2) Ist es möglich, einzusehen, dass A einen höheren ästhetischen Wert hat als B, und trotzdem B vorzuziehen und A nicht zu mögen?
P
das ist völlig unproblematisch möglich und auch gar nicht schlimm: es gibt genügend Musik, die andere Wirkung erreichen will und erreicht, als irgendwelche artifiziellen Klavierfugen!
aus welchem Grund in diesem Faden hier blindwütig übersehen wird,
dass diverse Musiksorten unterschiedliche Wirkungsansätze haben und unterschiedliche Interessen oder Neigungen bedienen, ist mir unergründlich - provozierend gesagt: die Eselei hebt dort an, wo man mit beleidigter Grimasse partout "like a virgin" ebenso wie "Praeludium und Fuge I" analysieren will, also Kriterien anwendet, die zur Beschreibung und Untersuchung nicht taugen (((sorry, aber "dux, comes, contrapunct" usw. wird man da nicht finden...)))
nicht falsch verstehen: dergleichen gibt es in "Feuilletons", hier hab ich das noch von niemandem gelesen, ich erwähne es, weils in den Kontext passt; eine andere Sorte des Augen verschließens ist, schlichtweg alles unter dem Begriff "das ist doch auch Musik" zu subsummieren.
...aber da gerät man an ein lustiges Phänomen: Filmkritiken bedienen sich des Vokabulars der Literaturwissenschaft, sogar um "Batman" etc. zu besprechen - so wird der Schein geweckt, dass Batman auch ne Art Faust sei, und das auch in Sachen Qualität -- na, und Qualität will doch gefälligst jeder haben, oder kauft irgendwer qualitätslosen Krempel? oh nein :rolleyes: und dann ist der Batman-Konsument zufrieden, weil er ja was hochqualitatives rezipiert hat (oder ihm es so scheint...gar scheinen soll...) - - - "sterben wie am Leben bleiben / für das Vaterland ist süß" (Heine): allemal angenehmer ist die Mühe, Batman zu verstehen im Vergleich zu Faust verstehen :D
meinetwegen mögen die Begriffe "Kunst" und "Kunstwerk" und "Künste" als Produkte einer "bürgerlichen Ideologie des 18. & 19. Jh." bezeichnet werden, und ich könnte mich mit diesem Unsinn sogar anfreunden (Unsinn? ach, die Diskussion, was Kunst ist etc etc ist deutlich älter, und seit der Antike in vielen Disziplinen ein Evergreen - aber da kommt die "pfui-Bildung" wieder hervor...) ;) - aber nicht anfreunden kann ich mich mit denkbaren aber geistlosen Versuchen, Roberto Blancos "ein bißchen Spaß muss sein" zusammen mit Johann S. Bachs "Matthäus Passion" in einem Topf zu verrühren...
ist der Ruf erst ruiniert, lebt sich´s doppelt ungeniert:
ich oute sogar, dass besagte Passion nicht nur kunstvoller gebaut ist als Herrn Blancos Dorfzeltstimmungsbombe - nein, ist auch kunstvoller.
und so stellen sich mir folgende Fragen:
- warum will man ein Unterhaltungsgenre partout zur "Kunst" erklären?
- warum soll man nicht abseits der Ambitionen von Bach & Co. andere Musik mit anderer Wirkung genießen, ohne diese eben zu vergleichen mit den "verstaubten Klassikern"??
Gruß, Rolf