Stirbt klassische Musik irgendwann aus?

Du glaubst gar nicht, wie erschreckend wenig Musikstudenten Konzerte und Opernvorstellungen besuchen. Bei 300 Ü30-Tickets sind mit Glück 30 Musikstudenten im Saal.
Habe ich geliked, weil ich Deine Vermutung teile. Aber es bleibt ein Armutszeugnis. Vor allem Jung-Pianisten scheint nichts anderes zu interessieren als die 88 schwarzeeißen tTasten.
 
Danke, das war mir nicht klar. Bucket List ist also das, was man möchte, bevor man den Eimer tritt. Es bleibt Tüddelkram.
 
In Berlin erlebe ich es jedenfalls immer wieder, dass Klassik bei jungen Menschen unabhängig von Ticketpreisen dann gut ankommt, wenn sie nicht in traditionellem Rahmen präsentiert wird, so z.B. wie oben schon genannt Gendarmenmarkt oder auch Waldbühne.
Das hatte ich letztes Jahr hier in Rom erlebt: Der tradtionelle Rahmen, der gesprengt wurde, war nicht der Auffuehrungsort, sondern die Darbietung.

Ich entdeckte kurzfristig im Programm Tschaikowskys 5. Sinfonie, eine meiner Lieblingsstuecke, ein Gastspiel des Utopia Orchestra unter Teodor Currentzis. Noch nie was davon gehoert, habe mich auch nicht auch weiter vorbereitet (mache ich normalerweise schon) - und das war gut so, so war dann die Ueberraschung perfekt.

Also hin, mit Mueh und Not an der Abendkasse noch eine Karte bekommen (noch nie erlebt) und ich, eine doch etwas aeltere Dame, war umgeben von lauter jungen Leuten! Aha, da wird heute abend etwas Anderes geboten, ist wohl nicht der uebliche Konzertabend.

Und das war er auch nicht, es war ein voellig neuer Genuss. Zuerst das Violinkonzert Op.77 von Brahms: Der Dirigent stand nicht auf dem Pult, sondern schritt, schwebte, tanzte zwischen den Musikern hindurch, eine Choregrafie, die die Musik sowohl visuell als auch klanglich unterstrich. Und dann der Tschaikowsky: Diesmal der Dirigent auf dem Pult und das Orchester stehend! Die 5. Sinfonie empfinde ich schon immer als energiegeladen. Und die Musiker konnten sich frei im Koerper und in der Musik bewegen, zusaetzlich zur Musik erreichte mich auch deren Energie. Fuer mich war's ein besonderes Konzert ... das wohl auch junge Leute zu schaetzen wissen.
 
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Danke, das war mir tatsächlich nicht bekannt. Also eine Liste mit Dingen, die erledigt sein sollen, bevor man den Eimer tritt. Bescheuerte Wendung, wenn man es übersetzt. Das Konzept ist noch dämlicher. Das Leben als to do Liste.
 
Bescheuerte Wendung, wenn man es übersetzt. Das Konzept ist noch dämlicher. Das Leben als to do Liste.
Mag sein, dass die Wendung (für Dich) bescheuert ist. Ich finde sie doppelt passend: "das Leben - in allen Zügen und Facetten - auslöffeln, bis man den Löffel abgibt".

Das Konzept ist weniger eine To-do-Liste als eine Wunschliste. Irgendwann kommt man an einen Punkt im Leben, wo man sich fragt, was man noch gerne sehen/erleben möchte. Bei mir gehört z.B. ein Konzert auf der Waldbühne dazu.

(Übrigens gibt es an einigen Orten Vereine, die Todkranken ihren letzten Wunsch erfüllen, und das sind ganz verschiedene Dinge.)
 
Falscher Ansatz! Ich habe meine To-do-Liste umbenannt in „tu-ich - und zwar möglichst heute noch!!!“

„Wunschliste“? Und sich dann vor den Fernseher setzen: „Wir warten auf‘s Christkind“ vom Bayerischen Rundfunk. Funktioniert nicht!
Nicht alles lässt sich gleich sofort umsetzen. Zumindest in meinem Leben ist das so.

Wenn das bei Dir anders ist - schön für Dich. Lebensumstände pflegen verschieden zu sein.
 
Natürlich stirbt "das Klassische" aus.

Genau wie das quasi ausgestorben ist, was Bach, Beethoven oder das Wolferl für "klassische Musik" gehalten haben.

Aber keine Angst ... eines Tages wird auch TEY zur Klassischen Musik gehören, und dann wird es nur noch ein paar Jahrhunderte dauern, bis es quasi ausgestorben ist oder ein Nischendasein in den großen Konzertsäälen fristen muss.

Schade, dass die meisten KL hier wohl lange vorher schon in den Ruhestand gegangen sein werden.
 

Das Konzept ist noch dämlicher. Das Leben als to do Liste.
schlimmer. Das, was es wunschgemäß zu tun gälte, als Platt-Materialismus. Dinge, die zumeist viel Geld kosten.

wirtschaftlicher Punkt - was man sich noch "leisten können" will. Im originalen US-Film, Reicher Mann, Armer Mann, liegen nebeneinander in der Klinik: Armer Mann, hochgebildet, lehrt Reichen Mann das Konzept der Abhakel-Liste.

Dann freunden sie sich an, und Reicher Mann spendiert Beiden die letzten Reisen. Sie machen ihrer beider Hakellisten gemeinsam. Das Epos von der Stände-übergreifenden Freundschaft.

Naja, sehenswert. Aber eben plattmaterialistisch, zum Teil - die Saga, dass Geld auch glücklich machen könne. Wer's glaubt ...

Nebenbei, beide spielen nicht Klavier ... Also, darf man folgern, sind sie partial unterbelichtet?

Es gibt noch so einen netten Fehlfarbenfilm. "Ziemlich beste Freunde". Ein ultra reicher (alter weißer) Mann in Paris, literarisch, musikalisch hoch gebildet, wurde bei einem Freizeit-Unfall (Drachenfliegen, Absturz) querschnittsgelähmt, Tetraplegiker, auch keine Herrschaft über die Arme. Braucht tagein tagaus jemanden, der ihm in seinem Stadtschloss seine Arme etc. ersetzt - und den Enddarm leert.

Das macht dann ein lustiger Senegalese. Jung, arm, schwarz.

Bert Brecht:
"Armer Mann und Reicher Mann
seh'n sich auf der Straße an.
Sagt Armer Mann, bleich:
Wär' ich nicht arm, wärst du nicht reich.

Fürwahr.
 
Palestrina, Frescobaldi, Praetorius, Buxtehude, Schütz, Schein, Monteverdi etc.pp. sind "ausgestorben"?
Die Wahrscheinlichkeit, dass irgendein zufällig auf der Straße angesprochener Mensch auch nur einen dieser Namen kennt, ist recht gering.

Musiker kennen die eventuell noch (aber auch da gibt es viele, die sich nicht sonderlich für "so alte Musik" interessieren).

Du witrst auch noch Tischler finden, die mittelalterliche Verbindungsmethoden anwenden können, aber in der Möbelproduktion spielen sie eben keine Rolle mehr und werden daher auch nicht mehr jedem Jungtischler beigebracht, sondern eher angehenden Restaurateuren.

"Aussterben" ist in diesem Fall nicht so absolut gedacht gewesen. Die Musik der alten Meister existiert noch ... aber die überwältigende Mehrheit der Menschen kennt sie eher nicht.
 
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Die Wahrscheinlichkeit, dass irgendein zufällig auf der Straße angesprochener Mensch auch nur einen dieser Namen kennt, ist recht gering.
Die Wahrscheinlichkeit, dass irgendein zufällig auf der Straße angesprochener Mensch auch nur einen der Namen Scarlatti, Couperin, Gluck, Weber, Donizetti, Schumann, Berlioz oder Debussy kennt, ist ebenso gering. Was sagt uns das jetzt?
 
Die Wahrscheinlichkeit, dass irgendein zufällig auf der Straße angesprochener Mensch auch nur einen der Namen Scarlatti, Couperin, Gluck, Weber, Donizetti, Schumann, Berlioz oder Debussy kennt, ist ebenso gering. Was sagt uns das jetzt?

Das klassische Musik so tot ist wie Jazz. man kann denselben Test mit Coltrane und Co. machen.

Wäre die interessante Frage, ob mehr Leute Hilbert oder Ramanujan kennen.

Grüße
Häretiker
 

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