Also der Gedanke für so einen eleganten HighEnd-Eigenbau für ein Digi lässt mich jetzt gar nicht mehr los. Wir hatten ja festgestellt, dass Folienstrahler als Hochtöner schon teuer sind und als Mitteltöner schier unbezahlbar. Dabei sind speziell Bändchenlautsprecher extrem einfach im Vergleich zu Elektrostaten oder herkömmlichen Konuslautsprechern.
Im folgenden Video ist einmal der prinzipielle Aufbau vorgestellt:
View: https://www.youtube.com/watch?v=CsgUgFQIYGc
Der gute Mann lässt zunächst eine Sinus- oder Rechteckschwingung von 1 Hz drüberlaufen, spannt die Folie dann und lässt Musik drüberlaufen. Freilich sieht man hier schon, dass so eine kleine Folie einen klassischen Hochtöner darstellen würde, der hinter einer Frequenzweiche dann nur mit Hochtonmaterial gefüttert würde. Außerdem ist bei derart kurzen Folien zwingend ein Übertrager nötig, weil die nur einen Widerstand im Milliohm-Bereich haben. Baute man allerdings Mitteltöner mit sehr langen Folien, wobei man auch noch mehrere in Reihe schaltet, könnte man leicht auf Gesamtwiderstände kommen, die auf herkömmliche Verstärkerausgänge passen: in einem Elektronikforum hat jemand eine Haushalts-Alufolie von 6 mm Breite und 2,87 m Länge gemessen und kam auf 2,2 Ohm. Das heißt, bei 6 Metern Länge könnten wir das ohne die Notwendigkeit eines aufwändigen Übertragers, der ja auch noch in den Klang und den Wirkungsgrad eingreift, an jeden beliebigen Hifi-Verstärker anschließen. Dazu kommt desweiteren, dass Bändchen normalerweise auch noch in Harmonika-Faltung eingebaut werden, was die Membranfläche und den ohmschen Widerstand noch einmal erhöht.
Nun kam mir folgender verwegene Gedanke: Man stellt sich so einen klassischen Digi-Ständer aus Holz mit Rückwand vor:
Nun könnte man statt einer geschlossenen Rückwand, welche nur für die Statik da ist und dafür, dass man die schönen Beine einer Pianistin nicht sieht, ein gleich großes Konstrukt einbauen, das aus Eigenbau-Bändchenlautsprechern besteht! So eine Rückwand wird wahrscheinlich um die 60 cm hoch sein und um die 1,30 m breit. Angenommen, man hält sich an die klassische Ausrichtung von Bändchenlautsprechern, nämlich vertikal, käme man ungefähr auf 50 cm nutzbare vertikale Länge - ein wunderbarer Mitteltöner. Großzügig berechnet hätte so ein Mitteltöner mit Folie, Magneten und Gerüst, etwa 5 cm Breite. Da ließen sich also schier unzählige solche Mitteltöner nebeneinander bauen und in Reihe schalten: Membranfläche und Wirkungsgrad ohne Ende! Und was das schönste wäre: de facto unsichtbar! Das Instrument würde losdonnern wie ein großer Konzertflügel und man würde Stielaugen bekommen, weil man keinerlei Lautsprecher sieht! Eine solche Hightech-Rückwand wäre inklusive Schutzgittern (Schutz ist auch gegen Insekten nötig) mit Ehrgeiz auf sage und schreibe 15 mm Dicke zu begrenzen. Und da man neben Mitteltönern Hochtöner ja auch noch braucht, die denkbar elegenteste Lösung überhaupt: auf der Länge eines Mitteltöners die Folie einfach an mehreren Stellen fest fixieren und ein so präpariertes Mitteltonpanel dann als Hochtöner ansteuern: Bingo!
Wenn ich wüßte, dass es möglich ist, eine sehr lange Folie auch
waagerecht zu betreiben, wäre sogar auch noch die Frage der Bass-Wiedergabe zu lösen, ohne dass man einen extra Woofer bräuchte! Und genau das will ich wissen und werde es ausprobieren - und zwar in meinem nächsten Urlaub! Da so eine Rückwand - 88-Tasten-bedingt - so um die 130 bis 140 cm breit sein wird, könnte man waagerecht womöglich 1,20 m lange Folien einbauen. Ich habe lediglich arge Zweifel, dass eine so lange Folie - vor allem in Harmonika-Faltung - realisierbar wäre oder ob die Schwerkraft hier einen dicken Strich durch die Rechnung macht. In senkrechtem Einbau sind Bass-Bändchen durchaus schon lange auf dem Markt verfügbar (Apogee z.B.), sogar in Harmonikafaltung, offenbar ohne dass die Harmonika sich wegen der Schwerkraft oben ausdünnt und unten verdickt. Ich denke, dass eine über 1 m lange Bassfolie, auch wenn sie hochkant steht, ein Schwerkraft-Problem haben wird und sich in der Mitte nach unten biegt, so sie nicht ganz straff eingespannt ist. Zudem ist Aluminium sehr weich - Titanfolie fühlt sich dagegen wie harter Federstahl an, die ist aber nach kurzer Recherche nicht für ein Taschengeld zu bekommen, leider. Ich werde das auf jeden Fall ausprobieren und habe schon die Kosten kurz abgecheckt.
https://www.supermagnete.de/quaderm...0mm-x-10mm-neodym-n42-vernickelt_Q-40-10-10-N
Von diesem kräftigen Magneten würde ich für einen Bass-Versuch von 1,20 m Länge so viel Stück benötigen, dass sie 2,40 m ergeben, also 60 Stück, das wären knapp 180 Euro. Für weitere Bändchen, parallel eingebaut, würde man jeweils nur noch 1 Magnetreihe brauchen, weil der Nordpol dann für das eine und der Südpol für das nächste Bändchen dient.
Wer eine noch billigere Quelle für solche Nd-Quadermagnete findet, her damit! (Natürlich nicht Alibaba oder wie das alles heißt...)
Ideen für die Gerüst-Konstruktion nehme ich auch gerne entgegen! Das nobelste, aber kaum bezahlbar wären natürlich 2 Aluminium-Panele mit den länglichen Schallöffnungen, auf einer Trumatik gelasert. (Träumen wird man ja wohl noch dürfen). Praktisch wohl eher aus Baumarktmaterial ein Rahmen mit lauter Alu-Streben.
Zu den Vorteilen von Bändchen kommen obendrein auch noch der irrsinnige Wirkungsgrad (das krasseste Gegenteil zu Elektrostaten) und das praktische Fehlen einer Impedanz, die bei Konuslautsprechern die Linearität des Frequenzgangs zerstört. Interessant ist, dass der vergleichsweise hohe Preis für diese Neodym-Supermagnete bei Hochtönern nur ein Taschengeld wäre, bei so riesigen Konstruktionen aber schon ein Loch in die Kasse reißen würde.
Wer so etwas selber baut, muss natürlich den ganzen Arbeitsbereich vorher gründlich von Metallstaub- und -Spänen reinigen und den Opa mit dem Herzschrittmacher dann nicht am Digi spielen lassen.
Wenn ich das angehen sollte, gibts natürlich einen Extra-Thread, sicher auch mit Fotos und Videos!