Zum Thema Aggressivität im Steinway-Marketing möchte ich auf das Konzept der
"All-Steinway School" verweisen. Zurückhaltung geht anders.
Steinway hat sich eben zu keiner Zeit nur mit dem Bau des "best possible piano" aufgehalten. Das sind Amis, die sind nicht so naiv, mit Qualität alleine den Markt überrennen zu wollen.
Weiter noch, mehr noch… Man erinnere sich an die Lernresistenz der US-Leute betreffs der Teflon-Geschichte… In New York hatten von 1961 bis 1982 die Flügel statt der Filz-Buchsen in der Hammer- und Repetitionslagerung Makkaroni-Stückchen – aus teflon. Das Hamburger Management zierte sich und zögerte, trotz zunehmendem Druck aus New York, diese Ämderung zu übernehmen. Diese Buchsen machten in den Übergangs-Jahreszeiten gerade WEGEN ihrer klima-resistenten Eigenschaften Ärger – denn das Holz drumherum wuchs oder schnurrte zusammen, stur darin aber verblieb das Teflon…
Klickgeräusche waren die Folge, die die Techniker nicht in den Griff bekamen.
Bis dann 1982 – dann schon zu „Nach-Familien“-, also CBS-Zeiten – auch das New Yorker Management ein Einsehen hatte – Teflon flog raus, Filz kam zurück – und um das Gesicht zu wahren, imprägnierte man den Filz mit einer Flüssigkeit, der man feingemahlene Teflon-Partikel untermischte, um weiter „still going strong“ von Teflon reden zu können, und gegenüber fachlich uneingeweihten Kunden weiter so zu tun, als sei alles klasse mit Teflon, also aalglatt, nur ja keine Fehler zugeben...
Diese unglaubliche Arroganz, Beschränktheit, alles mit dem Dicken Hintern machen zu können, ist etwas, das ich bei einer bestimmten Sorte Amerikaner verabscheuen und verachten lernte. Die Typen HÖREN einfach nicht. Perspektive der Macht.. Die denken, die brauchen das nicht.. (Ich kenne das auch in beruflichem Zusammenhang, habe EINMAL aus der Nähe erlebt, wie ein „altes deutsches“ Unternehmen von US-Amerikanern übernommen wurde, und nein, das will ich nicht noch einmal erleben, NEVR EVR.)
Nunmehr ist die New Yorker Fertigung besser aufgestellt -… die maßgeblichen Männer dort sind nun weitenteils „Hamburger Jungs“, bzw. die „musikalische“ Abteilung Zusammenbau leitet Michael Mohr, Sohn des deutschstämmigen Franz Mohr (der mit den bekannten Büchern über Horowitz et cetera).
Seither geht es mit der Qualität der New Yorker Flügel bergauf. Ob sie nun wirklich den Hamburger Standard erreicht haben, sei mal noch dahingestellt. Ich persönlich hätte nichts dagegen, ein New Yorker Instrument in Augenschein zu nehmen, ich würde einen Steinway-Flügel nicht per se schon allein deswegen ablehnen, nur weil er aus New York stammt. Auch wenn weiterhin qualitäts- (und Image-…) versessene US-Amerikaner hohe Aufpreise !!! (+25-30%) zahlen, um statt New Yorker Ware Hamburger Flügel zu erhalten.
Die „Art“ der Amerikaner aber scheint abzufärben… Der President International Thomas Kurrer (Deutscher) hat als Counterpart, „President America“; Ron Losby, einen waschechten, IMHO krass merkbefreiten US-Amerikaner. (Man kann sich bei YouTube ein Video ansehen, wie der kleine dicke Ron Losby Marketingsprech daherknödelredet.)
Nochmal die Abfolge: 1- Familienunternehmen, 2- Verkauf an CBS Columbia, 3- Weiterverkauf an eine Gruppe Bostoner Banker, die „Birmingham“-Ära, 4- die Wallstreet-Zauberjungs Dana Messina und Kyle Kirkland, 5- nun kommen die Koreaner von Samick.
Man darf gespannt sein, wie es in dem Unternehmen weitergeht. Die „anderen“ Unternehmen in der Firmengruppe „Steinway Musical Instruments“, zu der auch US-amerikanische Blechblas-Instrumentenhersteller und Orgelbauer etc. gehören, sollen das alleinige Spielfeld von Dana Messina werden, eine kleine, bislang interne Separation, die meines Wissens noch nicht offiziell als Trennung vollzogen ist. Was man so liest, kümmert sich Messina nur noch um „die Anderen“, abseits des Steinway-Klavierbaues.
In den Aufsichtsrat sind mehrere Koreaner, Vertraute des Samick-Chefs, eingezogen. Noch treten sie nicht offiziell in Erscheinung, aber man darf annehmen, dass bei einem Anteil von über 30% an der gesamten Gruppe nach Herauslösen derer Anteile, die Messina „machen“, managen will, dann die Koreaner die Mehrheit bei Steinway und damit die Möglichkeit zur Industriellen Führerschaft haben. Ich habe Kontakt zu einem Klavierbauer in einem Nachbarland, der Samick vertreibt – und auch Ersatzteile zu Steinway beschaffen kann, Dinge, die mir hier im Heimatlande kaufen zu können übel verwehrt worden waren... Was der über Samick erzählt, schien mir interessant. Da scheint Steinway in gute Hände gelangt zu sein.
Betreffs Marketing und dieser "All Steinway Schools" – das ist immer mal wieder ein heißes Thema im US-Forum von PianoWorld.
Da „All Steinway“ oftmals heißt, dass von 100 gekauften Instrumenten einer großen Institution dann vier Steinway-Flügel sind (ein D-274 für die Bühne, drei B-211 für die Klavierprofs..), dann acht Boston-Flügel, drei Boston-Klaviere und der Rest Essex-Klaviere sind, also 85, mag sich jeder ein eigenes Bild machen, ob das alles fein „All Steinway“ ist…
Es hat jedenfalls schon Ärger gegeben, weil Eltern ihre Kinder an "All Steinway"-Schulen anmeldeten, und die Kids dann erzählten, dass sie für das teils saftige Schulgeld immer an Essex-Klavieren übten...
Es bleibt spannend. Möglicherweise wollen die Koreaner ganz im Hintergrund bleiben. Ist noch nicht heraus.
Was mir persönlich an dem Laden überhaupt nicht gefällt, ist, dass sie abseits der Boston- und Essex-Dinge "eigentlich" (bei Flügeln) seit 1935 nichts Neues mehr auf die Reihe bekamen, da erschien der S-155. Und wenn man den nicht mag, weil zu klein, muss man zurück auf 1900 und 1908 oder so, als das "miniature design" von den Erben Theodores herauskam, die Flügel O-180, L-180 und M-170.
Seither - nichts.
OK, das Billhuber-Patent mit den dünner Geschliffenen Soundboard-Rändern, und die "accelerated action", wobei nun Steinway nach technischer Angleichung Hamburg und New York mir irgendwie noch schuldig geblieben ist, ob nun entwder die New Yorker Instrumente keine „accelerated action“ mehr haben, oder ob die Hamburger Flügel diese numehr „klammheimlich“ installiert bekommen..
Aber der generelle Vorwurf: Steinway verwaltet das alte, nein uralte Erbe von Henry senior, Henry junior und Theodor, ein Erbe aus der mitte des 19. Jahrhunderts. (Wir gehen nun auf die Mitte des 21. Jahrunderts zu… ). Bis auf das „miniature design“ (Größen O, M, L und S) von 1900 kam nach dem C-Flügel von 1886 nichts mehr. Theo hat noch den C-227 fertiggestllt, dann verschwand er nach Braunschweig zu seinen geliebten „Ehrlichen Kleidersellern“ und seinen Seesener Waisenkindern, denen er die Sommerfeste ausrichtete. Dann legte er sich nach einem ungeheuer arbeitsreichen Leben unters Gras, und das war’s dann, mit der Klavierbau-Entwicklung bei Steinway…
Ich bin froh, froh, froh (ein unfassbarer Zufall und ein Riesenglück, die beste Anschaffung meines gesamten langen Lebens), hier sein Meisterwerk stehen zu haben, den D-Flügel der Urversion mit dem Namen „Centennial Concert Grand“. Fast 700 Kilo reines Glück in Holz, Guss und Stahl.
Es hat sich NIEMAND mal daran gemacht, einen E-310-Flügel zu entwerfen. Das traut sich da niemand, und ich habe die amerikaner im Verdacht, dass sie – schlau, wie die Yankees sind – von vornherein dachten, das kostet ungeheuer Geld, das geht in die Hose, und all das klemmt man sich….
Ich liebe und verehre den Drive bei Steinway, die technische Entwicklung von 1853 bis 1886. Die Männer, die das taten, haben meine allergrößte Hochachtung. (Das schließt den modernen D-Flügel ein.)
Und ich sage es mal brutal: Alles andere und alles danach - 4get it. Das Kölsche Verdikt: kenne mer ned, bruuche mer ned, fott dormett.
Aber man muss nicht auf mich hören. Ich lebe nicht in der Neuzeit, nichtmal mit meinen Autos.. ;) die sind auch ururalt..
Man darf mich gern für spinnert wegsortieren: Eigentlich - "EI-GENT-LICH"... steht mir der Sinn nach noch etwas anderem.. Wenn mir einer Chopins Klavier hinstellt, einen 2,30m-Pleyel-Flügel mit dem damals leichtesten Anschlag ... - ich gäbe dem Spender meinen D-Flügel, Onkel Theos wundervolles Meisterwerk, sonnigen Herzens mit.
Eisensaiten, und die neunlagigen Hämmer von Henri Pape, mit Hirschleder und Kaninchenfilz. Und mit einer Farbigkeit des Klanges, die (vermutlich..) KEIN EINZIGER Steinway-Flügel in 160 Jahren Firmengeschichte entfesseln konnte. Das einzige, was der alte Pleyel nichgt konnte, war..
...LAUT zu sein.
Aber wer braucht daheim schon LAUT - für die Carnegie Hall..?..
Also, kenne mer ned, bruuche mer ned, fott dormett.
:D
Es ist schon verrückt. Da hat einer einen D-Flügel, und eigentlich will er den gar nicht mehr, will was "anderes"...
Aber: ich lerne. Täglich lerne ich hinzu. Der Weg ist das Ziel. Darum geht es. Nicht, einen dicken Steinway zu HABEN, zu BESITZEN. Sondern es geht darum, Klavier immer besser spielen zu können.
Das ist der wahre Reichtum.