Musik? Abzappeln? Krass zu wenig. Da geht mehr.
Sicherlich ... aber gewiss braucht Mancher eine Weile, um zu erkennen, dass man mit Musik auch mehr als Party, Abzappeln und den Tinnitus nach dem Konzert verbinden kann.
Ich habe das erst so mit etwa 15 Jahren erkannt ... davor fand ich Klassik immer scheiße. Ich wusste damit nichts anzufangen.
Wirklich geändert hat sich das erst, als ich begann, mit anderen zu musizieren ... da kam dann die Frage auf, was ausser "das Gleiche" denn auf 2 Gitarren gut klingt. Rumprobieren bis 16 ... und dann im Hauptfach vorm Abi an eine Schule, an der ein ähnliches Programm für die Musik-LKler gefahren wurde, wie weiter oben beschrieben (konkret:. 4,5 Stunden die Woche "Musikunterricht Theorie" und 60 Minuten die Woche Unterricht auf einem Instrument dazu noch 5-wöchige Intensivphasen, in denen es dann auch mal nur mehrstimmigen Satz gab ... aber auch strumpfes "Tonleitern-Shreiben" ... 4-jähriges Curriculum, 3 Teilnahmen an den jährlichen Vorspielen sind zwingend nötig, um zu den Prüfungen zugelassen zu werden).
In dem Alter begann ich dann, auch klassische Musik zu hören .. aber immer wieder auf Partys oder einfach zuhause gabs halt noch immer hauptsächlich Punk, Pop, Metal, HipHop und ein bisschen Elektro. Klassik zunächst eher als "Hausaufgabe".
Im Elternhaus gabs natürlich auch mal Klassik ... aber dann waren das oft festliche Anlässe ... und die Weihnachstlieder von unserem Kinderchor fand ich halt nie "schön" ... noch immer nicht ... obwohl ich mittlerweile die Qualität anerkennen kann. Mutter und Vater waren Teil der "Beat-Generation" ... da gabs dann Beatles, Stones, Troggs, CCR und Flower-Power Mucke ala Woodstock (Mama war 1968 gerade 17).
Aus der Ecke kam bei mir also nicht viel Klassik ... aber irgendwie hat es mich übers Machen erwischt. Erst auf der Gitarre, dann auf dem Klavier, später auf Trommeln oder einfach auf Rhythmusinstrumenten. Dadurch kam das Interesse auf, mehr darüber zu wissen, "wie man das macht". Was funktioniert, was funktioniert nicht? ... und wie bekommt man es hin, dass etwas
trotzdem funktioniert? Anfangs ging das Interesse auch garnicht in Richtung Klassik ... ich wollte halt Mucke machen und wollte wissen, wie man seine eigenen Stücke schreibt.
Am Ende meines insg. 5-jährigen Abitur-Martyriums habe ich dann mehr Klassik gehört, schrieb eigene Stücke und fühlte mich der Komponier-Tradition der 2. Wiener Schule verbunden ... vor allem Anton Weberns Arbeit begeistert mich noch immer). Ich schreibe fast nur noch moderne Musik in klassischer Tradition ... aber ich nutze dieses Wissen auch, um Fortführungen,Übergänge, Intros, Outrros etc. für meine Bands zu schreiben.
Aussterben im Sinne von "komplett verschwinden", wird die "klassische Musik" sicherlich nicht, solange es noch genug Menschen gibt, die ein Instrrument lernen oder sich mit der Theorie hinter den Werken beschäftigen. Das Problem ist eben, dass es nicht mehr wirklich notwendig ist, ein Instrument spielen zu können, oder etwas von Musik zu verstehen. Ein paar Clicks entfernt spielt eine KI Schlagzeug, Bass, Klavier ... u name it. Etwas hitverdächtiges bekokmmt mittlerweile auch ein Laie hin.
Das, was hier als klassische Musik diskutiert wird, kann von Aussenstehenden als rein reproduktiv wahrgenommen werden ... man spielt existierende Stücke ... man spielt also nach. Das wirkt vielleicht auch ein bisschen unattraktiv auf jemanden, der gerne kreativ sein will.
Dass auch das Nachspielen einen kreativen Akt beinhaltet und wie man sich diort letztlich auch "austoben" kann, das sieht man vvon aussen nicht ... dass Popstar XY Spass hat, das sieht man ... dafür sorgen die Medienberater und -designer.
Meine Jugendvorbilder waren auch nicht Herbert von Karajan und Anne-Sophie Mutter, sondern Angus Young und Jello Biafra.