Sex sells - legitim bei Pianistinnen?

Status
Es sind keine weiteren Antworten möglich.
Da geht eine junge Frau in völlig normaler Alltagskleidung (Jeans und durchschnittliches langärmliges Top) ins Fernsehen (...)

Das sehe ich auch so! Wenn da irgendeine aufgesetzte Erotik oder sonstwas im Spiel sein sollte, müsste ich mir um alle Schulkameradinnen meiner Söhne und alle meine Schülerinnen ernsthafte Sorgen machen! :D Das Minikleid, dass sie bei Helge trägt, ist für mich absolut passend. Und auch sonst ist ihre Kleidung und ihr Auftreten völlig in Ordnung. Es kann ja nicht sein, dass jetzt jede normale weibliche Geste im Hinblick auf zu fördernde Verkaufszahlen und aufgesetzte Erotik interpretiert wird.


....habe ich diese Diskussion seit dem oben zitierten Post für mich als Neiddebatte abgehakt.

Das würde ich nun wieder nicht sagen. :p Er hat ja ganz hervorragende Pianisten verlinkt und ich danke sehr (!) für die Nennung von Sofya Gulyak, die ich - Schande - bisher nicht kannte.

Und das gibt zumindest mir schon zu denken: die Pianistin, die Leeds, einen sehr renommierten Wettbewerb gewonnen hat, kenne ich und vermutlich viele andere nicht, Olga Scheps etc. aber schon. Gulyak spielt auch aus meiner Sicht auf einem ganz anderen Niveau.

Junge Künstler, die hübsch sind und gut aussehen, sind vermutlich leichter zu vermarkten. Ich finde dieses Interview ganz interessant:

"Die perfekte Beherrschung eines Instruments garantiert heute keine Karriere mehr" | Musik in Dresden - Musik in Dresden: Ein Spiegel der Dresdner Musikszene

Und hier ein Auszug aus einem Interview mit Sol Gabetta, einer Cellistin, bei der man auch niemals über ihre Kleidung, wohl aber über ihr Spiel sprechen würde:

Interview mit*Sol Gabetta*-*Planet Interview

"Welche Rolle spielt eigentlich Schönheit bei Ihrem Beruf?
Gabetta: Tja, das wird man oft gefragt: ob man als Musikerin mehr Chancen hat, wenn man eine junge, hübsche Frau ist. Viele Kolleginnen sagen dann, dass sei Quatsch, sie wollen nur ihre Musik machen und es sei ihnen egal, ob sie hübsch sind oder nicht. Aber ich finde, man muss einfach einsehen, dass diese Welt nicht gerecht ist. Nicht alle sind reich, nicht alle sind arm, es gibt hübsche und weniger hübsche Menschen, der eine hat mehr Talent als der andere...
Und ich merke es an mir: Wenn ich in ein Konzert gehe, finde ich es selbst angenehmer, wenn eine schöne Person auf der Bühne steht. Das gehört einfach dazu, schließlich sind wir auf der Bühne. Ich kann es auch ganz gut verstehen, wenn sich jemand in Hélène Grimaud verliebt oder in Anna Netrebko – die sind einfach hübsch. Trotzdem bedeutet das nicht, dass es nicht auch wahnsinnig gute Musikerinnen und Musiker gibt, die vielleicht weniger hübsch sind aber trotzdem sehr viel zu sagen haben mit ihrer Musik. Und eigentlich geht es gar nicht um äußere Schönheit...

...sondern?
Gabetta: Sondern um Ausstrahlung. Der Körper, die Haare, die Augen, das alles ist nur die Fassade. Die Begeisterung des Publikums gegenüber einem Musiker hat mit dessen Persönlichkeit, seinem Musizieren und der Art und Weise zu tun, wie er mit dem Instrument umgeht.

Wie würden Sie denn Ausstrahlung definieren?
Gabetta: Das ist schwer zu sagen. Mit Ausstrahlung funktioniert der Kontakt zwischen Musiker und Publikum einfach viel besser und viel schneller. Während des Musizierens passiert irgendetwas, wobei man das Gefühl hat „Wow – das ist unglaublich!“

Kann man Ausstrahlung lernen?
Gabetta: Nein, das kann man nicht. Das ist wie Talent, entweder man hat es, oder man hat es nicht. Ich unterrichte ja selbst und sehe dabei genau, dass ich zwar versuchen kann, meinen Schülern bestimmte Wege aufzuzeigen und ihre Qualitäten rauszuholen und zu fördern vermag. Aber jemandem zu sagen, wie er seine Ausstrahlung vergrößert, das geht nicht.

Würden Sie bei manchen Musikern auch von einer erotischen Ausstrahlung sprechen?
Gabetta: Es kommt immer darauf an, wie Sie einen Musiker anschauen und was für eine Erwartung Sie an ihn haben. Nur würde ich es falsch finden, wenn jemand erwartet, dass eine Musikerin wie ein Topmodel aus einem Modemagazin aussieht. Beim Musizieren geht es um andere Qualitäten.

Aber wenn man sich CD-Cover von Geigerinnen oder von Anna Netrebko anschaut scheint erotische Ausstrahlung zumindest für Plattenfirmen eine Rolle zu spielen.
Gabetta: Ja, das stimmt, aber das ist nur eine Frage der Vermarktung. Wenn ein Künstler sich so vermarkten lässt, ist es sein Problem. Ich für meinen Teil bin nicht dafür da, um halbnackt Fotos zu machen, nur damit anstatt 3000 plötzlich 6000 Leute meine CD kaufen.
"

und aus einem Interview mit Thomas Quasthoff Interview mit*Thomas Quasthoff*-*Planet Interview

"Bei Bobby McFerrin fällt mir ein, dass er - auch wenn er dirigiert - selten im traditionellen Frack erscheint. Würden Sie auch manchmal lieber in zivil singen?
Quasthoff: Schwierige Frage. Für mich hat das Umkleiden unmittelbar auch mit Ehrfurcht und Respekt gegenüber dem zu tun, was man interpretiert, Ehrfurcht gegenüber der Musik. Aber es ist für mich kein "verkleiden", bei meinen Liederabenden trage ich auch weder ein weißes Hemd, noch eine Fliege, weil ich das am Hals grauenhaft finde und ich trage keinen Frack, weil das bei meinem Gang wohl eher dazu führen würde, dass man Fische auf die Bühne schmeißt - na gut, Scherz beiseite. Ich mache es mir schon so bequem wie möglich. Und nur wenn die Klamotten 'stärker' sind als die musikalische Spannung und Wirkung, die ein Künstler erzielt, dann finde ich die Konzert-Kleidung schlecht."


und Mischa Maisky:

"Zum Schluss habe ich eine Frage zu Ihrer Kleidung, ein Journalist schrieb einmal darüber, dass Ihr Outfit ihn an einen Rockmusiker erinnerte - können Sie das kommentieren?
Maisky: Der Journalist meinte vielleicht ein paar Pressefotos, denn auf der Bühne trage ich nie Lederhosen oder Stiefel. Ich bin auch nicht wirklich ein Rockfan, ich mag verschiede Musikrichtungen, Jazz viel mehr als Rock, Rockmusik kenne ich eigentlich kaum. Aber was die Kleidung betrifft, missverstehen das einige Leute sehr oft und interpretieren mein Outfit falsch. Die denken zuerst, ich würde auf der Bühne eine Modenshow veranstalten wollen, was aber ganz und gar nicht der Fall ist. Im Gegenteil, weil ich weiß, dass eine Modenschau im Konzertsaal nichts zu suchen hat, führe ich dort weder einen tollen Christian Dior Frack oder ein Hemd von Armani vor. Wichtig ist die Musik und was immer mir hilft, die Musik so gut wie möglich zu spielen, sollte in Ordnung sein. Ich habe mit verschiedenen Outfits experimentiert aus ganz praktischen Gründen, denn bei der Art und Weise wie ich spiele, verbrauche ich sehr viel Energie. Ich bewege mich viel, schwitze viel - da fühle ich mich sehr unbequem in traditionellen Konzert-Kleidern, Fracks und Schlips. Ich habe sogar einmal selbst versucht, meine Kleider zu designen bis ich aber schließlich den großartigen japanischen Designer Issey Miyake entdeckte. Ich habe mich in seine Phantasie und künstlerische Ideen verliebt, für mich ist er ein Genie und sein Stil gefällt mir sehr. Seine Klamotten sind auch unglaublich praktisch, für jemanden, der die ganze Zeit reist. Man muss sie nicht bügeln, man kann sie sehr einfach verstauen, sie nehmen nicht viel Platz weg ... Diese Kleidung hatte also immer einen praktischen Grund. Aber nachdem man mich nun schon so viele Jahre danach gefragt hat, denke ich, es könnte sein, dass es bei mir vielleicht unbewusst eine Form des Protestes ist, gegen dieses altmodische, konservative Element des Establishments in der Klassik-Szene, mit dem die Musik an sich ja gar nichts zu tun hat. Für viele hat die Klassik ja dieses Image, altmodisch und konservativ zu sein, was natürlich die jungen Menschen abschreckt, noch bevor sie die Chance haben, die Musik zu hören. Wenn die im Fernsehen Bilder von Symphonie-Orchestern sehen, die aussehen wie 100 Pinguine, dann denken sie natürlich schnell, Klassik sei nichts für sie - was ich sehr schade finde, schließlich kann die Musik ja nichts dafür."


Für mich ist es noch immer klar: bei Musikern, die auf sehr hohem Qualitätsniveau musizieren und mit ihrem Spiel in Dimensionen vorstoßen, die neu sind und zutiefst berühren, wird man nicht über ihre Konzertkleidung reden und wenn, dann nur in einem Nebensatz.

Liebe Grüße

chiarina
 
Endlich sagt es mal einer. Ist doch schon länger klar gewesen, dass es hier im Faden primär um eine durch christlich geprägte Erziehung/Gesellschaft anerzogene Moralvorstellung geht. Es wurde bisher auch nicht begründet, was denn an derartig betonter Körperlichkeit (Menschen haben nun mal Körper) so anstössig sein soll, sondern meistens aus einer eher gefühlsmäßigen Abneigung heraus argumentiert. (...)
Ich hab im übrigen immer noch das Gefühl, das sich ein Großteil der hier im Faden Schreibenden schon jenseits der 30 befinden ;)
Auch ich gehöre zu den Ü 30 und würde mich als christlich eingestellt charakterisieren. Dennoch sagt der Volksmund völlig zurecht, dass das Auge mitisst - sprich: Dass unsere Podiumsakteure sich über das Gedanken machen, was jeder erfolgreiche Einzelhändler für seinen geschäftlichen Erfolg beherzigen sollte. Dieser bietet nicht nur qualitativ gute Produkte zu einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis an, sondern arbeitet auch an einer professionellen Warenpräsentation, ohne die kein Verkauf gelingt! Beim Künstler gilt diese Maxime nicht im Zusammenhang mit einem Produkt, sondern mit einer Dienstleistung - und diese sollte genauso attraktiv präsentiert werden. Es ist bekannt, dass es von der Natur begünstigte Zeitgenoss(inn)en zunächst etwas leichter haben - aber Modelqualitäten auf dem Podium sind kein Mindeststandard. Selbst wenn optisch attraktivere Bewerber auf dem Arbeitsmarkt bessere Karten haben, muss in allen Fällen stets die Leistung stimmen und überzeugen. Ist das nicht der Fall, verhelfen auch die Modelqualitäten nicht zur erhofften Karriere, für die natürlich oft genug die "Right Time - Right Place"-Maxime gilt. Letzteres erklärt auch den Verdacht mancher Mitschreibender, es ginge mitunter im Karrierewesen des öfteren nicht mit rechten Dingen zu und es befänden sich auf den Brettern der Welt einfach die falschen Personen - natürlich säße man lieber selber dort...!

LG von Rheinkultur
 
Zitat von Rubato:
Zitat von semilakovs:
...Warum wird ein Mensch, der dem gerade geltenden Schönheitsideal besser entspricht, einem fähigeren vorgezogen? Warum kommt auf diese Frage reflexhaft die Pseudo-Erklärung "so war's doch immer"? Warum wird ständig versucht, denjenigen Menschen, die ausschließlich durch Äußerlichkeiten Erfolg haben, irgendwelche Talente unterzujubeln, die sie nicht haben? Ich würde mich sehr auf sachliche Antworten und Erklärungen freuen....
... weil die Welt und die Menschen nicht ideal sind. Der eine erkennt das und richtet sein Denken und Handeln danach aus. Der andere bleibt "Purist", fühlt sich allen anderen moralisch überlegen und ärgert sich ständig.
Der "Purist" erscheint in dieser Aussage also negativ besetzt - "fühlt sich allen anderen überlegen und ärgert sich ständig", während der andere Typ, der sein Handeln und Denken nach der Unvollkommenheit der Menschen ausrichtet, im Vergleich dazu positiv erscheint. Meinst du vielleicht den "Opportunisten"?..
=> Opportunist (von lat. opportunus „günstig“, „bequem“) im allgemeinen Sprachgebrauch eine Person, die zweckmäßig handelt, um sich der jeweiligen Lage anzupassen und einen Vorteil daraus zu ziehen
=> Purismus (lat.: purus = „rein“; frz.: le purisme = „der Purismus“) bezeichnet eine Geisteshaltung, die nach Reinheit geistiger Schöpfungen strebt und versucht, sie von „fremden“ Zutaten zu befreien

Quelle: Wiktionary
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Der "Purist" erscheint hier also negativ besetzt - "fühlt sich allen anderen überlegen und ärgert sich ständig", während der andere Typ, der sein Handeln und Denken nach der Unvollkommenheit der Menschen ausrichtet, im Vergleich dazu positiv erscheint. Meinst du vielleicht den "Opportunisten"?..
Anmerkung: Du zitierst Rubatos Beitrag #123...

LG von Rheinkultur
 
Sorry, habe es gerade geändert.
 
Zitat von Nica:
Für mich bist Du in dem Moment völlig unglaubwürdig geworden, als Du (...)

(...) ...habe ich diese Diskussion seit dem oben zitierten Post für mich als Neiddebatte abgehakt.

Wäre es dir möglich, meine Person da herauszuhalten? Ich habe bereits darum gebeten - das gehört zu jeder normalen Diskussion dazu. Auch ich könnte jeden Beitragsschreiber, deren Aussagen mir missfallen, persönlich angreifen.

Möchtest du vielleicht präzisieren, auf was ich deiner Meinung nach neidisch sei? Auf Olga Scheps' Klavierspiel? Oder auf ihr Kleid?

Das Argument mit dem Neid ist uhralt und billig. Es ist ja kaum möglich, einen "Star" und sein Publikum zu kritisieren ohne in die Neid-Schublade gesteckt zu werden. Sehr interessant zu beobachten waren z.B. die Kommentare zu YT-Videos von Lena Meyer-Landrut vor zwei Jahren, als sie den Eurovision-Preis bekam. Die meisten Kommentare waren begeistert, doch wehe wagte jemand sie und ihre "Stimme" zu kritisieren - sofort wurden sie massiv und in allen möglichen Varianten als neidisch abgestempelt. Sind da nicht gewisse Parallelen erkennbar?
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Wäre es dir möglich, meine Person da herauszuhalten? Ich habe bereits darum gebeten

Genau der Beitrag, in dem Du die Annahme weit von Dir weisen wolltest, dass es an Dir liegen könnte, hat meinen Beitrag erst veranlasst.

Möchtest du vielleicht präzisieren, auf was ich deiner Meinung nach neidisch sei?

Z.B. darauf, dass von ihr mehrere Solo-CDs überall erhältlich sind, von Dir aber nicht.

Das Argument mit dem Neid ist uhralt und billig. Es ist ja kaum möglich, einen "Star" und sein Publikum zu kritisieren

Doch, das ist möglich. Indem man nämlich fachlich fundierte Argumente bringt (wie z.B. im Lang-Lang-Faden geschehen), anstelle einer Frau, die mit Jeans und unattraktivem langärmligen Top auftritt, vorzuwerfen, sie stelle die Erotik in den Vordergrund und wolle durch den "sex sells"-Effekt Geld verdienen - dazu dann noch der wirklich ekelhafte Vergleich mit Playboy-Models, die außer ihrem Aussehen nichts können müssen.

Wer dieser Frau vorwirft, ihre Erotik in den Vordergrund zu stellen, der hat gar nicht hingesehen. Das ist von echter, fundierter Kritik weit entfernt. Es ist ein reines reflexhaftes "da hat eine junge Frau Erfolg, den kann sie ja nur durch ihr Aussehen und ihre Sex-Vermarktung erreicht haben". Wenn es kein Neid ist, dann ist es purer Sexismus: Erfolg von Frauen wird allenfalls geduldet, wenn sie wenigstens scheiße aussehen oder die Fünfzig schon überschritten haben. Vielleicht hilft es ja, wenn sie ab jetzt in einer Burka auftritt?
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Meinst du vielleicht den "Opportunisten"?..
=> Opportunist (von lat. opportunus „günstig“, „bequem“) im allgemeinen Sprachgebrauch eine Person, die zweckmäßig handelt, um sich der jeweiligen Lage anzupassen und einen Vorteil daraus zu ziehen
=> Purismus (lat.: purus = „rein“; frz.: le purisme = „der Purismus“) bezeichnet eine Geisteshaltung, die nach Reinheit geistiger Schöpfungen strebt und versucht, sie von „fremden“ Zutaten zu befreien

Den Begriff 'Opportunist' hast Du jetzt gerade in die Debatte eingeführt. Der 'Purist' stand in meinem Post #123 in Anführungszeichen. Positive oder negative Besetzungen der Begriffe, die Du Dir da 'ergoogelt' hast, darfst Du für Dich selbst gerne definieren. Ich bleibe lieber bei meinen eigenen Definitionen. Aber - und ganz raushalten kann ich Dich persönlich da leider nicht - : Ich gewinne aus Deinen Beiträgen tatsächlich den Eindruck, Du fühlst Dich moralisch überlegen und ärgerst Dich ständig. Warum ? Oben hast Du (sinngemäß) geschrieben, weil Du Berufsmusiker bist und Du Engagements / Auftritte an Leute verlieren könntest, die (vereinfacht) gut aussehen, aber musikalisch schlechter sind. Kann ich verstehen. Neid ist vielleicht nochmal was anderes. Müßte ich mal googeln ...

Gruß
Rubato
 
Genau der Beitrag, in dem Du die Annahme weit von Dir weisen wolltest, dass es an Dir liegen könnte, hat meinen Beitrag erst veranlasst.



Z.B. darauf, dass von ihr mehrere Solo-CDs überall erhältlich sind, von Dir aber nicht.



Doch, das ist möglich. Indem man nämlich fachlich fundierte Argumente bringt (wie z.B. im Lang-Lang-Faden geschehen), anstelle einer Frau, die mit Jeans und unattraktivem langärmligen Top auftritt, vorzuwerfen, sie stelle die Erotik in den Vordergrund und wolle durch den "sex sells"-Effekt Geld verdienen - dazu dann noch der wirklich ekelhafte Vergleich mit Playboy-Models, die außer ihrem Aussehen nichts können müssen.

Wer dieser Frau vorwirft, ihre Erotik in den Vordergrund zu stellen, der hat gar nicht hingesehen. Das ist von echter, fundierter Kritik weit entfernt. Es ist ein reines reflexhaftes "da hat eine junge Frau Erfolg, den kann sie ja nur durch ihr Aussehen und ihre Sex-Vermarktung erreicht haben". Wenn es kein Neid ist, dann ist es purer Sexismus: Erfolg von Frauen wird allenfalls geduldet, wenn sie wenigstens scheiße aussehen oder die Fünfzig schon überschritten haben. Vielleicht hilft es ja, wenn sie ab jetzt in einer Burka auftritt?

DANKE!!!! Ich dachte schon, es gibt niemanden hier, der sonst noch so denkt!
 
Sehr interessant zu beobachten waren z.B. die Kommentare zu YT-Videos von Lena Meyer-Landrut vor zwei Jahren, als sie den Eurovision-Preis bekam. Die meisten Kommentare waren begeistert, doch wehe wagte jemand sie und ihre "Stimme" zu kritisieren - sofort wurden sie massiv und in allen möglichen Varianten als neidisch abgestempelt. Sind da nicht gewisse Parallelen erkennbar?
Über die Vorgänge um "unseren Star für Oslo" kann man sich bis auf den heutigen Tag wundern. Aber gerade über die vielfach als bescheiden eingeschätzten stimmlichen Qualitäten von LML war seinerzeit genügend Kritisches zu vernehmen - das habe ich eigentlich anders in Erinnerung. "Satellite" ist als Song meiner Meinung nach besser gemacht, als man nach Lenas ziemlich seltsamer Umsetzung vermuten sollte. Die andere Finalistin Jennifer Braun trifft den Kern besser, da sie ein weitaus größeres Stimmpotential vorweisen kann: Jennifer Braun - Satellite Video - SubbeLizious - MyVideo

Und doch glaube ich, dass Jennifer Braun in Oslo keine Chance gehabt hätte - warum? Die Begeisterung über LML basierte auch auf der Faszination, dass jemand mit so geradezu amateurhaftem Stimm-Material und ziemlich bizarrer Performance doch so einzigartig und authentisch rüber kommen kann. Irgend etwas war an diesem Phänomen so besonders, das keiner so recht beschreiben konnte und das in keine Schublade rein passte. Wie gesagt: Right Time Right Place - im richtigen Moment am richtigen Ort, dasselbe ein Jahr vorher oder ein Jahr nachher hätte nicht in die Zeit gepasst und wäre möglicherweise völlig unbeachtet geblieben. Ebenso fällt es schwer zu glauben, dass Angela Merkel ihre Politkarriere nicht im Jahre 1990 begonnen hätte, sondern etwa 1989 oder eben 1991: Früher wurde die politische Wende in den Neuen Bundesländern vorrangig durch andere bekannte Persönlichkeiten gestaltet, später hätten sich andere nachhaltiger durchgesetzt - es ist also zu bestimmten Zeiten eine Position mit ganz spezifischen Attributen frei geworden, auf deren Übernahme genau zu diesem Zeitpunkt offensichtlich nur eine einzige Person auf der Welt exakt zugeschnitten daherkommen konnte. Was für LML oder AM zutrifft, gilt sinngemäß wohl auch für Podiumsstars an den Tasten: Von den richtigen Leuten zur rechten Zeit am rechten Ort ins Gespräch gebracht und sofort die Erwartungen des Gegenübers (Publikum, Veranstalter, Medien etc.) erfüllt. Anschließend wirkt der im biblischen Kontext anzusiedelnde "Matthäus-Effekt": Wer hat, dem wird (noch mehr) gegeben - wer aber nicht hat, dem wird auch noch das genommen, was er hat oder glaubt zu haben. Tragisch für die einzelne oder den einzelnen ist die Unberechenbarkeit der Subjektivität in der Beurteilung künstlerischer Leistungen; da spielen Ausstrahlung, Charisma oder Originalität eine große Rolle. Vielleicht erklärt dieser Umstand, weshalb bei vergleichbarem Können keineswegs eine vergleichbare Karriere vorprogrammiert ist und Kandidat(inn)en auf der Strecke bleiben, ohne fachlich den Erfolgreichen unterlegen sein zu müssen. Da in vielen Situationen nur ein Bewerber unter vielen zum Zuge kommen kann und alle anderen leer ausgehen, liegt die Betonung individueller Attribute, die einen aus der Masse der Mitbewerber herausheben könnte, als Konsequenz nahe. Das kann unter Umständen ein Detail an der Präsentation der künstlerischen Leistung sein, wozu auch die Konzertkleidung gehören kann. Dass die optisch attraktiveren Bewerber(innen) wohlwollender beurteilt werden, ist offensichtlich etwas gänzlich Normales und in praktisch allen Lebensbereichen anzutreffen. Selbst der falsche Vorname kommt als Selektionskriterium in Frage: Ungerechte Grundschullehrer: "Kevin ist kein Name, sondern eine Diagnose" - SPIEGEL ONLINE

Namen machen Leute, nicht nur Kleider (Gottfried Keller läßt grüßen) - kennt Ihr den?: Herbert Grönemeyer wird von einem Künstleragenten angesprochen, der ihm einen gänzlich inakzeptablen Vertrag anbietet. Bald darauf platzt Grönemeyer der Kragen: "Wissen Sie überhaupt, mit wem Sie's zu tun haben? Ich bin Herbert Grönemeyer!!!" - Antwort des Agenten: "Macht doch nix, der Name ist zwar bescheuert, aber den kann man ja ändern...!"

LG von Rheinkultur
 
Auch wenn es hier um Pianistinnen geht, möchte ich doch kurz mal auf die Pianisten kommen. Ca. 90 Prozent aller Pianisten sollen schwul sein, es ja bekannt das diese ein besonderer Hang zur Ästhetik , Mode , Kunst, Kreativität, Verrücktheiten usw. haben.
Ich kenne keinen von diesen Pianisten von sehr jungen Jungen bis weit aufwärts, die sich bei Auftritten extravagant auffällig, provozierend kleiden.Sie haben eben das Gespühr führ den Raum wo sie sich bewegen, obwohl diese im Privatleben alles andere alls spiessig sind. Würden diese so auftreten wie Cameron Carpenter oder wie an einer Gay Parade in Köln , währe einer Palastrevolution sicher. Ich zitiere nochmals Thomas Quasthoff aus dem Bericht von Chiarina, dafür sei Dank.
Quasthoff: Schwierige Frage. Für mich hat das Umkleiden unmittelbar auch mit Ehrfurcht und Respekt gegenüber dem zu tun, was man interpretiert, Ehrfurcht gegenüber der Musik.
Diese Aussagen trifft genau den Nagel auf den Kopf. Die genannten Pianisten und auch die ausserhalb dieser Familie sehen dies genau so.
Bei einem klassischen Konzert spielt die ganze Umgebung eine Rolle, dies macht den Geist der Zeit . Warum geht man in so ein Konzert? Sicher besteht doch auch der Wunsch abzuschalten, einzutauchen in eine andere Welt und innere Ruhe zu finden. Und genau dies wird gestört mit so einem Outfit wie Yuja Wang und ander tragen, es passt nicht, es ist und bleibt ordinär.
Dieses neureiche Schicki miggi gehabe ist wiederlich. Ich habe genug davon gesehen, schauste in die Klotze, springen dir solche aufgetakelten Weiber und Typen ins Gesicht. Yuja Wang kommt aus einer anderen Kultur und dies spührt man. Ich kenne einige Chinesen auch sie bestätigen immer wieder die Chinesische Oberfächlichkeit wie sie Yuja an Konzerte zutage trägt, ihr fehlt das Gespühr der letzte Schliff.Sie spielt die grosse Zicke, wenn ihre Fans sie dann hinter der Bühne bewundern und anschauen, reagierte dann wie in Österreich, knallte einem Zuhörer eines hinter die Ohren, die dachte wohl seine Blick sei ein Signal zum Hoppi, Hoppi machen .
Ich zitiere den Dirigenten Christian Thilemann " ich kann diesen oberflächlichen Schönlingswahn nicht mehr ertragen, die sollen sich auf die grosse Musik konzentrieren."
Diese Einstellung hat aber auch gar nichts mit dem Alter oder Christentum zu tun, es sind erstaunlich viele junge Musiker und junge Musikliebhaber die dies genau so sehen.

Cordialement
Destenay
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:

Namen machen Leute, nicht nur Kleider (Gottfried Keller läßt grüßen) - kennt Ihr den?: Herbert Grönemeyer wird von einem Künstleragenten angesprochen, der ihm einen gänzlich inakzeptablen Vertrag anbietet. Bald darauf platzt Grönemeyer der Kragen: "Wissen Sie überhaupt, mit wem Sie's zu tun haben? Ich bin Herbert Grönemeyer!!!" - Antwort des Agenten: "Macht doch nix, der Name ist zwar bescheuert, aber den kann man ja ändern...!"
Damit die Diskussion nicht wieder so verbissen geführt wird, noch einen zur Auflockerung dazwischen (aus politischen Gründen vor zehn Jahren sehr populär):
Kommt ein Mann ins Einwohnermeldeamt mit dem Anliegen, seinen Namen ändern zu lassen. Der Mitarbeiter fragt nach dem aktuellen Vor- und Zunamen. Antwort: "Ich heiße Kunibertus Archilochos Schröder. Bitte, bitte, bitte geben Sie mir einen neuen Namen; alle machen sich über meinen Namen lustig, es ist nicht zum Aushalten..." - "Aber ja, Herr Schröder, das ist doch kein Problem. Wie möchten Sie denn künftig heißen?" - "Ja, wie jetzt? Das ist mir völlig egal, Müller oder Meier meinetwegen, interessiert mich nicht. Aber bloß nicht mehr SCHRÖDER...!!!"

LG von Rheinkultur
 
CDs sind meiner Meinung nach kein uneingeschränkter Maßstab für pianistische und musikalische Qualität

Das habe ich auch nicht behauptet. Sie können aber als Maßstab für Erfolg genommen werden. Meiner Erfahrung nach sind Menschen häufig nicht so sehr auf die Fähigkeiten der anderen neidisch als auf deren Erfolg.

und bevor mir jetzt nachgesagt wird, dass auch mir der Neid aus den Augen platzt

Von Deinen Beiträgen hatte ich diesen Eindruck bisher nicht, sie sind eben sachlicher.

Es geht hier nicht um den Einzelfall, sondern um die Tendenz.

Naja, wenn die Argumentation mit so hanebüchenen Beispielen untermauert werden soll wie dem von mir zitierten, dann macht man sich eben lächerlich.

Ob es eine Tendenz gibt oder nicht, kann ich nicht beurteilen, dazu weiß ich nichts über die Möglichkeiten und Chancen von vor 20, 30 oder 50 Jahren. Tatsache ist aber, dass Fähigkeiten noch nie Erfolg garantiert haben. Da kann man auch mal von den reinen Interpreten weggehen und sich z.B. die Komponisten, Schriftsteller und Künstler anschauen, die erst nach ihrem Tod Bekanntheit erreicht haben und vorher oft in Armut leben mussten. Das ist bedauerlich, aber nichts Neues. Wie Rheinkultur schon geschrieben hat: Man muss eben zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein, zusätzlich noch Beziehungen, Glück, Charisma oder was auch immer haben.
 
Tatsache ist aber, dass Fähigkeiten noch nie Erfolg garantiert haben.
hat bisher irgendwer ohne die entsprechenden Fähigkeiten mit der Darbietung beispielsweise der Hammerklaviersonate wirtschaftlichen Erfolg erzielt (ganz egal ob im Negligee, Abendkleid, Frack oder Blaumann)???

...wenn man im "Klassik-Business" ohne das lästige Instrument hochsteigen könnte, so wäre das sicher ganz wunderbar: man bräuchte nicht üben, man müsste vor den Leuten keine Verrenkungen an Saiten oder Tasten machen, hübsch sein, flotte Klamotten und Smalltalk würden genügen ;):) ----- wenn irgendwas dümmlich an dem ganzen "sex-sells"-Getue ist, dann doch nur der Versuch der Werbebranche, von der Sache weg auf den puren Verkauf zu zielen - hoffen wir, dass es der Werbung gelingen wird, uns eine/n hübsche/n Nichtspieler/in mal als neuen Horowitz glaubwürdig zu präsentieren :D:D
 
Die Einschaltquote dieses Fadens ist ziemlich hoch... Zumindest darin bewahrheitet sich die Aussage "Sex sells", dass das Schlagwort "Sex" sich tatsächlich zu "verkaufen" scheint. :D

Ich wollte nur kurz anmerken, dass man semilakovs nun wirklich nicht vorwerfen kann, dass seine Beiträge nicht sachlich wären. Außerdem hat er mehrfach betont, es gehe ihm nicht um eine Kritik der KünstlerInnen, sondern um eine Kritik des Publikums und der Presse. Diese Aussage ist meiner Meinung nach Ernst zu nehmen und es wäre hilfreich und versachlichend, weitere Debatten von ihr ausgehend zu führen.
Man könnte als Ausgangspunkt z. B. die Frage nehmen: Kann und soll man das Publikum dafür kritisieren, dass sich Erfolg (im Popbereich wohl unbestritten, aber zunehmend auch im Bereich der "Hochkultur") nur noch durch Aussehen und Sex-Appeal erzielen lässt?
 
Kann und soll man das Publikum dafür kritisieren, dass sich Erfolg (im Popbereich wohl unbestritten, aber zunehmend auch im Bereich der "Hochkultur") nur noch durch Aussehen und Sex-Appeal erzielen lässt?
Na und ob! Denn das "Klassikpublikum" ist genausowenig kunstbeflissen wie die meisten Besucher von Galerien und Museen. Man "macht das halt", wenn man zum gehobenen Bürgertum oder unteren Oberschicht zählt. Und echauffiert sich über Regietheater wie Beuys anno dunnemal. Die meisten sind hellauf begeistert, die Augen beschäftigen zu können, weil die Ohren (und das Herz) es eh nicht hören. Meist versteckte Spießer, die gerne Ihre "Neue Revue" oder "Praline" genauso ungeniert goutieren möchten, wie der Mann an der Werkbank. Gottseidank versenden Orion und Beate diskret in die Kanzlei ;-). Das ist ein Markt, der bedient werden will!
 
hat bisher irgendwer ohne die entsprechenden Fähigkeiten mit der Darbietung beispielsweise der Hammerklaviersonate wirtschaftlichen Erfolg erzielt (ganz egal ob im Negligee, Abendkleid, Frack oder Blaumann)???

Tja, das behaupten ja einige hier im Faden. Ich aber nicht, deshalb weiß ich nicht, wieso Du da ausgerechnet mich zitierst. Aus den Prämissen "manche Leute haben Erfolg" und "Fähigkeiten garantieren keinen Erfolg" folgt nämlich nicht "ohne Fähigkeiten kann man Erfolg haben".

Zitat von Zoel:
dass sich Erfolg nur noch durch Aussehen und Sex-Appeal erzielen lässt?

Lang Lang sieht gut aus und hat Sex-Appeal? Echt? Ich hab gerade auch mal in die Echo-Klassik-Liste geschaut (die ist doch kommerziell, oder?) und finde dort keineswegs alle gutaussehend und/oder sexy.
 
(...) Oben hast Du (sinngemäß) geschrieben, weil Du Berufsmusiker bist und Du Engagements / Auftritte an Leute verlieren könntest, die (vereinfacht) gut aussehen, aber musikalisch schlechter sind. Kann ich verstehen. Neid ist vielleicht nochmal was anderes. Müßte ich mal googeln ...

Das habe ich nicht geschrieben. Als Reaktion auf deine Aussage, "man sollte das alles nicht so verbissen sehen" antwortete ich
Zitat von semilakovs:
Als Klassik-Liebhaber zum Beispiel kann man diese Diskussion sicher gelassener und mit Humor sehen. Ich bin jedoch von den Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt in der klassischen Musikbranche als Konzertpianist direkt betroffen und hoffe auf Verständnis, wenn mich das Thema ernsthaft beschäftigt.
 
Aus den Prämissen "manche Leute haben Erfolg" und "Fähigkeiten garantieren keinen Erfolg" folgt nämlich nicht "ohne Fähigkeiten kann man Erfolg haben".
Ich würde sagen, im Klassikbereich gibt es - im Unterschied zum Pop - gewisse "Mindestanforderungen" ans Können - man darf nicht allzu häufig falsche Noten spielen/singen, muss auch die virtuosen Stücke bewältigen können usw. - kurz, man muss das durchschnittliche Publikum einigermaßen bei der Stange halten können. Daraus folgt aber noch lange nicht, dass das dann künstlerisch hervorragendes Spiel ist.

Lang Lang sieht gut aus und hat Sex-Appeal? Echt? Ich hab gerade auch mal in die Echo-Klassik-Liste geschaut (die ist doch kommerziell, oder?) und finde dort keineswegs alle gutaussehend und/oder sexy.
Mit meiner Frage "Kann und soll man das Publikum dafür kritisieren, dass sich Erfolg nur noch durch Aussehen und Sex-Appeal erzielen lässt?" wollte ich nur eine Möglichkeit andeuten, die Diskussion weiterzuführen. Dass man schon dem in der Frage Implizierten widersprechen kann, ist klar. Es hängt natürlich auch stark davon ab, wie man "Erfolg" definiert...;)
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Status
Es sind keine weiteren Antworten möglich.

Ähnliche Themen

Clavio
Antworten
0
Aufrufe
989
Clavio
Clavio

Zurück
Top Bottom