Ich hab neulich einen schockierenden Bericht im Fernsehen über Wein gesehen. Und zwar wurde auf einer Weinfachmesse dem Fachpublikum (das jahrelang Wein vertestet hatte, Experten also) Proben von Wein gegeben. Man sagte den Probanten es handle sich einmal um einen ganz billigen Wein aus dem Tetra Pack und einmal um einen hochwertigen, hochpreisigen Wein. Die Tester sollten den guten Wein erschmecken. Was die Tester nicht wussten: in beiden Gläsern war der absolut identische Wein und zwar der Fusel aus dem Tetra Pack.
Die Tester ("Weinkenner" wohlbemerkt) merkten nicht, dass es ein und desselbe Wein war, im Gegenteil, sie schätzten eine Probe als den hochwertigen ein. Als man ihnen dann sagte, dass sie Recht hätten (was ja nicht stimmte sondern zum Experiment gehörte) bat man die Tester, die Unterschiede zu erklären. Obwohl es der identische Wein war, lobten die Weinkenner den Wein von dem sie glaubten, es sei der teuere Wein in den allerhöchsten Tönen und machten die andere Probe herunter, sowas sei Spülwasser und untrinkbar. Den "teuren" Wein den sie glaubten erkannt zu haben, sei jedoch ein Hochgenuss und priesen ihn mit allen Fachwörtern, die das Weinvokabular so hergibt.
Als man die Weinkenner aufklärte und ihnen offenbarte, dass es derselbe billige Wein war, waren die meisten stinksauer, fühlten sich vorgeführt und es war ihnen sichbar peinlich.
Da sieht man mal wieviel Einbildung und auch Wichtigtuerei das ist. Und das unter eigentlich anerkannten Kennern. Gerne spricht man auch von "
Snobeffekt".
Ich frage mich immer, wie es wohl bei Klavieren wäre. Angenommen man macht das mit einem "Klavierkenner". Sagt ihm dass da ein teurer Faziolilügel stände und ein ein Chinaklavier von Hakschimukschi.
Und es wäre im Grunde BEIDES Chinaklaviere, was er aber nicht sehen kann. Und dann würde man ihn bitten, die Unterschiede im Klang zu beschreiben.
Das wäre doch mal interessant.
dieser Vergleich mit Wein ist recht gut und trifft ziemlich zu .
Es ist auch für Fachleute - Klaviermacher ? Pianisten ? sehr schwierig
Feststellungen zu treffen , wenn die Instrumente von der Qualität etwa ähnlich sind . ( eine China -Kiste erkennt man sicherlich als schlecht ) .
1) die geprüften Klaviere müssen alle in top-Zustand sein . ( Stimmung , Regulation ) .
2) im gleichen Raum stehen ( Raumakustik ) .
3) Natürlich nur Flügel vergleichbarer Grösse .
4) der schwierigste bis unmögliche Teil , der bei Weinverkostungen durch
Verdecken der Flasche möglich ist --die Wahrung der Anonymität des jew. Klavieres ,- auch wenn man bei der Prüfung den
Tastendeckel entfernt , kennt jeder nur halbwegs erfahrene Klaviermacher ,
detto Pianist sofort einen Steinway , einen Bösendorfer oder einen Bechstein,
oder Blüthner am sichtbaren Gussrahmen , ja teils sogar schon an den äusseren Umrissen des Gehäuses , der Flügelfüsse etz., das sich zwar
nur marginal aber doch signifikant unterscheidet .
Mit zugebundenen Augen können die wenigsten gut spielen !
Und dazu kommt noch der persönliche Geschmack , der , auch wenn dieser gut ausgebildet ist , KEIN unbedingtes Qualitätskriterium für den jew. Ton eines Klavieres darstellt und daher bei der Prüfung ausgeblendet sein müsste .
Aber wer kann diesbezüglich schon wirklich objektiv sein !? Fehler im Tonverhalten und real unschöne Einzeltöne kann man sicher erkennen , aber wenn das Klavier "perfekt" ist , ist der Gesamteindruck des jeweiligen Tonbildes
des Instrumentes doch einigermassen subjektiv .
Eindeutig ist , dass gute Klavierspieler - Pianisten beim Prüfen eines Klavieres DAS Tonbild bevorzugen , dass dem Tonbild Ihres eigenen Instrumentes , das sie gewöhnt sind , gleich oder sehr ähnlich ist !
klaviermacherwien