Wie übt ihr, um von 80% gekonnt auf 100% zu kommen?

Es wäre im Grunde "so einfach": spiele werktreu, bemühe Dich um eine "Interpretation" im klassischen Sinne, und Du hättest gleich eine handvoll Hörer auf Deiner Seite - oder zumindest nicht gegen Dich...
Dagegen steht der Wunsch, künstlerisch (soweit ich dieses Wort überhaupt schon in den Mund nehmen darf) eigene Wege zu gehen, die ich mir vorstelle.
Irgendwann möchte ich ein paar Aufnahmen von Stücken machen, nach meinem Gusto, die in die Welt rausschicken... nach Möglichkeit natürlich auf 100% des angestrebten Ziels bringen, mit gutem Klang, schönen Klangfarben, sauberer Technik und gerüttelt Musikalität

Meine Güte, dann mach doch einfach. Warum ewig nur darüber schwadronieren. Incipe!

Eine Aufnahme der Campanella-nach-Deinem-Gusto kennt die Welt bereits. Gab es da auch nicht mal ein Projekt mit Alle meine Entchen im Stile von Beethovens 32 Variationen? :denken:

Wer "künstlerisch eigene Wege" gehen möchte, geht sie einfach und redet nicht dauernd nur darüber.

Wohlan. Runter von der Eroberung, ran an die Tasten.
 
Warum ewig nur darüber schwadronieren. Incipe!
Ich bin schon dran, zwei Sachen von 80 auf 100% zu bringen.
Gab es da auch nicht mal ein Projekt mit Alle meine Entchen im Stile von Beethovens 32 Variationen? :denken:
Glaube nicht, dass ich das mal wirklich geplant hatte... wenn, dann kommen andere Dinge.
Wohlan. Runter von der Eroberung, ran an die Tasten.
Das gebe ich als motivierende Worte gerne allgemein weiter. Streicheln wir sie, prügeln wir sie, drücken wir sie. Mein neuer Avatar sagt schon, was Sache ist. ;-)

Und viel Erfolg allen Praktikern auf dem Weg von 80 nach 100%.
 
[OT - über Musik und Eroberungen]

Also, eine "Eroberung" ist ein Begriff, als solcher immateriell und kann weder gedrückt noch geprügelt werden. Das dürfte klar sein...

Aber weisst Du @Gomez de Riquet, was auch (fast) immateriell ist? Du erinnerst Dich vielleicht, damals, als wir uns so genußvoll gezofft haben: Musik.

Essenziell für alles, was den Anspruch erhebt, Musik zu sein, ist, dass es mit dem Ohr aufgenommen werden kann. Nicht mit den Augen, auch nicht mit den Fingerkuppen, nicht mit der Zunge, auch nicht in der persönlichen Vorstellung.

Deswegen ist eine Partitur auch keine Musik (sondern: halt eine Partitur. Wer sich genau ausdrücken möchte, sollte das beherzigen).

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Allerdings komme ich von der ursprünglichen Definition ("Organisierter Schall") allmählich weg. Kann man manche Auswüchse der Moderne, etwa 4'33" oder Geräuschmusik, wirklich mit Fug und Recht noch als Musik bezeichnen...?

Bin mir mittlerweile wirklich unschlüssig. Meine damalige Argumentationskette greift vielleicht einfach nicht. Heute würde ich sagen, daß Musik immer auch mindestens melodische und/oder rhythmische Elemente beinhalten muss.
 
Kann man manche Auswüchse der Moderne, etwa 4'33" oder Geräuschmusik, wirklich mit Fug und Recht noch als Musik bezeichnen...?

oder das hier
http://www.deutschlandfunk.de/helik...wir-bisher.691.de.html?dram:article_id=325920

Musik immer auch mindestens melodische und/oder rhythmische Elemente beinhalten muss.

das Rotorengeräusch
 
... recht witzig auch das hier:


View: https://www.youtube.com/watch?v=Oym7B7YidKs

... müsste man also als "Musik" bezeichnen, Melodie und Rhythmus wären vorhanden.

Allerdings, schöne Musik ist es sicher nicht, und nachdem man merkt, dass hier eher ein Computerprogramm denn ein Mensch am Werk ist, wäre das vielleicht doch anzuzweifeln...
 
Übrigens... die Frage, wie man "Musik" jetzt definiert, und was im Randbereich jetzt noch Musik oder nicht mehr Musik sein könnte, ist im Grunde weniger wichtig, als man meinen könnte...

Ein paar Gedanken zum Thema. Ist Vogelgesang Musik? Ich sage, nein, weil Musik eine Kunstgattung ist, und Kunst ist ein menschliches Kulturprodukt ("von Menschen - für Menschen"). Daher wäre Vogelgesang, Fröschequaken (@rolf ;-)) oder sonstiges vielleicht eine musikalische Lautäußerung - aber eben keine Musik.

Warum ordnete ich einmal 4'33" u.ä. als Musik ein? Naja - die Neue Musik ist eine anerkannte Musikepoche, dieses Stück ein Schlüsselwerk, und ergo muss es wohl Musik sein. Wie gesagt, jetzt würde ich das eher anders sehen. Wenn man ehrlich ist: die wenigsten Menschen werden sich oft 4'33" anhören, sondern eben andere Musikstücke, mit Melodie und Rhythmus.

Wichtiger ist da schon die Frage, wie man sich Musik nähern sollte. Am hören, hören und nochmals hören führt jedenfalls kein Weg vorbei. Die Ohren spitzen. Genau hinhören. Dinge wie Mehrstimmigkeit, Polyrhythmus, oder die möglichen Klangfarben von Instrumenten sollten irgendwann kein Mysterium mehr sein.

Und: Musik vergleichen, nach (immer) besserer Musik suchen. Erkennen, dass und warum eine Musik besser ist, als eine andere. Wieso?

Bessere Musik macht einfach mehr Spaß als schlechte, man erreicht also einen höheren Kunstgenuß. Natürlich auch mit der Kenntnis und dem Erkennen solcher o.g. Strukturen.

Und hier kommt auch irgendwann das Gefühl ins Spiel. Niemand ausser dem Gefühl (verbunden mit einem gerüttelt Mass an Erfahrung, wie gute Musik gestaltet werden kann und soll, und sicher auch einem guten Sinn für Ästhetik), kann Dir sagen, ob eine Aufnahme nun musikalischer ist als eine andere. Ob der eine Interpret die "Grandiosität" eines Stückes, oder die "Ruhe", oder die "Lebensfreude", usw. usw. besser auszudrücken vermag als ein anderer.

Beschäftigt man sich auf diese Weise mit Musik (ich tue das seit Jahrzehnten, seit ich ein kleiner Stöpsel war), dann wächst nicht nur das Urteilsvermögen in Sachen Musik, sondern man wird auch mehr und mehr zum Feinschmecker.

Und diejenigen Stücke, die es am Ende wirklich noch durch den Auswahlfilter schaffen - sind ein Garant für immerwährenden größten Genuß und Freude.

Kunst - und davon als Gattung vor allem die Musik - hat mich schon als kleiner Stöpsel sehr interessiert. Weil sie im Gegensatz zur Technik, zu der ich ebenfalls sehr affin bin, so geheimnisvoll undefinierbar, teilweise wunderschön, dabei aber auch so schwer zu beurteilen ist.

In der Technik ist alles klar... Stromkreis geschlossen, Lampe leuchtet, und Formeln liefern eindeutige Ergebnisse für Werte, die von Interesse sind.

In der Kunst fehlen solche eindeutigen Bewertungsmasstäbe. Deswegen war ich als kleiner Stöpsel da besonders neugierig drauf: wie kann und muss man also Kunst - in unserem Falle: Musik - bewerten, einschätzen, und natürlich: umfassend genießen.

Vielleicht sogar, auch selber schaffen. Neben dem Klavier als Hauptinstrument habe ich auch noch die Gitarre, den Gesang, eine Djembe, noch ein paar andere Perkussionsinstrumente, und sogar den Tanz für mich entdeckt (Improvisation).

Ich schätze phantastische Bilder, besonders gute Filme, geniale Gedichte, und kernige Kurzgeschichten, hier und da eine schöne Skulptur, und so weiter...

Kunst ist einfach was richtig schönes.

... ;-)
 
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Bei Sprechdurchfall einfach ein paar Streifen auf Mund und Finger. Hilft sofort!
 
Bei Sprechdurchfall einfach ein paar Streifen auf Mund und Finger. Hilft sofort!
Mitunter, nicht wahr, gibt es auch die gegenteilige Erscheinung von sprachlicher Hartleibigkeit, vulgo Verstopfung, da helfen Abführmittel, trinken von reichlich Rhizinusöl und Buttermilch mit etwas Verzögerung.
Das Ergebnis ist jedoch mit olfaktorischer Incommodität accompagniert. Puh:puh:
Herzliche Grüße
 
Och Mensch Dreiklang!
Du benutzt das Wort "schön" im Zusammenhang mit Musik, Tönen und Kunst dermaßen inflationär, dass es mir aus den Ohren raushängt und ich schon anfange es (in Verbindung mit musikalischen Themen) zu ersetzen.

Und dabei ist es ein solch bedeutendes und wertvolles Wort!
 

Und dabei ist es ein solch bedeutendes und wertvolles Wort!
Da stimme ich Dir voll und ganz zu! Leider (und dummerweise) auch das geeignetste Wort, um eine gewisse ästhetische Qualität von Musik zu umschreiben...
Also bei mir läuft das ganz oft im Hintergrund...
Sehr sinnig, @Barratt. Ich hoffe, es hängt Dir nicht schon zu den Ohren raus ;-)
 
Leider (und dummerweise) auch das geeignetste Wort, um eine gewisse ästhetische Qualität von Musik zu umschreiben...

Nö. Das ist eine belanglose Gummivokabel, die überhaupt nichts Konkretes aussagt, nichts Verbindliches, das über ein oberflächliches Geschmacksurteil hinausgeht, und schon gar nicht über Musik (es sei denn vielleicht, man hat ein rein kulinarisches Verhältnis von "organisierten Schallereignissen" als Mittel, um so etwas Läppisches wie "Genuss" zu erzielen).

Allein der lakonische Duden bietet jede Menge Bedeutungen und (aussagekräftigere!) Synonyme:

Bedeutung schoen.GIF
Synonyme schoen.GIF

Auch in anderen Wortanalysen finden sich Legionen von Bedeutungen, Umdeutungen ETC.
 
Nö. Das ist eine belanglose Gummivokabel,
"Mutti, Mutti, ich hab einen Aufsatz über schöne Töne geschreibt" - "schön - jetzt iss' ein Leberwurstbrot, damit du groß und stark wirst." - "au ja, lecker, und dann krieg ich statt 80% 100% Taschengeld"

Mutti kann mit vielen schönen
Liebevollen Lobestönen
Ihre Brut enorm verwöhnen.
Ja, bei solchen Musensöhnen,
Die von schönen Tönen klönen,
Sich das auch nicht abgewöhnen,
Hilft nicht mal mehr reimend höhnen...
 
Nö. Das ist eine belanglose Gummivokabel, die überhaupt nichts Konkretes aussagt, nichts Verbindliches, das über ein oberflächliches Geschmacksurteil hinausgeht
Nun - in der Kunst gibt es, mangels objektiver Messverfahren, nichts anderes als Geschmacksurteile. Im Sport gewinnt der den ersten Platz, der eine Hundertstel Sekunde vor dem Zweiten ins Ziel kommt. In der Kunst ist es nicht ganz so einfach...

Betreffend Geschmack: der eine hat wohl einen besseren Geschmack als ein anderer, oder vielleicht einen geübteren oder fundierteren "Geschmack", d.h. sein Urteil ist dann valider.
Allein der lakonische Duden bietet jede Menge Bedeutungen und (aussagekräftigere!) Synonyme
Sicher kann man - mit entsprechend mehr Worten - einen Sachverhalt immer genauer beschreiben. Unter "schön" subsumiere ich halt in aller Kürze alle wichtigen Eigenschaften. Warum nicht...?
(es sei denn vielleicht, man hat ein rein kulinarisches Verhältnis von "organisierten Schallereignissen" als Mittel, um so etwas Läppisches wie "Genuss" zu erzielen)
Ähm - Kunst wird zu dem alleinigen Zweck geschaffen, Genuß zu bereiten. Essen kann ich's nicht, atmen auch nicht, und notfalls ohne Kunst leben kann man auch. Allerdings macht Kunst das Leben - ich sag's lieber nicht - schöner ;-)
 
Im Sport gewinnt der den ersten Platz, der eine Hundertstel Sekunde vor dem Zweiten ins Ziel kommt.
Deswegen gibt es für mich nichts Langweiligeres als Sportwettkämpfe. Ich kann nicht nachvollziehen, warum darüber in allen Medien berichtet wird und warum sich dafür jemand interessiert.


"Ich denke, daß Sportergebnisse überhaupt keine Nachrichten sind, sondern Mitteilungen auf dem Niveau von Treppenhausklatsch. 'Brummweins aus dem ersten Stock haben sich eine neue Ledergarnitur gekauft, und Nadeschda Schostakowitsch aus der Ukraine ist in München 1 cm höher gehopst als Antje Müller aus Zwickau.'" (Max Goldt)



Nun - in der Kunst gibt es, mangels objektiver Messverfahren, nichts anderes als Geschmacksurteile.
Doch, gibt es. Man kann feststellen, ob jemand sein Handwerk beherrscht.
Handwerk allein entscheidet nicht, und Geschmack allein entscheidet auch nicht.
 

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