Finde ich super, das Übergabebuch, habe ich auch bei einigen Schülern angemahnt, damit Übeplan und Verwirklichung nachvollziehbar werden. Weniger für mich als Lehrer denn für den Schüler selbst!
Zur Verkrampfung noch ein paar kleine Anmerkungen:
Man kann viele Spielbewegungen verbalisieren, z. B. Anfang 8. Invention rH staccato Achtel,
"kleiner Sprung 1-2 f- a;
mittlerer Sprung 1-3 f- c
großer Sprung 1-5 f- f ankommen! Stop";
"heruntergleiten zum c 3-2-1 e-d-c
heruntergleiten zum a 4-3-2-1 d- c- b- a
heruntergleiten zum f 4-3-2-1 b-a-g-f"
Möglichst Widerstände fühlen und reduzieren und die Finger die Hand 'nachziehen' lassen! Es ist oft besser, man kümmert sich zunächst um den sauberen Aufsatz und das Ablösen der Finger und beobachtet dann wie der Arm nachgeführt wird, wenn er sich frei bewegen kann/darf.
Die Rotationsstelle a-c-b-c usw. würde ich rechts zunächst daumenfrei mit 2-5-3-5 spielen und beobachten, wie die Finger die Hand nach hinten (weisse Tasten a-c) und naçh vorne (schwarze Taste b) ziehen. So nochmals das ganze Stück auf angenehme Spielbewegungen hin untersuchen und auch akzeptieren, dass die unbequeme Stelle links (T. 19/20) keine wirklich bequeme Lösung erlaubt.
Aber auch da kann man sich (4-5-4) vom kürzeren fünften Finger etwas nach vorne ziehen lassen und findet eine einigermaßen angenehme Spielbewegungen.
Jetzt, wo die Noten sitzen, kann man musikalisch und technisch noch ein wenig nachjustieren!
Empfehlung: jetzt vielleicht die schöne chromatische g-Moll Invention oder die hell leuchtende in B-Dur.
Chopin ist immer schön, aber vielleicht wäre für die typische romantische Setzweise mit den weiträumigen lH Figuren John Fields übersichtlicheres B-Dur Nocturne (ich glaube es wird als Nr. 8 geführt) zunächst hilfreich.
Vielen Dank für die ausführlichen Hinweise!
Genau, das Übe-Tagebuch dient hauptsächlich dazu, dass ich selbst nachvollziehen kann, welche Fortschritte ich mache und woran jeweils zu arbeiten ist.
Ja, die Fingersätze hatte ich (mit viel Zeit und Mühe) in der ersten Übe-Woche entwickelt. Hier und da weichen sie ein wenig von Deinen Vorschlägen ab. Aber insbesondere an den schwierigen Stellen bin ich zu denselben Fingersätzen gekommen.
Wenn Du davon sprichst, dass die Finger die Hand nach vorne oder hinten ziehen, ist damit doch gesagt, dass die Aktivität von den Fingern ausgeht?
Ich will hier ja keinen Streit unter Klavierlehrern auslösen. Es gibt ja sicherlich auch parallel existierende Lehrmeinungen. Deine Antwort deute ich jetzt so, dass zumindest Bach (und vielleicht allgemein die Klaviermusik, die für Cembalo/Clavichord geschrieben wurde) eine aktive Bewegung der Finger verlangt. Während bei romantischer Klavierliteratur die Arme stärker beteiligt sind.
Soweit ich das im Moment beurteilen kann, kam die Verspannung der Handgelenke durch den Versuch zustande, das Tempo des Stückes schnell beidhändig zu steigern.
Stattdessen möchte ich jetzt so vorgehen, dass ich das Tempo erst mit jeder Hand einzeln steigere und danach allmählich das Tempo bei beidhändigen Spiel.
Eine Woche nehme ich mir noch, um die 8. Invention zu spielen.
Im Hinblick auf die Empfehlungen romantischer Klavierliteratur:
Ich kann den Gedankengang dahinter verstehen und respektieren. Allerdings möchte ich eben Bach spielen, das motiviert mich, konsequent zu üben, alles andere nicht.
Und ich glaube nicht, dass man einen Umweg über Chopin nehmen muss, um Bach zu spielen.
Nach meinem Eindruck ist Bach selbst der beste Klavierlehrer von allen, wenn man Bach spielen will. Schließlich hat er die Inventionen ja ausdrücklich als Klavierdidaktik geschrieben.
Welche bessere Einführung kann man sich wünschen?
Mein Ehrgeiz besteht darin, später mal die Französischen Suiten gut spielen zu können. Jedenfalls ist das mein längerfristiger Plan, auf den das Üben abzielt.