Hallo,
tut mir sehr leid, dass Du diese Probleme und Schmerzen nun seit so langer Zeit hast. Auch wenn man per Internet keine Diagnose stellen kann und darf, so ist es sinnvoll für Dich, einige Ideen zu haben, was Du tun könntest, bis eine Diagnose gestellt werden kann.
Die Diagnostik bei den von Dir genannten Problemen sollte mehrere Stufen umfassen. Nur eines sollte nicht sein: „Guten Tag! Ach, sie spielen Orgel und haben Schmerzen in den Händen und der Schultern. Naja, Verspannungen, Überlastung, xy, die sicher durch das Orgeln kommen. Hören Sie auf, dann geht’s besser.“ Mit Verlaub, das ist keine moderne Medizin, sondern ein sogenannter Fixierungsfehler von Leuten, die keinen Bock haben, eine ordentliche Diagnostik durchzuführen. Wie sagen die französischen Mediziner so gern: „On ne trouve que ce qu’on cherche.“ (Man findet nur, wonach man sucht.)
Die moderne Medizin kann sehr, sehr viele Erfolgsgeschichten vorweisen, das stimmt.
Die Behandlung von Sehnenscheidenentzündungen und auch von Nervenengpasssyndromen gehört für mich leider nicht dazu. Es gibt nach wie vor kein Medikament, das kausal heilend auf solche Veränderungen wirkt. Die meisten Therapieansätze sind eher chirurgischer Natur, da ja die Ursache „mechanisch“ ist (Einklemmung, verstärkte Reibung, Überlastung), z. B. operiert man ja das Karpaltunnelsyndrom sehr erfolgreich. Aber lange nicht alle in einem bestimmten Entwicklungsabschnitt der Medizin für gut befundenen chirurgischen Maßnahmen bringen die erhofften Erfolge. Zum Beispiel ist man in den letzten Jahren sinnvollerweise dazu übergegangen, nur noch Bandscheibenvorfälle zu operieren, die mit einer Beeinträchtigung der motorischen Nerven einhergehen. Denn die sehr viel häufigeren Bandscheibenvorfälle, die nur zu einer Symptomatik der sensiblen Äste führen, zeigen nach den Operationen keine guten Ergebnisse, sprich, die Leute haben trotzdem bald wieder die gleichen oder ähnliche Probleme. Was ich also sagen will, ist: der „State of the art“ kann in der Medizin innerhalb weniger Jahre sehr wandelbar sein und gerade das Fach Orthopädie/Traumatologie hat sich in den letzten Jahren von einem stark konservativen zu einem betont operativen Fach entwickelt.
Bis Du Dich nun also in eine mehrstufige Diagnostik begeben kannst, empfehle ich, zunächst überbrückend den gesunden Menschenverstand walten zu lassen:
Akuter Schmerz ist ein Warnsymptom. Er weist auf eine (Gewebe)Schädigung hin. Wenn er eine klare auslösende Ursache hat (bei Dir wahrscheinlich das Orgelspiel), ist die einzig sinnvolle Maßnahme momentan, das Orgelspiel als ebenjene Ursache strikt zu pausieren.
Das meine ich sehr ernst und da hat Styx völlig recht.
Wenn es sich beruflich machen lässt, gerne einige Tage krank schreiben und wirklich (!) die Sehnen schonen: kein Computer, keine Orgel, kein Clavio.
Die Gefahr bei Sehnenscheidenentzündungen ist ja die chronische Entzündung und schließlich die Verhärtung und Verengung der Sehnenscheiden. Nicht zu vergessen, die Gefahr chronifizierter Schmerzen und nachhaltiger Gefühlsstörungen. Das muss unbedingt durch eine ausgiebige, meist mehrwöchige Schonung (nicht Immobilisation! Das ist nach heutiger Auffassung schädlich, auch wenn man früher leidenschaftlich fixiert und vergipst hat) verhindert werden. Dann heilen solche Entzündungen (meist) aus.
Um die akuten Schmerzen zu durchbrechen und die Entstehung eines Schmerzgedächtnisses zu verhindern, können für eine sehr begrenzte Zeit NSAR (frag Deinen Arzt) sinnvoll sein. Aber bitte, nochmal: sie lösen nicht das Problem der Sehnenreizung! Wenn Du nicht schonst, gehen die Sehnenscheiden trotzdem weiter kaputt, das muss Dir einfach klar sein.
Vorsichtiges Kühlen hemmt die Entzündungsreaktion und lindert die Schmerzen. Mit Verlaub, wenn Du ein kleines Coolpack in den Kühlschrank (nicht Gefrierfach) legst und die Stellen mehrmals täglich kühlst (Taschentuch über die Haut legen), kann so viel nicht kaputt gehen, so lange Du es als angenehm empfindest.
Zum Orgelspiel: wenn Du über Deine Spieltechnik wirst nachdenken müssen, braucht Deine Feinmotorik eine Pause, um neu zu starten. Sonst fällst Du schnell in alte Gewohnheiten zurück. Auch wenn es von Vielspielern bestritten wird, gibt es bei manchen Menschen sehr wohl eine Grenze der Belastbarkeit, das ist individuell verschieden. So wie es im Sport das sogenannte Übertraining (kann man googlen) gibt, auch individuell verschieden. Wenn Du eine harmonischere Technik erwerben wirst, wirst Du sicher auch längere Zeit problemlos üben können. Aber es ist jetzt bitte nicht der richtige Zeitpunkt dafür, diesbezügliche Versuche zu unternehmen.
Tastendrückerei und vorgebeugtes Sitzen sind, so kann man vermuten, von der Evolution eher nicht vorgesehen. Daher ist eine Rückkehr zu ausgleichenden, ganzheitlichen Bewegungen eine gute Ergänzung, auch um evtl. HWS-Schulter-Arm-Dysbalancen auszugleichen. Damit hast Du eine gute Basis für die Heilung der Pfoten. Weißt Du, gerade im Bewegungsapparat hängt alles mit allem zusammen, wohl mehr, als Mediziner es derzeit beschreiben können. Daher finde ich die Idee, zu schwimmen, sehr sinnvoll! Gut können auch sein: Kräftigungsübungen für den Übergang HWS/BWS (Übungen wie Armheben auf dem Bauch liegend, Arm und Beinstrecken im Vierfüßlerstand, Reverse-Flys, Ruderübungen gehen zur Zeit mit den Händen eher nicht), überhaupt Rückenübungen zur generellen Aufrichtung, Bauchmuskelübungen. Aber auch Rückkehr zu natürlichen Bewegungen im Sinne von zügigem Gehen im Wald, Kniebeugen etc.. Sie haben eine schwer in Studien zu beschreibende, aber tiefgreifend heilsame Wirkung.
Also, liebe Devasya, lass Deinen Sehnenscheiden Zeit für eine vollständige Genesung.
Danach sieht man weiter.