Was erwarten konzertierende Musiker von Ihrem Publikum ??

Bei Udo Werners Talentprobe weiland im Kölner Tanzbrunnen hielt das Publikum aus Holzleisten selbstgebastelte Galgen hoch, drehte sich kollektiv um mit dem Rücken zu Bühne und brüllte "ausziehen!"

Man war offen für den Vortrag und goutierte das Gebotene.

CW
 
Es ist die Frage was erwarten Musiker.... Und nicht Pianisten. Also kann ich auch mal ein Wörtchen mitreden.
Was Mick schreibt ist genau mein Ding. Wobei ich nicht deswegen versuche Klavier zu lernen. Aber es ist ein gigantsches Gefühl, wenn aus der tosenden Menge Schlüppis, Teddys, BH`s... geflogen kommen, du hörst das Kreischen, trotz der ohrenbetäubenden Lautstäke die du fabrizierst, um dich selbst in Trance zu versetzen. Wenn man mal nicht so von Licht und Blitzen geblendet ist, die zuckenden Leute zu sehen, in ein paar glückliche Augen zu schauen, von der Bühne zu springen, die Leute dazu zu bringen, deine Läufe mitzusingen.... Körperkontakt mit den Mädels... Zugabe um Zugabe... Man fühlt sich wie Gott...
Wenn es egal ist, ob die Hälfte eines dir zu geführten Getränkes über den 70er-Jahre-Ricky läuft. Alle wollen hinterher was von einem und freuen sich aufs nächste mal. Alle lieben dich und hatten einen lange nicht zu vergessenden Abend und sind irgendwie so glücklich wie du...
Dieses Einswerden mit dem Publikum, die Welt vergessen, einfach 2 stunden auf Wolke 7... das erwarte ich von einen guten Konzert...
Und dieses Gefühl hat man als Amateur sehr oft. Weil das Geld absolut außen vor bleibt und nur der Spaß zählt.
Ich erwarte vom Publikum, daß es mich glücklich macht, weil ich sie glücklich mache.

LG, Opi
 
[QUOTE="123sonne, post: 469846, member: 7693"]Was erwarten konzertierende Musiker
von Ihrem Publikum ??


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Ich für meinen Teil, daß mein Bierglas nicht leer wird...:drink::rauchen:
LG
Alb
 
Die Hälfte der Beiträge hier dreht sich um (für mich völlig abstruse) Benimmregeln und gar nicht um die Musik.
Benimmregeln? Zum großen Teil handelt es sich um Selbstverständlichkeiten im Umgang von Menschen miteinander, auf die man gar nicht hingewiesen werden müsste, wenn ein entsprechend großes und nachhaltiges Interesse an den Darbietungen vorhanden ist. Dass da bei vielen Menschen Defizite bestehen, ist auch außerhalb von Theater und Konzertsaal unverkennbar.

"Der Mensch, der sich für seine Mitmenschen nicht interessiert, hat im Leben die meisten Schwierigkeiten und fügt andern am meisten Schaden zu. Solche Menschen sind die Ursache allen menschlichen Elends." (Alfred Adler)

Viele Menschen haben bereits große Probleme mit der Aufgabe, einfach nur mal der Gegenseite zuzuhören und sich für etwas außerhalb der eigenen Sphäre zu interessieren. Dann muss er nämlich nicht durch Benimmregeln zum Schweigen gebracht werden, sondern setzt sich aus freien Stücken ruhig und aufnahmebereit auf seinen Platz.

LG von Rheinkultur
 
Mir hat mal ein Musiker erzählt, dass er sich wünscht, dass das Publikum ihn ansieht und er beim Blick ins Publikum in den Gesichtern Emotionen und Gepacktsein sieht. Dass erst daraus das Gefühl resultiert, dass er das Publikum erreicht.
 
...was man schon allein daran sieht, dass sich immer wieder irgendwelche Leute nicht daran halten...
Wenn hunderte Menschen stundenlang zusammen in einem Saal eingepfercht sind und dann jemand ernsthaft erwartet, dass Husten, Schnaufen, Niesen und sonstige "Geräusche machen" von allen erfolgreich vermieden wird, muss beim drüber nachdenken akzeptieren, dass so eine Erwartungshaltung nicht erfüllbar ist. Das geht einfach nicht.
Und wer sich an einem Husten stört, hat nie gelernt, richtig zuzuhören und einfach zu genießen.

Mir ist auf jeden Fall eine lockere Saalatmosphäre lieber als dieses "Zuhören nach Regeln". Wenn es auf der Bühne gut ist, wird´s im Publikum automatisch ruhig.
 
Zuletzt bearbeitet:
Mir gefällt es, wenn nach dem Finale nicht sofort applaudiert wird, wenn das Auditorium noch einen Moment innehält. Erwarten kann man es nicht. Es passiert wohl einfach, wenn der Dirigent die entsprechenden Signale aussendet. Ich habe derartiges Innehalten nur wenige Male erlebt, z.B. am Ende der "Gurre-Lieder", nachdem dies erklungen ist:



Das Innehalten war nach dem Schönberg aber kurz im Gegensatz zu dieser Stille (die Szene kommt nach etwa 28 Minuten):



Bei diesem Konzert wäre ich gerne anwesend gewesen.
 
Mir ist auf jeden Fall eine lockere Saalatmosphäre lieber als dieses "Zuhören nach Regeln". Wenn es auf der Bühne gut ist, wird´s im Publikum automatisch ruhig.

Ich für meinen Teil genieße Konzerte oder auch Opern am liebsten bei einem gutem Rotwein und natürlich nebst Zigaretten. Gut, das Flascherl Rotwein krieg ich ja noch mit in den Konzertsaal, wenn es mich dann aber nach einer Zigarette gelüstet, gerate ich in einen Konflikt - das laufende Konzert für eine Raucherpause zu verlassen.....wird als unhöflich empfunden, sich im Konzertsaal eine anzuzünden aber auch :dizzy:
LG
Alb
 
Das kann ich gut nachvollziehen.

Selbst der Pianist darf nicht rauchen. Dabei ist auf dem Piano ausreichend Platz für einen Aschenbecher. Bei mir am Digi funktioniert das ohne Probleme. Man muss nur mit der Interpretation kreativ umgehen, also an strategisch günstigen Stellen geschickt hier und da eine Fermate einlegen.

CW
 

Na ein Glück, daß ich kein Pianist bin. Wer will , daß ich ihm seinen Laden voll mache, muß mich auch auf der Bühne rauchen lassen. Heut ist das schon ganz schön nervend, da ist ja schon in so kleinen, gemütlichen Clubs für 500 Leute das Rauchen verboten. Hab mir das auch schon im Härtefall vertraglich zusichern lassen. Wo kommen wir denn da hin? Das geht halt wenn man aus Freude musiziert.

Vielleicht blöd, aber nochwas : wenn Euch Husten und sowas stört, warum spielt Ihr nicht im Freien? Für ein paar Mark fuffzich könnt Ihr für 3 Stündchen ne ordentliche Beschallung für 5000 Leute mieten. Da hört Ihr nur Euch und das zarte Rauschen des sommerlichen Luftzuges in den Blättern. Ach ja, und rauchen könnt Ihr ohne jedes Problem. Mag garnicht dran denken... wenn dann 5000 Leute auch nur 1 € Eintritt zahlen habt Ihr ganz allein nach Abzug der Kosten gute 3000 Taschengeld für 2 Stunden spielen. Und wo kostet der Eintritt schon bloß 1 € ?

LG, Opi
 
Ich wünsche mir respektvolles, rücksichtsvolles und reflektiertes Verhalten. Vielen Zuhörern scheint nämlich gar nicht klar zu sein, dass Schall sich nicht nur von der Bühne in den Saal, sondern auch vom Saal auf die Bühne ausbreitet. Nur, weil die Musiker sich das nicht anmerken lassen, heißt es nicht, dass sie es nicht wahrnehmen.

Nein, es ist keine gute Idee, mit dem Husten die spannungsvolle Stille abzuwarten und sich zu erleichtern, sobald die Musik angefangen hat.
Auch nicht, das Bonbon so langsam wie möglich auszupacken, damit es keinen Lärm macht - lieber VOR dem Konzert auspacken oder leise Bonbons mitnehmen.
Handys selbstverständlich ausstellen - und wenn es klingelt, bitte abstellen (ihr glaubt nicht, was da manchmal passiert... Manchmal möchte man aufhören und fragen "wollen Sie nicht rangehen?").
Husten und Niesen kann man mit Ellebogen oder Taschentuch dämpfen.
Gespräche sind auch im Flüsterton hörbar.
Fotografen stören beim Vortrag, auch wenn sie sich gebückt fortbewegen.

Für mich hat das nichts mit Allüren zu tun, sondern mit einem qualitätvollen Vortrag. Es ist nämlich ganz einfach: Wenn ich ungeplante Geräusche höre, lenkt mich das ab und stört meine Konzentration, und u.U. leidet dann die Musik. Das will doch das Publikum nicht.

Abgesehen davon: Ansprechen, Fragen, Wünsche, Rückmeldung etc. ist meistens gern gesehen - aber bitte nach dem Konzert, nicht davor.

Da mag aber jeder anders gepolt sein... ;)
 
Ich fände es schön, wenn bei Schülerkonzerten die Eltern nicht pausenlos wie aufgescheuchte Hühner durch den Saal laufen würden, um jeden Beitrag mit mehreren Kameras zu filmen und zu fotografieren. Das ist ungut für die Konzentration der Vortragenden und zerstört die ganze Konzertatmosphäre. Manchmal habe ich den Eindruck, es geht dabei überhaupt nicht um die Kinder, sondern darum, mit den Aufnahmen später vor der Verwandtschaft zu prahlen. Am liebsten würde ich meine Klassenvorspiele ohne die Eltern machen ...

Liebe Grüße, Marion
 
Da mag aber jeder anders gepolt sein... ;)

Des denke ich auch - wenn ich spiele kann es vorkommen das mitunter ein ziemliches Gelächter von statten geht - ja, ist mir doch recht, wenn die Leut sich über was auch immer freuen oder belustigen.....das ist doch schön?
Überhaupt nicht leiden mag ich, wenn ich nur das Rascheln der Notenblätter höre....:dizzy:
LG
Alb
 
Liebe Stilblüte, Du scheinst ja sehr erfahren zu sein. Ich hasse ja auch so "Störenfriede" wenn ich als Zuhörer was hören möchte. Aber so als Herzblutpianistin auf der Bühne, bekommt man das alles so dolle mit? Geht es Dir nicht wie dem geneigten Zuhörer, der sich voll auf Dein Spiel einläßt, abtaucht in der Musik. Wenn ich mich auf klassische Musik einlasse bin ich voll weg, ich schlafe nicht, nehme aber weiter nichts wahr. Da könnte die Welt explodieren. Solange mir niemand körperlich zu nahe kommt, bin ich irgendwie auf einem anderen Stern. Sofern es der Musik gelingt, mich so in den Bann zu ziehen. So müßte es doch dem spielenden erst recht gehen. Den dürfte doch eigentlich nichts stören. Deshalb zieht mich ja das Klavier so in seinen Bann. Drücke ich auf ein paar Tasten nehme ich nichts anderes mehr wahr. Weiß nicht wie ich das sagen soll... ist irgendwie wie so ne Art Orgasmus, der nicht zu ende geht. Bekomme nix weiter mit. Ob husten oder ob jemand ne Mauer einreißt....

LG, Opi
 
Die Titelfrage des Threads kann durchaus auch anders gestellt sein. Was erwartet das Publikum vom Publikum?!

Als Zuschauer / Zuhörer fühle ich mich von so manchen Sitznachbarn gestört. Da möchte man ein schönes Konzert genießen und aus allen Reihen raschelt, knistert, hustet, schnarcht es - usw. usf.

Unhöflich solcher Kandidaten, die während den Zugaben aufstehen und gehen. Absolut inakzeptabel, dafür kann man jene Situationen nutzen, wo die Künstler kurz die Bühne verlassen
.

Da war doch mal was, als Martha Argerich während den Zugaben in Richtung der Gehenden was sagte. Findet sich hier im Clavioland in einen meiner Beiträge
.

Ergänzend: was ist eigentlich so schwer, sich im Foyer die Taschen mit Bonbons vollzustopfen?!
 

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