Liebe Courante,
ich studiere bald im 4. Semester Klavierpädagogik und hoffe natürlich, mein Geld später soweit es eben geht, mit Klavierunterricht verdienen zu können. Ich habe allerdings glücklicherweise wirklich Plan B, ich habe vorher schon Mathe studiert und sehr gut abgeschlossen. Somit habe ich die Hoffnung, mit mindestens einem der beiden Pläne (also insbesondere evtl. in Kombination) ein Auskommen zu haben. Mir ist dabei völlig bewusst, dass - wenn ich alleine in der Musik bleiben möchte - dieses Auskommen deutlich geringer sein wird, als wenn ich meine Qualifikation als Mathematikerin nutze. Trotzdem ist dies momentan für mich das Ziel, da ich die Musik über alles liebe und diese Liebe auch weitergeben möchte. Ich würde dafür auch in Kauf nehmen, mich ansonsten finanziell stark beschränken zu müssen. Es ist wirklich diese innere Notwendigkeit, von der hier schon mehrfach geschrieben wurde, die mich zu meinem Zweitstudium geführt hat - rein wirtschaftlich gesehen war diese Entscheidung absolut unverständlich. Bedenkt man zusätzlich, dass ich dann zwar bald zwei abgeschlossene Hochschulstudien haben werde, aber dementsprechend eben viele, viele Jahre nichts oder eben wenig in die Altersvorsorge investiert habe, dann sieht man schon den nächsten Grund, nachzudenken.
Momentan arbeite ich übrigens, um mir mein Zweitstudium zu finanzieren, in in einer Schule als Mathelehrerin - aber eben nicht fest angestellt, sondern als Aushilfskraft, sprich meine Stelle muss jedes halbe Jahr wieder beim Land beantragt werden. Falls ich nicht gebraucht werde (weil z.B. keine Mathelehrer krank oder in Elternzeit sind oder falls es einfach keinen Lehrer gibt, auf dessen Stelle ich "beliehen" werden kann), dann verliere ich meine Stelle (--> ein Problem, das die Honorarkräfte auch haben...). So kann und wird es wahrscheinlich sogar diesen Sommer kommen, ich muss also schauen, wo ich meine Finanzierungsgrundlage hernehme ab Sommer. Ich bin trotzdem optimistisch, dass ich etwas finden werde - zum Einen, weil ich weiß, dass ich sehr organisiert bin in meinem Leben und sowas noch immer hinbekommen habe, zum Anderen, weil ich weiß, wieviel Energie ich bereit bin zu investieren, um mein Musikstudium finanzieren zu können, welches ich mir notfalls auch mit 400 Euro-Jobs (also schlechter Stundenlohn --> mehr Arbeitszeit --> weniger Zeit für's Studium, von Freizeit ganz zu schweigen) plus ein paar Klavierschülern erarbeiten werde.
Warum erzähle ich das alles? Weil es zum einen zeigt, dass man wirklich einiges investieren muss (nicht nur an Zeit und Geld, sondern auch an eigener Energie und Motivation), wenn man die Entscheidung für die Musik wirklich durchziehen möchte, zum anderen wie wichtig es ist, auch bei aller Liebe nicht blauäugig zu sein und organisiert durch's Leben zu gehen. Es zeigt aber auch, dass dies ein Weg ist, mit dem man es vielleicht schaffen kann. (Frag mich in 10 Jahren nochmal... ;)) Man wird sicherlich Abstriche machen müssen, aber wenn es einen Weg gibt, dann den der echten Liebe zur Musik gepaart mit einer Menge an Rationalität, um sich zu organisieren.
Ja, und es zeigt, dass Plan B natürlich nicht schlecht ist: Wenn alle Stricke reißen, kann ich immer noch Quereinstieg Lehramt machen, meine Fächerkombi wäre auch gesucht (Mathe und Musik). Wobei das streng genommen schon Plan C wäre ;) In Mathe habe ich schon einiges an Unterrichtserfahrung (von der Uni früher, an der ich unterrichtet habe und von meiner jetzigen Arbeit an der Schule), das macht mir auch Spaß. Mit Musik würde ich eben deutlich lieber am Instrument arbeiten als so ganz allgemein vor einer Klasse (aber das Thema möchte ich jetzt hier und heute nicht anfangen zu diskutieren...), aber ich weiß erstens, dass es mir gut liegt (sagen meine Schüler ebenso wie Kollegen, die mal hospitiert haben) und dass es mir schon auch Spaß machen würde.
However - ich bin zuversichtlich, dass ich nicht unter der Brücke landen werde, da leidenschaftlich und verrückt sowie rational und umsichtig genug.
Liebe Grüße,
Partita