wie lange ist man eigentlich Anfänger?

Grundsätzlich ist man immer wieder Anfänger. Denn je mehr man weiß, um so mehr weiß man, daß man nichts weiß.

Ich werde mich als Fortgeschritten bezeichnen, wenn gewisse Klaviertechniken sitzen, wenn der allgemeine Einblick in die Musiktheorie mir klar ist, wenn ich ein fremdes mir leichtes Stück ruhig und gut vom Blatt spielen kann, wenn ich das Gefühl habe, ich ruhe in meinem Klavierspiel. Wenn ich nicht mehr nur suchen muß, wo ist die Lösung für mein Problem. Wer kann mir das Heil geben. Wann der Zeitpunkt gekommen ist, kann nur ich allein entscheiden. Denn nur durch meine innere Wachheit über mein Selbst werde ich diesen Moment erfahren, wann ich fortgeschritten bin. Und dann ist es auch klar.
Noch suche ich, noch klage ich, noch zweifel ich ... noch brauche ich die Meinungen, die Erfahrungen der anderen als Stütze. Aber tief im Innern vertraue ich meiner Stimme, gehe ich meinen Weg.

Sesam: Darin liegt der viel größere Gewinn, sich nämlich ureigneste Gedanken zum Thema Fortschritt und Entwicklung bzw. Enwicklungsfähigkeit und auch Lernfähigkeit zu machen.
 
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  • ...na dann bin ich die dilettierende amateurin ;-) - und wohl auch noch ganz lange anfängerin, auch wenn ich jetzt schon 19 monate "spiele". ich glaube, männer (s. fishermans post :D) sind da eh etwas selbstbewusster (um nicht zu sagen eingebildeter) als frauen, was die selbsteinschätzung angeht.

    lavendel
 
Hm, ich habe da eher eine andere Meinung.
Ich sehe als Anfänger diejenigen, die wirklich "am Anfang" stehen - die gerade gelernt haben, Noten vom Blatt auf die Klaviatur umzusetzen, die lernen was "piano, forte, allegro" ist.
Alles nach 1-2 Jahren würde ich als "fortgeschritten" einstufen.
Klar wird es immer Leute geben, die noch viel besser, schneller, fehlerfreier, ausdrucksvoller spielen können. Oder die mit "Quinten-Zirkel" was anfangen können ;) (habe ich hier kürzlich zum ersten Mal gehört).
Aber die würde ich dann schon als "Profis" bezeichnen. Auch wenn sie keine bezahlten Pianisten sondern "nur" Hobby-Pianisten sind.
 
ich glaube, männer (s. fishermans post ) sind da eh etwas selbstbewusster (um nicht zu sagen eingebildeter) als frauen, was die selbsteinschätzung angeht.
Das stimmt! Frauen - gerade die Könnerinnen, egal in welcher Disziplin - stellen ihr Licht leider allzu oft unter den Scheffel. Wenn nicht, dann schlagen sie meist ins andere Extrem um :D

Was meine Person angeht, so gilt das alles natürlich NICHT:D. Ich möchte nur eine feinere Abstufung, um die Kommunikation zu erleichtern. Wenn man mit Laien redet und sagt, ich bin Anfänger und auf Nachfrage die 18 oder egal wieviel Monate oder Jahre nennt, wird man gerne als unlauterer Tiefstapler angesehen, weil man eben im normalen Leben nach solchen Zeiträumen längst nicht mehr als Anfänger gilt.

Wir wissen alle, dass man nie auslernt, aber darum geht es hier doch gar nicht ...

Mir gefällt "Fortgeschrittener Dilletant" auch recht gut...
 
Mir ist die Abgrenzung zwischen Anfänger - Fortgeschritten - Profi auch etwas zweifelhaft. Im allgemeinen Sprachgebrauch ist ein Anfänger halt einer, der noch keine "richtigen Stücke" spielen kann. Es ist dann Definitionssache, was man unter "richtige Stücke" versteht. Für Elise scheint da schon dazuzuzählen. Ob es allerdings reicht, wenn man die ersten beiden Zeilen spielen kann - darüber kann man streiten :D

Was mir aber immer wieder auffällt: je weiter man fortschreitet, umso größer wird die Entfernung zu dem Ziel, das man erreichen will. Und in dieser Hinsicht wird das "wie soll ich da je hinkommen"-Gefühl immer stärker. Wenn ich an meine Haydn-Sonaten denke, hab ich das Gefühl, ein solch hilfloser Anfänger wie jetzt war ich mein ganzes Leben lang nicht.
 
Hi,

die Definition von Kulimanauke des Fortgeschrittenen auf Basis der Eigenschaft des selbsständigen Erarbeitens von Stücken find ich sehr gut (aber ein bischen lang ;-) ) .

Es gibt verschiedene Ansätze zum Ermitteln von Schwierigkeitsgraden:

1.) Der wissenschaftliche Ansatz:
Um die vorhandene Klavier Literatur spielen zu können, sind bestimmte Eigenschaften in einer bestimmten Qualität notwendig. Diese Eigenschaften in einer bestimmten Qualität kann man sich durch entsprechendes Lernen aneignen. Das Aneignen einer bestimmten Eigenschaft/Qualität erreicht man nur durch einen bestimmten Lernaufwand.
Diesen notwendigen Lernaufwand kann man durch Beobachtung mehrerer (vieler) Schüler erfassen und statistisch auswerten.
Dadurch kann der gemittlete Lernaufwand eines Schülers mit gemittelten Eigenschaften gebildet werden und daraus eine Einteilung der betrachteten Stücke.

2.) Der Erfahrungsansatz:
Wenn ein Lehrer schon mehrere Schüler unterrichtet hat, dann bildet sich im Laufe der Zeit eine Erfahrung nach welcher Zeit/Aufwand ein Schüler normalerweise ein bestimmtes Stück spielen kann. Daraus kann er einen Schwierigkeitsgrad bilden.

3.) Der Vergleichsansatz:
Wenn mehrere Stücke mit einem bestimmten Schwierigkeitsgraden schon bekannt/definiert snd, dann kann durch Vergleich ein unbekanntes Stück in seinem Schwierigkeitsgrad eingeschätzt werden.

Auf alle Fälle hat man nach Anwendung einer Methode eine Skala von Schwierigkeitsgraden und darauf bildet man die Stücke ab. Ob das jetzt von 1-10 oder 1-8 geht oder leicht, mittel, schwer heisst, ist eigentlich egal.

Die Zahlensysteme bilden auch meistens ungefähr die Zeit in (Studien-) Jahren ab, die man benötigt einen bestimmten Level zu erreichen.

Das Ganze bringt jetzt glaub ich nicht viel, aber mir war grad danach das aufzuschreiben. :-)

Gruß
 
Was mir aber immer wieder auffällt: je weiter man fortschreitet, umso größer wird die Entfernung zu dem Ziel, das man erreichen will.

Der Weg ist das Ziel. ;)

Ungefähr 3 oder 4 Monate, nachdem ich angefangen habe Klavierspielen zu lernen, frage mich jemand: "Und? Kannst du jetzt Klavier spielen?" Wie, bitteschön, soll man diese Frage denn beantworten?:rolleyes: Ich war jedenfalls sprachlos, und das kommt nicht so oft vor.

Ich würde mich jetzt als fortgeschrittener Anfänger im ersten Stadium bezeichnen. Fortgeschrittener Dilettant ist auch nicht schlecht. Das kommt wohl so ein bis zwei Stufen nach "blutiger Anfänger"? Wir sind uns wohl darüber einig, dass diese Einstufungen sehr gummiband-mäßig sind. Wir können ja eine Clavio-Skala aufstellen mit Definition, da kann sich jeder selbst eingruppieren. Allein von dem, wie lange man schon Klavierspielen lernt, kann man das sicher nicht beurteilen. Einer übt sehr intensiv, der andere evtl. nur jeden 2. oder 3. Tag, einer lernt schneller, der andere macht mehr Geläufigkeitsübungen... Diese Grad-Tabelle finde ich auch nicht übel, da läuft man nicht Gefahr, zu schwieriger Stücke auszuwählen. BTW: wieviele Stücke eines Grades sollte man denn ungefähr gespielt haben bzw. wie lange/welche Klippen umschifft, um zur nächsten Stufe zu gelangen? Ich weiß schon, die Übergänge sind fließend...

mfg
8f2d
 
Der Weg ist das Ziel. ;)

Ungefähr 3 oder 4 Monate, nachdem ich angefangen habe Klavierspielen zu lernen, frage mich jemand: "Und? Kannst du jetzt Klavier spielen?"

Genau diese total doofe Frage kriege ich auch zu hören, oder: "Und, was kannst du schon spielen?" Aus Spass könnte ich sagen: "ich spiele Beethoven, Mondscheinsonate" was natürlich noch nicht stimmt, und was kriege ich zu hören:"Oh, kenne ich, ist ja ein Anfängerstück, oder?". Anfängerstück, die Leute haben doch keinen Schimmer.
Die Leute fragen was man spielt, aber kennen kein einziges Stück, womit wären sie denn zufrieden? Also ich bezeichne mich auch als "fortgeschrittenen" Anfänger, alles weitere findet sich in der nächsten Zeit.
LG
 
Der Weg ist das Ziel. ;)

Ungefähr 3 oder 4 Monate, nachdem ich angefangen habe Klavierspielen zu lernen, frage mich jemand: "Und? Kannst du jetzt Klavier spielen?"

Genau diese total doofe Frage kriege ich auch zu hören, oder: "Und, was kannst du schon spielen?" Aus Spass könnte ich sagen: "ich spiele Beethoven, Mondscheinsonate" was natürlich noch nicht stimmt, und was kriege ich zu hören:"Oh, kenne ich, ist ja ein Anfängerstück, oder?". Anfängerstück, die Leute haben doch keinen Schimmer.
Die Leute fragen was man spielt, aber kennen kein einziges Stück, womit wären sie denn zufrieden? Also ich bezeichne mich auch als "fortgeschrittenen" Anfänger, alles weitere findet sich in der nächsten Zeit.
LG

LOL, das kenn ich. Ich meide generell mit Leuten über Klavier und Ähnliches zu sprechen, die davon so wirklich gar keine Ahnung haben. Sie überhaupt keine Idee, wieviel Aufwand es bedeutet, ein Stück, was sie vom Hören vllt. schon längst kennen, einzustudieren. Noch schlimmer ist es wenn man ihnen was Aufgenommenes vorzeigt und nach einer Minute wird der Player abgeschaltet mit den Worten "ja, schöne Melodie, ich muss jetzt weitermachen". Habe die Erfahrung nämlich schon gemacht.

Zur Frage: ich würde sagen, wenn man alle Zweistimmigen Inventionen von Bach verstanden hat und sie auch entsprechend spielen kann, dann ist man kein Anfänger mehr.

LG
 

Hallo,

im Grunde wurde ja schon alles gesagt, nur noch nicht von jedem.
Drum muss ich unbedingt noch meinen Senf dazu geben.:mrgreen:
Ich denke, dass es wenige Dinge gibt, die anspruchsvoller sind und mehr Aufwand erfordern als wirklich gut Klavier zu spielen. Ich werde in meinem Leben sicher nicht mehr so gut werden wie jemand der mit 6 Jahren damit angefangen hat. Soll ich deshalb jetzt damit aufhören? Bestimmt nicht, denn mein Ziel ist es nicht irgendwann mal nicht mehr Anfänger zu sein. Von daher frag ich mich nach dem Sinn der Frage: "wie lange ist man Anfänger?".
 
Ich sehe den Sinn der Frage auch nicht. Muss denn alles in Schubladen gepackt, "katalogisiert", verglichen und "abgegrenzt" werden ?:rolleyes:

Eine allgemeingültige Antwort wird es sowieso nicht geben....
 
Hey Gubu, es geht doch nicht um Schubladen, sondern um bessere Kommunikation. Und um eine Abstufung, die über die hier übliche Dreiteilung "Anfänger - Fortgeschrittener - Profi" hinausgeht.

Ich fürchte aber selbst fast, dass dies relativ bleiben wird, zumal es stark vom Gegenüber abhängt. Fragt mich ein Nicht-Skifahrer oder echter Anfänger nach meinem Können, so stufe ich mich als gut bis sehr gut ein und der Zuhörer hat das richtige Bild. Rede ich aber mit einem Bergfex vom Skiverleih, so "fahre ich für einen Flachlandtiroler ganz ordentlich" - und auch der hat nun das richtige Bild und verpasst mir den bestmöglichen Ski.

Vielleicht liegt das in der Heterogenität dieses Forums, dass wir uns damit schwer tun. Für Haydnspass, Stilblüte, Rolf & Kölnklavier (nur z.B. - es gibt hier ja Dutzende, wenn nicht Hunderte) bin ich definitiv blutiger Anfänger und würde mich ihnen gegenüber auch stets als solcher bezeichnen. Ich finde es aber nicht richtig, wenn ich diese Einstufung beibehalte, wenn ich z.B. mit jemandem rede, der tatsächlich gerade erst angefangen hat - den irritiere und fruste ich damit doch nur. Und genau da fehlen mir die Worte ...

Jetzt weiß ichs: Ich bin Novize. Oder, von mir aus: Newbie
 
fisherman, Du triffst es gut, ich war nur zu faul, es so ausführlich zu schreiben...:D:D
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Zur Frage: ich würde sagen, wenn man alle Zweistimmigen Inventionen von Bach verstanden hat und sie auch entsprechend spielen kann, dann ist man kein Anfänger mehr.
andirs, such nicht zwanghaft nach einem Maßstab. Wahrscheinlich arbeitest du gerade an Bach-Inventionen, sonst würdest du das nicht schreiben. Man kann so nicht denken. Du kannst nicht die Inventionen von Bach zum Gradmesser pianistischen Könnens machen. Auf diese Weise kannst du oder darfst du nicht den Werdegang eines "Anfängers" prophezeien.
Ich kenne nichtmal alle Inventionen. Muss ich jetzt alle spielen, damit ich mich nicht mehr "Anfänger" nennen brauche??
fisherman sieht das richtig; es geht hier bloß um Bezeichnungen. Denn man sieht erst dann ein, dass man kein Anfänger mehr ist, wenn es soweit ist. Und wenn man sich dann tatsächlich nicht mehr "Anfänger schimpfen" traut, dann sagt man auch bloß: "Ich spiele Klavier." und findet sich mit seinem Status Quo ab.
Denn im Ernst: Wenn du mal lange genug spielst, ist dir deine Bezeichnung egal.
Zitat von fisherman:
Jetzt weiß ichs: Ich bin Novize. Oder, von mir aus: Newbie
boah, fisherman, du bist geistreich... novize und newbie ist gut...
 
andirs, such nicht zwanghaft nach einem Maßstab. Wahrscheinlich arbeitest du gerade an Bach-Inventionen, sonst würdest du das nicht schreiben. Man kann so nicht denken. Du kannst nicht die Inventionen von Bach zum Gradmesser pianistischen Könnens machen. Auf diese Weise kannst du oder darfst du nicht den Werdegang eines "Anfängers" prophezeien.
Ich kenne nichtmal alle Inventionen. Muss ich jetzt alle spielen, damit ich mich nicht mehr "Anfänger" nennen brauche??

Alles klar, Chef :D
 
hallo,

ich habe gerade mal geschaut, wer sich an diesem thread bisher so beteiligt hat. offensichtlich ist es den meisten "alten hasen" (lassen wir mal dahingestellt, wie gut sie wirklich spielen :D) ziemlich egal, in welche schubladen ihr euch selbst stecken wollt. und recht haben sie! es geht nämlich nicht darum, wie lange ihr spielt und was ihr spielt, sondern wie musikalisch ihr spielt. und das ist auf jedem niveau die große herausforderung.

lg
a.
 
anfänger ist man ziemlich lange. fortgeschritten dann noch viel länger. wer es zur meisterschaft bringt, ist das meist nicht lange, denn dann wird man ohnehin wieder anfänger ...

*sehr philosophisch herumguck* :rolleyes:
 
anfänger ist man ziemlich lange. fortgeschritten dann noch viel länger. wer es zur meisterschaft bringt, ist das meist nicht lange, denn dann wird man ohnehin wieder anfänger ...

*sehr philosophisch herumguck* :rolleyes:


Kenau!

Je mehr ich in die Materie eingestiegen bin desto mehr eröffnet sich mir das weite Feld der Möglichkeiten, derer ich nur einige Bruchteile bewältigen kann.

Und ich werde meinem eigenen Spiel gegenüber immer kritischer, nicht nur was die "richtigen" Töne betrifft sondern Lautstärken, Artikulation, seelische und musikalische Aussage... mal klappt das besser, mal weniger gut, ein dauernder Kampf mit der Tastatur und mit sich selbst.

Alles Liebe

Viola
 

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