Es gibt ja auch Fälle, in denen sich ein Pianist explizit zu einer Interpretation äußert. Im Kopfsatz von K. 331 folgt Gould laut eigener Aussage dem architektonischen Plan von konsequent sich steigernder rhythmischer Energie und Belebung.
Tobi , wenn ich "Gould's Aussagen" lese, erinnere ich mich: Es war vor JAHREN, im TV, ich hörte ein längeres Interview eines Reporters mit Gould, meine Mum hat es damals auch mitgehört:
Tobi, wir lagen SCHREIEND am Boden vor Lachen - das war sooooo geilooo
, weil: Gould hat so getan, als ob er hochanspruchsvolle wissenschaftliche und hochrelevante Erkenntnisse mitteilte - und der Reporter tat so, als ob er es verstanden hätte
Also UNGEFÄHR so ( das folgende ist REIN FIKTIV, von MIR ! Aber so in etwa war es: )
Fiktives Interview ( R: Reporter, G: Gould ):
R: Guten Abend, Herr Gould!
G: Ja Hallo!
R: Herr Gould, Ihre Arbeit an Bachs "Kunst der Fuge" hat in Musikkreisen weltweit für Aufsehen gesorgt,...
G: Ja, genau! Ich hatte schon länger geplant, mich wieder mit dem Werk Bachs auseinanderzusetzen - auf einer sozusagen neuen, entmystifizierten Grundlage!
R: Diese Grundlage - oder das Fundament - der neuen Erwägungen, die Sie nannten: könnten Sie dies näher erläutern ?
G: Ich bin da skeptisch, denn es ist eigentlich das ICH, das gegen die Konventionen strebt, es sind inhärente, kleine Schübe großer, umfassender, einheitlicher struktureller Floskeln, die aber...
R: ja...?
G: ..eine gleichsam..tiefenwirksame Diskrepanz offenbaren: Ästhetik - und schwarze Romantik bereits im Barock vorausgeahnt, bereits vorausgenommen durch Dreiklang-Formalien
, die so nicht eindeutig spezifizierbar waren, bisher...
R: Das ist für die Zuschauer sehr wichtig, denn es sind auch Amateure und Laien unter ihnen, die ja meist - spezifizieren MÜSSEN, weil sie nicht anders können! Das Können und das Müssen: Das sind ambivalent-quasisynonyme Seme, ist es so ?
G: Auf alle Fälle! Daher sind sie so verschieden!
Dies - und anderes - war mein Ziel, herauszuarbeiten in einem langen Denkprozess, der zu den vielzähligen neuartigen Erkenntnissen führte.
R: Sie halten also, wenn ich das richtig verstanden habe, auch Konventionen für wichtig, Herr Gould ?
G: Janein...es ist eine Gratwanderung zwischen Bach und Schönberg: Diktion - und Kontradiktion in einem Konglomerat von Affekten!!
R: Könnte es demnach dazu führen - also ich meine, diese prozeduralen Vorgehensweisen, die Sie schilderten - dass also mehr der OBJEKTBEZUG konkretisiert wird, als dass mithin die formalen Strukturen eine Wiederbelebung hin zum Anachronistischen erführen ???
G: Das würde sich zwar problemlos realisieren lassen, da die Relevanz-Varianzen gegeben sind. Aber jedermann wird sofort einsehen, dass dies nicht realisierbar ist.
Die Individualität Bachs führt meines Erachtens nicht über Anachronismen, sondern: Direkt destiniert ! Verstehen Sie ? Das Erfassen der Naturtöne...
R: Ah, jetzt leuchtet es ein, was Sie meinen: Affekte und Formalien sind mehr wertfreie Zeugen einer noch von der Ur-Natur herrührenden Subjektivität ? Haben sich also angeschickt, sich teils vom bloßen Sem-Status zu lösen ?
G: Das ist ganz genau das, was ich dem Hörer der neuen Aufnahmenserie der "Kunst der Fuge" vermitteln möchte.
Bach ist eben anders! Wirksamer in der Nachbetrachtung!
R: Schildern Sie uns doch bitte einmal Ihr persönliches Verhältnis zu Bachs Musik, Herr Gould.
G: Es ist...sie verstehen? ..eine Lebensaufgabe! Kapazität und Aufnahmevermögen, quasi..ein Kondensator, Physik..mit Ladungen behaftet, : Als kleines Kind schon wurden bei mir vielzählige Schalter umgelegt, und jeder einzelne sorgte dann am Klavier für eine Entladung des Kondensators, also der Partikel,
R: Partikel ?
G: Ja! Die kleinteiligen Elemente, die ein großes Werk bilden. Bachs Werk ist ein einziges, riesengroßes! Es besteht aus kleinen Elementen, die nur im Zusammenhang decodiert werden können. Daher ist Bach für viele sehr ENIGMATISCH, ...
R: Ja, das kann ich nachvollziehen! Vielen Dank für das Gespräch, Herr Gould! Auch im Namen unserer Zuschauer!
G: Danke auch.
Fiktives Interview Ende.
LG, Olli!