Na kuck, fisherman, jetzt sind wir komplett auf der Sachebene zurück, so finde ich's gut.
Trotzdem bin ich doch etwas erstaunt über Teile deiner Sichtweisen.
... dass eine CNC-Bohrmaschine ein Loch eben immer exakt an der gleichen Stelle bohrt, der Klavierbauer ... aber intuitiv das Bohrloch minimal versetzt
Mal möglich, mal nicht, kein Grund zum Philosophieren: Wenn beispielsweise bei einem Stimmstock die Wirbellöcher minimal versetzt gebohrt würden, gäbs mit den Löchern der Panzerplatte Probleme. Gibt sicher weitere Beispiele wo die CNC-Präzision gerade von beseelten Leuten als Segen empfunden wird.
Gutes Werkzeug ist die halbe Arbeit - jawoll! Und was ist mit der anderen Hälfte? Da habe ich lieber einen altgedienten Klavierbauermenschen als einen dummen Roboter.
Hmmm... meinst du wirklich, diese Schwarzweiß-Frage wird sich in irgendeinem deiner realen Lebensbereiche mal konkret so stellen? Da habe ich beträchtliche Zweifel.
Beseeltes Werkzeug hört dort auf, wo keine Seele mehr dabei ist - wo also kein Mensch mehr eingreift.
Und wo wäre das? Du wirst es nicht erschöpfend beantworten können, musst du auch gar nicht. Meine Meinung: Die Übergänge vom Urmensch-Steinhammer bis zur voll automatisierten Produktionsanlage sind fließend. Die Unbeseeltheit des drohenden Fortschritts wurde schon seit Ewigkeiten immer angstbesetzt am dürsteren Horizont herbeigeargwöhnt. Und, nun ja: ganz allgemein sind natürlich die Zustände auf uns'Erde nicht lecker. Aber der Punkt, wo die Unbeseeltheit endgültig zuschlug, so dass niemand mehr irgendwie beseelt seinen letztlich korrigierenden Senf dazu geben konnte, wurde bislang wohl noch in Nichts erreicht. Und in sachen Klavier/Flügel schon gar nicht.
Modernste Fertigungstechnik - gerne! Aber nur an den Bereichen, die nicht klangrelevant sind.
Bittesehr, wenn du dir das leisten kannst. Handarbeit macht Waren teuer. Und, wie schon viel weiter oben gesagt, gegen Premium-Produkte für entsprechend finanzkräftiges Klientel spricht ja nichts. Aber andererseits: Modernste Fertigungstechnik macht Waren weder unbrauchbar noch letztlich unbeseelt. Auch ein komplett incl. klangrelevanter Bauteile industriell hergestelltes Musikinstrument kann (und sollte!) individuell so nachbearbeitet werden, dass es für den/die Eigentümer/in beglückend nutzbar ist.
Womit wir, sofern gewünscht, auch wieder bei Seiler und Ritmüller zurück wären.
Seiler ist heute, sofern sich da nicht schon wieder was geändert hat, das Premium-Segment der Samick-Gruppe. Und Ritmüller - ist das wirklich vollindustrielle Massenware? Oder nicht auch ein recht gehobenes Segment der PearlRiver-Palette?
Gruß
Martin