Sex sells - legitim bei Pianistinnen?

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Lang Lang sieht gut aus und hat Sex-Appeal? Echt? Ich hab gerade auch mal in die Echo-Klassik-Liste geschaut (die ist doch kommerziell, oder?) und finde dort keineswegs alle gutaussehend und/oder sexy.
Es kann sogar international erfolgreiche Pianisten wie Fazil Say geben, der mit einer Lippen-Kiefer-Gaumenspalte auf die Welt gekommen ist und der trotz Operation im Kindesalter niemals das Erscheinungsbild eines männlichen Topmodels abgeben sollte. Aber wozu auch? Er ist nicht nur am Instrument eine echte Koryphäe und keineswegs der Typ des Künstlers, den irgendwelche Vordergründigkeiten interessieren würden und der sich für öffentlichkeitswirksame Vermarktungsstrategien hergäbe. Nötig hätte er es ohnehin nicht.

Karriereplanung ist insofern wahrlich kein einfaches Metier, als viele Faktoren mit hineinspielen, die man selbst nicht oder nur wenig beeinflussen kann. Wer Agenturen oder Veranstaltern vorhalten möchte, sie seien zu sehr auf den kommerziellen Erfolg ausgerichtet, muss sich vor Augen führen, dass der wirtschaftliche Erfolg zunächst unerläßlich ist - um nämlich in den schwierigen Phasen einer Karriere (vor allem am Start) eine Erfolgslaufbahn erst mal aufzubauen. Von Anfang an in den Künstler nichts oder wenig investieren und mit ihm sogleich viel Geld verdienen - das wird eher selten der Fall sein. Deshalb sind ja viele Nachwuchstalente zunächst gezwungen, sich selbst zu vermarkten - nachdem sie sich im Studium primär damit beschäftigt haben, das professionelle Musizieren zu erlernen. Damit auch Geld verdienen zu müssen, gehört vielfach zu den sekundären Belangen. Künstler, die fachlich hervorragend sind und sich hervorragend vermarkten können, sind vermutlich selten anzutreffen. Das macht einen Karriereweg auch zu einer vielfach nicht geradlinigen und berechenbaren Angelegenheit.

Wo kommerzielle Belange vorherrschen, dominieren Modeerscheinungen und kurzzeitige Erfolgsphasen mit oftmals tiefen Rückschlägen und Abstürzen. Viele Karrieren auf dem klassischen Sektor beeindrucken eher durch Nachhaltigkeit und langfristige Bewährung am Markt. @rolf: ...und diese sind natürlich ohne die einschlägige Qualifikation praktisch nicht denkbar. Theoretisch könnte man durch den Einsatz des Digitalschnitts im Tonstudio auch mittelmäßigen und instrumentaltechnisch durchschnittlichen Pianisten irgendwie zu überdurchschnittlichen Einspielungen verhelfen. Dies wäre aber mit einem so unverhältnismäßig hohen zeitlichen und finanziellen Aufwand auf der studiotechnischen Seite verbunden, dass ein solches Vorgehen in der Praxis nicht in Betracht kommt. Wenn das live abrufbare Können damit nicht Schritt hält, ist die Karriere ohnehin bald gelaufen. Mir sind bereits Sänger, Instrumentalisten und Dirigenten über den Weg gelaufen, deren Herkunft aus reichem Hause die private Vorfinanzierung des Debütkonzerts in der Philharmonie XY möglich gemacht hat. Wenn das zu diesem Anlass präsentierte Können mangels Substanz in der Branche keine positive Resonanz gefunden hat, klappte es mit dem Platz an der Sonne in Form einer fremdfinanzierten Weltkarriere trotzdem nicht.
Auf die Dauer müssen sich alle irgendwann in der Praxis bewähren und etablieren. Neid und Missgunst bringen da herzlich wenig...

meint Rheinkultur
 
Mit meiner Frage "Kann und soll man das Publikum dafür kritisieren, dass sich Erfolg nur noch durch Aussehen und Sex-Appeal erzielen lässt?" wollte ich nur eine Möglichkeit andeuten, die Diskussion weiterzuführen. Dass man schon dem in der Frage Implizierten widersprechen kann, ist klar. Es hängt natürlich auch stark davon ab, wie man "Erfolg" definiert...;)

Dann sag doch mal, wie Du ihn definierst. Wenn Du bei Deiner Aussage bleibst, heißt das ja, dass entweder
- Lang Lang und Fazil Say (danke, Rheinkultur) keinen Erfolg haben und der Echo keinen Erfolg widerspiegelt
oder
- die oben genannten für Dich gutaussehend und sexy sind.
 
Dann sag doch mal, wie Du ihn definierst. Wenn Du bei Deiner Aussage bleibst, heißt das ja, dass entweder
- Lang Lang und Fazil Say (danke, Rheinkultur) keinen Erfolg haben und der Echo keinen Erfolg widerspiegelt
oder
- die oben genannten für Dich gutaussehend und sexy sind.

Ich habe "gutaussehend und sexy" nur als mögliche Beispiele verstanden. Ich glaube, dass man in irgendeiner Form eine Nische besetzen muss, um "Karriere" zu machen und vielleicht den Erfolg zu haben, der hier gemeint und gewollt ist (Erfolg kann natürlich auch sein, wenn man persönlich mit seiner Leistung zufrieden ist, unabhängig von der Anerkennung vieler anderer und finanziellem Gewinn). Viele Pianisten gehen daher individuelle Wege, um sich von der riesigen Konkurrenz abzusetzen. Es gibt global gesehen einfach viel zu viele gute Pianisten und der Markt ist sehr klein! Mit CD's - so habe ich gehört - lassen sich eh kaum noch Geschäfte machen. Der Markt verändert sich ständig und so gehört auch eine Riesenportion Glück dazu, gerade zur rechten Zeit am rechten Ort zu sein und wenigstens eine akzeptable Leistung zu bringen. Viele Opernsänger, aber auch Instrumentalisten, haben so Karriere gemacht - als Einspringer für erkrankte Musiker. Ohne eine entsprechende Leistung wäre das aber nichts geworden.

Um nun solche Nischen zu finden, die einen von der Norm abheben und den ersehnten Erfolg bringen könnten, gehen Musiker verschiedene Wege: die einen spielen selten gespielte Werke manchmal sogar eines einzelnen Komponisten (Soler, Dvorak, Salieri ...... , Kapustin wäre sicher etwas für dich, semilakovs, deine Interpretation der Intermezzo Etüde gefällt mir sehr!), die anderen mischen verschiedene Stile (Tristano...), sprengen Grenzen, improvisieren und komponieren wie in alten Zeiten (Fazil Say, Montero ....) ................. . Auch Lang-Lang hebt sich durch seine Art von der Masse ab. Wieso nun der eine Karriere macht und der andere nicht, kann ich nicht sagen - dafür habe ich zuwenig Insider-Wissen. Die Medien machen da natürlich viel aus. Die Konzertsäle müssen voll werden und ein medienwirksamer Star bringt Kohle. Um medienwirksam zu sein, braucht man z.B. Charisma und Eigenwilligkeit. Manchmal reichen auch nur gute Beziehungen, viel eigenes Geld als Startkapital, Skandale und eben gutes Aussehen. Klavierspielen auf respektablem Niveau können heutzutage die meisten. Ich habe nur den sehr betrüblichen Eindruck, dass gerade das, was einen guten Musiker von einem herausragenden unterscheidet, nicht mehr so gewünscht ist. Dazu gehört auch, dass Künstler, sind sie einmal im Zentrum der Aufmerksamkeit, sofort verheizt werden und ihnen keine Ruhe mehr gegönnt wird, um zu wachsen und sich zu entwickeln. Ganz schlimm muss das bei Opernsängern sein. Und auch Ausnahmetalente brauchen Zeit.

Liebe Grüße

chiarina
 
Ich habe "gutaussehend und sexy" nur als mögliche Beispiele verstanden. Ich glaube, dass man in irgendeiner Form eine Nische besetzen muss, um "Karriere" zu machen und vielleicht den Erfolg zu haben, der hier gemeint und gewollt ist
Genau! Wenn man sich's genau überlegt, gilt das auch im Popbereich. Amy Winehouse war weder gutaussehend noch sexy (zumindest nach meinem subjektiven Eindruck), aber sie hatte irgendeine Form von Charisma, die ihr den Kultstatus ermöglichte.

(Erfolg kann natürlich auch sein, wenn man persönlich mit seiner Leistung zufrieden ist, unabhängig von der Anerkennung vieler anderer und finanziellem Gewinn).
Danke, chiarina, genau daran dachte ich auch! Erfolg muss sich nicht immer in der Anerkennung der Masse und in Preisen wie dem Echo widerspiegeln. Eine gelungene Interpretation in einem Konzert im kleinen Kreis - auch das kann ein Erfolg sein. Oder wenn ein Pianist es schafft, durch sein Klavierspiel auch nur in einem Einzigen eine tiefe Bewegung und vielleicht sogar eine Art Katharsis anzustoßen.

koelnklavier machte in seinem inzwischen gelöschten Beitrag den Unterschied zwischen "platonischer" und "epikuräischer" Kunstauffassung. Bei aller Vorsicht im Umgang mit solchen vereinfachenden Dichotomien würde ich mich - wie vermutlich schon deutlich geworden ist - eher zu den "Platonikern" rechnen, die den Worten Hegels zustimmen: "Denn in der Kunst haben wir es mit keinem bloß angenehmen oder nützlichen Spielwerk, sondern [...] mit einer Entfaltung der Wahrheit zu tun". Was natürlich nicht heißt, dass ich diejenigen, die sich einfach nur unterhalten lassen wollen, geringachte. Umgekehrt hoffe ich als "Platoniker" auch auf Verständnis von den "Epikuräern".
 
Genau! Wenn man sich's genau überlegt, gilt das auch im Popbereich. Amy Winehouse war weder gutaussehend noch sexy (zumindest nach meinem subjektiven Eindruck), aber sie hatte irgendeine Form von Charisma, die ihr den Kultstatus ermöglichte.

Und was ist daran neu? Und wieso hast Du dann das Wort "nur" verwendet?

Eine gelungene Interpretation in einem Konzert im kleinen Kreis - auch das kann ein Erfolg sein. Oder wenn ein Pianist es schafft, durch sein Klavierspiel auch nur in einem Einzigen eine tiefe Bewegung und vielleicht sogar eine Art Katharsis anzustoßen.

Und warum kann diese Art von Erfolg "nur noch" durch "Aussehen und Sex-Appeal" erreicht werden? Es wäre einfach schön, ein paar Argumente zu bringen, anstelle einfach Thesen vorauszusetzen.
 
Nica, du hast eine Begabung, einen auf Widersprüche in den eigenen Aussagen hinzuweisen, was ich durchaus schätze.
Aber es ist doch klar, dass ich bei meiner Frage in #142 (auf die du mich bitte nicht so festnageln solltest) eine andere Art Erfolg meinte: den Erfolg bei der Masse.
Bei den Beiträgen hier schreibt man eben manchmal ins Unreine, und dann hat man doch das Recht, unter Umständen zu ergänzen, zu korrigieren oder auch seine Meinung zu ändern.
 
Kölnklavier, Deinen (von mir gelikten) Beitrag zu löschen ist ein unreifes, kindisches Buhuhu-Verhalten.

Bist Du nicht Manns genug, mal einen dämlichen pppetc-Einzeiler aushalten zu können? *kopfschüttel*
 
Ich weiß ja nun leider nicht (schade, ich hätte es gern gelesen!), was kölnklavier geschrieben hat. Zoel ist ein bisschen darauf eingegangen.

Ich möchte aber doch noch einmal deutlich machen, dass ich persönlich es aus einem bestimmten Grund nicht mag, wenn ein Pianist oder eine Pianistin bei ihrem Konzert betont sexy angezogen ist (was für mich etwas ganz anderes sein kann als attraktiv und was auch nichts mit Mini oder Maxi etc. zu tun hat):

wenn ich hier im Forum über das Vorspielen rede, bekomme ich viel Zustimmung, wenn ich sage, dass es eben NICHT um das Vorspielen geht, sondern um das gemeinsame Erleben von Musik. Es geht (vorrangig) nicht um die Leistung des Vortragenden, sondern es geht um die Sache selbst: Musik in ihrer Schönheit und Lebendigkeit zu erleben und in einem speziellen Konzert eben die Sichtweise des Interpreten auf diese Musik.

Menschen tun sich sowieso schon schwer genug, einfach zuzuhören. Unser Sehsinn ist sehr dominant. Daher ist es für mich der oben genannten Intention völlig widersprechend, wenn ich bestimmte körperliche Vorzüge optisch so herausstelle. Ich finde einfach, ich bin in einem Konzert nicht so wichtig. Wichtig ist in einem Konzert etwas ganz anderes. Die Haltung, mit der ich musiziere, spiegelt sich also in meiner Kleidung wider. Wenn ich meinen Körper zu sehr herausstellen würde, passte das absolut nicht mehr zu dieser Haltung.

Und das ist m.E, auch der Grund, warum Mischa Maisky sagt, Modenschauen haben auf der Bühne nichts zu suchen, warum gerade die allerbesten Künstler sich so nicht anziehen. Es ist eben kein Event, es hat nichts damit zu tun, sich schön anzuziehen - es geht im besten Falle um Kunst.

Liebe Grüße

chiarina
 

Nachtrag:

es ist doch interessant, dass man bei Präsentationen etc. mit sog. Eye-Catchern arbeitet. Die dienen dazu, neugierig zu machen und einen Einstieg in das Thema zu bieten. So ein Eye-catcher im weitesten Sinne ist es auch, wenn man vor dem Konzert auf der Bühne erscheint. Nur soll der Eye-Catcher auch immer etwas mit dem Thema zu tun haben - eine betont sexy Kleidung macht aber ganz andere Versprechungen, als man schließlich bekommt ...... . :floet: :D Glaub ich jedenfalls. :D

Liebe Grüße

chiarina
 
Es ist völliger Quatsch zu glauben, daß die (Teil-)Entblößung des weiblichen Körpers auf
heterosexuell veranlagte Männer in jeder Situation erotisierend oder sexuell stimulierend wirkt;
beides ist – mit Verlaub gesagt – sehr kontextabhängig.

Wer sexuelle Schlüsselreize als Entscheidungshilfe zur Favorisierung eines Interpreten/
einer Interpretin braucht, beweist damit vorallem, wie fern ihm die Musik steht. Es mag sein,
daß das Publikum größtenteils aus solchen, an Musik eher desinteressierten Menschen besteht.
Ich glaube aber nicht, daß dieser Anteil heute größer ist als in vergangenen Zeiten.
 
Bei aller Vorsicht im Umgang mit solchen vereinfachenden Dichotomien würde ich mich - wie vermutlich schon deutlich geworden ist - eher zu den "Platonikern" rechnen, die den Worten Hegels zustimmen: "Denn in der Kunst haben wir es mit keinem bloß angenehmen oder nützlichen Spielwerk, sondern [...] mit einer Entfaltung der Wahrheit zu tun". Was natürlich nicht heißt, dass ich diejenigen, die sich einfach nur unterhalten lassen wollen, geringachte. Umgekehrt hoffe ich als "Platoniker" auch auf Verständnis von den "Epikuräern".

Platon und der Platonismus stimmen also Hegel zu ... ;) Wenn Du die Musik liebst, wirst Du wohl dem Meister abschwören müssen, denn was Platon von ihr hält, ist ja in den Büchern 3 und 10 seiner Politeia genau nachzulesen. Und daß es andererseits eine epikuräische Musiktheorie gegeben hätte, machen Epikur zugeschriebene Sätze wie "... Diskussionen und wissenschaftlichen Untersuchungen zur Musik wird der Weise sich nicht einmal beim Wein widmen" nicht recht wahrscheinlich (s. Lorenz e.a., Musik in der antiken Philosophie).
 
- eine betont sexy Kleidung macht aber ganz andere Versprechungen, als man schließlich bekommt ...... . :floet: :D

Das entscheidet sich backstage - wie Zappa vor langer, langer Zeit schon wußte.

Es mag sein,
daß das Publikum größtenteils aus solchen, an Musik eher desinteressierten Menschen besteht.
Ich glaube aber nicht, daß dieser Anteil heute größer ist als in vergangenen Zeiten.

Mit diesem Glauben bist Du nicht allein:

 
Es ist völliger Quatsch zu glauben, daß die (Teil-)Entblößung des weiblichen Körpers auf
heterosexuell veranlagte Männer in jeder Situation erotisierend oder sexuell stimulierend wirkt;
beides ist – mit Verlaub gesagt – sehr kontextabhängig.

Wobei ich vor allen Dingen von mir selber gesprochen hatte: ich selber würde nicht eine Kleidung anziehen in einem Konzert, in dem ich körperliche Vorzüge - sofern vorhanden :p - in dieser Weise betone. :p

Und ich - bitte verzeih mir die despektierliche Ansicht - bin mir da nicht ganz so sicher in dem, was du schreibst. :p

Liebe Grüße

chiarina
 
es ist doch interessant, dass man bei Präsentationen etc. mit sog. Eye-Catchern arbeitet. Die dienen dazu, neugierig zu machen und einen Einstieg in das Thema zu bieten. So ein Eye-catcher im weitesten Sinne ist es auch, wenn man vor dem Konzert auf der Bühne erscheint.
Zu deutsch: Blickfang. Also dem Auge etwas anbieten, das das Hinschauen lohnenswert macht. Vordergründig aufreizende Kleidung lenkt dann natürlich vom eigentlichen Geschehen ab, das sich ja nicht im Separee einer zwielichtigen Kaschemme, sondern auf einem Konzertpodium abspielt. Wenn eine Pianistin von der Natur vorteilhaft bedacht worden und in der Lage, am Instrument zu überzeugen, hat sie eine ganze Menge an Möglichkeiten zur Verfügung, sich optisch und akustisch gut zu präsentieren. Dagegen gibt es doch eigentlich nichts einzuwenden,

meint Rheinkultur
 
Wenn eine Pianistin von der Natur vorteilhaft bedacht worden und in der Lage, am Instrument zu überzeugen, hat sie eine ganze Menge an Möglichkeiten zur Verfügung, sich optisch und akustisch gut zu präsentieren. Dagegen gibt es doch eigentlich nichts einzuwenden,

Dagegen gibt es absolut nichts einzuwenden!

Vordergründig aufreizende Kleidung lenkt dann natürlich vom eigentlichen Geschehen ab, das sich ja nicht im Separee einer zwielichtigen Kaschemme, sondern auf einem Konzertpodium abspielt.

Dagegen aus meiner Sicht schon. Mich stört alles, was aus Show-Effekten gemacht wird. Ob das Kleidung oder Gesten sind, ist völlig egal. Letztes Jahr habe ich einen Pianisten erlebt, der immer am Ende eines Stücks einen Arm in einer theatralischen Geste nach oben warf. Das ist für mich genau das Gleiche. Da gruselt's mich.

Liebe Grüße

chiarina

P.S.: Und ich meine, dass man schon spürt, ob Gesten authentisch sind oder nicht. Helene Grimaud würde ich ihren manchmal ekstatischen Gesichtsausdruck niemals vorwerfen.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Es kann sogar international erfolgreiche Pianisten wie Fazil Say geben, der mit einer Lippen-Kiefer-Gaumenspalte auf die Welt gekommen ist und der trotz Operation im Kindesalter niemals das Erscheinungsbild eines männlichen Topmodels abgeben sollte. Aber wozu auch? Er ist nicht nur am Instrument eine echte Koryphäe und keineswegs der Typ des Künstlers, den irgendwelche Vordergründigkeiten interessieren würden und der sich für öffentlichkeitswirksame Vermarktungsstrategien hergäbe. Nötig hätte er es ohnehin nicht.

Karriereplanung ist insofern wahrlich kein einfaches Metier, als viele Faktoren mit hineinspielen, die man selbst nicht oder nur wenig beeinflussen kann. Wer Agenturen oder Veranstaltern vorhalten möchte, sie seien zu sehr auf den kommerziellen Erfolg ausgerichtet, muss sich vor Augen führen, dass der wirtschaftliche Erfolg zunächst unerläßlich ist - um nämlich in den schwierigen Phasen einer Karriere (vor allem am Start) eine Erfolgslaufbahn erst mal aufzubauen. Von Anfang an in den Künstler nichts oder wenig investieren und mit ihm sogleich viel Geld verdienen - das wird eher selten der Fall sein. Deshalb sind ja viele Nachwuchstalente zunächst gezwungen, sich selbst zu vermarkten - nachdem sie sich im Studium primär damit beschäftigt haben, das professionelle Musizieren zu erlernen. Damit auch Geld verdienen zu müssen, gehört vielfach zu den sekundären Belangen. Künstler, die fachlich hervorragend sind und sich hervorragend vermarkten können, sind vermutlich selten anzutreffen. Das macht einen Karriereweg auch zu einer vielfach nicht geradlinigen und berechenbaren Angelegenheit.

Wo kommerzielle Belange vorherrschen, dominieren Modeerscheinungen und kurzzeitige Erfolgsphasen mit oftmals tiefen Rückschlägen und Abstürzen. Viele Karrieren auf dem klassischen Sektor beeindrucken eher durch Nachhaltigkeit und langfristige Bewährung am Markt. @rolf: ...und diese sind natürlich ohne die einschlägige Qualifikation praktisch nicht denkbar. Theoretisch könnte man durch den Einsatz des Digitalschnitts im Tonstudio auch mittelmäßigen und instrumentaltechnisch durchschnittlichen Pianisten irgendwie zu überdurchschnittlichen Einspielungen verhelfen. Dies wäre aber mit einem so unverhältnismäßig hohen zeitlichen und finanziellen Aufwand auf der studiotechnischen Seite verbunden, dass ein solches Vorgehen in der Praxis nicht in Betracht kommt. Wenn das live abrufbare Können damit nicht Schritt hält, ist die Karriere ohnehin bald gelaufen. Mir sind bereits Sänger, Instrumentalisten und Dirigenten über den Weg gelaufen, deren Herkunft aus reichem Hause die private Vorfinanzierung des Debütkonzerts in der Philharmonie XY möglich gemacht hat. Wenn das zu diesem Anlass präsentierte Können mangels Substanz in der Branche keine positive Resonanz gefunden hat, klappte es mit dem Platz an der Sonne in Form einer fremdfinanzierten Weltkarriere trotzdem nicht.
Auf die Dauer müssen sich alle irgendwann in der Praxis bewähren und etablieren. Neid und Missgunst bringen da herzlich wenig...

meint Rheinkultur

Ich möchte dazu erwähnen um einen begabten Pianisten aufzubauen , wird mit minimum 5 Jahren gerechnet ( auch bei anderen Musikern) , ausgeschlossen davon sind diejenigen die einer der ganz grossen Wettbewerbe gewohnen haben. Die meisten Wettbewerbe werden nicht berücksichtigt es gibt zuviele davon.
Versucht man in diesem Jahr ein Konzert für einen Pianisten(in) zu organisieren, so kann man damit rechnen , dass die meisten Veranstalter schon zumteil bis 2016 ausgebucht sind dazu kommt noch, dass etliche Verantstalter eine sogenannte Wunschliste von Künstlern führen die sie gerne hätten.
Bei uns in Frankreich kommt noch dazu, dass man die jungen französischen Musiker bevorzugt, daher ist es umso schwieriger einen ausländischen Künstler unterzubringen, ausgenommen die ganz Grossen oder wie schon erwähnt die die grosse Wettbewerbe gewohnen haben.
Die finanzielle Situation sieht bei den meisten Veranstaltern schlecht bis sehr schlecht aus, von wegen grosse Gagen ( da gibt es Ausnahmen).
Weltbekannte Pianisten sind zumteil schon dankbar für einen Auftritt ab 1200 euro ( minus ca. 15 prozent Steuer in Deutschland ) wenn sie aus einem anderen europäischen Land kommen. Spesen können jenachdem mit geschicktem Verhandeln auch noch herausgeholt werden. Es kann sich ja wohl selber ausrechnen was da für einen Manager übrigbleibt, neben seiner Arbeit, jenachdem Personalkosten, Portos usw.usw.
Häufig muss ich von der Plattenindustrie hören es gibt zu wenig Manager, schaut man mal nach, dann kann man mit schrecken erkennen wieviele Pleite gemacht haben. Dies ist gerade in der Schweiz erkennbar, ich kenne niemanden der Pianisten managt . Die Banken und die grossen Verleger haupsächlich aus Deutschland beherrschen die Konzertszene mit ganz ganz wenigen Ausnahmen, diese bestimmen wo der Wind durchpfeift.
Die Verantwortung für die ganze Misere tragen die sogenannten gebildeten Klassimusikliebhaber , die gerne mal für einen bekannten "super Star" vorwiegend aus China einen grossen vom Mund ersparten Betrag hinblätter um dabei zu sein, für die echten Perlen bleibt dann nichts mehr übrig.
Die wirklichen guten interessanten Pianistinnen/en müssen schon bluten , wenn sie sich eine einfache Garderobe anschaffen müssen. Ich betrachte es daher alls Dekatent, wenn man sich über die teuren Klammoten einer Pianistin aufhalten muss, das Thema hier sollte endlich mal aufrütteln

Cordialement
Destenay
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Platon und der Platonismus stimmen also Hegel zu ... ;) Wenn Du die Musik liebst, wirst Du wohl dem Meister abschwören müssen, denn was Platon von ihr hält, ist ja in den Büchern 3 und 10 seiner Politeia genau nachzulesen. Und daß es andererseits eine epikuräische Musiktheorie gegeben hätte, machen Epikur zugeschriebene Sätze wie "... Diskussionen und wissenschaftlichen Untersuchungen zur Musik wird der Weise sich nicht einmal beim Wein widmen" nicht recht wahrscheinlich (s. Lorenz e.a., Musik in der antiken Philosophie).
Deine Kritik solltest du nicht an mich, sondern an koelnklavier richten, von dem ich die Bezeichnungen "epikuräische" und "platonische" Musikauffassung übernommen habe (leider hat er ja seinen Beitrag, in dem es u. a. darum ging, gelöscht). Es geht bei diesen Bezeichnungen (wie ich sie bei koelnklavier verstanden habe) auch gar nicht um den wirklichen Epikur oder Platon, sondern um typisierte Haltungen, die man zur Musik einnehmen kann. Und eine dieser Haltungen kommt m. E. in dem Hegelzitat sehr gut zum Ausdruck.
 
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