Wie arbeitet man effizient?

Meine zweite Probestunde war bei einem gesprächigen KL. Aber er hat nicht über Unterrichtsinhalte geredet, es war eher Small-Talk. Er hat die Probestunde nicht berechnet und das fand ich angemessen in Anbetracht seines Palavers.
Ich persönlich schätze es schon, wenn man mit einem Privatlehrer auch mal verbal abschweifen kann. Ist ja im Berufsleben auch so, ein wenig privater Austausch ist der Zusammenarbeit durchaus förderlich.

Seit kurzem nehme ich auch (wieder) Unterricht. Für mich war von Anfang an klar, dass ich zu "unserer" Klavierlehrerin hier vor Ort gehe. Ich kenne sie von früher, denn sie hat meine Töchter unterrichtet. Schon bei meiner telefonischen Anfrage haben wir eine gute Stunde geplaudert. "Die Schnupperstunde kriegst du trotzdem", ließ sie mich wissen. Aus den 45 min Schnuppern wurden dann 90 min. Natürlich ist sowas ein spezieller Fall, für mich ein Glücksfall. Wenn die Chemie stimmt, ist das schon mal die halbe Miete.
 
Naja, wenn man sonst nix zu tun hat oder ein spärliches Sozialleben hat und deswegen "Ansprache braucht", kann man das natürlich machen als KL...
 
Ich bin eine Erwachsene und ich spiele Klavier seit drei Jahren. Ich habe zuerst die Noten von zwei ersten Bücher/Klavierschulen von Jens Rupp gespielt und jetzt spiele ich eher Stücke von der 2. Russischen Schule. Ich spiele auch die Stücke von der 3. Klavierschule von Jens Rupp, aber ich lerne die einfacheren Stücke nicht auswendig. Und ich frage mich was ich machen kann, damit es schneller geht? Ich sitze so lange an den Stücken von der Russischen Schule, ich würde sagen mindestens 3-4 Wochen brauche ich für ein Stück, manchmal sogar zwei Monaten! Es geht eher um kleinere Stücke, die zweite Hälfte habe ich noch nicht angefangen, die ist schwerer. Warum dauert es so langsam? Sind die Stücke für mich zu schwierig vielleicht? Wie kann ich effizienter arbeiten, schneller lernen? Noten merken? Ich nehme Unterrichte bei einem Klavierlehrer und für ihn ist es egal, dass es so langsam geht, ich empfinde es aber als viel zu langsam. Vielen Dank für Tipps!
Hallo Bernina,
drei Maßnahmen, die bei mir zu mehr Effizienz geführt haben:
1. Ein Stück "verstehen" lernen, d.h. Harmonien/Akkorde verstehen, Noten analysieren, Muster erkennen, etc. Alles VOR dem ersten Üben.
2. Das sog. "Übe-Karussell" von Franz Titscher konsequent anwenden, es geht dabei darum verschiedene Übe-Aspekte immer verschieden zu üben.
3. Möglichst dann üben, wenn die eigene Konzentration am besten ist. Bei mir ist das um 7 Uhr morgens der Fall, da bin ich mindestens doppelt so effizient wir abends um 19 Uhr.
Dennoch brauchen manche Stücke bei mir zum Teil sogar mehrere Monate, bei dem Prelude h-moll von Chopin bin ich fast seit einem Jahr dran... diese sind dann schwer oder lang oder beides.
Was gegen die Ungeduld hilft: Kurz leichte Stücke suchen, die trotzdem gut klingen, die gehen dann schneller in die Finger. Beispiel: Life is wonderful von Sandra Labsch. Superkurz, superleicht aber trotzdem sehr schön.
Es gibt noch viele weitere Dinge, sprengt aber sicher den Rahmen.
Viele Grüße, Marcus
 
ein wenig privater Austausch ist der Zusammenarbeit durchaus förderlich.

Ein wenig war es nicht, denn ich habe geschrieben, dass der KL gesprächig war und palavert hat. Das impliziert meiner Ansicht nach, dass er über die Maßen vom didaktischen Inhalt abgeschweift ist. Für small talk im Unterricht ist mir die Zeit und mein Geld zu schade. Ich will etwas lernen und nicht meine Stimmbänder trainieren. Meine KL ist in dieser Hinsicht sehr zurückhaltend und dadurch können wir uns voll auf den Unterricht konzentrieren.

Wenn die Chemie stimmt, ist das schon mal die halbe Miete.

Und wenn die Chemie nicht stimmt ist trotzdem guter Unterricht möglich.
 
Nein, es ist Ansichtssache. Ich habe nämlich die gegenteilige Erfahrung.
 
Und wenn die Chemie nicht stimmt ist trotzdem guter Unterricht möglich.
Da bin ich anderer Ansicht.
In jedem Unterrichtsverhältnis kommt mal der Punkt, an dem man selbst kein Land mehr sieht und der Einschätzung seines Lehrers vertrauen muss. Wenn man dann keine gute Basis hat, und die kann man bei fehlender "Chemie" nicht haben, kommt man nicht weiter.

OK, also mehrmaliger Lehrerwechsel trotz "guten Unterrichts"?
 

In jedem Unterrichtsverhältnis kommt mal der Punkt, an dem man selbst kein Land mehr sieht und der Einschätzung seines Lehrers vertrauen muss.

Ich habe diesen KL immer vertraut, mit der Chemie hatte das nichts zu tun.

Wenn man dann keine gute Basis hat, und die kann man bei fehlender "Chemie" nicht haben, kommt man nicht weiter.

Wäre es so würde ich keine Fortschritte machen.

Anscheinend verstehen wir unter "guter Chemie" zu einem Mitmenschen etwas anderes.
 

@Schmarc04, vielen Dank für die Tipps. Ich bin mir nicht sicher, dass ich Harmonie usw. vor dem Spielen analysieren kann. Ich kann ein paar Zusammenhänge aber das war’s. Was ich sicherlich machen kann ist entschieden wie das Stück klingen sollte, evtl. singen, aber das wäre für mich sowieso nicht vor dem Üben, sondern danach.​

Wenn das Stück lang ist, verstehe ich, dass es länger dauern kann um es zu lernen. Bei mir sind die Stücke 0,5-2 Seiten lang, in den meisten Fällen eher ca. eine Seite lang. Wenn ich zwei Monaten benötige um 0,5 Seiten zu lernen, ist wahrscheinlich das Stück zu schwierig, oder? Auf jeden Fall bis dahin verliere ich die Motivation. Ich habe jetzt angefangen ein neues Stück ein bisschen im Vorfeld zu spielen, also mehrere Stücke parallel, weil es sonst es für mich peinlich ist wochenlang ein kurzes Stück zu spielen.
 
weil es sonst es für mich peinlich ist wochenlang ein kurzes Stück zu spielen.
Ist dir das peinlich, weil du denkst, du müsstest schneller sein?
Oder wessen Erwartungen versuchst du zu erfüllen?
Natürlich sollte das Üben zweckmäßig sein und dich weiterbringen, aber wenn es nun einmal mehrere Wochen sind, die ein Stück "braucht", muss dir das nur dann peinlich sein, wenn du jemandem zu Tag X eine Vorführung versprochen hast. Ansonsten nicht.
 
Wenn ich zwei Monaten benötige um 0,5 Seiten zu lernen, ist wahrscheinlich das Stück zu schwierig, oder
Ich war mit zwei Seiten Gondellied über ein halbes Jahr beschäftigt, bis wir es weggelegt haben. Also alles relativ...
Es empfiehlt sich aber trotzdem mehrere Sachen parallel zu spielen, sonst wirds zu langweilig finde ich.
 
weil es sonst es für mich peinlich ist wochenlang ein kurzes Stück zu spielen.
Wem gegenüber?
Wenn ich zwei Monaten benötige um 0,5 Seiten zu lernen, ist wahrscheinlich das Stück zu schwierig, oder?
Ja! Offensichtlich fehlen Dir grundlegende Sachen für die Erarbeitung, die Dir dein KL vermitteln sollte. Wenn er Dich an ner halben Seite 2 Monate üben lässt, halte ich das für ziemlich doofe Literaturauswahl und schlechten Unterricht.

Als Kind hatte ich auch mal so nen Lehrer, der mich ewig mit einer bescheuerten Etüde gepiesackt hat. Nach nem halben Jahr habe ich gewechselt.
 
Bei gesprächigen Schülern pflegte mein russischer Prof. zu sagen: "Nicht rede so viel, arbeite!"
 
Anscheinend verstehen wir unter "guter Chemie" zu einem Mitmenschen etwas anderes.
ja, solche Umschreibungen sind definitiv missverständlich.

Eben! Und die hängt nicht von persönlichen Sympathien ab. Oder was sonst ist "stimmende Chemie"?
Ob die Chemie stimmt oder nicht, definiere ich danach, ob ich mit der Person kommunizieren und auf menschlicher Ebene einen Zugang finden kann, ob ich erkennen kann wie jemand tickt, was er oder sie vermitteln will und ob ich darauf entsprechend reagieren kann. Wenn da in der verbalen und nonverbalen Kommunikation alles fliesst und zu einer produktiven Zusammenarbeit mit einem guten Ergebnis führt, dann stimmt für mich die Chemie und ich fühle mich wohl und gut betreut.

Ob ich die Person sympathisch finden muss? Das ist Definitionssache, "sympathisch" als Synonym von "nett" reicht mir.
Ich hätte allerdings auch keine große Lust, meine Freizeit mit jemandem zu verbringen, der zB unhöflich oder arrogant ist.
 

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