Mir spukt wieder diese blöde Idee im Kopf herum... es gibt doch heute schon Computerprogramme, an denen man sich seinen Ultrabrecher quasi über Notenwerte, Artikulation, Geschwindigkeit etc. zusammenstöpseln und dann abspielen lassen kann... dann würde es nicht Jahre, sondern vielleicht Wochen dauern, bis man eine "Interpretation" eines schweren Stückes erstellt hätte.
Ist für mich so vergleichbar wie Reggissieur eines Pornos sein vs. das Liebesspiel selbst betreiben.
Ich verlasse mich immer noch old-fashioned auf die Echtzeit-Direkteingabe über die Finger an der Klaviatur, die zu lernen doch relativ viel Zeit kostet.
Der Mensch ist auch Körper. Es ist halt ein anderes Gefühl, selbst 'mit die Fingers' zu gestalten anstatt die Maus zu schubsen. Für mich jedenfalls. Das Körperliche gehört zur Musik. Anfassen, Begreifen.
Und das sage ich als einer, der seit fast 40 Jahren Computerfreak ist.
Die Musik spüren .... den Impuls spüre ich manchmal dorten, wo der Körperschwerpunkt ist. Man kann ihn gut fühlen, wenn man z.B. Rollschuh oder Schlittschuh fährt. Dort spüre ich manchmal den inneren Beat. Das kann mir kein Computerprogramm bieten.
Oder bei einer Improviasation plötzlich ganz woanders zu sein, nicht mehr in dieser Welt, nur noch in der Musik. Solche Momente hatte ich selten, aber einer ist mir besonders verhaften geblieben. Das war während eines Auftritts mit Saxensemble, Schalgzeug und Sängerin. Sängerin als Hauptsolistin, ich quasi als nebensolit, spiele da, wo sie Pausen hat, umspiele ihre langen Töne. Und ich war echt zwischendurch ganz woanders, nicht auf dieser Welt. Irres Gefühl. Und das Publikum war begeistert, mein Lehrer auch.
Das alles kann kein Mausschubesen bieten.
Von daher:
Bleibe beim Selbstspielen. Das ist nicht old school, das ist menschlich.
Grüße
Häretiker