dass ich auf ein Digi ausweichen kann, habe ich aber in der Nachbarschaft nicht.... wer weiß, nicht dass noch einer auf die Idee kommt, ich könnte diesen ja auch nachmittags nutzen.

LG, Sesam
 

Oh, das ist aber schön ;)

mit dem Gefühl, jemanden zu stören, lässt es sich nicht gut üben. Im Gegenteil, das ist ganz besch****. Man "zärtelt" nur noch über die Tasten

Meine Empfehlung: haut rein, und vor allem: übt, bis auch die letzte Oktavpassage presto-ff kommt :D

Aber jetzt werde ich wieder etwas ernster. Bunny, eine schöne Zusammenfassung, in der Tat. Aber etwas wurde noch vergessen:

Regel No. 32b beim Klavierkauf:

Die Einweihungsparty!

Wenn das gute Stück da ist, ladet die Nachbarn ein zu einer Einweihungsparty. Serviert wirklich die feinsten Sachen, und ja nicht knausern. 50, 100, 150 Euro sind eine unschätzbare Investition, wenn sie Menschen zeigen können, daß man sie wirklich wertschätzt. Daß es diese Party nur einmal gegeben hat, werden alle gegebenenfalls dann schon merken.

Des weiteren: das Instrument unaufdringlich präsentieren. Smalltalk betreiben, was hat es gekostet, wielange hat man gesucht, warum gerade dieses und so fort, solche Fragen könnten möglicherweise kommen. Freimütig erzählen ;)

Aber wenn sich das Interesse am Instrument regt, darauf eingehen. Sobald ein Nachbar von sich aus dem Instrument mal vorsichtig einen Ton entlockt, könnt ihr sicher sein, daß ihr diesen praktisch auf eurer Seite habt. Wenn jemand bittet, zum Vorspielen, dann tut es. Man könnte ja humorig einstreuen:"Deswegen muß ich ja üben, damit es besser wird!" aber das sei jedem selbst überlassen.

Ob man es vor der Party offen oder lieber geschlossen lassen soll, das wüßte ich nicht. Nach "Gefühl" entscheiden.

Psychologisch gesehen hat diese Party u.a. den Vorteil, daß neben einem u.U. störenden Klang auch ein Bild des Instruments in Erinnerung kommt. Es ist kein "diffuser Klang, der irgendwo irgendwie immer entsteht".
Außerdem werden so alle Nachbarn nochmal nachdrücklich daran erinnert, daß es ab nun also losgeht mit dem Klavierüben.

Die Einladungen könnte man mit einem Geschenkkorb vor der Wohnungstüre verteilen, jedem einen. Eventuell, ich weiß es nicht. Oder eben persönlich übergeben. Oder eine schöne Karte (eine wirklich schöne, und ja nicht auf den Preis schauen!) in den Briefkasten. Jeder wie er mag.

Und während der Party immer unaufdringlich mit dem Instrument bleiben. Nicht die Leute drängen: "Setz Dich doch mal dran" oder so. Wenn sie es wollen, werden sie das auch selber tun. Wenn nicht, dann weckt das Instrument eben einfach kein genügendes Interesse - was nicht mit einer aktiven Ablehnung gleichzusetzen ist.

Dann sollte eigentlich nichts mehr schiefgehen! Gutes Gelingen und viel Freude mit dem Instrument! :kuss:

Schönen Gruß,
Dreiklang

P.s. für den ein Klavier in Hörweite zwar kein Grund für Nachbarnschelte wäre - weil er die Rechtslage kennt - aber wohl ein Grund für einen Wohnungswechsel. D-Pianos gibts ja zur Not auch. Aber das ist ja nur eine Frage der eigenen persönlichen akustischen Empfindlichkeit.

p.p.s zumindest ein "like" wäre wünschenswert für meine Arbeit mit diesem Post
 
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Einweihungsparties sind eine tolle Idee! Wobei ich denke, viele drücken sich davor, wenn sie zum Zeitpunkt der Anschaffung noch garnix spielen können. Zumindest wäre das bei mir so! ;)
 
Einweihungsparties sind eine tolle Idee! Wobei ich denke, viele drücken sich davor, wenn sie zum Zeitpunkt der Anschaffung noch garnix spielen können. Zumindest wäre das bei mir so!

Hallo Bunny,

vielleicht, ja :D:D:D - nun, dann eben genau das antworten...? ;) und vielleicht hinzufügen:"Sie können erleben, wie ich das Klavierspielen erlerne. Das ist ein sehr schöner Weg zu gehen!"

Ich fabuliere nur! Ich freue mich sehr, daß mein Post nicht mißverstanden wurde, sondern so wie ich es gemeint habe: als echter Wunsch zu helfen!

Viele Grüße!
Dreiklang
 
klaviermacher hat auch mal vorgeschlagen, ein Hauskonzert zu versanstalten, wenn genügend Platz vorhanden ist.

Bunny, danke für deine Zusammenstellung, du hast dir damit viel Mühe gemacht!
 

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