Was machen wenn es beim Üben mal ätzend ist?

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Bienlein

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Hallo,

ich übe eigentlich meistens ganz gut. Mache meine Hausaufgaben meistens ganz ordentlich. Aber v.a. bei einem ganz neuem Stück ist es manchmal so, dass bestimmte Stellen mühsam sind und man sie immer wieder von neuem üben muss. Wenn ich bei solchen Stellen dann irgendwann genervt bin, nehme ich dann meine Hände von der Tastatur, lege sie auf die Knie, stöhne ein bisschen in mich hinein und nehme manchmal einen Schluck Kaffee. Dann setze ich wieder an und versuche es erneut. Ich erwarte nicht, dass alles immer Spaß macht, aber ich hätte es lieber, wenn es statt manchmal stöhnen wenigstens ungefähr neutral wäre (also weder mühsam noch alles easy, sondern in der Mitte). Was geht ist noch langsamer die Noten spielen, weil es offensichtlich so schnell noch nicht geht.

Kann mir jemand hier vielleicht sonst noch einen Tipp geben?

Danke, Bienlein
 
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aber ich hätte es lieber, wenn es statt manchmal stöhnen wenigstens ungefähr neutral wäre (also weder mühsam noch alles easy, sondern in der Mitte).
Das funktioniert nicht. Damit hält man maximal sein Level. Stöhnen muss sein! :-)
Vermutlich bist Du in einer Phase angekommen, in der die Progression nicht mehr so schnell voranschreitet. Das ist normal.

Kann mir jemand hier vielleicht sonst noch einen Tipp geben?
Ich habe mal den Tipp bekommen, Liebe zum Üben zu entwickeln. Ist mir nicht gelungen; evtl. klappt es ja bei Dir, ansonsten kann das sehr frustrierend werden.


Btw., diese Sätze
ich übe eigentlich meistens ganz gut. Mache meine Hausaufgaben meistens ganz ordentlich.
klingen, als ob genau das Gegenteil geschieht ("meistens ganz gut"). Zumindest scheinst Du ja Dein Üben zu hinterfragen, vermutlich berechtigt.
 
Pausen machen. Lieber am Tag zweimal kürzer üben.

Oder beim ersten Stöhnen Feierabend für heute machen.

Wenn Üben mühsam und belastend wird, ist die Effizienz gleich Null und ist es schade um die Lebenszeit.

Weil Du ein Amateur bist, kannst Du es Dir leisten, nicht alle Hausaufgaben zu machen. Nur die Hälfte machen. Dein Klavierlehrer freut sich über die gut gemachte Hälfte mehr als über ein gänzlich schlecht erledigte Hausaufgabe.

Falls Du schon höheres Semester bist (ab 30 Jahre(!)), ist es normal, dass die Fortschritte kleiner sind.

(Ja, schon ab 30. Für Menschen Ü30 wird z.B. das Abitur auf dem Abendgymnasium brontal schwer. Die Teufel:innen stecken in Kettenregel, Hypotaxien und Polysacchariden. Von der embryonalen Entwicklung der Ente ganz zu schweigen. - Da kann ein Hochschulstudium sogar leichter fallen, weil der Stoffplan nicht so divers ist.)
 
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Ich habe auch schonmal aus dem Fenster geschaut, wo ich das Klavier am Besten hinwerfe...
Was wirklich hilft ist:
Wenn Du die Hände von der Tastatur nimmst, erst stöhnen und dann lächeln. :-)
Wenn Lächeln gar nicht geht, weil die Aufruhr zu groß ist, das Instrument kommentarlos verlassen.
Und zurückkehren (das kann auch ein paar Stunden später sein).
Üben nicht bewerten, das setzt unnötig unter Druck.
Immer wieder an das Problem herangehen, irgendwann platzt der Knoten.
Ich habe neugriechisch gelernt und mir, um zu üben ein Asterix auf griechisch gekauft.
Comics sind leichter zu lesen. Das ging auch ganz gut, aber dann kam ich an eine Sprechblase, bei der ich jedes Wort wusste und den Sinn überhaupt nicht verstanden habe. Auch mehrfaches Lesen hat mir nicht geholfen.
Auch am nächsten Tag nicht.
Ebenso am dritten Tag...
Am vierten wusste ich plötzlich, was gemeint war!
Unser Gehirn arbeitet höchst geheimnisvoll, auch, wenn wir nichts tun.
Wir kennen es alle auch mit Lösungsversuchen bei anderen Problemen. Plötzlich hat man die Idee.
Genauso ist es auch beim Üben.
Erfolge zeigen sich gerne später.
Aber sie kommen!
Wichtig ist: Zuversicht!
Nicht bewerten!
Freuen, wenn etwas klappt.
Und wenn es nur langsam geht: Ist super!
In dem Sinne:
Weitermachen!:-)
 
"Nicht bewerten" ist kompletter Bullshit, sorry.

Ganz normal bewerten (so wie es das Gehirn ohnehin unweigerlich tut), aber dann darauffolgende Gedanken weglassen wie "...und deswegen bin ich scheiße und unfähig" - das hingegen geht und ist übenswert!
 
Wenn es beim Üben mal ätzend wird, dann nehme ich das Tempo raus.

Und lasse der mühsamen Stelle besonders liebevolle Aufmerksamkeit angedeihen. Wenn das nichts hilft, ziehe ich ein älteres Stück raus, freue mich daran, wie das jetzt läuft und starte danach wieder mit der pflegerischen Behandlung.

Wenn das nichts bringt lasse ich es liegen und spiele es in der nächsten Stunde meiner Lehrerin vor, meist habe ich dann nämlich tatsächlich ein tiefergehendes technisches Problem, das ich selbst nicht lösen kann.
Ich kann oft nach einer kleinen Korrektur Stellen problemlos spielen mit denen ich mich allein sinnlos abgekämpft hätte.
 
Ist ein bisschen peinlich, aber mir hilft deftiges und lautes Fluchen mit den schlimmstmöglichen Kraftausdrücken. Ist aber auch niemand anwesend ausser mir oder zusätzlich noch der Gatte. Ich muss dann ziemlich schnell über mich selber lachen, und damit ist die Anspannung raus. Dann kleine Kaffeepause, und dann weiter im Text.
 
Wobei, das wollte ich noch anmerken, ich es schon sehr bedenklich finde, wenn sich ein Erwachsener von einem Papiertaschentuch so aus der Fassung bringen lässt.
Aber was weiß ich schon, es war ja auch Corona.
 

"Nicht bewerten" ist kompletter Bullshit, sorry.

Ganz normal bewerten (so wie es das Gehirn ohnehin unweigerlich tut), aber dann darauffolgende Gedanken weglassen wie "...und deswegen bin ich scheiße und unfähig" - das hingegen geht und ist übenswert!
Du hast recht. Ich meinte auch eher den darauffolgenden Gedanken.
Eben, dass man dann sofort sich selbst bewertet. Hätte ich genauer differenzieren sollen.
 
Meine Maxime: Dranbleiben! Und zwar mit liebenswürdiger Hartnäckigkeit oder gerne auch mit hartnäckiger Liebenswürdigkeit. (Der Tip stammt nicht von mir, hat sich aber bewährt.)
 
Mit der Frage tue ich mich schwer. Ich finde, das Wort „ätzend“ passt überhaupt nicht zum Üben. Jeder Ton ist schön, ich mache Musik. Auch wenn es noch extra Töne gibt oder alles viel zu langsam ist.

„Was machen, wenn es beim Üben mal nur sehr langsam voran geht“ - dazu kann ich was sagen. Ich übe nach dem Prinzip „steter Tropfen höhlt den Stein“ und „Geduld“. Wenn man eingesehen hat, dass es Jahre, Jahrzehnte dauert und man nie ankommt, wird alles ganz leicht. Einfach weiter üben und Freude daran haben.
 
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