Ich würde mich über ein paar Meinungen freuen, gerne auch mit Bezug auf die in diesem Thread genannten Stücke, aber auch gerne mit vielen neuen zu wenig gespielten Stücken!
letztlich berührst Du damit eine Angelegenheit, die noch lange nicht beendet ist und deren Ende wir nicht absehen können: die Rezeptionsgeschichte. Wir können sie einigermaßen nur überblicken, beginnend mit den überlieferten Aufführungsdaten der Barockzeit (z.B. wie oft und wo wurde eine Händel-Oper gespielt) und dann allemählich differenzierter mit der gestiegenen Anzahl von öffentlichen Konzerten, deren Rezensionen, zunehmenden musikhistorischen Veröffentlichungen usw usw
hierbei stellen wir fest:
--- es gibt regionale Unterschiede (in Russland wurde und wird Medtner häufiger gespielt als z.B. in England)
--- es gibt grotesk-burleske Kapriolen (Meisterwerke allerhöchster Qualität geraten in Vergessenheit, bis sie wiederbelebt werden (Matthäuspassion), Trivialitäten oder auch atypisches von großen Komponisten erfreut sich größerer Beliebtheit als ihr eigentliches Oeuvre (z.B. war Wagners Rienzi lange Zeit seine meistgespielte Oper; Tschaikowskis italienisches Capriccio, Beethovens Wellingtons Sieg usw.) und da ließen sich noch tausenderlei wunderliche Sachen anfügen
...um die Rezeptionsgeschichte ist es wunderlich bestellt, denn sie ist keine geradlienige Entwicklung und sie ist auch kein fachlicher Selektionsprozess, zudem ändert sich mit der Zeit auch der Blick auf die Werke - - - andererseits gibt es auch die sozusagen rein fachliche Rezeption, spätestens Ende des 18. Jh. beginnend: deren Kriterien und Beurteilungen decken sich aber nicht immer mit der allgemeinen Rezeption (es gibt fachlich über alle Zweifel erhabene Meisterwerke, die trotz ihrer Qualität kaum Beliebtheit und auch wenig Bekanntheit erreichten)
bzgl. Rossini:
seine zu Lebzeiten nur kleinesteils veröffentlichten "Sünden des Alters" (so nannte er seine kammermusikalischen Werke, darunter auch viele Klavierwerke) sind durchaus bekannt, mancherlei wird auch sehr oft gespielt; dass es bei Youtube nicht viel zu finden gibt, sagt nicht viel - denn viele der Klaviersachen, die teilweise wie eine Vorschau auf Satie wirken, sind seit vielen Jahren eingespielt. Dass sie (noch) nicht so bekannt sind, liegt in diesem Fall wohl auch daran, dass sie est recht spät publiziert worden sind.
bzgl. Thalberg
ein Liebling der allgemeinen Rezeption zu seinen Lebzeiten, der aber innerhalb der fachlichen Rezeption nicht ganz so gut wegkommt.
und insgesamt:
beide zusammen sind nicht immer besonders gerecht - folglich gibt es immer wieder auch altes neu zu entdecken, und es zeigt sich dann, ob es bleibt oder wieder in Vergessenheit gerät (z.B. Konzerte von Kalkbrenner, Moscheles)