Tja, mit dem Kant ist das so 'ne Sache.
Ich bin kein Kant-Experte, da müsste ich mal eine gute Bekannte fragen, die promoviert gerade in diesem Bereich.
Ich denke mal so:
- Die Frage, auf die die Metaphysik Antwort geben soll, ist: "Was kann ich wissen?"
- Kant hat seine Metaphysik entwickelt in einer Zeit der klassischen Physik
- Die Physik und Grundkonzepte unseres Erkennens wurden Anfang des 20. Jahrhunderts auf den Kopf gestellt: Quantenmechanik, Relativitätstheorie.
- Mithin gelten jetzt andere Erkenntnisse dessen, was man erkennen kann
Frage:
Hat das eine Auswirkung auf Kantsche Metaphysik?
Die Quantenmechanik sagt, dass es Dinge gibt, die wir prinzipiell nicht erkennen können. Es gibt da keine verborgenen Variablen, die wir nicht erkennen, sondern das Ergebnis ist quasi 'objektiv unbestimmt'. Wer Spaß daran hat, wie man sowas behaupt und messen kann:
https://de.wikipedia.org/wiki/Bellsche_Ungleichung
Oder es passieren Dinge ohne Ursache: Im Vakuum bilden sich spontan Teilchen-Antiteilchen-Passe, die wieder verschwinden.
Die Relativitätstheorie sagt, dass es Aussagen gibt, die z.B. ein einem Inertialsystem wahr sind, in einem anderen falsch, und keiner hat mehr Recht als der andere.
Beispiel I:
ich kann zwei Ereignisse sehen, die gleichzeitig stattfinden. In einem anderen Inertialsystem sieht es anders aus.
Beispiel II:
Ich male einen Kreis auf mein Raumschiff, mein Kumpel auch. Anschliessend fliegen wir mit 0,9c aneinander vorbei.
Ich sehe: Ich habe einen Kreis, er hat eine Ellipse.
Er sieht: Er hat einen Kreis, ich habe eine Ellipse.
Beide haben Recht.
Mit unserem Alltagsverstand ist Relativitätstheorie bizarr und Quantenmechanik verrückt. man gewöhnt sich daran.
Grüße
Häreitker