Russische Klaviertechnik

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chopinfan

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Seit einiger Zeit beschäftige ich mich mehr oder weniger lose mit der "Russischen Klaviertechnik". Dazu habe ich zwei Videos gefunden, die vielleicht allgemein interessant sind:




Mich fasziniert dabei vor allem die Entspanntheit und Lockerheit, die mit dieser Technik verbunden ist. Außerdem der schöne Klang.
Und einfach das entspannte Miteinander mit dem Instrument.
 
Naja, bisschen viel Gerede. Und die sogenannte „Russische Methode“ wäre wohl eher die „Neuhaus“ - bzw. „Goldenweiser“- Herangehensweise. Das was hier im Video gezeigt wird ist eine vernünftige Mischung sinnvoller Allgemeinplätze, irgendwas Russisch-Amerikanisch-Deutsches. Leider wird hier keine virtuose Stelle live erarbeitet, die praktische Anwendung der Prinzipien wird nicht gezeigt. Sehr schade.
Wenn man unbedingt von „Russischer Methode“ sprechen möchte, dann wäre diese gekennzeichnet durch sehr deutliche Betonung der Melodie, grundsätzlich großen Klang, sehr starke dynamische Differenzierung und ein deutlich vorhandenes sportives Element.
 
Wenn man unbedingt von „Russischer Methode“ sprechen möchte, dann wäre diese gekennzeichnet durch sehr deutliche Betonung der Melodie, grundsätzlich großen Klang, sehr starke dynamische Differenzierung und ein deutlich vorhandenes sportives Element.
Interessant! Für mich sind diese Allgemeinplätze teilweise völlig neu und öffnen mir die Augen. Von diesen ganzen Sachen habe ich in knapp 12 Jahren Unterricht nie etwas gehört.

Alleine die Aussagen "we never fight against the piano" und "we draw the tone out of the piano" haben mir ganz neue Dimensionen eröffnet.

Wenn Du noch weitere Tipps hast, wo ich mehr zu dieser Herangehensweise lernen kann (seit kurzem geschieht das auch im Klavierunterricht), freue ich mich über Links, Videos, Buchtipps... Danke Dir !
 
Ich habe mir nur das erste Video angeschaut und finde auch, dass es etwas viel Gerede ist, aber trotzdem sehr gut und auf den Punkt erklärt.
Einer der größten Fehler, die Klavierspieler immer wieder machen ist, dass sie zuviel und vor Allem zu lange Druck auf die Tasten ausüben, dass sie mit Gewalt und hochgezogenen Schultern versuchen, schwierige Stellen zu meistern und genau das Gegenteil bringt den Erfolg.
Nur, was sich gut anfühlt, kann auch gut sein. Spüren wir Stress beim Spielen, dann können wir sicher sein: er ist auch da und das ist schlecht.
Die Choreographie hilft uns bei der Musik.
 
Einer der größten Fehler, die Klavierspieler immer wieder machen ist, dass sie zuviel und vor Allem zu lange Druck auf die Tasten ausüben, dass sie mit Gewalt und hochgezogenen Schultern versuchen, schwierige Stellen zu meistern und genau das Gegenteil bringt den Erfolg.
Ganz genau so ist es! Nur wusste ich nie, was dieses Gegenteil ist, und so langsam entwickelt sich da eine Ahnung... dass sich Klavierspielen auch wirklich gut anfühlen kann und nicht nach "harter körperlicher Arbeit" (ähnlich wie Gartenarbeit mit Hacke und Spaten), lerne ich jetzt gerade in kleinen Schritten... ein ziemliches Neu- und Umlernen..... eine feine Sache....

P.S.: Jedem Neuling im Klavierspielen würde ich dringend raten, bei eine/r studierten Pianist/in Unterricht zu nehmen, am besten mit Konzertdiplom usw. und zwanzig youtube-Videos mit 10000 Klicks und 10 gewonnenen Wettbewerben. Ist jetzt etwas übertrieben (wie soll ein Laie wissen, wer "guten" Unterricht anbietet?), aber es macht einfach Sinn, das Klavierspielen gleich "richtig" zu lernen, vor allem die richtigen Bewegungsmuster (!!) und nicht nach 50 Jahren alles neu umzulernen.
 
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Ich würde ja empfehlen bei jemand Unterricht zu nehmen, der nicht nur spielen, sondern auch unterrichten kann.
Aus meiner Erfahrung heraus ist das Spielenkönnen, und zwar wirklich richtiges (!!) Spielenkönnen, Prio Nr. 1.
Unterrichten können (reine "Pädagogik", habe das mehrer Jahre "genossen") reicht nicht aus. Ist natürlich nice, wenn das noch dazu kommt.
 
Einen konkreten zum Stück passenden Bewegungsablauf genau diesem Schüler passend adaptiert zu unterrichten halte ich für Pädagogik.
Was soll denn reine Pädagogik sein?
 

Inhaltsleere Pädagogik halte ich für einen Unbegriff.
"Ein guter Lehrer, aber leider kann und weiß er nichts."?
 
Ich finde, es macht schon einen riesigen Unterschied, ob sich jemand die Hammerklaviersonate oder sonstige Brummer tatsächlich selbst erarbeitet hat oder nur einzelne Stellen zusammen mit dem Schüler „ausprobiert“.
 
So wie ich das verstanden habe Pädagogik ohne "richtig" spielen zu können.
Genau, das war gemeint. Als ahnungsloser Laie tappt man da leider im Dunklen und hat keine Ahnung, ob das, was da veranstaltet wird, handwerklich korrekt ist. Der/die Lehrer/in kann gut mit Kindern, ist also pädagogisch versiert, aber handwerklich tja. Der Idealfall ist es natürlich, wenn beides zusammenkommt: Sehr guter Künstler plus sehr guter Pädagoge. Das wäre dann der Volltreffer.
 
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Ich finde, es macht schon einen riesigen Unterschied, ob sich jemand die Hammerklaviersonate oder sonstige Brummer tatsächlich selbst erarbeitet hat oder nur einzelne Stellen zusammen mit dem Schüler „ausprobiert“.
Kommt drauf an. Wer mit erwachsenen Späteinsteigern das Album für die Jugend erarbeitet, muss sicher nicht op. 106 im Repertoire haben. Aber eine mittelschwere Beethoven-Sonate sollte auch in diesem Fall souverän bewältigt werden.
 
Klassenvorspiele anhören. Werden die Stücke von den Schülern souverän musikalisch dargeboten? Hört man gerne zu? Wenn nicht, weitersuchen!
 
Ein sehr authentisches Video, man kann dort englische und bestimmt auch deutsche Untertitel einschalten.




Describing the Russian method
What does the term 'Russian Piano School' really mean? Main characteristics: the connection to singing, the melodiousness of sound that comes from Russian songs.

Piano touch - how is the melodious sound created? The Moscow and St. Petersburg Conservatories founded by the Rubinstein brothers - the cradles of professional musical education.

How do we make the piano sound SING? The importance of the first piano lessons: how to play the first note (the whole-arm weighted non-legato key attack).

The importance of weight, whole-arm action, arm/wrist looseness and flexibility for creating a melodious, full sound.

The deep, 'free-sinking' weighted key attack - essential in playing Rachmaninoff. How to avoid a 'banging' sound.

Scriabin and the evolution of his style and sound: the church bells and the 'flight'. How do we learn to 'flutter'? The delicate and loose 'caressing' touch.
.....
 
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Irgendwie ärgert mich der Begriff: "russian Method" Seymour Bernstein hat ein Buch herausgegeben "20 lessons in Keyboard Choreography", das es auch auf Deutsch gibt und da ist nicht die Rede von russischer Schule, sondern von ergonomisch und musikalischem Klavierspiel.
Was ist denn der Gegenentwurf zur russischen Schule? Das Fingerspiel der Organisten? (Liebe fähige Organisten: Seht es nicht gegen Euch, sondern gegen diejenigen von Euch, die so spielen...)
 
Irgendwie ärgert mich der Begriff: "russian Method" Seymour Bernstein hat ein Buch herausgegeben "20 lessons in Keyboard Choreography", das es auch auf Deutsch gibt und da ist nicht die Rede von russischer Schule, sondern von ergonomisch und musikalischem Klavierspiel.
Was ist denn der Gegenentwurf zur russischen Schule? Das Fingerspiel der Organisten? (Liebe fähige Organisten: Seht es nicht gegen Euch, sondern gegen diejenigen von Euch, die so spielen...)
Ich glaube, im Groben könnte man die russische Schule als "romantisch" bezechnen - sie ist fokussiert auf Live Auftritte von klassisch-romantischem Repertoire. Idealerweise sollte jede Stimme wunderschön melodisch klingen, als ob sie von Pavarotti gesunden wird und auch in grossen Hallen gut hörbar bleiben. Das Gegenteil von der russischen Schule wäre vielleicht intellektuell-analytisches Spielen oder historisch-informiertes. Also, wenn man Interpretationsentscheidungen anhand von historischen Quellen etc. trifft. Andras Schiff kann bestimmt bei jeder seine gespielten Noten, argumentieren und mit Quellen nachweisen, warum das die einzig richtige Entscheidung war, sie genau so zu spielen. Ein russischer Pianist würde weniger mit Theorie argumentieren, sondern z.B. mit Zitaten aus Gedichten oder einfach nur Emotionen.

Technisch wäre ein Gegenteil von der russisch-romantischen Schule eine Anatomie-fokussierte Schule (Matthay, Taubman). Es wird zwar von Gelenken und Winkeln gesprochen, aber sehr wenig und die Musik hat Vorrang, die klangliche Vorstellung ist wichtiger als Anatomiekentnisse. Der Klang fängt nicht im Schultergelenk an, sondern im Kopf :) Lehrer zeigen, dass sie auch mit einem Bleistift einen schönen Klang erzeugen.
 

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