Stirbt klassische Musik irgendwann aus?

Ich präzisiere:

Beatles (ersetzbar durch Rolling Stones, The Doors usw.) sind Klassiker.

Für Elise, Türkischer Marsch usw. sind populär und erfüllen in diesem Sinne eine Funktion von Popmusik.
 
Da würde ich nun doch mal vorschlagen, dass wir zuerst „Klassik“ definieren - bevor wir weiterschwurbeln. Sind es bestimmte Instrumente? Ist es Komplexität? Ist es „Überdauern“? Ist es „zu seiner Zeit innovativ“? Ist es „wegbereitend"?

Bin gespannt.

Das, was man im Kaufhaus findet, wenn man in der CD-Abteilung unter 'Klassik' schaut. ;-) So gnaz schnell geschossen: Musik, die sich in der Tradition der europäische Kunstmusik bewegt.

Daber Du darfst auch gerne 'Jazz' und 'Pop' definieren, dann wisen schn mal, was nicht dazu gehört.

Das mit der CD-Abteilung ist übrigens dann doch nocht so beschweuert, wie es klngt, denn wir haben einen umgangssprachlichen Gebrauch und der wird dort ganz gut reflektiert.

Grüße
Häretiker
 
Daber Du darfst auch gerne 'Jazz' und 'Pop' definieren, dann wisen schn mal, was nicht dazu gehört.
DAS halt ich für eine falsche Vorgehensweise. Negativdefinition ist nur eine Krücke.

Das mit der CD-Abteilung ist übrigens dann doch nocht so beschweuert, wie es klngt, denn wir haben einen umgangssprachlichen Gebrauch und der wird dort ganz gut reflektiert.
Das ist richtig, was die „Allgemeinheit“angeht. Aber ansonsten leider falsch, denn unter Klassik findest Du auch eine gehörige Portion „Muzak“ (©Frank Zappa)
 
Naja, Tante Wiki weiß auch nicht weiter...

Die Bezeichnungen Klassik oder klassische Musik können je nach Kontext unterschiedliche Bedeutungen haben. In einem engen musikwissenschaftlichen Sinn werden unter Klassik im deutschen Sprachraum die vorherrschenden europäischen Stile der Kunstmusik von etwa 1730 bis 1830 verstanden.[1] In einem weiteren, umgangssprachlichen Sinn werden Klassik oder klassische Musik als Bezeichnungen für die gesamte Tradition der europäischen Kunstmusik verwendet. In Zusammensetzungen kann klassische Musik auch weitere, wie etwa außereuropäische oder populäre Musiktraditionen bezeichnen.

Ich präzisiere:

Beatles (ersetzbar durch Rolling Stones, The Doors usw.) sind Klassiker.

Für Elise, Türkischer Marsch usw. sind populär und erfüllen in diesem Sinne eine Funktion von Popmusik.
Danke für Deine Klarstellung, die ich teile. Dachte zuerst, du wärest im Ironiemodes ;-)
 
DAS halt ich für eine falsche Vorgehensweise. Negativdefinition ist nur eine Krücke.

Die interessante Erkenntnis hätte sein können: Das kann man bei Pop und Jazz ebenso gut oder schlecht.

Das ist richtig, was die „Allgemeinheit“angeht. Aber ansonsten leider falsch, denn unter Klassik findest Du auch eine gehörige Portion „Muzak“ (©Frank Zappa)

Ja, mag sein. Unter Jazz findet man auch Kenny G. und Konsorten, das sind ebenfalls Schmerzen.

Ist halt immer so: man pappt Labels zur Klassifikation drauf, aber am Rand wird's schwierig.

Grüße
Häretiker
 
@Cheval blanc,
du hast mich also gerade als „männliches chauvinistisches Schwein“ bezeichnet, aber aus Schiss auf Englisch geschrieben. Wie erbärmlich. Zum Fremdschämen.
 
Das ist ganz einfach: Im Englischen ist "ewe" die Bezeichnung für ein weibliches Schaf.
 

Klassische Musik wird niemals aussterben. Das gilt genauso für Literatur, Malerei u.a. Die Künste haben nämlich immer mit dem Mensch-Sein zu tun, mit Gefühlen und Gedanken, die jeder Mensch erlebt in seinem Leben. Sie sind nicht etwas, was außen ist, sondern sie sind etwas, was im Inneren jedes Menschen ist.

Ich war vor Kurzem im Faust des Schauspiels Frankfurt. Fast 5 Stunden inkl. Pausen, Faust I 30 Minuten, der Rest Faust II. Es war ungeheuer beeindruckend und mir wurde wieder einmal klar, wie aktuell diese Texte sind. Sie hätten auch gestern geschrieben werden können. Diese Aktualität von Kunst, die über Jahrhunderte hinweg etwas zu sagen hat, ist mit kaum etwas anderem zu erreichen.

Die Musik nimmt in den Künsten eine ganz besondere Stellung ein. Sie vergeht in der Zeit und ist nicht als Ausstellungsstück in Museen etc. zu bewundern. Das gemeinsame Erleben der Entstehung von Musik ist etwas Außerordentliches und nur live zu erleben - Musik zu hören nutzt viele Bereiche unseres Gehirns und geht direkt ins limbische System.

Klassische Musik ist dahingehend etwas Außergewöhnliches, weil durch ihre oft vorhandene Komplexität nicht nur ein Gefühl transportiert wird, sondern viele, sogar einander widerstreitende Gefühle gleichzeitig. Menschen ohne Kenntnisse in klassischer Musik nehmen vor allem dies wahr - es geht auch ohne Wahrnehmung von Strukturen etc.. Ich bin keineswegs der Meinung, dass Parsifal und die Matthäuspassion nur mit musikalischen Kenntnissen erfahrbar sind! Ich selbst bin genau für diese beiden Stücke, aber auch für den Tristan, das beste Beispiel.

Klassische Musik ist nicht für jeden etwas, es wird aber immer genug Menschen geben, denen diese Musik etwas bedeutet. Ich bin auch völlig dagegen, den Musikgeschmack anderer Menschen abzuwerten. Ich bin davon überzeugt, dass jeder seine Erfahrungen mit Musik macht und gemacht hat und daher einen individuellen Weg wählt, welche Musik ihn persönlich berührt und welche er gerne hört. Dies ist immer eine Entwicklung - wünschenswert ist es, das jeder Mensch mit klassischer Musik in Kontakt kommt.

Je mehr man hört, je intensiver man sich mit dieser Musik beschäftigt - und es gibt in klassischer Musik ja eine Vielfalt, die einfach unfassbar ist -, desto besser versteht man diese Musik. Dann geht Hören und Erkennen Hand in Hand, das Konzerterlebnis vervielfältigt sich und wird immer intensiver. Ich weiß noch, wie ich ganz zu Anfang meines Studiums mal Brendel mit Schubert hörte und unglaublich bewegt war. So etwas hatte ich noch nie gehört. Ich habe nicht verstanden, was er da gemacht hat, aber es hatte trotzdem eine ungeheure Wirkung auf mich. Jetzt höre ich und verstehe ich, was er gemacht hat und das macht das Hören zu einem sehr tiefen Erlebnis. Ein bisschen so, wie wenn ich früher im Nebel wunderbaren Klängen lauschte und sich der Nebel nun verzogen hat und Klarheit herrscht. Es kann sogar dazu führen, dass man das Ganze nun gar nicht mehr so gut findet. :003:

Und was die Peer-Group angeht: natürlich stiftet Musik eine Zusammengehörigkeit wie keine andere Kunstform. Die Jugend muss sich von der "Peergroup der Alten Säcke", die nur klassische Musik hört und womöglich auch noch in Klavierforen abhängt, natürlich absetzen. :004: Wir sind da kein bisschen besser, können aber aufgrund unseres Alters mild und weise lächelnd auf die Grünspunde hinabsehen und sagen: "Ach ihr Dummerchen, ihr müsst ja noch so viel lernen!" Da fühlen wir uns doch gleich viel besser! :trink87:

Also - ich mache mir null Sorgen. Sorgen macht mir eher, dass es aufgrund massiver Kürzungen dazu kommen könnte, dass diese Musik nur noch selten gehört wird. Da sollten und müssen wir gegensteuern.

Liebe Grüße

chiarina
 
Dafür, dass alten Säck:innen neue Musik nicht gefällt, hat Rick Beato mal wieder eine gute Erklärung geliefert:

Die Musik ist für junge Leute gemacht, nicht für dich!
 
Man sollte "der Jugend" nicht pauschal Klassikdesinteresse unterstellen. Mein 14jähriger Sohn geht auf ein naturwissenschaftlich-technisches Gymnasium, das ab der 6. Klasse im Musikunterricht jährlich wechselnd Bläser- und Streicherklassen anbietet. Da lernen dann alle für zwei Jahre (also so von 12-14) ein Blas-/Streichinstrument, das sie kostenlos ausgeliehen bekommen. Mich rührt dann beim jährlichen Sommerfest immer total, wenn die ganz coolen halbstarken 16jährigen Jungs (gibt nur wenig Mädchen an der Schule) mit ihren langen Haaren, Lederjacken, Piercings... dann mit Geige, Bratsche... die Bühne betreten und mit viel Gefühl zarte Kammermusik vortragen.

Das sind dann die, die nach den zwei Jahren mit dem Instrument weitergemacht haben. Ich denke, der entscheidende Faktor ist, ob die Kinder/Jugendlichen die Gelegenheit haben, klassische Musik kennenzulernen. Dann gefällt es auch vielen. Ich finde es genial, dass das an dieser Schule staatlich und privat (vom Elternförderverein) so gefördert wird.
 
Und es muss kein entweder Rock und Pop oder Klassik sein. Meine 11jährige Tochter liebt Chopin, Bach... UND hat Rockmusik (Nirwana, The Cure...) für sich entdeckt und will jetzt zum Klavier noch E-Gitarre lernen. Die Peergroup spielt da übrigens keine Rolle, sie hasst die Musik ihrer Klassenkameradinnen (Taylor Swift.... )

Und mein Sohn geht zum Konzert von Travis Scott, geht aber auch gern mit uns in die Oper.
 
Ich finde es bedauerlich, dass Musikunterricht an unseren Schulen immer mehr zur Nebensache wird.

Nachzulesen hier:


Großgeworden bin ich mit Schlagern, Volksliedern und volkstümlicher Musik im Elternhaus.

In der Volksschule hatten wir Musikunterricht. Hier lernten wir das Blockflötespielen und sangen vor und nach dem Schulunterricht Volkslieder.
Ich fand das schön.

Im Musikunterricht auf dem Gymnasium kam dann die klassische Musik dazu.
Wir hatten eine tolle Lehrerin, die uns einige Musikgenres näherbrachte mit dem Hauptaugenmerk auf klassische Musik.

Als wir so ca 14 Jahre alt brachten einige von uns ihre Gitarren mit und wir spielten Stücke von Liedermachern (Wader, Degenhardt, Mey usw).

Im Französisch- und Englichunterricht erlernten wir diese Sprachen auch durch singen zur Gitarre. Da kamen dann Moustaki, Cohen usw. hinzu.

Ich gehe davon aus, dass klassische Musik nicht ausstirbt, aber weniger junge Menschen ihre Schönheit erkennen, weil ihnen diese wenig nähergebracht wird (s.o.)

Diejenigen, die in einem Elternhaus damit in Berührung kommen sind da klar im Vorteil.

Mal ganz davon abgesehen, dass Musikunterricht und gemeinsames Singen zu höherer emotionaler und sozialer Intelligenz führt.
 
Auffällig ist das Vor-Corona-Jahr 2019, seit dem die Bewerberzahl an Musikhochschulen zurückgeht. Gründe werden genannt, aber der wichtigste Grund ist m.E. dieser:
In der Coronazeit wurde deutlich, wie prekär die Lage für freiberufliche Musiker ist. Es wurden Beriufsverbote ausgesprochen, Live-Konzerte waren verboten. Und es gab keine Lobby, die dagegen vorgegangen ist. Man stelle sich mal vor, welche Proteste es gegeben hätte, wenn Spotify, YouTube und Radio einfach abgeschaltet worden wären. Daran wurde auch erkennbar, wie gering der Wert der Musikschaffenden in der Gesellschaft ist. Wo die Musik herkommt, interessiert nur wenige. Dass die Musik auf den Endgeräten konsumiert werden kann, interessiert aber nahezu alle.

Vor der Coronazeit hatte ein großer Anteil der Studierenden des Fachs Schulmusik überhaupt nicht vor, nach dem Studium als Musiklehrer zu arbeiten. In meinem Jahrgang war es knapp die Hälfte. Deren Ziel war es, durch das Studium eine qualitativ hochwertige musikalische Ausbildung zu genießen und danach als Künstler Karriere zu machen. (Dass viele letztlich "nur" im Instrumentalunterricht z.B. an Musikschulen landen würden, war ihnen während des Studiums nicht bewusst oder wurde verdrängt.)

Und genau dieser Anteil an Schulmusik Studierenden fehlt jetzt, nämlich alle, denen durch die Coronazeit die Illusion genommen wurde, im Anschluss ans Musikstudium von ihrer Musik leben zu können.
 
Zuletzt bearbeitet:
Zu diesem Thema habe ich einen interessanten Artikel gefunden:


"Musik als Seelenfutter" lasse ich mir gerade auf der Zunge zergehen.

Die Seite "Pianoundvoice.de kannte ich noch nicht und werde da mal ein bisschen stöbern.
 
Wenn aber junge Leute Ausschnitte aus Lucia di Lammermoor hören, zum Beispiel die sehr bekannte Fassung "der Arie" von Inva Mula, dann sind sie überaus begeistert. "zum sterben schön" sind dann Kommentare.
Wenn ich hingegen Ed Sheeran höre, dann klingt das für mich einfach irgendwie. Nicht schlimm, aber eben unbedeutend.
Das ist ein Punkt, den ich nicht verstehe. Warum gehen 75000 Leute für viel Geld dorthin?
Abzappeln.

Die Musik nicht als Musik an sich, sondern als Begleitmedium zum Sich-zu-Musik-Bewegenwollen.

...was ja beim Klassik-Konzert, eingepfercht zwischen den Zigarrenstinkenden 85jährigen ex CEO HüstelnGrob und die Chanel-No-5-stinkende Pelzlady kaum je gelingt, das Abzappeln.

Das Erleben von hochwertiger Musik an sich - als Medium des Traumes einer besseren Existenz - geht bei jungen und immer jüngeren Menschen irgendwie im Weißen Rauschen der Berieselung mit Internet, Chats, asozialen Gruppen und und unter.

Man lehre die Kids das Stillsitzen, das Zuhören bei Papas Vorlesen, und das Zuhören bei Bach, Mozart, Chopin, Rachmaninov, meinetwegen auch Liszt, sodann Joplins Ragtimes, Albert Ammons' Boogie Woogies, dann kommt der moderne Krams.

Eine Gesamtübersicht über Stimme, Sound etc. von dem Jazzpapst Joachim Berendt, "Nada Brahma", eine grandiose Radioserie des SWDR vor ca. 40 Jahren.

Und unter den moderneren Sachen den "Schwarzen Adler" von Ludwig Hirsch nicht vergessen. Eines der sehr wenigen Musikstücke moderner Zeit, die auch ... dem Anspruch genügen, Musik zur Ewigkeit zu sein. Mitsamt dem Hinweis, elterlich, sorgsam, dass Ludwig Hirsch dann auch das tat, was er zuvor besang, Den Adler aus einem sehr hohen Fenster machte.

Musik? Abzappeln? Krass zu wenig. Da geht mehr.
 

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