Ich erinnere mich an meine Jugend. Wenn wir zu Tante und Onkel fuhren, nahm ich die Pop und Rockbücher mit. Ich war in der Jugend etwas autoidaktisch auf der Gitarre unterwegs und schrubbte da ein paar Akkorde aus den Notenbüchern runter. Da standen aber auch im Abba, Queen oder Neil Diamond Songbuch auch immer Klavierpartituren dabei. Mein Onkel, studierter Dirigent und Pianist an der Wiener Hochschule, von Pop und Jazz und Rock null Ahnung (scheinbar, da er das Zeug nicht mal kannte) drückte das Zeug vom Blatt so was von runter, dass einem die Tränen kamen. Sangen wir dazu, improvisierte er vom Blatt dazu noch Dinge, damit das Zeug noch schmissiger klang. Vergaß ich aus Begeisterung mal umzublättern, spielte er weiter, als ob der den Song schon lange kannte. Er kannte die Lieder aber nicht. Dass er aber seit dem 17. Lebensjahr täglich, 365 Tage bis er 26 war 7 Stunden übte, IMMER, das hat er mal so nebenbei erwähnt. Das Talent, um das Konzertfach zu beenden, hatte er aber nicht. Das Lehramt hat er aber mit gutem Erfolg abgeschlossen. Er bezeichnete und bezeichnet sich als Nichttalent. Er meinte, bei ihm sei mehr Luft nach oben als zwischen mir, ich war damals in keinem Instrument ausgebildet, und ihm läge. Das sagt alles.
Mein Klavierlehrer, machte das Lehramt, IGP am Konservatorium, also unter der Universität und meinte, dass er immer täglich während dem Studium 6h geübt hat, davon 1h nur Tonleitern und Technik.
Heute spielt er so alle Lehrstückchen auf Musikschulniveau vom Blatt runter und unbekanntes, z.B. Queen oder Fluch der Karibik etc. vom Blatt. Dabei hört man einen Verspieler alle 30 Sekunden, bei Stücken, die er noch nie gespielt hat. Er selber bezeichnet sich als schlechten Blattspieler. Er meint, dass er aber die Bilder voraussieht und antizipieren kann. Das kommt mit der Übung und wie er meint von der verinnerlichten Harmonielehre. Hat er aber ein Jazzstück vor sich oder hört einen Rocksong, dann spielt er dazu wie ein Halbgott, aber nicht von Noten, rein aus dem Gehör.
Zum Korrepetieren reicht es mehr schlecht als recht, meint er.
Wenn ich also den Übeaufwand von meinem Onkel und den von meinem Klavierlehrer bemerke und deren PrimaVista Qualität vergleiche, weiß ich, dass ich NIE PrimaVista lernen werde, da ich
1. 1 bis 2h pro Tag spiele (und eben dabei zuwenig übe und nur spiele)
2. ich erst mit Mitte 40 vor 11 Monaten begonnen habe zu spielen
3. und ich auch noch nie zuvor Musikunterricht je genossen habe.
Ich lebe damit, ganz gut.
Wenn ich was auswendig kann, dann verlerne ich die Notenleserei deutlich. Das merke ich sehr stark, wenn ich wieder ein neues Stück einübe und die Leserei mir sichtlich schwer fällt.
Ich behelfe mir immer mühsam, die Bass- Note in der Vorstellung 2 Töne nach oben zu transponieren, was langsam und mühsam ist.
Das kenne ich auch zu Genüge. Diese ewige Transponiererei um eine Notenlinie :D