Wie übt ihr, um von 80% gekonnt auf 100% zu kommen?

Finde persönlich den Daumen schwerer als die restlichen gräten...
Ja der Daumen sollte bei Techniktraining grundsätzlich bewußt zurückhaltend und sanft gespielt werden, das ist wirksam, auch wirklich aus dem Daumengrundgelenk spielen und nicht die ganze Hand beim Daumeneinsatz bewegen, den Daumen auch nicht faul abliegen lassen sondern ähnlich eines übrigen Fingers nur mit einem kleinen Teil aufbringen oder wenn es der Text zulässt nur ganz klein wenig auf der Taste hinten

@mick
das bachsche Inventionen, Sinfonien, frz Suiten, und WTC wunderbares Trainingsmaterial sind völlig richtig, nur wirst du die 4 -und - mehr -Vorzeichen Stücke schlechterdings zum Lernen der entsprechenden Viel-Vorzeichen-Scalen nur zur Vertiefung nutzen können, wenn zuvor der Eleve im Schlaf die dur und moll Scalen runterbimmeln kann. Sonst ist es doch Zeitverschwendung, wenn der Schüler bei 4 oder 5 Vorzeichen ständig strauchelt
 
Aber da hier selbst Hobby-Pianisten alles besser wissen, die noch nicht mal eine leichte Haydn-Sonate anhörbar hinkriegen, habe ich absolut keine Lust mehr, darüber etwas zu schreiben. Spielt halt euren Technik-Kram und werdet damit glücklich.

Kann ich gut verstehen. Aber ich bin @rolf @hasenbein und Dir schon sehr dankbar, dass Ihr es so geduldig erklärt habt. Ich habe tatsächlich auch ein bisschen gebraucht bis ich verstanden habe, wo der Unterschied ist. Es ist für uns Anfänger nicht einfach die Nuancen zu verstehen, vor allem weil so viel Widersprüchliches erzählt wird, auch von Musiklehrern.

Ich selbst habe mich nur an ein drei Czerny Etüden versucht, ich war sehr motiviert und wollte doch alles richtig lernen. Sehr schnell habe ich es aber nur noch als Zeitverschwendung empfunden, irgendwie war das für mich keine Musik. Im Bekanntenkreis, erzählte ich dann, dass ich die nicht mehr üben werde, eine Geigenlehrerin die dabei saß, erklärte mir: Dass Etüden unverzichtbar sind wenn man ein Instrument lernen will. Damals hatte ich hier zum Glück schon gelesen, dass das durchaus umstritten ist. Auch wenn ich mir keine Etüden mehr auf schwatzen lassen werde, es sei denn es ist eine die mich auch musikalisch anspricht. Aber die Gründe warum Etüden umstritten sind, waren mir nicht wirklich klar, bis Ihr Euch die Mühe gemacht habt, es so detailliert dar zu legen.

Ihr schreibt gewiss nicht nur für die Beratungsresistenten, da bin ich mir ziemlich sicher.
 
@mick
Wenn man keine Ahnung von sinnvollen Übetechniken hat
und sich dazu musikalische Ahnungslosigkeit addiert (die motorische solche gesellt sich ohnehin gerne hinzu), dann glaubt man dass 4. und 5. Finger weniger drauf haben, dann weiß man auch wie der Daumen rumdingst und dann kann man wertvolle spieltechnische Tipps geben! Unverzichtbare!!
Also Bürscherl: lern was von den großen Geistern!!
 
Ich bin ja froh, dass wieder etwas Humor einzieht.

Bei allen offensichtlichen Meinungsdifferenzen vereint uns ja wenigstens eines: die Liebe zum Klavierspiel...
 
Dazu @Ambros_Langleb musst du dein Metronom befragen,
Also ich muss das arme Metronom hier mal in Schutz nehmen. Es ist wohl mit der beste Lehrmeister - aber allwissend ist es auch nicht :drink:

(habe ich gerade wieder festgestellt - ab und an braucht es noch einen kleinen zusätzlichen Kniff, damit das motorische Lernen gelingt und irgendwas dauerhaft "funktioniert" auf den Tasten)
 
Dazu @Ambros_Langleb musst du dein Metronom befragen

Unglückseligerweise können sich die beiden im Haushalt vorhandenen nicht einigen. Das eine tickt:

dingsen - dangs - gedungsen

Das andere:

dingsen - dingste - gedingst.

Meine präliminare Hypothese ist, dass das zweite bei seinem Kauf in längst versunkenen Zeiten die Volksausgabe war. Zur Nässe des Wassers äußerst sich leider keines von beiden. Könntest Du diese Frage bitte mit maxe klären?
 

Ich erlaube mir, einen Schwenk zum Thread-Titel zurückzuschlagen.

Was sind 100%?

(1) Ist "100%" das komplette Stück im korrekten Tempo und ohne andere Fehler als Vergreiferchen spielen zu können?

(2) Oder ist 100% das, was XY [verehrungswürdige Tastenkoriphäe der freien Wahl einsetzen] aus dem Stück macht?

Falls (2), dann ist (1) "nur" 80%. Also das, was für Amateure in aller Regel erreichbar ist.

Falls (1): Wenn es Stellen der Holprigkeit oder der ungewollten Verzögerung gibt, ist das Stück noch nicht fertig erarbeitet. Je mehr es stockt und schwankt, desto weniger Prozent. Wenn die Stockungsstellen sogar bekannt sind (also immer dieselben), ist auch klar, wo der Fokus beim Üben liegt.

In so einem Zustand legt man das Stück nur dann ins Abklingbecken, wenn nach redlichem Bemühen klar ist, dass man es zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht besser hinbekommt. Das sollte die unterstützende Lehrkraft beurteilen.
 
Um 100% zu erfüllen, müssen messbare Parameter vorhanden sein.

Somit sind es hier folgende messbare Parameter:

1. Tempo
2. Temposchwankungen
3. Notentreue (=keine falschen Noten oder Auslassungen bzw. nicht beachten von Zusatzzeichen in der Notenschrift)

Erfüllt man dies, so würde ich sagen …. man hat 100% erreicht. Selbstverständlich kann die Lehrkraft die Messlatte bzw. die Parameter anpassen.

Dagegen künstlerischen Freiheiten, die in den Notenschriften nicht vorgegeben sind, sind nicht messbar und somit auch nie zu 100% erreichbar.
 
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Ich erlaube mir, einen Schwenk zum Thread-Titel zurückzuschlagen. Was sind 100%?
@rolf hat dazu schon ein Statement gemacht, das ich recht gut finde (und daher in Erinnerung behalten habe):
Die Frage nach den 100% ist einfach zu beantworten: diese sind erreicht, wenn man das ganze Stück (wurschtegal ob Etüde oder Sonate) überzeugend (!!) bringen kann; ohne Durchhänger, ohne Einbußen bei schwierigen Stellen, ohne verzogene Tempi usw
 
Da hat Rolf praktisch das gleiche nur im Prosa geschrieben. Nur mit dem nicht messbaren Begriff "überzeugend" fängt bereits das Problem mit 100% an. Soll z.B. Glenn Gould so lange üben, bis er alle Zuhörer überzeugt. Ich denke, es ist ein Ding des Unmöglichen … somit würde er nie 100% erreichen ;-).
 
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Ich stelle mich mal auf den mathematischen Standpunkt und sage, dass 100% schlicht und ergreifend für niemanden erreichbar sind! Man kann nur beliebig nahe an 100% kommen (Konvergenz). Amateure und Profis unterscheiden sich dann nur noch darin, "wie schnell sie gegen 100% konvergieren" :-D.

Außerdem weiß man ja, dass es in aller Regel immer etwas gibt, wo man denkt, das könnte man noch besser machen - selbst wenn man ein Stück bereits "fehlerfrei, im Tempo, ......" kann.
 
Ich stelle mich mal auf den mathematischen Standpunkt und sage, dass 100% schlicht und ergreifend für niemanden erreichbar sind!
Das könnte man natürlich sagen... nur ist eine solche Auffassung/Definition nicht besonders praktikabel. Ziele sollten in der Regel "erreichbar" sein (zumindest für einen gewissen Prozentsatz an Klaviertreibenden)
Nur mit dem nicht messbaren Begriff "überzeugend" fängt bereits das Problem mit 100% an. Soll z.B. Glenn Gould so lange üben, bis er alle Zuhörer überzeugt.
Das ist generell wohl ein Ding der Unmöglichkeit. @rolf würde wahrscheinlich sagen: wenn kein größerer Unsinn gegen die Werktreue vorliegt, und die anderen genannten Dinge passen, ist "überzeugend" erreicht.
Meine Meinung wäre da etwas anders ("schöne Musik" muss es sein, technisch und klanglich zumindest annehmbar).

Die Frage ist, ob man eine Interpretation im engeren Sinne hinlegen muss/müßte, um überzeugend ein Stück gespielt zu haben.

Ich schätze, eine Interpretation - als Qualitätsbegriff - setzt dem "überzeugend" noch einen drauf.
 
Das könnte man natürlich sagen... nur ist eine solche Auffassung/Definition nicht besonders praktikabel. Ziele sollten in der Regel "erreichbar" sein (zumindest für einen gewissen Prozentsatz an Klaviertreibenden)
Das ist richtig, nur um ein Ziel zu erreichen muss man es klar definieren. Ich stelle damit nur in Frage, ob "100%" denn ein klar definiertes und sinnvolles Ziel ist.
 
Ich verwende "Prozente" durchaus in der Alltagssprache (auch für Dinge, die sich kaum in irgendwelchen messbaren "Prozenten" ausdrücken lassen)
 

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