Synchronizität der Hände üben

  • Ersteller des Themas Herantastender
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Warum sollte man seinen eigenen Puls durch ein Metronom abtöten?
Wer über einen guten musikalischen Puls verfügt, dem wird er durch ein wenig (oder auch jahrelanges) Metronomüben garantiert auch nicht abgetötet. Schau' Dir z.B. meine Campanella-Einspielung an: sie ist ein Vorbild an lebendiger, musikalischer, klanglich hochgradig ausdifferenzierter etc. Gestaltung.
Welchen Sinn hat es, die „Puls-Verantwortung“ an eine Maschine abgeben?
Es hat den (simplen) Sinn, dass man die essenziell notwendigen motorischen Lernprozesse beim Klavierspiel optimal unterstützt. Das Gehirn als "organischer Taktgeber" ist in aller Regel dafür viel zu ungenau und zu unzuverlässig.

Ansonsten war das, was Du geschrieben hast (gezielt die Kontrolle über verschiedene Übegeschwindigkeiten erlangen und das auch zu üben) sehr sinnvoll. Die meisten (Amateur-)Klavierlernenden üben einfach zu schnell, zu wenig sorgfältig, werden beim Üben immer schneller usw. und wundern sich dann, warum das niemals so recht hinhauen will mit ihren Traumstücken und/oder allfälligen schnellen Fortschritten am Instrument.

Deine Methode hat übrigens auch Risiken: wer ständig den eigenen organischen Puls zum Üben benutzt, dem kann es passieren, dass er am Ende nicht musikalisch, sondern "verkopft" spielt. Denn wenn nichts weiter als das rationale Denken das Klavierspiel bestimmt, dann ist das musikalische Ergebnis in der Regel für die Tonne.

Einen sehr guten musikalischen Puls kann man relativ einfach erzeugen. Das mach' ich immer, wenn es um die Wurst geht (Aufnahmen, Vorspiele etc.), und ist sozusagen das Pendant zum Metronomüben auf der musikalischen Ebene. Das ist aber eine rein gedankliche Technik, und hat nichts mit einem käuflich erwerblichen Gerät zu tun.
 
Das gibt wahrscheinlich jetzt den Brüller des Tages, aber ich versuche - tatsächlich - auch in Dingen, die mich selbst betreffen, immer objektiv zu urteilen.
Ob es mir wirklich immer gelingt, das weiß ich allerdings nicht so genau :021:
 
Startpunkt ist immer die Geschwindigkeit, in der sich eine Passage problemlos sauber und klanglich einwandfrei spielen läßt.

Die muss ermittelt werden.
Schreibe dazu was in meinem Faden.

@Herantastender
Bei mir laufen die Hände auseinander, z.Bsp. bei einer Tonleiter, wenn es zu schnell wird. Hier ist meine Lösung das Tempo zu reduzieren, soweit bis beide Hände wieder synchron sind. Also eine Hand ist motorisch zu langsam.

VLV
 
Noch einmal: Die Verlangsamung (ja, rit.) dient als Übung (!) der Möglichkeit bzw. Fähigkeit, beim Spielen aktiv das Tempo zu kontrollieren, ohne dass die Finger einem davonlaufen. Es geht auch nicht darum, das permanent zu üben, sondern es mal zwischendurch als Übevariante einzubauen.

Ich erkläre es bei Bedarf gerne auch noch einmal...

Hallo @Demian, auch ich neige dazu, während des Spielens eines Stückes schneller zu werden. Oft merke ich das dann während des Spielens, aber dann ist es ja schon zu spät. :020: Oh je und nu?
Deine Übemethode würde ich gern ausprobieren, daher bin ich an nähere Erläuterungen dazu interessiert: geht es um starke Tempoverlangsamung über das Stück oder zeilenweise?

Gibt es noch andere Übemethoden zu dem Problem?

Viele Grüße
Piassion
 
@Piassion
Bei der Verlangsamungsmethode geht es darum, dem sich oftmals verselbständigenden Beschleunigen entgegenzuwirken. Gerade an schwierigen Stellen neigt man dazu schneller zu werden, möglicherweise weil man unbewusst die Stelle schnell hinter sich bringen möchte, vielleicht liegen dem auch steinzeitliche Muster zugrunde, die bedeuten, dass man vor etwas Gefährlichem weggelaufen ist.

Beschleunigung beim Klavierspiel entsteht auch durch Blockaden, falsch gelernte Makro-Muster (das sind Spielmuster, die nicht einen Finger, sondern ganze Fingerfolgen als ein Ablauf beinhalten). Die Verlangsamungsmethode hilft dabei, die Fingerimpulse gewissermaßen neu zu programmieren und Verspannungen (die u.a. das störende Beschleunigen bedingen aber auch umgekehrt aus der Beschleunigung resultieren), zu lösen. Besonders deutlich wird die Gefahr von Beschleunigungen beim synchronen Spiel der Hände. Wenn die Hände nicht synchron laufen, liegt das oft an fehlender Bewusstheit der Fingerimpulse. Dazu, sich diese Impulse wieder bewusst zu machen, dient die Verlangsamungsmethode. Es reicht aus, sich die Stelle vorzunehmen, die Probleme macht, allerdings mit etwas Vorlauf.

Ich würde das Üben mit der Methode aber nicht isoliert betreiben, sondern nur gelegentlich in den Übeprozess einbauen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Das Beschleunigen geschieht sehr oft (meistens?) durch das Fallen in die Takt-Eins. Also etwa im 4 Vierteltakt durch Übereilen des letzten Viertels. Eine leichte Tendenz in diese Richtung kann auch erwünscht sein 'agitato'.

Oft hilft es innerlich so zu zählen:
1 2 3 4und 1

Durch das Teilen der letzten Viertel in 2 Achtel wirkt man dem Verschlucken des Taktendes entgegen!
 
Wenn ich hier mal was einwerfen darf, gehört nicht ganz dazu aber irgendwie auch doch.

Ich spiele z.b. ein Stück und denke, okay, das hört sich doch gut an. Spiele es dann meiner KL vor und sie ist z.b. streng dagegen, weil es halt nicht so in den Noten steht.
Als Beispiel: Prelude in E Minor (Op.28 nr4).
Alleine die ersten 3 Noten zusammen. Ich würde es am liebsten so spielen, dass ich die erste Note anschlage, lange warte, 2. Note und dann wieder etwas warte, nur um diesen Moment zu fühlen, bevor ich dann mit allem Anfange...so als Vorspann. Ja, nicht so gewollt., okay...aber kann man nicht mal Ausnahmen machen was Takte bzw Greschwindigkeiten in einem Stück betrifft? :(
 
@Hibiki
Doch, kann man, das nennt sich Agogik bzw. bei Chopin Tempo rubato.

Man muss hier aber unterscheiden: Das, was du beschreibst, ist eine Übemethode, bei der man jedem gespielten Ton, Intervall oder Akkord nachhorcht, um ganz bewusst die Intensität oder Spannung wahrzunehmen. Das kann durchaus sinnvoll sein, um die Tiefe eines Stücks zu durchdringen. Wenn du aber so spielst, wie du es beschrieben hast, zerfällt das Stück in seine Einzelteile, es fehlt dann ein zusammenhängender Spannungsbogen. Man sollte immer zu einem Phrasenhöhepunkt hinspielen, ggf. mit leichter Beschleunigung, und danach wieder zurückgehen, ggf. mit leichter Verlangsamung.
 

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