Zu dieser Fragestellung möchte ich eine ganz interessante Geschichte von meiner KL beisteuern, die ja auch Konzertpianistin ist. Auf der Bühne hat sie es natürlich immer wieder mit Steinway zu tun. Trotzdem liebt sie ihren jungen Yamaha-Flügel, und ich denke, darauf kommt es an.
Sie findet auch großen Gefallen an alten Instrumenten, weil die mehr Seele haben. Sie sagt, ein Instrument entwickelt im Laufe der Zeit eine Aura, es wird also immer schöner :kuss:
Den Charme von meinem Bösie fand sie auch ganz wunderbar. Sie hat aber eine sehr plausible Begründung gegeben, warum sie es sich nicht leisten kann, als ihr Standard-Übungsinstrument ein altes und/oder besonderes Instrument zu wählen: sie müßte dieses dann auf ihren Konzertreisen mitnehmen oder sie wäre auf dem üblichen Steinway verloren. Das kann ich sehr gut nachvollziehen, weil ich auf ihrem Yamaha-Flügel auch immer denke: wo ist der warme Klang von meinem Bösie? Sie dagegen setzt sich an ihren C3 und spielt mir Schubert mit einer Wärme vor, daß ich mir wie ein Dilettant vorkomme.
Ich denke, so wie Amateuerfotografen gegenüber den professionellen Kollegen den Vorteil haben, daß sie sich aussuchen können, welche Motive sie fotografieren, haben Amateurpianisten den Vorteil, daß sie auf die üblichen Bühneninstrumente keine Rücksicht nehmen müssen. Dafür müssen wir Amateuere zusehen, wie wir mit der Akustik von Wohnräumen klarkommen. Und dabei sind Attribute wie Brillianz und Durchschlagskraft gegenüber einem Orchester nicht notwendig. Was nützt mir ein bombastischer Flügel, wenn ich ihn immer geschlossen spielen muß?
Hans