
kreisleriana
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"Glenn Goulds obsessive Suche nach dem perfekten Flügel"
aus gegebenem Anlaß-meiner Lektüre;)- möchte ich dieses Buch jedem hier wärmstens empfehlen.
Nein,Gould wird einem drin nicht wirklich sympathisch,ich fand die Szene richtig abstoßend,wo er einem völlig harmlosen Steinway-Klavierstimmer eine 300 000 Dollar Klage schickte,weil dieser ihm nett zur Begrüßung auf die Schultern klopfte.
Dessen Komentar:"ich habe nie im Leben jemenden geschlagen,am wenigsten Glenn Gould,aber jetzt würde ich dieser Ratte wirlich gerne eine rein hauen",ist für mich sehr verständlich,Henry Steinway zahlte 10000 Dollar und verzieh dem verrückten Star schulterzuckend.
Goulds Obsession mit Gegenständen aus seiner Jugend war genauso pathologisch wie seine zwanghafte Persönlichkeitsstörung(ob er tatsächlich an Asperger Autismus litt wird im Buch nicht weiter diskutiert),nur so kann man seine Fixation auf den Klappstuhl,der zuletzt nur mehr aus drei Holzstäben bestand oder dem (bei Steinway berüchtigten) Chickering Stutzflügel verstehen,den er höher schätzte als jeden D-274 Konzertflügel mit Ausnahme seines geliebten CD 318 von S&S.Der klapprige Stuhl war von seinem Vater gezimmert worden,den Chickering hatte er seiner ersten Verlobten abgekauft....
Goulds Wunschvorstellung war die leichtgängige schlecht regulierte Mechanik seines uralten desolaten Chickering und der Klang eines Cembalos- man kann sich die Verzweiflung in den Gesichtern der Concert Artists-Abteilung bei Steinway & Sons förmlich vorstellen.
Tatsächlich paßte Gould so gut wie kein einziger Steinway(auch kein Bechstein,die er klammheimlich angeblich mal probierte) bis er dann seine erste Liebe im Basement der Steinway Hall in New York fand,auf dem die erste Aufnahme der Goldbergvariationen entstand.
Goulds Flügel scheinen aber tatsächlich von einem Fluch verfolgt gewesen zu sein.Dieser Steinway stürzte beim Transport so unglücklich,dass er als Totalschaden entsorgt werden musste.
Nach verzweifelter Suche und permanentem "brieflichen Sperrfeuers "(ein überaus gelungenes Bild im Buch) gegen Steinways Unfähigkeit, vernünftige Instrumente herzustellen,fand er dann endlich seinen Traumflügel,wohl wieder kein Zufall, dass es just dieser Steinway D-274 war,auf dem er als Junge debütiert hatte...
Dieser trug die Leihnummer CD 318 des Gestellparks von S&S.
Gould glaubte,er stamme aus der goldenen Zeit des Klavierbaus der 30er Jahre,tatsächlich stammte er aber aus 1945.
Ob die Qualität der amerikanischen Steinways nach dem Krieg tatsächlich so nachgelassen hatte wie viele Pianisten behaupteten,ist schwer zu beurteilen.
Die Katastrophe passierte Anfang der 70er Jahre,auch dieses Instrument wurde von Möbelpackern 2m von einer Laderampe gestürzt,die Folgen waren herzzerreissend,aus einem einzigartigen Meisterwerk des Klavierbaus war ein völlig zerstörtes Wrack geworden,die Gußeisenplatte vier mal gebrochen,Resonanzboden gebrochen,Rim,Deckel zerbrochen,Stimmstock an mehreren Stellen gebrochen und die in 10 jähriger Arbeit bis ins letzte nach Goulds Vorstellungen perfektionierte Mechanik verbogen und deformiert.
Die verzweifelten Bemühungen,den Flügel im Steinway Werk in New York zu restaurieren,führten nur zu einem Achtungserfolg für die Firma.Angeblich ist er auch heute noch -oder wieder-ein erstklassiger Konzertflügel,aber das Herz war gebrochen,es war ein anderes Instrument gewoden und Gould verlor das Interesse an ihm,obwohl er ihn 1973 ankaufte und noch alle Aufnahmen der 70er Jahre mit ihm gemacht wurden.
Der Abschied von Steinway kam bekanntlich mit den Goldberg Variationen 1981,ein 274er Yamaha Konzertflügel war so gut präpariert worden,dass die Mechanik Goulds Vorstellungen entsprach,obwohl er wie zu erwarten bereits während der Aufnahmen seiner Unzufriedenheit mit dem Yamaha Ausdruck verlieh.
Das Buch ist übrigens auch eine Hommage an die hohe Kunst des Klavierstimmens!(dass eine überdurchschnittliche Anzahl von Klavierstimmern wegen der Strapazen des Berufes in Irrenanstalten landet,ist eine amüsante Anektote)
unbedingt lesen!
aus gegebenem Anlaß-meiner Lektüre;)- möchte ich dieses Buch jedem hier wärmstens empfehlen.
Nein,Gould wird einem drin nicht wirklich sympathisch,ich fand die Szene richtig abstoßend,wo er einem völlig harmlosen Steinway-Klavierstimmer eine 300 000 Dollar Klage schickte,weil dieser ihm nett zur Begrüßung auf die Schultern klopfte.
Dessen Komentar:"ich habe nie im Leben jemenden geschlagen,am wenigsten Glenn Gould,aber jetzt würde ich dieser Ratte wirlich gerne eine rein hauen",ist für mich sehr verständlich,Henry Steinway zahlte 10000 Dollar und verzieh dem verrückten Star schulterzuckend.
Goulds Obsession mit Gegenständen aus seiner Jugend war genauso pathologisch wie seine zwanghafte Persönlichkeitsstörung(ob er tatsächlich an Asperger Autismus litt wird im Buch nicht weiter diskutiert),nur so kann man seine Fixation auf den Klappstuhl,der zuletzt nur mehr aus drei Holzstäben bestand oder dem (bei Steinway berüchtigten) Chickering Stutzflügel verstehen,den er höher schätzte als jeden D-274 Konzertflügel mit Ausnahme seines geliebten CD 318 von S&S.Der klapprige Stuhl war von seinem Vater gezimmert worden,den Chickering hatte er seiner ersten Verlobten abgekauft....
Goulds Wunschvorstellung war die leichtgängige schlecht regulierte Mechanik seines uralten desolaten Chickering und der Klang eines Cembalos- man kann sich die Verzweiflung in den Gesichtern der Concert Artists-Abteilung bei Steinway & Sons förmlich vorstellen.
Tatsächlich paßte Gould so gut wie kein einziger Steinway(auch kein Bechstein,die er klammheimlich angeblich mal probierte) bis er dann seine erste Liebe im Basement der Steinway Hall in New York fand,auf dem die erste Aufnahme der Goldbergvariationen entstand.
Goulds Flügel scheinen aber tatsächlich von einem Fluch verfolgt gewesen zu sein.Dieser Steinway stürzte beim Transport so unglücklich,dass er als Totalschaden entsorgt werden musste.
Nach verzweifelter Suche und permanentem "brieflichen Sperrfeuers "(ein überaus gelungenes Bild im Buch) gegen Steinways Unfähigkeit, vernünftige Instrumente herzustellen,fand er dann endlich seinen Traumflügel,wohl wieder kein Zufall, dass es just dieser Steinway D-274 war,auf dem er als Junge debütiert hatte...
Dieser trug die Leihnummer CD 318 des Gestellparks von S&S.
Gould glaubte,er stamme aus der goldenen Zeit des Klavierbaus der 30er Jahre,tatsächlich stammte er aber aus 1945.
Ob die Qualität der amerikanischen Steinways nach dem Krieg tatsächlich so nachgelassen hatte wie viele Pianisten behaupteten,ist schwer zu beurteilen.
Die Katastrophe passierte Anfang der 70er Jahre,auch dieses Instrument wurde von Möbelpackern 2m von einer Laderampe gestürzt,die Folgen waren herzzerreissend,aus einem einzigartigen Meisterwerk des Klavierbaus war ein völlig zerstörtes Wrack geworden,die Gußeisenplatte vier mal gebrochen,Resonanzboden gebrochen,Rim,Deckel zerbrochen,Stimmstock an mehreren Stellen gebrochen und die in 10 jähriger Arbeit bis ins letzte nach Goulds Vorstellungen perfektionierte Mechanik verbogen und deformiert.
Die verzweifelten Bemühungen,den Flügel im Steinway Werk in New York zu restaurieren,führten nur zu einem Achtungserfolg für die Firma.Angeblich ist er auch heute noch -oder wieder-ein erstklassiger Konzertflügel,aber das Herz war gebrochen,es war ein anderes Instrument gewoden und Gould verlor das Interesse an ihm,obwohl er ihn 1973 ankaufte und noch alle Aufnahmen der 70er Jahre mit ihm gemacht wurden.
Der Abschied von Steinway kam bekanntlich mit den Goldberg Variationen 1981,ein 274er Yamaha Konzertflügel war so gut präpariert worden,dass die Mechanik Goulds Vorstellungen entsprach,obwohl er wie zu erwarten bereits während der Aufnahmen seiner Unzufriedenheit mit dem Yamaha Ausdruck verlieh.
Das Buch ist übrigens auch eine Hommage an die hohe Kunst des Klavierstimmens!(dass eine überdurchschnittliche Anzahl von Klavierstimmern wegen der Strapazen des Berufes in Irrenanstalten landet,ist eine amüsante Anektote)
unbedingt lesen!
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