Ich will hier keine Blasphemie betreiben - aber - zumindest vom Namen her: BACH!
Ich liebe diesen Komponisten über alles, aber es gibt ein Werk, was ich mit jedem neu erzwungenen Hören immer mehr zu hassen gelernt habe:
Fragt man Leute nach Orgelmusik oder nach Bach kommt immer sofort: a g a ...
Dieses furchtbar schreckliche Stück voller Quint- und Oktavparallelen, langweilig-schlecht-gekünstelter "Effektfiguren" à la Bariolage und einer schlecht locker zusammengerupften Fuge, die man eher als polyphones Spielstück betrachten sollte, ist zum düster drohenden Schatten avanciert, das für viele Menschen den Blick auf das glorreich-glanzvolle, unter ihm leider verborgen schlummernde Bach-Werk vernebelt hat. - Und das, obwohl die "Teufelstoccata" vielleicht gar nicht von Bach ist...
Es mag sein, das sie ein frühes experimentierfreudiges Jugendwerk von Bach darstellt, und es mag auch sein, dass es seinen Zwangsoktavparallelismus der eine Suboktavkoppel sowie 16'-Register im Manual entbehrenden Arnstädter Orgel verdankt - aber wieso um alles in der Welt macht heute die halbe Welt das Orgelwerk eines Meisters wie Bach gleichsam wie an einem Fixstern an solch einem schwachen Werk fest?
Ich könnte mich aufregen... - :D
Herzliche Grüße
Euer Lisztomanie
Hallo Marco ;)
Herzlichen Dank für Deine Antwort,
sie führte mich zurück ins Jahr 1984, zu den Computerspielmusiken, da Du das Wort "Fixstern" in Zusammenhang mit der Toccata erwähnst.
1984 also, als ander Rechner nicht einmal wussten, wie sie einen zweistimmigen Fieps hinbekommen sollten, wartete der gute alte Commodore C 64 bereits mit dem berühmten SID-Chip auf: 3 unabhängige Stimmen und 1 Rauschgenerator, der sogar vermittels Samples zur 4. Stimme werden konnte, und durch Tricks waren sogar noch mehr Stimmen herauszuholen. Das alles interruptgesteuert, wenn es z.B. als Backgroundmusik zu Spielen erklingen sollte. ALLE diese Tricks waren den Programmierern 1984 zwar noch NICHT bekannt, das kam erst mit wachsender Erfahrung. Aber es hat schon 1984 locker gereicht, um JEDEN anderen Rechner Soundmäßig übel aussehen zu lassen - und zwar bis zum Erscheinen des Commodore Amiga.
Hier also die Toccata in etwas "abgeänderter" version, im Spiel "Gyruss". Sie beginnt ab ca. 0:40, was davor kommt ist nur Intro der uploader. -
Gyruss - Commodore C64 - YouTube
@ Fixstern: Man musste sich in einem 1984 völlig neuen Spiel-Layout , nämlich sich gyroskop-ähnlich UM DEN BILDSCHIRM herumbewegend, durch das Universum kämpfen, und von außerhalb des Sonnensystems über verschiedene Planetenstationen bis zur Erde ( oder wars Sonne ? Egal - so groß sind die Unterschiede ja nicht *ggg* ) gelangen.
Hinderlich nat. die Angriffswellen außerirdischer Kontrahenten, Asteroiden und Ufos. Man brauchte eine SCHNELLE Reaktion und schnelle Finger, für das game.. .
@ Toccata: Sie ist das Leit-Thema im ganzen Spiel, natürlich rhythmisch usw. den Computermaßstäben angepasst und verändert.
Warum ist sie so beliebt ? -
weil sie...DÄMONISCH ist.
Man kann sich z.B. ohne Probleme vorstellen, dass z.B. ein irrer Massenmörder sie auf einer Orgel in einer Kathedrale spielt.
Während man sich SCHLECHT vorstellen kann, dass Schwester Theresa von der Heilsarmee dasselbe tut.
Solche Werke könnten auch von Paganini sein, finde ich.
Die Toccata spricht niedere Wünsche und Instinkte an *gggg* - darum war sie, so schätze ich, auch als Computerspielmusik ( und nicht nur bei Gyruss ! ) sehr sehr beliebt bei den Jugendlichen Spielern und Spielerinnen .. *gg* - und man findet sie öfter, über die Jahre !!
In einem anderen Youtube-Video zu Gyruss las ich den Kommentar: "The music is deadly !" ...und damit war sicher nicht "tödlich LANGWEILIG" gemeint.. . ( Leider war die Musik dort vorhin auf stumm, daher suchte ich einen anderen Link ).
Die Toccata jedenfalls, so finde ich, ist ein Meisterwerk, oberster Granatenlevel, egal von wem sie ist. Ich schätze, von Bach.
LG, Olli !