Um zum Thema zurückzukommen: Einige der Fragen, die hier aufgetaucht sind werden durch die Dokumentation von WNG denke ich beantwortet.
https://www.wessellnickelandgross.com/index.php/documentation
Interessant sind auch die Videos, auf denen auch zum Beispiel das Kleben der Hämmer und das Brennen der Hammerstiele, das offensichtlich auch mit den hier verwendeten Werkstoffen funktioniert, gezeigt wird.
Ich denke schon, dass gegenüber einer herkömmlichen Mechanik eine Reihe von Vorteilen denkbar sind. Zwar hat Michael recht, dass eine perfekt eingestellte Mechanik alle Stückeln spielt, aber die Erfahrung zeigt auch, dass die wenigsten Mechaniken nicht perfekt reguliert sind. Sicher manche waren es nie, aber eigentlich ist es ein ziemlicher Aufwand die Mechanik in perfektem Zustand zu erhalten. Die Tauschempfehlungen von Steinway bei professioneller Nutzung kommen nicht von ungefähr. Es ist also denkbar, eine Mechanik zu konstruieren, die die Regulation länger hält und dadurch weniger Wartung braucht.Ob die WNG Mechanik das leistet steht auf einem anderen Blatt.
Auf jeden Fall denke ich liefert der gewählte Werkstoff eine verbesserte mechanische Stabilität bei geringerer Masse. Geringere Masse heißt weniger Massenträgheit, weniger Bleigewichte und ein direkteres, schnelleres Spiel und das ist auf jeden Fall ein Vorteil. Wer einmal auf einer gut eingestellten Stoßzungenmechanik mit "Schnürlrepetition" wie sie z.B. von Klaviermacher auf einem seiner Videos zeigt gespielt hat, weiss, dass die - durch das fehlende Hebeglied - sehr geringe Masse ein ganz tolles Spielgefühl bietet. Da natürlich um den Preis einer schlechteren Repetition.
Auch die Hammerstiele aus Carbon leuchten mir durchaus ein. Höhere Festigkeit führt zu besserer Stabilität und Reproduzierbarkeit.
Natürlich sind klassische Musiker so ziemlich das konservativste, was man sich vorstellen kann, aber zu denken, etwas ist seit hundert Jahren nicht mehr zu verbessern halte ich für problematisch.
Was natürlich problematisch sein kann ist eine Abweichung vom "Standard". Ich übe auf einer Mechanik, die ich dann im Konzert nicht zur Verfügung habe - ausser ich lasse mir wie Horowitz meinen Flügel nachliefern.
Alles in allem halte ich aber diese Mechaniken für ein interessantes Konzept.
Nur meine Gedanken zu dem Thema
Grüße
Zweitflügel