Ich bin jedenfalls auch der Meinung, dass die Rohaufnahme eher "trocken" sein sollte.
Kommt drauf an.
Marlene, es wäre interessant zu wissen, ob Du einfach mit geringem Aufwand gute Aufnahmen erstellen willst, oder ob Du perfekte Aufnahmen brauchst, oder ob Du Tontechniker, Toningenieur und Postproduction als zusätzliches Hobby starten willst. Der Kauf der beiden Oktavas lässt ja letzteres vermuten, in dem Fall lies nicht weiter. Option zwei - da würde ich vermutlich am ehesten Geld in die Hand nehmen und einen Profi beauftragen. Option eins - dazu hier meine Überlegungen:
Mir wäre das Abmischen von vier Spuren mit Audacity zu kompliziert, genau wie das künstliche Hinzufügen von Hall und sonstiger Schnickschnack. Wenn man digital nachbearbeitet und es trotzdem noch natürlich klingen soll, muss man echt was draufhaben. Sonst verschlimmbessert man nur. Ist wie bei Fotos: Lieber gleich richtig aufnehmen, vielleicht Reflektoren und so'n Kram einsetzen - mit Photoshop verbrennt man im wesentlichen Zeit um dann - kritisch betrachtet - suboptimale Ergebnisse zu bekommen.
Was will ich damit sagen? Ich persönlich würde mit zwei Mikros und zwei Spuren aufnehmen und das Ergebnis dann "fertig" nennen. Je nachdem, wie dicht Du die Mikros am Flügel hast, hast Du mehr oder weniger Raumklang. Je größer der Raum, desto weiter solltest Du weggehen. Je schlechter der Raum klingt, desto näher dran. Mit der konkreten Position musst Du etwas experimentieren, bis Du zufrieden bist. Aber das Herumschieben von zwei Mikros bringt bestimmt mehr als das Aufnehmen von vier Spuren mit anschließendem amateurhaften vier-auf-zwei-Downmix.
- Nachteil: Du kannst hinterher nix mehr verändern.
- Vorteile: Du brauchst hinterher nix mehr verändern. Es klingt in der Regel halbwegs natürlich.
Das vorausgeschickt, würde ich nicht zu nah rangehen. Es klingt dann zu trocken, im ersten Moment sehr sauber, aber eben auch steril. Profiaufnahmen von Klavier solo klingen in der Regel nicht trocken, sondern haben relativ viel Raumklang. Man geht ja auch extra in Konzertsäle dafür ... Nahaufnahmen macht man für Ensembles, wenn man das Klavier möglichst isoliert aufnehmen möchte und vielleicht später sogar im Stereopanorama verschieben. Raumklang fügt man dann künstlich hinzu, aber wie gesagt, ich vermute, das sollte man können. Bei Nahaufnahmen riskert man außerdem, dass einzelne Register nicht gut abgebildet sind (war bei Deiner ersten Aufnahme zu hören - der Bass fehlte völlig.
Wenn man XY mit der Nierenkapsel macht oder dieses andere Setup mit ca. 30 cm Abstand, hat man bereits einen vernünftigen Stere- bzw. Raumklang (allerdings nicht dieses Bass links - Höhen rechts, wozu auch, kein Flügel klingt so). Wenn man wie auf dem einen Bild die Mikros im Flügel verteilt, muss man vermutlich erst noch ein vernünftiges Stereosignal draus machen, oder irre ich mich da?
@Peter: Falls die Oktavas natürlich den Raumklang gar nicht einfangen können auf Grund ihrer Richtcharakteristik, dann widersprich mir hier. Wobei die Aufnahmen bei mir hast Du doch auch nur mit zwei Oktavas gemacht, und die klangen doch gut?
Just my 2,5 ct.
- Karsten