Stirbt klassische Musik irgendwann aus?


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Grüße
Häretiker
 
Es ging um die Kosten für Konzertkarten, nicht um die Künstler.
Ein Part, bei dem ich gedanklich nicht weiter komme ist:
Ich war vor einiger Zeit in Osnabrück in der Oper, "Lucia di Lammermoor" wurde gegeben. Das hat mich IIRC etwa 70 Euro gekostet für zwei Personen und den ganzen Abend gefüllt.

Mein Jüngster war ( davon unabhängig und früher) bei Ed Sheeran, der hat etwa das dreifache bezahlt.
Dort waren so wie ich gelesen habe etwa 75000 Besucher. In OS in der Oper etwa, na, geschätzt 120. Eher weniger.
Weil ich nun grade Sophia Theodorides als Lucia gehört hatte habe ich mir auch ein bisschen von Ed Sheeran angehört. Ed Sheeran ist ein Weltstar. Von Sophia Theodorides hat im Vergleich kaum jemand gehört.

Wenn aber junge Leute Ausschnitte aus Lucia di Lammermoor hören, zum Beispiel die sehr bekannte Fassung "der Arie" von Inva Mula, dann sind sie überaus begeistert. "zum sterben schön" sind dann Kommentare.
Wenn ich hingegen Ed Sheeran höre, dann klingt das für mich einfach irgendwie. Nicht schlimm, aber eben unbedeutend.
Das ist ein Punkt, den ich nicht verstehe. Warum gehen 75000 Leute für viel Geld dorthin? Wegen der Musik kann es nicht sein. Bei Bruce Springsteen ja eher auch nicht, auch wenn die Hits von Manfred Mann dargeboten nicht sooo schlecht sind. Aber beim Bruce kann ich den Faktor zum Erfolg noch verstehen. Wenn man mag, kann man erkennen was die Leute an ihm finden.

Und heute nimmt das Conundrum mit Taylor Swiffer noch mal wieder ganz andere Dimensionen an!
Es verwundert mich! Die Möglichkeiten werden immer mehr und immer zugänglicher. Das daraus resultierende Ergebnis immer karger. Und dem geneigten Publikum ist es scheinbar gleich.

Um den Bogen zum Thema zu bekommen, diese Studie vom Juli dieses Jahres ist hier ja bestimmt bekannt. Und da geht es so weit ich das verstanden habe nur um 70 Jahre und nur um Popmusik.
Es ist also nicht einfach das Aussterben der Klassik, sondern der schleichende Tod anspruchsvoller Musik. Und wahrscheinlich wird sie wie schon so oft wie ein Phönix aus der Asche strahlend schön neu erscheinen.

Kurzfassung, alles wie immer, und die Schmerzen sind normal.
 
Wenn ich hingegen Ed Sheeran höre, dann klingt das für mich einfach irgendwie. Nicht schlimm, aber eben unbedeutend.
Das ist ein Punkt, den ich nicht verstehe. Warum gehen 75000 Leute für viel Geld dorthin? Wegen der Musik kann es nicht sein. Bei Bruce Springsteen ja eher auch nicht, auch wenn die Hits von Manfred Mann dargeboten nicht sooo schlecht sind.
Das ist deine persönliche und dir auch zugestandene Meinung, aber du scheinst nicht begreifen zu wollen, dass Geschmäcker verschieden sind. Der Punkt ist halt auch: du musst das nicht verstehen. Und die Aussage "wegen der Musik kann es nicht sein" ist schon sehr anmaßend.
Dazu passt ja dann auch prima deine weitere Bemerkung:
Klassik verknüpfst du also mit anspruchsvoller Musik. Klingt ganz stark nach elitärem Gehabe. Du stellst also deinen Musikgeschmack über den Anderer und fühlst dich dann offensichtlich besser, überlegener. Respekt, darauf muss man erst mal kommen.
Hm, was bedeutet denn anspruchsvolle Musik? Andererseits interessiert es mich auch nicht wirklich, mir muss Musik gefallen, ich muss sie gerne hören. Fertig.
 
Der Unterschied liegt in der Peer-Group. Ed Sheeran oder Frau Swiffer finden ganz viele junge Leute toll, weil andere aus ihrer Peer-Group die auch toll finden. Junge Leute sind sehr häufig Herdentiere, insbesondere bei Themen, bei denen ihnen persönliche Kompetenz fehlt. Also gibt man 150€ für musikalische Massenspektakel aus, weil es andere ja auch tun, und fühlt sich dazugehörig.
Im Klassikbetrieb ist das etwas differenzierter. Manche Stücke sind nur mit einem Mindestmaß an Kenntnissen goutierbar (Parsifal, Matthäuspassion), und Frau Schmitz geht nicht unbedingt deswegen hin, weil Frau Müller hingeht, es sei denn, es handelt sich um eine Glamour-Veranstaltung. Und so toll sind die Möpse von Katia B…villi nun auch wieder nicht, als dass die Jungs deswegen ins Konzert gehen würden.
 
ob mehr Leute Hilbert oder Ramanujan kennen.
Wohl eher nicht ... in meinem Bekanntenkreis dürfte ich da wohl der einzige sein ... auch wenn der eine oder andere vielleicht mal was von Hilberts Hotel gehört hat ... was ein Herr "Ramanujan" damit zu tun haben könnte. wird ihnen schleierhaft sein ... ich bin mir auch nicht mehr so ganz sicher, welche von Hilberts Problemen der nun gelöst hat.

Ich wollte damit auch nicht irgendwelche Musik oder Musikerinnen oder gar Komponisten herabwürdigen, sondern lediglich darauf hinweiosen, dass eine "klassik-Bubble" (dafür halte ich Clavio definitiv) so ziemlich der letzte Ort ist, an dem man auf die Frage, ob klassische Musik irgendwann ausstirbt, eine belastbare Antwort bekommen wird.
Nicht weil Klassik-Nerds keine Ahnung haben, sondern weil sie eine Minderheit sind, die weder historisch relevant, noch neutral ist.

Wer sich mit Logic von Apple ein bisschen beschäftigt hat, der weiß, warum heute fast alles gleich klingt ... das ist der (mittlerweile KI-unterstützte) "be-happy"-Knopf ... da kommt halt nur "Einheitsbre" raus, wenn man die Algorithmen nicht gekonnt manipuliert (und dafür muss man eben wissen, wie "Musik" funktioniert).
Aber wer will es den Leuten denn auch verübeln? In diesem "Einheitsbrei" stecken nunmal die Milliarden.
Vielleicht ist es ja ein gutes Zeichen, dass es mittlerweile wieder Straßenmusiker mit Gitarre gibt, die NICHT klingen, wie Ed Sheeran.
 
Das ist deine persönliche und dir auch zugestandene Meinung, aber du scheinst nicht begreifen zu wollen,...... ich muss sie gerne hören. Fertig.
Eine so aggressive Schreibweise ist nicht nötig! Und wenn du gerne Ed Sheeran hörst ist das doch toll wenn du ihn hören kannst. So What?
Das die Festellung unterschiedlicher Komplexität und unterschiedlichen Anspruchs in der Musik nicht gleichzeitig eine Wertung ist, ist dir ja bestimmt auch klar.

Das mit der Peer-Group klingt mir plausiebel.
 
Das mit der Peer-Group klingt mir plausiebel.

Finde ich auch plausibel, weil meine Kumpels das sagen. ;-)

Im Ernst:
Ich habe da glücklicherweise keinen Gruppendruck empfunden und mir war es schon immer egal, was die anderen hören. Habe mich inspirieren lassen und mal reingehört, aber letztendlich ... immer meine Wahl gewesen.

Grüße
Häretiker
 

ich kann mir schon vorstellen, wer mit „Frau Swiffer“ gemeint ist. Nur: Ich finde es schon merkwürdig, daß der männlich konnotierte Popstar mit seinem korrekten Namen genannt wird, während Taylor Swifts Name verballhornt wird. Man muß ihre Musik nicht mögen, aber ein wenig Respekt der Person gegenüber würde auch einem male chauvinistic pig gut zu Gesichte stehen.
 

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