Wir haben es getan! Ebay Bechstein Projekt gekauft

das immer überall gestritten werden muss
 
Hallo,

ich sehe das nicht als Streiterei. Es sind halt zwei Meinungen. Die eines Fachmannes im Klavierbau und die einer zufriedenen Kundin, die den Unterschied zwischen neuen Hämmern und den originalbelassenen hören kann und konnte.
Eigentlich ist die dahinterstehende Begründung ja auch ziemlich einleuchtend. Es geht halt um die Materialbeschaffenheit; wenn dem nicht so wäre, dann frag ich mich, weshalb man sich mit dem Intonieren solche Mühe gibt. Letztlich beeinflusst das auch die Struktur des Filzes und ist klanglich hochrelevant. Entsprechend wirkt sich auch eine von vornherein andere Filzstruktur aus. Die damaligen Herstellungsverfahren waren halt anders, ganz zu schweigen von der Schafswolle.

Wenn ich den Faden recht verstanden habe, sucht hier jemand Entscheidungshilfen. Da kann es doch nicht schaden, wenn aus verschiedenen Richtungen verschiedenen Meinungen zusammengetragen werden. So lange niemand behauptet, die absolute Wahrheit zu sprechen, ist doch alles im grünen Bereich.

LG, Sesam
 
Hallo Zusammen,
danke an Alle für die Antworten. Dass es zur Diskussion kommt, begrüße ich, wie Sesam, auch. Ich freue mich, dass ich so etwas lernen kann, welche Arbeiten an einem alten Flügel nötig sein können und wie deren Ausführung zu machen ist.
Die Sache mit dem Stimmstock habe ich noch nicht ganz verstanden. Wenn wir mal neue Saiten brauchen, dann nimmt man auf jeden Fall auch neue Wirbel, richtig? Dabei besteht das Risiko, dass die neuen größeren Wirbel zu Beschädigungen am Stimmstock führen, die dessen kompletten Austausch erforderlich machen. Ist das so richtig von mir verstanden worden?
Für den Stimmstock müsste man so 700-1000 rechnen?
Was kostet denn so ein Saitenwechsel ungefähr?
Stefan L
 
Endlich ein paar Bilder
 

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Bilder vom Stimmstock
 

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Und noch zwei Bilder von einem wohl recht selten auftretenden Schaden. Mit so einem Schaden hat unser Klavierbauer in seiner langjährigen Tätigkeit erst bei einem anderen Flügel, einem Steinway, zu tun gehabt. Im ersten Moment sah sein Gesicht sehr ernst aus. Diese Führungshülsen (den Fachausdruck habe ich leider vergessen) drohen irgendwann nach oben aus dem Gußköper "auszubrechen". Der Schaden ist allerdings schon sehr alt, hat bis dato gehalten. Nach näherer Begutachtung, kam er zum Ergebnis, dass er - im Falle des Falles - auch dieses Problem mit für uns vertretbarem Aufwand lösen könnte.
Liebe Grüsse
Stefan L
 

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Ganz abgesehen von den vorherigen Beiträgen, gerade erst sprach ich mit unserem Musikschulleiter darüber, dass damalige Klaviermusik auf alten Instrumenten mehr der früheren Atmosphäre (wenn man es so sagen kann) der Musik entspricht als auf heutigen Instrumenten. So gibt es auch Leute, die von den modernen Steinways beispielsweise überhaupt nichts halten.

Ich würde mich tierisch freuen, einen alten Bechstein daheim zu haben.
Dafür würde ich sogar ein solches Experiment eingehen.

Lieben Gruß, Annette
 

Hallo Salome/Stefan,
ein kleines Reisetelegramm von mir nach so vielen Äußerungen, diesmal direkt zu einer deiner Fragen.

Alte Saiten müssen nicht zwingend reißen. Wenn sie nicht durch sehr starke Beanspruchung an kritischen Stellen mürbe sind...
- an den vorderen Begrenzungen des gepielten Teils, also an den sog. Agraffen (das Wort, das dir entfiel), durch sehr intensives perkussives Spielen,
- am Ringansatz der Wirbel durch sehr häufiges und ggf. auch durch unsachgemäßes Stimmen, bzw. durch zu viel Reibung an den vorderen Saitenumlenkungen,
... dann können sie möglicherweise noch sehr lange halten und auch ganz normal genutzt werden, und müssen auf mittlere Sicht nicht gewechselt werden. Ich kenne inzwischen viele Klaviere und Flügel mit sehr alten und trotzdem klangschönen und widerstandsfähigen Saiten.

Wenn die Blanksaiten stark verrostet sind und/oder Basssaiten in größerer Zahl taub oder klirrig sind, dann sollte dennoch kurz- bis mittelfristig ein ganzer oder teilweiser Neubezug erwogen werden.

Gruß
Martin
PianoCandle

... und aus Krach wird Klang
 
Hallo Stefan,

könntest Du vielleicht ein Frontalfoto vom Resonanzboden machen ?

LG
 
@Annette
@Fisherman
ich danke Euch für die guten Wünsche, den Zuspruch !

Wir sind immer ganz beeindruckt, wie detailiert und differenziert sich viele Forumsmitglieder über den Klang Ihrer Flügel und Klaviere äußern können. Da sind wir wohl noch sehr weit von entfernt. Ich, als Nicht-Klavierspieler, kann natürlich fast gar nicht mitreden. Am Freitag kommt unsere Klavierlehrerin zum ersten Mal, seit der Flügel wieder spielbereit ist. Wir sind sehr gespannt, was Sie zum Klang sagen wird.

@PianoCandle
vielen Dank für die Aufklärung in Sachen "Saitenwechsel".

Von unserem Klavierbauer bekamen wir heute ein Zusammenstellung, welche Arbeiten bei guter Stimmhaltung unseren Flügel aufwerten und besser spielbar machen würden :
Klaviatur schleifen, bleichen und polieren
Mechanik regulieren
Dämpferfilze neu
Hammerköpfe abziehen
Ca. 1.000 EUR würden dafür zusammenkommen.

@90JKB
ich habe mal ein paar Fotos vom Resonanzboden gemacht, der eine Reparaturstelle hat.

Liebe Grüße
Stefan L
 

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Noch zwei Bilder von unten
 

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Lieber Stefan,

wenn Ihr jetzt neue Wirbel und Saiten in den Flügel macht ist das das Ende auf Dauer für das Instrument.

Der Resonanzboden wurde schon einmal überholt und zwar schlecht : Es wurden einfach Späne gesetzt, ohne den Boden zu trocknen und er ist an diesen Stellen wieder gerissen und hat noch andere Risse.

Bei Bechstein ist der Stimmstock in das Gehäuse eingelassen. Wenn jetzt neue Wirbel eingesetzt werden, sind diese größer als die, die jetzt drin sind. Sollte der Boden - und das wird er nach einiger Zeit - Geräusche machen oder zusammenfallen (d.h. seine Spannung verlieren, wenn das nicht schon der Fall ist) (Sorry das hört Ihr jetzt noch nicht, aber wenn Ihr besser spielt und hören könnt, wird dies der Fall sein), müssen die Wirbel zur Resonanzbodenreparatur wieder raus. (siehe meine Reparaturbeschreibung Teil 1). Noch mal neue Wirbel wird der Stimmstock dann nicht mehr vertragen und er muß ausgetauscht werden - zudem wäre die Arbeit (neuer Saitenbezug und Wirbel) die jetzt gemacht werden soll verloren - das Geld wäre sozusagen verspielt.

Da der Stimmstock bei Bechstein nicht im Ganzen getauscht werden kann, sondern nur die einzelnen Wirbelfeder ausgefräßt werden können und dies stets die Gefahr einer Instabilität birgt ( die neu eingeleimten Feder können sich lösen) und Bechstein eine Fensterplatte hat, wo die Neuanpassung 100 Prozent zum Stimmstock sein muß, um Gußplattenrisse an der Spreizen zu vermeiden - sollte eben eine Stimmstockreparatur auf jedenfall, wenn nicht nötig, vermieden werden.

Ich kenne mich mit Bechsteins bestens aus - aus erster Quelle so zu sagen.

Fall Ihr Fragen habt, gerne per PN, da ich hier keine Werbung für meine Firma in diesem Forum machen möchte...

LG
 
wenn Ihr jetzt neue Wirbel und Saiten in den Flügel macht ist das das Ende auf Dauer für das Instrument.

Der Resonanzboden wurde schon einmal überholt und zwar schlecht : Es wurden einfach Späne gesetzt, ohne den Boden zu trocknen und er ist an diesen Stellen wieder gerissen und hat noch andere Risse.

Was du hier sagst, 90JKB, halte ich im Sinne von Material und Physik (und Fotografie) für möglich bzw. nicht ausgeschlossen. Deine 150%ige als unentrinnbar dastehende Behauptung dieser Möglichkeiten sehe ich eher als ein Beispiel für deine Variante von Seele und Glauben. Ich halte es nach den bisherigen Fotos auch für möglich, dass der Reso noch nicht überholt wurde. Und ich halte es sehr wohl für möglich, dass Klaviere/Flügel, auch Bechsteine, nach einer Neubewirbelung mit oder ohne Neubesaitung, wohlklingend weiterleben.

Nebenbei: Ich kenne mich inzwischen auch mit einer großen Zahl unterschiedlicher Bechstein-Instrumente ziemlich gut aus. Anders als du, halt auf meine Weise. Auch mit solchen Exemplaren, die dein erwähntes "Ende auf Dauer" inzwischen bereits hinter sich haben.

Falls du Lust auf PN hast, kannst du ja auch selbst mal was schicken.
Bisschen Querverkehr unter Überzeugungstätern schadet vielleicht nicht...

Gruß
Martin
PianoCandle

... und aus Krach wird Klang
 
Hallo Salome/Stefan,

Klaviatur schleifen, bleichen und polieren - nicht elementar wichtig, aber womöglich kosmetisch angenehm
Mechanik regulieren - sehr wichtig und bis in die Details höchst bedeutsam
Dämpferfilze neu - wenn es unbedingt sein muss wegen Zerfressenheit, Abnutzung oder irreversibler Verhärtung
Hammerköpfe abziehen - eine sehr sensible Angelegenheit, das gilt für Bechstein-Flügel mit besonderem Nachdruck.

Der angegebene Preisrahmen erscheint mir moderat. Im Hinblick auf perfekte Regulierung und akribisch gesetzte neue Dämpfung und genau richtig dosierte Hammerkopfbearbeitung darf auch ggf. mehr eingeplant werden. Sowas geht nämlich nicht im Handumdrehen.

Gruß
Martin
PianoCandle

... und aus Krach wird Klang
 
Ich halte es nach den bisherigen Fotos auch für möglich, dass der Reso noch nicht überholt wurde. Und ich halte es sehr wohl für möglich, dass Klaviere/Flügel, auch Bechsteine, nach einer Neubewirbelung mit oder ohne Neubesaitung, wohlklingend weiterleben

1. Je nach Lichteinfall - aber das ist egal, der Boden ist fertig - so oder so und die Rippen sehen auch nicht gut aus. Wenn was am Boden gemacht worden ist nehme ich an das das im Zuge der Modernisierung passiert ist...

2. Mag sein, dass sie wohlklingend weiterleben...die Frage ist nur wie lange ?

3. Mir ist es egal, was Stefan mit dem Flügel macht, ist sein Flügel, ich würde so eine Reparatur, wenn ein Kunde sie von mir verlangen würde, ablehnen..

4. Das was ich schreibe hat in diesem Fall nur mit Notwendigkeiten auf Nachhaltigkeit zu tun und sonst nichts....später wirds eben teurer und das ist sicher wie der Tod !
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Hallo,
darf man als Laie einmal erfahren woran man in diesem Fall genau den defekten Resonanzboden erkennt? Ideal wäre vielleicht eine Darstellung mit Hilfe von Hinweispfeilen auf den Bildern.
Beste Grüße
H.
 

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