Liebe Sonne,
es tut mir sehr leid, dass Du solche Probleme hast. Medizinische Ratschläge habe ich keine. Aber ich kann mich in Deiner Erzählung wiederfinden und halte es für absolut
keinen Zufall, dass Deine Beschwerden erst im Studium auftraten: Die wollen Dir was sagen. Um das zu bekräftigen, möchte ich hier (mal wieder) meine etwas ähnliche Geschichte erzählen, vielleicht hilft sie Dir
Ich habe als Schülerin mit meiner chronischen Sehnenscheidenentzündung erfolglos einige Therapien und Ärzte ausprobiert. Geraten wurde zur Schonung - schwierig, wenn man das Musik-Profil belegt, regelmäßig im Klavierspiel geprüft wird und darin das Abi ablegt. Das Offensichtliche jedoch, was keiner sah, war die psychisch belastende Situation, verbunden mit meinem eventuellen Ziel, Musik zu studieren. Der Wettbewerbscharakter im Musikprofil war bei uns nahezu pervers, meine Problematik begann nicht zufällig mit Beginn der Oberstufe. Das Blöde: mit Blick aufs Abi
musste ich spielen, riskierte damit jedoch eine Verschlimmerung. So ging das 2 Jahre. Nach dem Schulabschluss die Schmerzen plötzlich verschwunden
, das Musikstudium durch den Frust in weite Ferne gerückt. Ich studierte was anderes, litt aber sehr darunter, dass die Musik raus aus dem Leben war. Letzten Winter hat sie mich wieder eingeholt: im Dezember beschloss ich, ein Klavier zu kaufen und das C-Examen an der Orgel zu machen. Dann das Unglaubliche: das Klavier war gerade mal bestellt, und schon schmerzte mein vorbelasteter linker Arm wie verrückt. Es gab
keinen physiologischen Grund dafür, da ich nichts anders machte! Ich dachte, ich spinne. Als mein Orgellehrer dann auch noch vor ein paar Wochen damit anfing, ich solle doch unbedingt Kirchenmusik studieren, ging bei mir die Post ab:
Na klar, endlich das gescheiterte Musikstudium nachholen! Dabei konnte ich nicht einmal eine Quinte ohne Schmerzen greifen, es tat einfach
alles weh: Finger, Hände, Gelenke, Oberarme, Schultern, Rücken.
Überzeugt von der "Wahrheit" der Psychosomatik war mir schon lange klar, dass das alles kein Problem der Physis, sondern der Psyche ist. Doch wie lösen? Ich führte mit meinem Partner ein langes und sehr ehrliches Reflexionsgespräch, danach war klar: Mit 33 nochmal ein Kirchenmusik-Studium - das löst nur Angst und Druck aus, in jeder Hinsicht. Kein Wunder, dass der Körper dicht machte. Es war offensichtlich, dass ein Studium der falsche Weg wäre und gemeinsam legten wir die Idee mit gutem Gefühl ad acta. Denn mit dem C-Examen kann die ursprüngliche Intention bereits wahr werden: Musik und Beruf zumindest ein wenig verbinden, und vor allem überhaupt wieder zu spielen. Darum ging es doch, dafür braucht es nicht nochmal 4 Jahre Studium! Es hatte Klick gemacht, warum genau an diesem Tag, weiß ich auch nicht. Danach wusste ich, dass es jetzt gut ist. Setzte mich ans Klavier, spielte meine alten Beethoven-Sonaten im normalen Tempo und hatte
keinerlei Schmerzen. Das war vor ca. 10 Tagen. Die Schmerzen sind nicht wiedergekommen, obwohl ich die Hände derzeit zusätzlich am PC extrem belaste. Ich kann es selbst nicht glauben und mein Klavier und die Musik nun ganz anders, freier genießen.
Mir geht es hiermit nicht um Dein Studium - sei froh, dass Du es hast. Was ich sagen will: reflektiere gnadenlos ehrlich Deine Ängste, Ziele und Wünsche, höre in Dich rein. Welche Gedanken führen zu einem "Ja", welche zu einem widerstrebenden "Nein"? Was willst du mit der Musik, worum geht es Dir? Konfrontiert Dich das Studium womöglich mit alten Konflikten und Wunden? Kannst du den Wettbewerb und das Vergleichen in deinem Kopf ausschalten? Entspannt
Deinen Weg mit Deinem Studium gehen und damit glücklich werden? Letzteres ist sicher eine Lebensaufgabe
und manche dieser Fragen kannst Du vielleicht später besser beantworten als heute; deshalb finde ich den Tipp von
@Stilblüte , erst einmal Ruhe einkehren zu lassen, sehr gut. Du bist noch jung und ganz am Anfang. Das Wichtigste ist womöglich, dass Du Deinem Körper wieder vertrauen kannst und den Draht zur Musik und zum Spielen nicht zu verlierst. Erforsche Deinen Möglichkeitsraum: Nichts muss, vieles kann. Der Rest ergibt sich.
Alles Gute!