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Ach kommt, ihr alle seid irgendwo Religiös.
Wie heißt es so schön?
oder
Bin übrigens öfter in der Kirche. Meine Freundin ist Organistin und leitet eine Kirchenband.
Grüße
Häretiker
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Ach kommt, ihr alle seid irgendwo Religiös.
Verstehe ich nicht.
Hat doch niemand behauptet, dass Atheismus eine Religion wäre.
Ich bin der Ansicht, dass der Mensch allein aufgrund seiner Seinsverfassung „religiös“ im weitesten Sinne ist.
Für den Materialisten ist eben die Materie das Unbedingte, sein „Gott“.
Ach kommt, ihr alle seid irgendwo Religiös.
Ach kommt, ihr alle seid irgendwo Religiös. Bei Religion geht es nicht um die Akzeptanz von Fakten, sondern von Glauben.
Hat doch niemand behauptet, dass Atheismus eine Religion wäre.
Wenn Atheismus eine Religion ist, dann könnte Bettnässen auch eine sein.
Gerade der Materialist zeigt aber doch, dass Menschen offenbar nicht umhin können, ein Letztes anzunehmen. Für den Materialisten ist eben die Materie das Unbedingte, sein „Gott“. Gerade der Materialist beantwortet die Frage nach dem Unbedingten also sehr explizit, nur eben ganz anders als der Christ.
Nur dass ich eben sagen würde, dass nicht nur manche, sondern alle Menschen ein Bedürfnis nach Symbolen haben, die heilig sind und auf Ewiges, Unveränderliches (oder einen letzten Grund) verweisen.Frei nach Luhmann:
Die Welt ist kontingent. Um in ihr einen ruhenden Pol zu finden, führt man Symbole ein, die "heilig" genannt werden und ewig und veränderlich sind. Das gibt den Menschen halt. Es gibt aber Menschen, die brauchen diese absoluten Symbole.
Im Grunde bewegst Du Dich mit Deiner Ablehnung der Verkündung einer "absoluten Wahrheit" in einem ganz ähnlichen Fahrwasser wie die monotheistische Idolatriekritik. Das Christentum ist Teil der europäischen Aufklärungsgeschichte. (Das kann man übrigens auch bei Professor Ratzinger nachlesen.) Doch auch hier kommt es natürlich wieder darauf an, wie genau man "Aufklärung" definiert.Ich bin sogar der Ansicht, dass wenn immer jemand die "absolute Wahrheit" verkündet, die garantiert falsch ist.
Nur dass ich eben sagen würde, dass nicht nur manche, sondern alle Menschen ein Bedürfnis nach Symbolen haben, die heilig sind und auf Ewiges, Unveränderliches (oder einen letzten Grund) verweisen.
Um nochmal auf das Beispiel des Materialisten zurückzukommen: Definiert man Materialismus als die Weltanschauung, die behauptet, dass "letztlich" alles Materie ist und alles andere nur Epiphänomen, dann wird besonders deutlich, dass gerade der Materialist einen Grund von allem und jedem postuliert - als ontologische Hypothese über die "eigentliche Natur" der Dinge. Dieser letzte Grund (die Materie) ist zwar unpersönlich, "kalt", sinnlos, und nicht ansprechbar und sinngebend wie der christliche Gott - aber einen letzten Grund, der unserem Suchen Halt gibt, stellt sie dennoch dar, und somit eine Antwort auf das religiöse Bedürfnis des Menschen.
Guten Flug!Halt!? Gibt's nicht, brauche ich nicht.
Grüße
Häretiker
Das wollte ich ihm auch schon wünschen ... Aber seine ostentative Haltlosigkeit gibt ihm offenbar genug Halt.
Ich dachte, der sei von Herrn Gödel und nicht von Lord Rüssel.
An dieser Stelle muss ich widersprechen. Der Unterschied ist ein prinzipieller:Einer der konsequentesten Materialisten der Philosophiegeschichte gab aufrichtig zu, dass er einer Ersatzreligion anhing:
„Was mich angeht, glaube ich ... an physikalische Objekte und nicht an die Götter Homers ... Doch hinsichtlich ihrer epistemologischen Fundierung unterscheiden sich physikalische Objekte und Homers Götter nur graduell und nicht prinzipiell. Beide Arten Entitäten kommen nur aus kulturellen Setzungen in unser Denken. Der Mythos der physikalischen Objekte ist epistemologisch den meisten anderen darin überlegen, dass er sich darin wirksamer als andere Mythen erwiesen hat, dem Fluss der Erfahrungen eine handliche Struktur aufzuprägen.“
(W. V. O. Quine: Zwei Dogmen des Empirismus. In: ders.: Von einem logischen Standpunkt aus, Stuttgart 2012, S. 123.)
Zu diesem Thema gibts einen sehenswerten Film namens "The Right Stuff"..."gläubig verehrende Anerkennung einer alles Sein bestimmenden göttlichen Mach"
Ich bin der Ansicht, dass der Mensch allein aufgrund seiner Seinsverfassung „religiös“ im weitesten Sinne ist.
...
Ich bin gespannt auf eure Ansicht dazu, gerade auch auf Widerspruch!
Gerade der Materialist zeigt aber doch, dass Menschen offenbar nicht umhin können, ein Letztes anzunehmen.
Das wollte ich ihm auch schon wünschen ... Aber seine ostentative Haltlosigkeit gibt ihm offenbar genug Halt.
Bevor ich mir Gedanken über all das mache was hier steht: @Häretiker : Du hast einen wunderbaren Schreibfehler gemacht: Es ist der Unvollständigkeitssatz, nicht das Unvollständigkeitsaxiom. Gesetztenfalls man hätte es nicht bewiesen, dann wäre es schon extrem masochistisch das zum Axiom zu erheben...armer Russel. :D
Ich rate dringend an, zunächst einmal zwischen der Wissenschaft als Praxis und einer materialistischen Metaphysik zu unterscheiden. Quines Zitat (und meine "Religiositätsbehauptung") bezieht sich auf die materialistische Metaphysik, nicht auf die Praxis der Wissenschaft (die ist zunächst metaphysisch neutral und in der Tat auf ständige Revision des Wissens angelegt).
Jeder, der die Positionen des Materialismus wirklich kennt, wird zugeben müssen, dass er eine sehr starke These über die Natur der Dinge und somit eine metaphysische Position par excellence darstellt. Alle Metaphysik und Ontologie ist auf ein letztes "Sein" aus, das Grund alles "Seienden" ist, und fügt sich somit sehr gut in meine Beschreibung der Suche des Menschen nach einem letzten Grund. Der Materialismus bildet hier überhaupt keine Ausnahme. Sucht man nach einer wirklich atheistischen Philosophie, wird man meines Erachtens vielleicht eher bei Nietzsche und Camus fündig, die die Grund- und Haltlosigkeit von allem und jedem konsequent zu durchdenken versuchten. Wobei die Frage ist, ob nicht auch sie ein "ultimate concern" (Tillich) umtrieb, etwas, "was sie unbedingt anging", und sei es nur die konsequente Leugnung jeder Form von "Unbedingtem".* Der Materialismus aber findet ganz offensichtlich Halt in dem Ersatzgott "Materie", und ist somit ein schlechtes Beispiel einer wirklich konsequenten nicht-religiösen Denkart.Dieser letzte Grund (die Materie) ist zwar unpersönlich, "kalt", sinnlos, und nicht ansprechbar und sinngebend wie der christliche Gott - aber einen letzten Grund, der unserem Suchen Halt gibt, stellt sie dennoch dar, und somit eine Antwort auf das religiöse Bedürfnis des Menschen.