Werke und Komponisten, die ihr nicht mögt

  • Ersteller des Themas St. Francois de Paola
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Seh' ich jetzt nicht unbedingt so. Vor allem, wie will man es sonst nennen? Eine "Begutachtung"? Das wäre m.E. zu wenig bzw. zu schwach.
 
In dem Thread sind mir "musikalische Qualität" vs. "Mögen" leider eng verschwistert. Man müsste erst die "musikalische Qualität" beurteilen können, um in einem zweiten Schritt zu analysieren, warum man das Werk oder gar den Komponisten selbst nicht mag. :konfus:
Der Impuls "dies und jenes mag ich" steht wohl immer am Anfang einer Beschäftigung mit einer Sache.

Danach taucht man dann im Idealfall tiefer in diese Sache ein. Irgendwann mal wird einem vielleicht klar, dass nicht jeder Film, der im Kino läuft, immer gleich gut ist, und dass es da wohl Unterschiede zu geben scheint. In der Musik wohl auch, und allgemein im weitläufigen Bereich der Kunst mit ihren ganzen Gattungen wohl auch.

Allerdings, von Kunst keine besondere Ahnung zu haben, von einem bestimmten Künstler, oder von einem bestimmten Werk eines solchen, hat bisher noch selten jemanden davon abgehalten, seine - mal mehr, mal weniger, je nachdem, fundierte - Kritik zu irgendetwas abzugeben.

Im Idealfall sollte man sich weiterentwickeln, und nicht ewig lang auf einen bestimmten Level von Verständnis einer Sache stehenbleiben.

In der Kunst ist "Verständnis einer Sache" (eben: Kunstverständnis) aber eigentlich ziemlich vielschichtig. In der Mathematik z.B. ist es sehr viel einfacher, das Verständnis eines Teilbereiches zu überprüfen (löse erfolgreich ein paar kernige Aufgaben aus diesem Teilbereich - fertig).

Aber in der Musik...
 
In der Mathematik z.B. ist es sehr viel einfacher, das Verständnis eines Teilbereiches zu überprüfen (löse erfolgreich ein paar kernige Aufgaben aus diesem Teilbereich - fertig).

Aber in der Musik...

In der Musik gibt es auch solch kernige Aufgaben.
Mir fallen da spontan das Aussetzen eines vierstimmigen Satzes, eine Werkanalyse oder Analysen nach bestimmten Teilaspekten oder das Erklären bestimmter musikalischer Phänomene ein.
Da gibt es nicht viel zu schwurbeln, sondern für Musikwissenschaftler sind diese Aufgaben sehr klar.
 
Habe ich genuschelt?

Marschmusik hat auch Blechbläser und Schlagwerk.
Stößt dich das bei Marschmusik auch ab?

Da gab es ein Missverständnis. Ich dachte du beziehst dich auf mein aggressiv werden, wenn ich Jazz höre und ob mich dann dafür Marschmusik eher beruhigt. :konfus:

Ich habe nicht generell was gegen Trompete und schon gar nichts gegen Schlagzeug, dass ich sogar gerne mal ausprobieren würde.

Bei der Trompete kann ich aber dieses Spiel mit dem Dämpfer partout nicht ab, dies wuah, wuah, wuah. Ich mag den Klang nicht.

Hier werden sehr schön die unterschiedlichen Dämpfer demonstriert, ich finde es sehr interessant, nur klanglich ertragen kann ich es nicht, vor allem dieses Spiel mit auf- zu -auf- zu. Und beim Jazz wird es halt viel eingesetzt.
Und dieser generelle Groove, den das Schlagzeug im von dir verlinktem Stück spielt, ist nicht meins.
Ich weiß, es gibt extrem viele Facetten im Jazz und ab und an gibt es auch mal ein Stück, das ich hören mag, aber das sind ganz große Ausnahmen. Aber das schöne ist ja, dass Musik so vielseitig ist, dass für jeden etwas zu finden ist.


View: https://youtu.be/S8sF3AqucjE
 
Der Impuls "dies und jenes mag ich" steht wohl immer am Anfang einer Beschäftigung mit einer Sache.

Ganz am Anfang der ganzen Sache. :005:


1. Allerdings, von Kunst keine besondere Ahnung zu haben, von einem bestimmten Künstler, oder von einem bestimmten Werk eines solchen, hat bisher noch selten jemanden davon abgehalten, seine - mal mehr, mal weniger, je nachdem, fundierte - Kritik zu irgendetwas abzugeben.

2. Im Idealfall sollte man sich weiterentwickeln, und nicht ewig lang auf einen bestimmten Level von Verständnis einer Sache stehenbleiben.

Ja, beides entspricht den Erfahrungstatsachen. Was aber noch nicht bedeutet, dass 1. nicht trotzdem granatenmäßig peinlich wirkt und 2. immer noch derb danebengehen kann.

Je mehr man sich weiterentwickelt, desto vorsichtiger wird man mit dem Urteilen ("Kritik"). Jedenfalls geht es mir so. Ich finde es peinlich, wenn ich hier in alten Beiträgen von mir manchmal Zeugs lesen muss, das von der damaligen Ahnungslosigkeit geprägt war. Je mehr ich zu wissen glaube, desto deutlicher weiß ich, was ich alles noch nicht weiß.

Völlig anders verhält es sich übrigens im Bereich "Sprache/Literatur". Das habe ich studiert, diesbezüglich fühle ich mich sehr gut ausgebildet.
 
Ich finde es peinlich, wenn ich hier in alten Beiträgen von mir manchmal Zeugs lesen muss, das von der damaligen Ahnungslosigkeit geprägt war. Je mehr ich zu wissen glaube, desto deutlicher weiß ich, was ich alles noch nicht weiß.

Oh, das kann ich, auf anderem Gebiet, gut nachvollziehen. Ich fnde es einen interessanten Prozess, mich an solche Feststellungen zu gewöhnen, und mich nicht von diesem peinlichen Gefühl oder Rechtfertigungsversuchen auffressen zu lassen, sondern es einfach zu (er)tragen.

Verringern lässt sich so ein Effekt ganz gut, indem man sich in solchen Urteilen auf fachliche Argumente stützt, und nicht einfach sein intuitives Ge- oder Missfallen rauslässt und versucht als fachliches Urteil zu verpacken.
 
Was kümmert mich mein Geschwätz von gestern!
 
Was kümmert mich mein Geschwätz von gestern!

Klar. Aber viele Menschen gehen spontan nicht davon aus, dass man sich weiterentwickelt (weiterentwickeln kann). Manche Politiker werden lebenslang mit irgendeinem Schwachsinn konfrontiert, den sie in jüngeren Jahren noch mit ehrlicher Überzeugung vorgetragen haben und der immer noch in irgendwelchen Protokollen/Zeitungsartikeln nachzulesen ist.

Jüngstes Beispiel: Künast und ihre Kindersex-Äußerungen von anno dunnemals. Ein veritables Landgericht hat bestätigt, dass man sie in diesem Zusammenhang noch in alle Ewigkeit mit übelsten Beleidigungen belegen darf (was ich persönlich für einen Skandal halte).
 

Ich hätte aber schon noch gerne eine Aussage von dir bezüglich Marschmusik.

Ehrlich gesagt, habe ich mich damit noch nie weiter auseinander gesetzt. Sie gehört nicht zu meinem normalen Hörrepertoir, ist mir jetzt aber auch noch nie sonderlich negativ aufgefallen. Außer unser Blasorchester, dass immer zur gleichen Zeit probt wie unser Chor und unsere Probe teilweise echt stört.

Einige Stücke finde ich durchaus sehr schön (Chopins Trauermarsch z.B oder den Ungarischen Marsch von Berlioz), wenn es um die typischen Märsche geht, die so bei Schützenfestumzügen gespielt werde (dieses typische umpf ta ta) pfff, dann nö muss nicht sein.

Meine Reaktion bezog sich auf ein Missverständnis meinerseits und dem, was ich in dem Moment in Marschmusik hineininterpretiert habe, sprich dieses typisch militärische und da kommt dann eine gewisse Ablehnung.
 
Jüngstes Beispiel: Künast und ihre Kindersex-Äußerungen von anno dunnemals. Ein veritables Landgericht hat bestätigt, dass man sie in diesem Zusammenhang noch in alle Ewigkeit mit übelsten Beleidigungen belegen darf (was ich persönlich für einen Skandal halte).

Wobei sich hier über ein verkürztes Zita echauffiert wird.
Ich Einwurf damals diente zur Präzisierung der Aussage eines anderen Redners, der seinerseits verkürzt zitiert hat.
 
Wobei sich hier über ein verkürztes Zita echauffiert wird.
Ich Einwurf damals diente zur Präzisierung der Aussage eines anderen Redners, der seinerseits verkürzt zitiert hat.

Ja eben. Aber egal, damals war das halt die Programmatik dieser Partei. Ohne im mindesten zu ihren Anhängern zu gehören, gestehe ich ihr zu, diese Irrwege mit schmerzender Detailtreue öffentlich aufgearbeitet zu haben.
 
Ich fange mal an, mit dem, was ich alles so nicht mag:

1. Haydn - so ziemlich alles
Der oft gelobte und beliebte Witz geht an mir irgendwie vorbei, ich nehme nur langweilige Oberflächlichkeit war.
Mit Haydn kann ich einfach gar nichts anfangen! Egal ob mit Klaviermusik oder Sinfonien/Oratorien. Ich verstehe seinen Humor einfach nicht. Ich habe genau eine Sonate gespielt, das war glaube ich der größte Graus für mich...

Ich glaube Haydn hat sich selbst gar nicht so sehr als der notorische Spaßvogel verstanden, zu dem ihn spätere Generationen gemacht haben. Und wenn man es nicht ständig lesen würde, wäre ich nie auf die Idee gekommen, dass seine Musik ausnahmslos besonders witzig sein soll. Vielleicht fällt der Zugang leichter, wenn man sich seiner Musik ganz "normal" nähert.
 
In der Musik gibt es auch solch kernige Aufgaben.
Mir fallen da spontan das Aussetzen eines vierstimmigen Satzes, eine Werkanalyse oder Analysen nach bestimmten Teilaspekten oder das Erklären bestimmter musikalischer Phänomene ein. Da gibt es nicht viel zu schwurbeln, sondern für Musikwissenschaftler sind diese Aufgaben sehr klar.
Das ist logisch. Ein wenig unwägbar macht die Musik allerdings eine wichtige Zutat bzw. ein recht zentraler Bestandteil davon (das "Gefühl"); und auch andere, schwer objektiv nachprüfbare Tatsachen. Ich frage ich mich manchmal zum Beispiel, ob Musikkritiker eigentlich wissen, was man aus einem Instrument (wie dem Konzertflügel, oder der Violine) im besten Fall herausholen kann, oder ob es manchmal einfach "überhört" wird, dass der eine berühmte Musiker (s)ein Instrument fünfmal so gut anzufassen versteht wie ein anderer.
Aber egal ...
Was aber noch nicht bedeutet, dass 1. nicht trotzdem granatenmäßig peinlich wirkt
Es kommt immer auf das Umfeld an. Wenn jemand ein vernichtendes oder blödsinniges Kunst-Qualitätsurteil in einem Umfeld losläßt, das ansonsten nicht widerspricht, dann wird's wohl zur (temporären) Tatsache. Auch das gibt's wohl öfter als man denkt, glaube ich.
Je mehr man sich weiterentwickelt, desto vorsichtiger wird man mit dem Urteilen ("Kritik")
Ich weiß nicht. Je mehr man sich weiterentwickelt (aber wie gesagt in der Kunst ist das zuweilen etwas unwägbar, zwecks der Rolle des "Gefühls" s.o.), desto mehr kann man sich vielleicht auch zutrauen, zu urteilen.

Ob man's deswegen ständig tun will (Urteile fällen, Musikkritik machen), steht wieder auf einem anderen Blatt.
Jedenfalls geht es mir so. Ich finde es peinlich, wenn ich hier in alten Beiträgen von mir manchmal Zeugs lesen muss, das von der damaligen Ahnungslosigkeit geprägt war.
Du sagst es ja selber: viele Leute haben "am Anfang" oder im Laufe ihres Lebens seltsames Zeug rausgelassen. Fast hätte ich hinzugefügt: und tun es auch noch viel später unverdrossen. Solange Du mit Deinen Mitmenschen verbal immer gut umgegangen bist, würde ich mir da keinen großen Kopf machen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich mag keine Orgelmusik und ich mag keine Opern. Es gibt nur eine Ausnahme: die Rockoper "Tommy".

CW
 
Mein Musiklehrer versuchte seinerzeit uns das Sacre von Stravinsky näher zu bringe . Ich kann dieses Stück bis heute absolut nicht leiden, ich werde es mir auch nie, nie im Konzert oder auf CD anhören.... Brrrrrr... es graust mir...

Ebenfalls nicht mein Fall ist Messiaen... ich habe es versucht, ich habe mir Aufnahmen angehört, auch im Konzert habe ich versucht aufgeschlossen zu sein....

Beethoven: Hammerklavier und Diabelli Variationen. Ich liebe späten beethoven, aber hier fehlt mir bis heute der Zugang.

Scriabin: Bis auf die Sonaten 2 und 4 und paar Etüden kann ich mich leider bis heute kaum für ihn begeistern. Das gilt insbesondere für sein Spätwerk

Ich kann aber zum Beispiel die Neugier und das Interesse von @Stilblüte bzgl Lowell Liebermann verstehen. Er hat so viele verschiedene Stile, dass die Neugier zwangsweise geweckt wird. Ich lernte ihn kennen und lieben mit seinem 1. Konzert, gespielt von Stephen Hough. Der letzte Satz ist im Stil von prokofiev, aber dann auch wieder so eigen und unverwechselbar. Sein 1. nocturne habe ich mal im Steinway Haus München aufgeführt, klanglich äußerst reizvoll!


View: https://youtu.be/DnMj2yPVKAo
 
Ich kann nicht begründen, warum das so ist, aber mich ödet das meiste von Schubert einfach nur furchtbar an, inklusive seiner späten Sonaten. Ich erkenne, dass die definitiv eine hohe Qualität haben, aber wenn ich mir zum Beispiel D960 komplett anhören muss, dann schlafe ich dabei quasi fast ein. Ich mag das Ding einfach nicht, das ist für mich einfach irgendwie alles nichtssagend und tritt gefühlt nur auf der Stelle.

Ein anderes Werk von unbestritten hoher Qualität, das ich furchtbar finde, ist die Appassionata von Beethoven. An sich mag ich Beethoven und seine Sonaten sehr gern, aber bei der Appassionata stößt mich schon dieses furchtbar hässliche Akkordgedonner im Fortissimo bei der Wiederholung des Hauptthemas ganz zu Beginn der Sonate ab, und wenn man den ersten Satz überstanden hat, kommt dieser zweite Satz hinterher, den ich auch nicht mag...

Bei Chopin bin ich sehr zwiegespalten. Ich liebe viele seiner Werke (alle Balladen, die ersten beiden Scherzi, die Fantasie, die Polonaise-Fantasie, die ersten beiden Sätze der zweiten Sonate, die komplette dritte Sonate), aber mindestens genauso viele Werke von ihm mag ich auch nicht (so ziemlich alle Walzer, die Polonaise op. 44, das Andante-Spianato mit der anschließenden Polonaise, beide Klavierkonzerte).

Mit Schönberg und Webern tue ich mir auch sehr schwer (mit Berg erstaunlicherweise nicht, da mag ich sowohl die Klaviersonate als auch Lulu und das Violinkonzert - sonst kenne ich von ihm nichts so richtig).

Ebenfalls ganz furchtbar finde ich das ganze virtuose Zeugs von Alkan, Tausig etc. - das ist für mich überwiegend inhaltsleerer Lärm (ähnlich geht es mir auch mit einigem von Liszt).

Bei Bach finde ich einiges aus den Suiten und Partiten stinkelangweilig - und dann muss das auch alles noch dauernd wiederholt werden... Abgesehen davon gehört Bach an sich aber zu meinen ganz großen Favoriten.

Wenn ich die Wahl habe, ob ich ein Stück von Mozart oder Haydn hören möchte, dann fällt meine Entscheidung in den meisten Fällen eher auf Haydn.

Und jetzt könnte ich hier noch ewig weiterschreiben, aber lass es erst mal sein.
 

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